Mutter Seelenallein
Neues Mitglied
Ich habe mich hier gerad frisch angemeldet und werde mich mal vorstellen.
Ich bin 35 Jahre alt. Meine Mutter hat mich geboren, um meinen Vater an sich zu binden. Was auch geklappt hat. Leider hatte sie dabei nicht berücksichtigt, dass ein Kind auch einige "Unanehmlichkeiten" einfordert. Schutz, Beachtung, Unterstützung, Sicherheit... Liebe. Sie lebt weitweg jeglicher Realität, ihre Träume "Prinzessin" zu werden, haben sich nicht erfüllt. Mein Vater war dann doch kein reicher Königssohn und sie musste als Putzfrau bei der Stadt arbeiten. Schuld war natürlich ich, die es auch noch wagt, Forderungen nach Liebe und Sicherheit zu stellen. Bis heute versteht sie es nicht. Ich habe ihr verziehen, sie konnte es selbst nicht besser.. Aber der Kontakt ist eher sporadisch, derzeit stillgelegt (in harten Zeiten habe ich gelernt, mich von ihr besser zu lösen) Mein Vater ist bis heute geblieben, auch wenn ich mir immer was besseres für ihn gewünscht habe. Glücklich war er nicht, ist er nicht.. deshalb hatte ich bis ich erwachsen war auch nie gelernt, dass man einen Anspruch hat, glücklich zu sein.
Jetzt bin ich selber Mama. Letztlich habe ich denselben Weg gewählt. Ich war mit meiner großen Liebe (naja, zumindest habe ich das geglaubt, dass das Liebe sein muss) viele Jahre zusammen, wir sprachen von einer gemeinsamen Zukunft und ich habe die Pille ausgesetzt. Ohne zu wissen, was das bedeutet. Es reichte mir, dass ich jemanden habe, der mich bedingungslos liebt und den ich den ganzen Tag lieben kann. Als ausgebildete Erzieherin (und auch eine gute, leidenschaftliche Erzieherin -zumindest für 8 bezahlte Stunden am Tag und reichlich Wochenenden und Urlaubstage).. dachte ich, ich hätte alle Voraussetzungen für diesen Job.
Ich liebe meine Tochter, sie ist neun Jahre alt, sehr klug und wunderschön! Aber sie ist von vielen Ängsten geplagt (Verlustängste, Versagensängste...). Ich schätze, ich wollte alles zu sehr richtig machen. "Kleine Kinder stark machen" heißt auch, ihnen bewusst zu machen, dass es Schwächen gibt.
Der Papa ist gegangen (nein, eigentlich hat er mich gezielt dazu gebracht, selbst zu gehen) als meine Tochter noch keine 2 Jahre alt war. Er hat mir versucht einzureden, dass ich verrückt bin zu glauben, er würde mich nicht lieben. Aber es war offensichtlich und heute weiß ich, dass es der richtige Schritt war. Wir verstehen uns gut, aber es ist verletzend für mich, aber das lass ich mir nicht anmerken. Mein Kopf weiß, dass es der richtige Schritt war und ändern kann ich die Vergangenheit nicht mehr.
Ich bin Sozialpädagogin geworden. Habe vielen Menschen geholfen, konnte mich aber nie in den Teams integrieren, weil ich immer irgendwie anders war... Meinen Job habe ich dennoch gut und mit viel Leidenschaft gemacht, deshalb habe ich den Plan gefasst, ab dem nächsten Jahr meinen Master zu machen und mich als Supervisorin zu verselbstständigen. Dann kann ich das machen, was mir am besten liegt, persönliche Schwächen zu analysieren und individuelle Lösungsmuster zu entwickeln.
Bis zu diesem Plan habe ich jedoch echt viele Unruhen gehabt. Mit meinem Lebenslauf trau ich mich kaum eine Bewerbung rauszuschicken. Ich hangelte mich von Nebenjob zu Nebenjob. Lernte dann irgendwann meinen jetzigen Freund kennen. Ihm tat meine verständnisvolle und "nicht ganz konventionelle Art" total gut, ich sah in ihm eine Veränderung meines Lebens, geprägt von Sicherheit, Selbstentfaltung und Liebe. Natürlich hab ich mich geirrt und nur das gesehen, was ich sehen wollte. Er ist psychisch und geistig ziemlich labil, ich kann ihm eine sehr gute Sozialpädagogin sein, aber eben keine Partnerin.
Wir leben zusammen, meine Tochter braucht ihn, wir verstehen uns gut, er kennt meine Situation und hat nun begriffen, dass ich ihn nicht lieben kann. (Ich zweifel daran, dass ich überhaupt dazu fähig bin, zu lieben.) Ich will ihn nicht verletzen, tu es aber. Deshalb zieh ich mich weitgehend zurück.
Sowie aus all meinen Freundschaften. Sie fordern etwas von mir ab, was ich nicht mehr geben kann... Vielleicht ist das typisch für eine Selbstfindungsphase (ich krempel gerade all meine Lebenspläne um), aber bei genauer Betrachtung hatte ich nie richtige Freunde.
Ich glaube, ich wirke nicht authentisch.. Ich weiß es nicht. Nachfragerei wirkt "irre" und die Wahrheit mag sowieso keiner aussprechen. Dabei finde ich es so wichtig, dass man auch mal neue Denkimpulse vermittelt bekommt. Als Kind musste ich immer raten, was ich gerade falsch gemacht habe.. Das ist echt verstörend.
Ich zweifel oft daran, ob ich ein "Ich" habe. Ich fühle mich dann eher wie ein Produkt aus all dem, was mein Umfeld mir vermittelt. Variierbar und doch total wach und begreifend.
Mein Leben ist anstrengend, jede Sekunde.. Ich will nur glücklich sein, aber weiß gar nicht, wie ich da hinkomme... oder ob ich es gelernt habe, es zu fühlen. Ich fühle mich leer. Will nur meine Tochter groß bekommen, allerdings soll sie die Möglichkeit nutzen können, ein eigenes Selbst zu entwickeln, zuversichtlich zu sein, sich geliebt zu fühlen. Eine verdammt anstrengende Aufgabe für jemanden, der das selbst nicht kennt. Manchmal glaub ich, das ist vergleichbar mit jemandem, der in Physik immer eine 5 hatte und nun einen Physikerjob zu meistern hat.
Ich habe schon darüber nachgedacht, sie in eine Pflegefamilie zu geben (dem Vater zu überlassen, wäre definitiv keine gute Entscheidung. Da geht es ihr bei mir besser). Aber das würde sie doch zerbrechen, sie liebt mich und ist viel zu klein um zu verstehen... Ich hoffe, ich kann ihr noch eine Weile eine so gute Mutter sein, wie es mir irgendwie möglich ist. Wenn sie groß genug ist und verstehen kann, dann hab ich meinen Lebensjob erfüllt und kann einschlafen...
So denke ich hauptsächlich.
Mein Verstand schlägt dann Alarm und ich weiß, ich muss mir (realistische und für meine Persönlichkeit angemessene) Ziele setzen, muss mich leben lernen.. vielleicht hab ich dann irgendwann doch das Glück, glücklich zu sein.
Dieser ständige Widerstand nimmt verdammt viel Kraft.
Ich hab einen Psychotherapeuten gefunden, der mir wirklich gut tut. Zumindest habe ich dann für ein paar Tage wieder Ehrgeiz und Zuversicht. Er sagt, ich sei eine beeindruckende Persönlichkeit und in mir wäre alles vorhanden, um ein erfülltes Leben zu führen. Aber es ist auch verdammt viel da, was mir diesen langen langen Weg nicht wirklich einfacher macht.. und manchmal bin ich überzeugt, ich schaffe es gar nicht.
Was ich mir wünsche? Einen Neustart? Ein bisschen Glück? Ein wenig Sicherheit? Mal eine Zeit ohne Sorgen? Jemand, der mich lieben kann, wie ich bin? Einen Menschen, der mich in kritischen Zeiten an die Hand nimmt und mich kurz führt oder begleitet, bis ich wieder alleine laufen kann? Jemand, der mir sagt, wo mein Weg ist? Eine Mutter, die mir Zuversicht und Sicherheit in den Rucksack packt?..
Ja, irgendwie sowas...
Oh, der Text ist ganz schön lang geworden... Ich hoffe, das ist so okay?
Falls ja, danke fürs Zuhören..
Ich bin 35 Jahre alt. Meine Mutter hat mich geboren, um meinen Vater an sich zu binden. Was auch geklappt hat. Leider hatte sie dabei nicht berücksichtigt, dass ein Kind auch einige "Unanehmlichkeiten" einfordert. Schutz, Beachtung, Unterstützung, Sicherheit... Liebe. Sie lebt weitweg jeglicher Realität, ihre Träume "Prinzessin" zu werden, haben sich nicht erfüllt. Mein Vater war dann doch kein reicher Königssohn und sie musste als Putzfrau bei der Stadt arbeiten. Schuld war natürlich ich, die es auch noch wagt, Forderungen nach Liebe und Sicherheit zu stellen. Bis heute versteht sie es nicht. Ich habe ihr verziehen, sie konnte es selbst nicht besser.. Aber der Kontakt ist eher sporadisch, derzeit stillgelegt (in harten Zeiten habe ich gelernt, mich von ihr besser zu lösen) Mein Vater ist bis heute geblieben, auch wenn ich mir immer was besseres für ihn gewünscht habe. Glücklich war er nicht, ist er nicht.. deshalb hatte ich bis ich erwachsen war auch nie gelernt, dass man einen Anspruch hat, glücklich zu sein.
Jetzt bin ich selber Mama. Letztlich habe ich denselben Weg gewählt. Ich war mit meiner großen Liebe (naja, zumindest habe ich das geglaubt, dass das Liebe sein muss) viele Jahre zusammen, wir sprachen von einer gemeinsamen Zukunft und ich habe die Pille ausgesetzt. Ohne zu wissen, was das bedeutet. Es reichte mir, dass ich jemanden habe, der mich bedingungslos liebt und den ich den ganzen Tag lieben kann. Als ausgebildete Erzieherin (und auch eine gute, leidenschaftliche Erzieherin -zumindest für 8 bezahlte Stunden am Tag und reichlich Wochenenden und Urlaubstage).. dachte ich, ich hätte alle Voraussetzungen für diesen Job.
Ich liebe meine Tochter, sie ist neun Jahre alt, sehr klug und wunderschön! Aber sie ist von vielen Ängsten geplagt (Verlustängste, Versagensängste...). Ich schätze, ich wollte alles zu sehr richtig machen. "Kleine Kinder stark machen" heißt auch, ihnen bewusst zu machen, dass es Schwächen gibt.
Der Papa ist gegangen (nein, eigentlich hat er mich gezielt dazu gebracht, selbst zu gehen) als meine Tochter noch keine 2 Jahre alt war. Er hat mir versucht einzureden, dass ich verrückt bin zu glauben, er würde mich nicht lieben. Aber es war offensichtlich und heute weiß ich, dass es der richtige Schritt war. Wir verstehen uns gut, aber es ist verletzend für mich, aber das lass ich mir nicht anmerken. Mein Kopf weiß, dass es der richtige Schritt war und ändern kann ich die Vergangenheit nicht mehr.
Ich bin Sozialpädagogin geworden. Habe vielen Menschen geholfen, konnte mich aber nie in den Teams integrieren, weil ich immer irgendwie anders war... Meinen Job habe ich dennoch gut und mit viel Leidenschaft gemacht, deshalb habe ich den Plan gefasst, ab dem nächsten Jahr meinen Master zu machen und mich als Supervisorin zu verselbstständigen. Dann kann ich das machen, was mir am besten liegt, persönliche Schwächen zu analysieren und individuelle Lösungsmuster zu entwickeln.
Bis zu diesem Plan habe ich jedoch echt viele Unruhen gehabt. Mit meinem Lebenslauf trau ich mich kaum eine Bewerbung rauszuschicken. Ich hangelte mich von Nebenjob zu Nebenjob. Lernte dann irgendwann meinen jetzigen Freund kennen. Ihm tat meine verständnisvolle und "nicht ganz konventionelle Art" total gut, ich sah in ihm eine Veränderung meines Lebens, geprägt von Sicherheit, Selbstentfaltung und Liebe. Natürlich hab ich mich geirrt und nur das gesehen, was ich sehen wollte. Er ist psychisch und geistig ziemlich labil, ich kann ihm eine sehr gute Sozialpädagogin sein, aber eben keine Partnerin.
Wir leben zusammen, meine Tochter braucht ihn, wir verstehen uns gut, er kennt meine Situation und hat nun begriffen, dass ich ihn nicht lieben kann. (Ich zweifel daran, dass ich überhaupt dazu fähig bin, zu lieben.) Ich will ihn nicht verletzen, tu es aber. Deshalb zieh ich mich weitgehend zurück.
Sowie aus all meinen Freundschaften. Sie fordern etwas von mir ab, was ich nicht mehr geben kann... Vielleicht ist das typisch für eine Selbstfindungsphase (ich krempel gerade all meine Lebenspläne um), aber bei genauer Betrachtung hatte ich nie richtige Freunde.
Ich glaube, ich wirke nicht authentisch.. Ich weiß es nicht. Nachfragerei wirkt "irre" und die Wahrheit mag sowieso keiner aussprechen. Dabei finde ich es so wichtig, dass man auch mal neue Denkimpulse vermittelt bekommt. Als Kind musste ich immer raten, was ich gerade falsch gemacht habe.. Das ist echt verstörend.
Ich zweifel oft daran, ob ich ein "Ich" habe. Ich fühle mich dann eher wie ein Produkt aus all dem, was mein Umfeld mir vermittelt. Variierbar und doch total wach und begreifend.
Mein Leben ist anstrengend, jede Sekunde.. Ich will nur glücklich sein, aber weiß gar nicht, wie ich da hinkomme... oder ob ich es gelernt habe, es zu fühlen. Ich fühle mich leer. Will nur meine Tochter groß bekommen, allerdings soll sie die Möglichkeit nutzen können, ein eigenes Selbst zu entwickeln, zuversichtlich zu sein, sich geliebt zu fühlen. Eine verdammt anstrengende Aufgabe für jemanden, der das selbst nicht kennt. Manchmal glaub ich, das ist vergleichbar mit jemandem, der in Physik immer eine 5 hatte und nun einen Physikerjob zu meistern hat.
Ich habe schon darüber nachgedacht, sie in eine Pflegefamilie zu geben (dem Vater zu überlassen, wäre definitiv keine gute Entscheidung. Da geht es ihr bei mir besser). Aber das würde sie doch zerbrechen, sie liebt mich und ist viel zu klein um zu verstehen... Ich hoffe, ich kann ihr noch eine Weile eine so gute Mutter sein, wie es mir irgendwie möglich ist. Wenn sie groß genug ist und verstehen kann, dann hab ich meinen Lebensjob erfüllt und kann einschlafen...
So denke ich hauptsächlich.
Mein Verstand schlägt dann Alarm und ich weiß, ich muss mir (realistische und für meine Persönlichkeit angemessene) Ziele setzen, muss mich leben lernen.. vielleicht hab ich dann irgendwann doch das Glück, glücklich zu sein.
Dieser ständige Widerstand nimmt verdammt viel Kraft.
Ich hab einen Psychotherapeuten gefunden, der mir wirklich gut tut. Zumindest habe ich dann für ein paar Tage wieder Ehrgeiz und Zuversicht. Er sagt, ich sei eine beeindruckende Persönlichkeit und in mir wäre alles vorhanden, um ein erfülltes Leben zu führen. Aber es ist auch verdammt viel da, was mir diesen langen langen Weg nicht wirklich einfacher macht.. und manchmal bin ich überzeugt, ich schaffe es gar nicht.
Was ich mir wünsche? Einen Neustart? Ein bisschen Glück? Ein wenig Sicherheit? Mal eine Zeit ohne Sorgen? Jemand, der mich lieben kann, wie ich bin? Einen Menschen, der mich in kritischen Zeiten an die Hand nimmt und mich kurz führt oder begleitet, bis ich wieder alleine laufen kann? Jemand, der mir sagt, wo mein Weg ist? Eine Mutter, die mir Zuversicht und Sicherheit in den Rucksack packt?..
Ja, irgendwie sowas...
Oh, der Text ist ganz schön lang geworden... Ich hoffe, das ist so okay?
Falls ja, danke fürs Zuhören..