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Ich bin anders- ich habe überlebt

Licht94

Neues Mitglied
Hallo da draußen. Ich habe meine Chance verpasst juristisch gegen den Menschen vorzugehen, der mich missbraucht hat. Und auch gegen die Frau, die mich zur Welt brachte. Aber ich schreibe diese Zeilen und ich wünsche mir, dass ihr wachsamer seit. Aufmerksamer, wenn ihr bemerkt dass Kinder und Jugendliche still werden, abwesend sind. Vielleicht auch arrogant und ungehalten. Es hat immer einen Grund.
Ich war schon als Kind anders – traurig, still, irgendwie verloren. Ich bin in einer zerrissenen Familie groß geworden. Meine Eltern haben sich gehasst. Meine Mutter hat meinen Vater mit Worten vernichtet – täglich, ohne Gnade. Irgendwann hat sie mich ihm weggenommen. Er durfte mich kaum noch sehen.

Meine Mutter hat mich nie gewollt. Sie hat es mich spüren lassen – jeden Tag.
Sie hat mich beleidigt, beschimpft, geschlagen.
Sie hat mich hungern lassen.
Ich hatte kaum etwas zum Anziehen. Ich war sehr dünn. Zigaretten und Alkohol sind immer wichtiger gewesen. Und natürlich auch das gute Gesicht gegenüber Anderen, dass sich dann zuhause zum Teufel persönlich entwickelt hat.

In der Schule wurde ich ausgelacht. Wegen meiner Kleidung, wegen meines Aussehens, wegen meines Schweigens. Und niemand hat gefragt, warum ich so bin. Niemand hat wirklich hingeschaut. Die Lehrer nicht. Die Nachbarn nicht. Keiner. Es war euch egal.
Was mich am Ende fast zerstört hat, war nicht nur ihre seelische Gewalt – sondern der Missbrauch durch ihren Kumpel. Ich war 13. Er war fast 40 Jahre älter. Und es ging drei Jahre lang.
Meine Mutter wusste es. Sie hat nichts getan. An eine Bemerkung erinnere ich mich : du hast es doch gewollt. Nie werde ich das vergessen können.

Ich schäme mich oft dafür, obwohl ich es nicht sollte. Ich weiß, ich bin nicht schuld. Und trotzdem ist es da – dieses widerliche Gefühl, das sich in den Körper frisst. Es ist wie Dreck, der immer an mir haftet.

Mit 21 habe ich meinen Vater verloren. Er hat sich das Leben genommen. Ich glaube, er ist an allem zerbrochen – an der Ehe, an der Trennung, an dem, was meine Mutter ihm und mir angetan hat. Er hat mir keinen Brief hinterlassen, ich habe ihn als traurigen, barmherzigen und intelligenten Menschen in Erinnerung und ich vermisse ihn so so sehr.

Und ja – vielleicht bin ich kaputt. Jemand hat mir das neulich gesagt. Es hat mich verletzt. Ich war kaputt. Und trotzdem habe ich mir etwas aufgebaut.

Ich habe heute einen Ehemann, der mich liebt. Ich habe einen Job, den ich gut mache. Ich habe ein Studium vor mir. Ich habe das Haus meines Vaters geerbt und mit eigenen Händen renoviert.

Ich bin vielleicht nicht heil – aber ich bin lebendig. Ich bin eigentlich zerbrochen, aber irgendwie mache ich weiter.

Und ich erzähle das hier, weil ich will, dass sich etwas ändert.
Weil ich will, dass Lehrer endlich genauer hinschauen, wenn sich das Verhalten eines Kindes verändert.
Dass sie sich Zeit nehmen. Dass sie ihre pädagogischen Möglichkeiten wirklich nutzen.
Ich wünsche mir, dass Nachbarn hinschauen – und nicht einfach weghören.
Und ich wünsche mir, dass Psychologen und Therapeuten Kinder nicht aufgeben, nur weil sie leise sind oder verschlossen.
Denn wir haben auch ein Leben verdient. Mir hat am Schluss jemand geholfen, kurz bevor es zu spät war. Ironischerweise habe ich in eine Familie hineingeheiratet, in der ich mit so viel Liebe umgeben bin, dass ich mich manchmal fürchte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Meine Mutter wusste es. Sie hat nichts getan. An eine Bemerkung erinnere ich mich : du hast es doch gewollt. Nie werde ich das vergessen können.

Da bist du traurigerweise kein Einzelfall. Eine Freundin von mir wurde von ihrem Stiefvater missbraucht, eine andere vom eigenen. Die Mütter haben weggesehen und wollten es auch später nicht wahrhaben, haben es verleugnet und ihre Töchter beschuldigt.

Furchtbar, aber danke, dass du deine Geschichte erzählst. Es wäre schön, wenn sich da was ändert.
 
Du hast eine schwere Last zu tragen, aber hast dich wieder ins Leben gekämpft mit Job, Studium und Familie. Du wirst jetzt geliebt, das entschädigt für nichts, aber du hast die Möglichkeit, (d)ein anderes, besseres Leben zu führen. Hoffentlich kannst du diese Liebe annehmen.

Danke und ja, wir müssen alle hinsehen, wenn es um Kinder geht!
 
Hallo da draußen. Ich habe meine Chance verpasst juristisch gegen den Menschen vorzugehen, der mich missbraucht hat.
Liebes Licht,
weißt du, ich glaube heute, dass diese "Chance", wie du sie nennst, ein Trugschluss ist. Denn sie, diese "Chance" macht nichts, was dir angetan wurde, ungeschehen. Und mitzuerleben, wie sich Täter herauswinden, wie sie lügen, abstreiten, sie sich ins Fäustchen lachen, während ihre anwaltlichen Haie dich Stück für Stück zerfleischen, macht das Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit nur noch schlimmer als es eh schon ist. Dieser "Chance" geht eine seelische Grausamkeit voraus, die das Heilen manchmal umso schwerer macht, denn unsere Justiz schaut genau so weg, wie es die Menschen in deinem Umfeld tun und taten. Wegsehen, das kann der Mensch am besten. Nichts davon hast du gewollt.

Sei stolz auf dich, was du für dich erreicht und geschafft hast. Viele Täter wären niemals so stark, wie du es bist. Wer leise ist, hat ganz oft viel erlebt. Fürchte dich nicht vor der Liebe, sondern vor jenen, die diese nur vortäuschen.
 
Hallo da draußen. Ich habe meine Chance verpasst juristisch gegen den Menschen vorzugehen, der mich missbraucht hat. Und auch gegen die Frau, die mich zur Welt brachte. Aber ich schreibe diese Zeilen und ich wünsche mir, dass ihr wachsamer seit. Aufmerksamer, wenn ihr bemerkt dass Kinder und Jugendliche still werden, abwesend sind. Vielleicht auch arrogant und ungehalten. Es hat immer einen Grund.
Ich war schon als Kind anders – traurig, still, irgendwie verloren. Ich bin in einer zerrissenen Familie groß geworden. Meine Eltern haben sich gehasst. Meine Mutter hat meinen Vater mit Worten vernichtet – täglich, ohne Gnade. Irgendwann hat sie mich ihm weggenommen. Er durfte mich kaum noch sehen.

Meine Mutter hat mich nie gewollt. Sie hat es mich spüren lassen – jeden Tag.
Sie hat mich beleidigt, beschimpft, geschlagen.
Sie hat mich hungern lassen.

Ich hatte kaum etwas zum Anziehen. Ich war sehr dünn. Zigaretten und Alkohol sind immer wichtiger gewesen. Und natürlich auch das gute Gesicht gegenüber Anderen, dass sich dann zuhause zum Teufel persönlich entwickelt hat.

In der Schule wurde ich ausgelacht. Wegen meiner Kleidung, wegen meines Aussehens, wegen meines Schweigens. Und niemand hat gefragt, warum ich so bin. Niemand hat wirklich hingeschaut. Die Lehrer nicht. Die Nachbarn nicht. Keiner. Es war euch egal.
Was mich am Ende fast zerstört hat, war nicht nur ihre seelische Gewalt – sondern der Missbrauch durch ihren Kumpel. Ich war 13. Er war fast 40 Jahre älter. Und es ging drei Jahre lang.
Meine Mutter wusste es. Sie hat nichts getan. An eine Bemerkung erinnere ich mich : du hast es doch gewollt. Nie werde ich das vergessen können.

Ich schäme mich oft dafür, obwohl ich es nicht sollte. Ich weiß, ich bin nicht schuld. Und trotzdem ist es da – dieses widerliche Gefühl, das sich in den Körper frisst. Es ist wie Dreck, der immer an mir haftet.

Mit 21 habe ich meinen Vater verloren. Er hat sich das Leben genommen. Ich glaube, er ist an allem zerbrochen – an der Ehe, an der Trennung, an dem, was meine Mutter ihm und mir angetan hat. Er hat mir keinen Brief hinterlassen, ich habe ihn als traurigen, barmherzigen und intelligenten Menschen in Erinnerung und ich vermisse ihn so so sehr.

Und ja – vielleicht bin ich kaputt. Jemand hat mir das neulich gesagt. Es hat mich verletzt. Ich war kaputt. Und trotzdem habe ich mir etwas aufgebaut.

Ich habe heute einen Ehemann, der mich liebt. Ich habe einen Job, den ich gut mache. Ich habe ein Studium vor mir. Ich habe das Haus meines Vaters geerbt und mit eigenen Händen renoviert.

Ich bin vielleicht nicht heil – aber ich bin lebendig. Ich bin eigentlich zerbrochen, aber irgendwie mache ich weiter.

Und ich erzähle das hier, weil ich will, dass sich etwas ändert.
Weil ich will, dass Lehrer endlich genauer hinschauen, wenn sich das Verhalten eines Kindes verändert.
Dass sie sich Zeit nehmen. Dass sie ihre pädagogischen Möglichkeiten wirklich nutzen.
Ich wünsche mir, dass Nachbarn hinschauen – und nicht einfach weghören.
Und ich wünsche mir, dass Psychologen und Therapeuten Kinder nicht aufgeben, nur weil sie leise sind oder verschlossen.

Denn wir haben auch ein Leben verdient. Mir hat am Schluss jemand geholfen, kurz bevor es zu spät war. Ironischerweise habe ich in eine Familie hineingeheiratet, in der ich mit so viel Liebe umgeben bin, dass ich mich manchmal fürchte.


Da hast du trotz allem was du erlebt hast so einiges geschafft und kannst zu recht stolz darauf sein.

Ich habe ähnliches erlebt allerdings nicht durch Eltern sondern durch eine Institution und anders als du hab ich nichts geschafft. Niemand muss sich schämen weil andere ihm oder ihr schlimmes angetan haben, schämen müssen sich die Täter.

Wünschenswert wäre wenn dein Aufruf zu mehr Achtung, Fürsorge und auch Liebe von denen gelesen würde an die es gerichtet ist. Ich wünsche dir ein Leben in Frieden und das deine Wünsche Hoffnungen und Ziele wahr werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da hast du trotz allem was du erlebt hast so einiges geschafft und kannst zu recht stolz darauf sein.

Ich habe ähnliches erlebt allerdings nicht durch Eltern sondern durch eine Institution und anders als du hab ich nichts geschafft. Niemand muss sich schämen weil andere ihm oder ihr schlimmes angetan haben, schämen müssen sich die Täter.

Wünschenswert wäre wenn dein Aufruf zu mehr Achtung, Fürsorge und auch Liebe von denen gelesen würde an die es gerichtet ist. Ich wünsche dir ein Leben in Frieden und das deine Wünsche Hoffnungen und Ziele wahr werden.
Ich danke dir. Ich wünsche dir dasselbe und auch dass du dich aufrichten kannst. Aber es dauert. Ich konnte es erst 10 Jahre nach Vaters Tod. Also erst seit letztem Jahr. Liebe Grüße
 
Liebes Licht,
weißt du, ich glaube heute, dass diese "Chance", wie du sie nennst, ein Trugschluss ist. Denn sie, diese "Chance" macht nichts, was dir angetan wurde, ungeschehen. Und mitzuerleben, wie sich Täter herauswinden, wie sie lügen, abstreiten, sie sich ins Fäustchen lachen, während ihre anwaltlichen Haie dich Stück für Stück zerfleischen, macht das Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit nur noch schlimmer als es eh schon ist. Dieser "Chance" geht eine seelische Grausamkeit voraus, die das Heilen manchmal umso schwerer macht, denn unsere Justiz schaut genau so weg, wie es die Menschen in deinem Umfeld tun und taten. Wegsehen, das kann der Mensch am besten. Nichts davon hast du gewollt.

Sei stolz auf dich, was du für dich erreicht und geschafft hast. Viele Täter wären niemals so stark, wie du es bist. Wer leise ist, hat ganz oft viel erlebt. Fürchte dich nicht vor der Liebe, sondern vor jenen, die diese nur vortäuschen.
Ich danke dir für diese lieben Worte. Am meisten gibt es mir im Moment Kraft, dass ich weiter mache , das Studium ist ein sehr großer Schritt für mich. Auch die Ehe war es. Ich gebe diesem Ungeheuer nicht die Macht mich jemals wieder am Boden zu sehen. Schlimm ist , dass er im selben Ort wohnt. Bei uns wohnen so viele Kinder und Jugendliche. Ich versuche demnächst Kontakt mit Wildwasser aufzunehmen. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit dass er wegziehen muss. Ich kenne mich nicht aus. Viele Grüße
 

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