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Ich muss weitermachen, irgendwie...

Viola2002

Mitglied
Morgen ist das Gespräch. Ich bin schon aufgeregt. Schliesslich entscheidet sich, wie es mit meiner Zukunft aussehen soll. Ich habe jetzt ein dreiviertel Jahr meiner Ausbildung hinter mir und das zu verschenken oder umsonst gemacht zu haben – das täte weh! Andererseits muss sich dringend was ändern. Ich kenne das Ehepaar der Bäckerei seit meiner Kindheit und ich kenne einige meine älteren Kolleginnen seit meiner Kindheit und hätte da menschlich etwas mehr erwartet. Dass ich nur noch am Putzen bin und alles was hinter dem Laden ist an mir hängen bleibt. Alle Bestellungen fertig machen, das Telefon annehmen und stundenlang Zeug auf den Lieferwagen schleppen und stundenlang Thekenbleche in die Spülmaschine räumen. Mir wird beim Brotschneiden ständig dreckiges Zeug hingeschmissen, dass ich schnell wegräumen muss…. Aber im Laden bedienen darf ich nicht. Das ist doch irgendwie Banane. schliesslich lerne ich doch VERKÄUFERIN. Wenn ich drei Jahre putzen darf, kann ich in drei Jahren gut putzen und kann mich genausogut als Raumpflegerin bewerben.

Wenn die chefin den Rundgang macht, muss alles picobello sauber sein. Auch die Küche und die anderen Räume, die ein Kunde niemals zu sehen bekommt. Nun, wir werden sehen – morgen. Natürlich geht es auch um meinen eigenen Anteil Schuld, den ich an der Misere habe. Das muss es auch, da komme ich nicht drumherum. Aufarbeiten, welchen eigenen Anteil Schuld ich habe, dass es nicht rund läuft. Ja, ja, ich weiss. Man muss seine privaten Probleme zuhause lassen. Andere können ja nix für mein verkorkstes Leben und können nicht auf mich Rücksicht nehmen. Und das letzte halbe Jahr war wahrlich hart. Mit meiner Mutter. Ich habe oft nicht schlafen können und je was wieder Zuhause war, hatte ich tiefe Ringe unter den Augen. Ich bin schon mal von einer Kollegin drauf angesprochen worden, ich solle mir Rouge auflegen. Dass man so nicht unter die Kunden treten sollte, Ok.

Für meine Mutter hoffe ich jetzt einfach das Beste. Ich bin nicht mehr so naiv zu glauben, dass mit einem Entzug alles getan ist und man für immer trocken ist.
 

Viola2002

Mitglied
So, das Gespräch ist durchgeführt worden und ich bin danach erstmal stundenlang mit dem Fahrrad gefahren. Uff! Es ging wirklich hoch her! Ich bin noch zu platt, um davon jetzt zu erzählen. Meine „strenge“ Kollegin ist auch eigens dafür gekommen, mit dem Gipsbein und Krücken. Und es wurde paar mal richtig laut….

Es ist jetzt ein Ausbildungsplan erstellt worden und es wird also jetzt darauf geachtet, dass Aufgaben gerechter verteilt werden. Und wie erwartet: ich war auch nicht unschuldig an der Schieflage. Ich habe mir eben oft einfache Dinge nicht merken können und wieder vergessen. Und ja, der Laden muss laufen, da kann nicht auf einen einzelnen Rücksicht genommen werden. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und die Bäckerei ist nun mal kein Reha-Zentrum. Und – man hatte bei mir oft den Eindruck gehabt, ich hätte einfach keine Lust mehr. So hatte ich das aus meiner Sicht nicht wahrgenommen. Gut, ich war oft müde und mir ist alles schwerer gefallen. Aber dass es so rüberkommt… Wie gesagt, die Frau von den ABH hat mir ja auch gesagt, ich hätte nicht viele Alternativen, würde ich die Ausbildung schmeissen.
 

Viola2002

Mitglied
Zwei Tage nach dem Gespräch kann ich nur sagen, man bemüht sich um Höflichkeit und gute Umgangsformen, aber die Stimmung bleibt gespannt.

Und nun warte ich, dass ich die Therapie beginnen kann. Finde ich wirklich nett, den Einsatz der Frau von den Ausbildungsbegleitenden Hilfen. Aber heute kann ich darüber nur sagen: ganz ehrlich! Dumme Nuss! Sieht die denn nicht, wie fertig ich bin, hat die nix anderes auf Lager als „du musst durchhalten“ und „es gibt keine wirkliche Alternative“. Ich fühle mich einfach nur noch ausgeknockt nach diesem letzten halben Jahr. Deshalb bin ich ja zu ihr hin. Ich habe nämlich ehrlich gesagt keine Ahnung, was man während Corona alternativ machen kann, ausser „durchzuhalten“. Zur Schule gehen ist nicht. Und dann noch was: Hygiene ist das A und O bei der Herstellung von Lebensmitteln. Und das Gewerbeaufsichtsamt kommt unangemeldet in Bäckereien. Ok. Verstanden. Aber wie kann es dann sein, dass in Schlachthöfen die Hygiene unter aller sau ist. Abstandsregeln nicht eingehalten werden und wieder viele neue Corona-Neuinfektionen da sind? Es ist rohes Fleisch. Kommt da keine Aufsicht kontrollieren? Nein, das ist mir zu hoch. Bitte helft mir auf die
Sprünge!

Gleich fahren meine Mutter und ich zum Nachbarort eine Wohnung angucken.
 
A

Alböguhl

Gast
Du hast in einem Schlachthof gearbeitet, kannst das bewerten, beurteilen?
Die Mitarbeiter haben sich nicht im Schlachthof, sondern in Ihren Unterkünften angesteckt.
Die Hygiene ist da in Ordnung, dafür gibt es Spezial-Firmen die das machen.
Du bist in einer Bäckerei nicht im Schlachthof, das hilft dir nicht weiter es zu kritisieren.
Deshalb bist du mitverantwortlich für die Hygiene und Sauberkeit im Betrieb.
Das gehört dazu, auch woanders in Bäckereien und kleinen Betrieben.
Und etwas zu kritisieren ist kein Verbesserungsvorschlag, der wäre sinnvoll.
Du bist erst in der Ausbildung, also konzentriere dich drauf das zu erledigen was von dir verlangt wird, und mehr nicht.
Ist ein Standardberuf als Verkäuferin, da gibt es Tausende die das machen und schaffen, unabhängig von den Bedingungen.
Da heißt es wirklich auch mal die Zähne zusammenbeißen und es tun, wie auch angesagt wurde.
Wenn dir das nicht gelingt, du überfordert bist, die werden nicht für dich die Ausbildungsordnung ändern, was bleibt dann?
Und nach der Prüfung fällt noch der ( Welpenschutz ) weg, da bist du ganz auf dich gestellt!
 

Viola2002

Mitglied
Hallo Alböguhl,
danke für die schnelle und präzise Antwort. Vielleicht ist ein Tritt in den Hintern jetzt genau das richtige was ich brauche. Ja, die Zähne zusammenbeissen, was anderes wird mir nicht übrig bleiben. dafür bin ich ja in der Bäckerei. Um Verkäuferin zu lernen, also verkaufen lernen. Ausschliesslich putzen und für die Chefin einkaufen gehen, und hinterm Laden fast ausschliesslich alles machen, ob das so nach "Verkäuferin" aussieht? Denn genau das darf ich ja nicht - an die Ladentheke und verkaufen eben. Naja, die werden eben ihre Gründe haben...

Aber gut, ich beisse jetzt einfach mal die Zähne zusammen. Meine Mutter ist ja jetzt trocken, also ist alles wieder gut.

Was ich noch tun kann, ist vielleicht auf meine Kolleginnen nochmal zu zugehen und mich zu entschuldigen, und dann gebe ich mir einfach mal noch mehr Mühe.
 

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