Ich glaube mein Vater hasst mich

Hallo an Alle,

zuerst einmal zu mir: Ich bin weiblich, 24 Jahre alt und wurde als Baby adoptiert. Ich hatte schon von Kind an das Gefühl, dass mein Adoptivvater nicht wirklich viel von mir gehalten hat und hält, während meine ältere Schwester (leibliche) sein absoluter Liebling war. Meine Mutter liebt uns beide gleich viel, da bin ich sicher. Ich habe immer das Gefühl, dass ich in seinen Augen einfach alles falsch mache und er mich für einen kompletten Versager hält. Ich glaube er hält mich für einen schlechten Menschen, weil unsere leiblichen Eltern nicht gerade Vorzeigebürger waren. Ich hab ja die gleichen Gene wie sie. Er sagt mir auch nie, dass er stolz auf mich ist und hat mich seit Jahren nicht mehr in den Arm genommen. Meine Schwester schon. Ich bin auch eine ziemliche ruhige Person, in mich gekehrt, total zurückhaltend und hab wenig Selbstbewusstsein. Andererseits bin ich total zuverlässig, immer höflich durch meine Erziehung und sehr vernünftig. Ich darf meinem Vater nicht einmal etwas erzählen, weil es ihn einfach nicht interessiert. Er mag auch generell die Menschen nicht, die eine andere Ansicht oder Lebenseinstellung als er haben. Er hat mir sogar einmal gesagt, als ich ihm gesagt hatte, er würde doch eh nichts von mir halten, dass ich mal nachdenken soll, warum das wohl so ist. Sowas sagt man seinem Kind doch nicht, auch wenn es nur das Adoptivkind ist, oder? Mein Vater weiß, dass ich nicht so ein fröhlicher Mensch bin wie andere Menschen, hält mich deswegen gleich für schlecht und die Gründe, warum es vielleicht so ist, interessieren ihn gar nicht. Soll ich mich jetzt von Grund auf ändern, nur damit ich in sein Weltbild passe? Warum hasst er mich nur so und was kann ich tun, dass es nicht so ist? Oder hasst er mich gar nicht und es steckt was anderes dahinter?

Ich hab meiner Mutter öfter mal gesagt, dass ich glaube er liebt mich nicht. Sie sagt aber immer es würde nicht stimmen. Ich will auch nicht glauben, dass es stimmt, er gibt mir aber immer das Gefühl. Ich habe immer das Gefühl, dass er mich nur duldet. Ich weiß aber nicht, warum es so ist.

Liebe Sandra,

kann es sein dass du dich etwas ausgegrenzt fühlst, dass du nicht sein Fleisch und Blut bist? Du zweifelst an seiner Liebe zu dir und die Signale/Hinweise die er dir sendet, nimmst es als tatsächliche Beweise an.

Ich weiß ja nicht wie Euer Verhalten im Alltag ist, dazu kann ich nichts sagen. Ist vielleicht irgendwann mal etwas vorgefallen, dass er von dir verletzt,gekränkt wurde, oder er dich verletzt, gekränkt hat?

Hast du mal mit deinem Vater offen über deine Eindrücke gesprochen oder geschrieben?

Wenn du dich deinem Vater nicht mitteilst, dann kann er es auch nicht wissen und sein Verhalten dir gegenüber ändern.

Glaubst du wirklich wenn er dich nicht lieben würde, dass dein Vater die Zustimmung zur Adoption gegeben hätte? Ich glaube nicht man gibt seine eigene Zustimmung, wenn man es nicht haben will, dass kommt auch aus dem Herzen. Frag doch einfach nach seinen Motiven, warum er dich adoptiert hat, daraus kannst du auch eigene Schlüsse ziehen, ob es vom Herzen kam.

Da hilft Offenbarung in einem klärenden Gespräch oder Brief.
Spekulationen helfen einem nicht weiter.

Habe selber eine ältere Schwester, die alles besser kann und alles weiß. Und ich bin die nichts kann, nichts weiß und keine Erfahrung hat, weil ich eben die jüngere bin und bin kein Adoptivkind 🙂.
Das aller wichtigste ist, dass ich weiß was mein Wissen und Können ist und Menschen, die es auch wissen. Und wenn meine Familie blind ist sollen die sich eine Brille kaufen mit dicken Brillengläsern.

Liebe Grüsse
Silvia

Ja, das kann sein, aber dieses Gefühl hab ich doch bei meiner Mutter auch nicht und ich bin auch nicht ihr eigenes Kind.

Solche Sachen kommen in jeder Familie vor. Mein Vater ist ein Mensch, bei dem man höllisch aufpassen muss, was man sagt oder macht. Nur glaub ich nicht, dass dies der Grund ist, da ich dieses Gefühl ja schon von klein auf hab.

Ich habe es ihm mal gesagt, dass ich glaube er mag mich nicht. Seine Antwort war nur: Zerfließ halt in Selbstmitleid.

Nein, eigentlich macht man das nicht, wenn man das Kind nicht liebt. Es kann aber auch sein, dass er es nur meiner Mutter zuliebe getan hat. Andrerseits hats mir zuhause nie an was gefehlt. Adoptiert haben sie generell, weil meine Mutter keine Kinder bekommen konnte. Uns dann wahrscheinlich, weil wir noch Babys waren. Er sagt immer, wenn sie mich nicht adoptiert hätten, hätte ich es nie so weit gebracht und wäre jetzt in der Gosse.

Ja, ich muss da irgendwie mit ihm reden, das ist allerdings nur sehr schwierig. Es kommt eigentlich immer zum Streit, wenn ich versuche mit ihm über etwas zu reden, oder wenn ich ihm nur etwas erzählen möchte. Er hat da seine festgefahrene Meinung von der er nicht abweicht. Ich hab jetzt auch mal beschlossen, ihm eine Weile einfach gar nichts mehr zu erzählen. Einfach nur das Nötigste zu reden.

Meine Schwester ist in den Augen meiner Eltern auch kein Engel. Sie hat als Kind oder als Jugendliche immer viel mehr Ärger gemacht als ich. Bei mir heißt es aber auch immer, lass es, das kannst du doch sowieso nicht. Vielleicht ist es auch nur so, weil sie mit 19 ausziehen musste. Ich hab diese Gelegenheit nicht bekommen. Ich musste mir eine Ausbildung suchen, bei der ich daheim wohnen kann, damit keine Wohnung finanziert werden muss. In einem halben Jahr bin ich jedoch fertig und kann ausziehen. Ich hoffe das Verhältnis bessert sich dann.

Vielleicht lässt dich seine Art an seiner Liebe zweifeln. Doch das muss nicht unbedingt was zu tun haben.

Wenn es in mündlicher Form nicht geht dann gibt es noch den Weg des schriftlichen.

Liebe Grüsse.
Silvia