Hallo häufchenelend
Eine Bekannte von mir hat vor ein paar Jahren eine klassische Familienaufstellung gemacht. Sie war damals fasziniert von dem Ergebnis, was mich dazu bewog, etwas zu dem Thema zu lesen. Irgendwo muss ich auch noch ein oder zwei Bücher über Hellinger (ich glaube, damals gab es kein Buch, indem er seine Methode selbst beschrieb) haben.
Die Familienaufstellung selbst als Teil der systemischen Therapie stammt nicht von Hellinger. Hellinger ist durch sein Charisma bekannt geworden. Außerdem hat er die Methode sehr experimentierfreudig betrieben. Wobei er es manchmal auch einfach übertrieben hat. Er hat damals sogar versucht, seine eigene Lebensgefährtin zu "therapieren", was ich für totalen Schwachsinn halte.
Insgesamt finde ich Familienaufstellung interessant. Ich betrachte es mehr als eine Form der Gestalttherapie. Der "therapierte" Mensch sucht sich die Menschen selbst aus und positioniert sie nach seinem eigenen Empfinden. Damit stellt er tatsächlich unbewußt Teile der Struktur seiner Familie dar. Einmal hat er damit die Möglichkeit, seine Familie "von außen" zu betrachten. Und solange sich der "Therapeut" (ich nenne ihn jetzt einfach einmal so) vorsichtig verhält, kann der Mensch auch Anregungen erhalten, die mit anderen Verfahren nicht möglich sind. Z.B: Was empfinden sie, wenn sie diese Personen betrachten? Fällt Ihnen etwas auf? Haben sie das Gefühl, dass irgendwo eine Spannung entsteht? Wie könnte man diese Spannung lösen? Wie empfinden sie, wenn ich diesen Menschen zu jemandem hinwende, oder seine Position verändere?
Genauso kann es interessant sein, wie die aufgestellten Personen sich selbst in ihrer Position fühlen, was sie am liebsten machen würden.
Ich glaube auch daran, dass es innerhalb einer Familie Rollen gibt, die aufgefüllt werden. Dass Kinder "freie Plätze" innerhalb einer Familie einehmen, und dabei auch teilweise (teilweise!) die Rolle eines Verstorbenen einnehmen können - einfach, weil sie frei geworden ist, ohne dass sich dessen jemand bewußt ist.
Durch meine Freundin bin ich zum Familienstellen gekommen. Sie ist total davon besessen. Glaubt wirklich wenn sie eine Aufstellung macht sind alle ihre Probleme gelöst. Leider geht es ihr immer schlechter, bekommt ihr Leben überhaupt nicht in Griff. Deshalb ist das Familienstellen so gefährlich, dort sind alles Leute die an ihren Problemen verzweifeln, und glauben Hilfe zu finden.
Das Verhalten Deiner Freundin halte ich für überzogen. Aus meiner Sicht kann eine Familienaufstellung bewirken, dass man Strukturen und Vorgänge innerhalb der Familie auf eine ganz neue Weise wahrnehmen kann. Als Anregung halt. Dafür sollte man sich während der Aufstellung ganz darauf einlassen, die Ergebnisse aber nachher mit Distanz betrachten.
Günter