Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Familie um jeden Preis

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
P

Phelia

Gast
Da meine Eltern ja leider schon verstorben sind, haben wir bei meiner Schwiegermutter gefeiert. Mein Mann, die Kinder, meine alleinstehende Schwägerin, Schwiemu und ich.

Und da sind mir mal wieder krasse Unterschiede zwischen unseren Auffassungen aufgefallen.
Mein Mann und meine Schwägerin sind geschlagen worden. Oft - bei meinem Mann ging es bis zu Mißhandlungen, was er meiner Schwiemu auch mehrfach deutlich gegenüber angeprangert hat.

Nun sitzen wir gemütlich am Kaffeetisch und ich erwähne innerhalb eines Gespräches, dass wir keinen Kontakt zur Oma väterlicherseits hatten. Nach großer Aufregung nannte ich dann unter anderem Mißhandlungen und Vernachlässigung als Grund. Das wurde nicht gelten gelassen. Ja, bei den Kindern setzte es auch mal was. Schwägerin meinte dann, dass das alles nicht so schlimm und vergessen sei.
Mein Mann war dann ein, dass nichts vergessen ist.

Lange Rede, kurzer Sinn. Ein Kontaktabbruch innnerhalb der Familie gilt als undenkbar. EGAL was passiert ist.
Bei uns in der Familie gibt es drei Kontakbbrüche. Dauerhafte: Zur Oma, inzwischen verstorben, aus genanntem Grund. Meine Mutter zu ihrem Bruder, inzwischen beide verstorben, lange Geschichte, aber aus meiner Sicht begründet und ich zu meinem Bruder, wobei letzterer immer mal wieder vorkommt.
Nun komme ich aus einer schlimmen, komischen Familie?
Aber wenn Papa ständig betrunken auf dem Sofa liegt, Muttern schlägt etc. ist in der großbürgerlichen, dörflichen Familie alles in Ordnung, solange niemand den Kontakt abbricht?😕😕

Familie also um jeden Preis?
 
Sie haben mich nicht in "ihr" Haus eingeladen. Das Haus gehört zur Hälfte meinem Mann! 😉
Ich habe nicht mit meiner Familie gebrochen, sodern habe nur mit meinem Bruder keinen Kontakt. Dass die Mutter meines Vaters vor meiner Geburt gestorben ist, dafür kann ich leider nichts.
Mein Mann hätte mit seiner Familie längst gebrochen, wenn ich es nicht wegen dern Kindern verhindert hätte.
Ich habe auch niemanden mit Themen geglückt, sondern bin gefragt worden,

Meine Frage war eine andere: Also gerne noch einmal: Familie um jeden Preis?
 
Familie um jeden Preis? Diese Frage kann man nur mit einem „nein“ beantworten. Ich denke jedoch, man sollte differenzieren.

Es gibt eine große Anzahl Menschen, die in ihrer Jugend und ggf. auch noch als Erwachsene statt Liebe nur Hiebe bekamen. Ungerechtigkeiten sind nun wirklich keine Seltenheit. Die Frage für mich lautet: Was kann man tun, um den Schaden zu minimieren?
Kontaktabbruch – ohne Chance auf Wiederverbindung – kann ich nur dann nachvollziehen, wenn z.B. der Schläger noch lebt und er bei weiterem Kontakt sein schädliches Verhalten voraussichtlich fortsetzen würde.

In allen anderen Fällen sehe ich einen Weg, der mir als der Bessere erscheint. Die damalige Situation hat mich zu einem Opfer gemacht und „ich“ bin weiterhin Opfer geblieben. „Ich“ bin nicht zu einer handelnden Person geworden, die die Situation von „schlecht“ nach „gut“ bewegt. Die Frage, die sich viele Opfer stellen sollten, lautet: wie komme ich aus der Opferrolle heraus?

Und aus der Opferrolle herauskommen – das geht nach meinem Verständnis nur dann, wenn ich das Böse mit Gutem überwinde. Dazu ist es natürlich hilfreich, wenn der Täter von damals heute seine Schuld einsieht. In vielen Fällen geht das nicht. Der ist Täter inzwischen zu alt, um noch im Kopf oder im Herzen beweglich zu sein. Auch sind viele Täter schon verstorben. Mir geht es so mit meinem Vater. Ich stelle mir vor, ich würde ihn heute besuchen. Ich würde sehr liebevoll mit ihm umgehen und zwar so, wie ich es mir umgekehrt früher von ihm gewünscht hätte. So werde ich vom Opfer zum Täter. Rachegedanken, die ich als Junge hatte, sind mir heute fremd.
Rollen, sei es die Opferrolle – sei es die „böse Täterrolle“ – sind Produkte des Bösen. Ich habe mich aus meiner Opferrolle schon lange befreit. Aber ob sich mein Vater aus seiner Rolle hat befreien können? Ich bin ihm schon lange nicht mehr böse – eher tut er mir leid.

Heute wäre mein Vater ein wichtiger Teil meiner Familie. Die Vergangenheit hätte keine Macht, meine heutige Familie – auch gerade mit meinem Vater – zu zerstören.

LG, Nordrheiner

 
Vielleicht habe ich mich unglücklich ausgedrückt. Also gerne noch mal mein Anliegen: Was ist für Euch ein Grund für einen Kontaktabbruch innerhalb der Familie?
Was ich an der Familie meines Mannes spannend und unverständlich finde: Alles "darf" stattfinden (Schläge, Mißhandlung der Kinder, Alkoholmißbrauch etc.) es darf nur nicht nach außen dringen.
Und: Alles darf passieren, es darf nur keinen Kontaktabbruch geben (was sollen die Nachbarn denken?)
Mein Mann denkt natürlich nicht so. Er hält den Kontakt, weil ich es so möchte, da die Kinder Oma lieben und ich das trennen kann, solange sie meine Kinder gut behandelt.
 
Ich verstehe deine Frage auch nicht ganz.

Für dich ist sie doch schon beantwortet mit ja.

Dein Mann ist misshandelt worden von seiner Mutter, wenns nach ihm gegangen wäre, hättet ihr auch nicht mit ihr Weihnachten gefeiert, sondern nur weil du das wolltest wegen der Kinder.

Ich kann das auch nicht nachvollziehen. Ist sie jetzt die liebevolle Omi, nachdem sie ihre eigenen Kinder misshandelt hat?

War die Schwiegermutter tatsächlich so böse zu ihren Kindern würde ich nicht auf Familie um jeden Preis machen. Finde auch, dass du deinen Mann dabei ziemlich übergangen bist bzw. die Misshandlungen, die diese Frau ihm zugefügt hat, nicht besonders ernstnimmst.
 
Da ich mich anscheinend heute sehr unglücklich ausdrücke: Ich erlebe es eigentlich als normal, dass bei Dingen wie Mißhandlung (und ich meine nicht mal eine Ohrfeige) das Verhältnis zu demjenigen abgebrochen wird, oder das Ganze aufgearbeitet wird.
Dass aber einfach weitergelebt und er Kontaktabbruch das schlimmste wäre was passieren kann. Dass wichtiger ist, was andere denken, erlebe ich zum ersten Mal und erstaunt mich sehr.
 
Da ich mich anscheinend heute sehr unglücklich ausdrücke: Ich erlebe es eigentlich als normal, dass bei Dingen wie Mißhandlung (und ich meine nicht mal eine Ohrfeige) das Verhältnis zu demjenigen abgebrochen wird, oder das Ganze aufgearbeitet wird.
Dass aber einfach weitergelebt und er Kontaktabbruch das schlimmste wäre was passieren kann. Dass wichtiger ist, was andere denken, erlebe ich zum ersten Mal und erstaunt mich sehr.

Ich kapiers anscheinend nicht.

Dein Mann hätte doch den Kontakt abgebrochen, DU warst es doch, die diese Frau eingeladen hat.
 
Da ich mich anscheinend heute sehr unglücklich ausdrücke: Ich erlebe es eigentlich als normal, dass bei Dingen wie Mißhandlung (und ich meine nicht mal eine Ohrfeige) das Verhältnis zu demjenigen abgebrochen wird, oder das Ganze aufgearbeitet wird.
Dass aber einfach weitergelebt und er Kontaktabbruch das schlimmste wäre was passieren kann. Dass wichtiger ist, was andere denken, erlebe ich zum ersten Mal und erstaunt mich sehr.

Wenn ich das so lese kommt rüber, dass:
1. du Kontakt abbrichst, wenn dir Kontakt nicht gut tut
2. Kontaktabbruch in deiner Herkunftsfamilie auch normal ist
3. Kontaktabbruch in deiner angeheirateten Familie nicht normal ist, weil wichtiger ist was die Nachbarn denken
4. dein Mann in dieser Familie die Ausnahme bildet, da er eigentlich lieber einen Kontaktabbruch hätte
5. du nicht verstehen kannst dass wichtiger ist was andere denken

Aber du verlangst von deinem Mann genau das was du nicht verstehst. Du erwartest, dass er den Kontakt zu der Frau, die ihn mißhandelt hat aufrecht erhält, weil deine Kinder diese Frau lieben(es ist wichtiger was deine Kinder denken als was dein Mann denkt). Und was ist mit deinem Mann??? Warum muss er sich täglich mit jemandem konfrontieren, der ihn schwer misshandelt hat und das heute einfach runterspielt? Das kommt ja nicht von dieser Familie sondern von dir. Wo unterscheidest du dich denn jetzt von dieser Familie?

Um deine Frage zu beantworten, für mich wäre ein Kontaktabbruch absolut dran, wenn ich misshandelt worden bin und der Täter so tut als wärs ok, was da gelaufen ist. und ich würde da auch keine falsche Rücksicht auf meine Frau oder sonst jemanden nehmen.

Nachtrag:
Um noch einmal auf den Titel deines Treads zurück zu kommen, Familie um jeden Preis... das machst du, Familie um jeden Preis, auch wenn dein Mann dabei nicht gesehen wird. Hauptsache den Kiddis bleibt die (liebe) Omi erhalten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe den Kontakt zu meiner gesamten Familie/Verwandtschaft abgebrochen, bis auf meine Eltern. Meine Mutter hat nur noch obligatorisch Austausch mit ihrer Familie, wenn es was zu regeln gibt und ab und zu sieht sie meinen Onkel. Mein Vater hat ab und zu noch Kontakt zu meiner Tante und Oma, aber das war es auch schon und es ist nicht sehr innig, Feiertage (wie Ostern und Weihnachten) feiern wir alleine mit uns und auch sonst teilen wir alles wichtige zusammen und brauchen keine Verwandtschaft oder Familie.

Klar, der Schritt ist mir nicht leicht gefallen, so einen Cut zu machen. Und mit Kontaktabbruch meine ich Kontaktabbruch, also keinerlei Austausch oder Kontakt mehr. Es war ein längerer und sehr schmerzhafter Prozess und ja, es gab eine Phase, da habe ich mich deswegen richtig schlecht gefühlt und als würde ich meine Familie deswegen verraten.

Es war aber die richtige Entscheidung und es geht mir seitdem tausendmal besser. Ich sehe das so: bevor ich hinterhältige, grausame, berechnende, missgünstige, gemeine oder was auch immer Verwandte habe, habe ich lieber keinen Kontakt zu denen. Familie NICHT um jeden Preis.

Und wenn man nicht anerkennen kann, dass jemanden Gewalt und Missbrauch widerfahren ist oder Schmerz und Trauer allgemein, ist das ein viel zu hoher Preis. Damit spielt man dann Tätern in die Hände und deckt oder bestätigt sie indirekt durch so ein Verhalten, nur damit man schön von "Familie" reden kann. Und beschämt damit die Opfer und würdigt sie herab. Das ist doch irgendwo ganz schlimm und sowas stößt mich ab.

Ich finde, da greift bei manchen ein Denken in der Gesellschaft, das immer noch sehr vertreten ist: "Blut ist dicker als Wasser".
Oder, "Unter jedem Dach gibt es ein Ach" und man soll sich doch nicht so anstellen, "Familie ist Familie", das höre zumindest ich ganz oft.

Ich empfinde es aber als scheinheilig und ja, auch als Verschwendung an positiver Lebensenergie und Zeit, wenn ich mich mit Leuten immer wieder treffe, mit denen ich eigentlich unter anderen Bedingungen gar nichts zu tun haben wollen würde. Und mit denen ich dann über das Tagesgeschehen plaudere, etwas esse und zu Weihnachten Geschenke austausche. Das ist für mein Empfinden viel schräger und scheinheiliger, sorry. Vor allem, wenn dann die schmerzhaften und komplizierten Themen unter den Tisch gekehrt werden und man ein unsichtbares Sprachverbot hat, und man nicht darüber reden darf, dass Onkel Willi schon viele Familienfeiern mit seiner Alkoholsucht kaputt gemacht hat und das kein einfacher Spleen oder "zu viel erwischt" mehr ist oder dass Tante Adelheid zu viele böse Sachen über alle anderen gesagt hat, ihnen aber jetzt freundlich ins Gesicht lächelt oder dass jeder weiß, dass der Mann von Cousine Anna sie schlägt und fremdgeht. Kann man beliebig fortführen.

Ich sehe das auch bei jemanden in meinem Bekanntenkreis: da sind die Verhältnisse in der Familie grauenvoll. Die Eltern haben ganz schreckliche Dinge getan und die ganze Dynamik ist schlimm, sehr schlimm. Das wird aber alles vertuscht und verdrängt, man sagt sich immer wieder "Wir sind doch eine Familie" und nichts wird geändert oder eingestanden, sondern lieber trifft man sich dann an Weihnachten mit Tonnen von Geschenken und gutem Essen und hört Weihnachtslieder, als die ganzen Verletzungen, die unter dem Jahr von der Familie verursacht wurden, anzuerkennen oder mal darüber zu reden. Und zwischendurch bestätigen sie sich immer wieder, wie sehr sie doch als Familie zusammenhalten und dass sie letzten Endes nur sich selbst haben und müssen das auch ständig ihrer Umwelt mitteilen.

Das ist ein Zustand, den ich niemals haben wollen würde. Klar, die Wahrheit kann so wehtun, dass man Jahre oder ein ganzes Leben daran zu knabbern hat. Aber das ist immer noch besser, als so zu leben. Zumindest für mich.

Klar, es ist für mich nicht einfach, wenn alle meine Freunde über ihre Familien reden und wie sehr sie sich auf die Feiertage freuen oder alle wiederzusehen. Und an Festen wie Weihnachten und Ostern fühle ich mich phasenweise sehr einsam. Ich habe auch das Problem, dass ich oft Angst habe, zurückzubleiben oder irgendwann allein zu sein und ich fühle mich auch oft "haltlos", ruhe- und rastlos wegen meiner Familiengeschichte und dass ich eben keine "richtige" Familie in dem Sinne habe, wie sie eigentlich sein sollte: überwiegend positiv, trotz Schwächen und Problemen, die es überall gibt. Aber die Zustände in meiner Familie sind alles andere als das. Es war für mich nicht mehr tragbar und ich wäre letzten Endes an denen komplett zerbrochen, wenn ich nicht den Kontakt abgebrochen hätte.

Und ja, es ist ein gewisses Tabu, Menschen aus seinem Leben zu streichen, die mit einem blutsverwandt sind. Ich stoße sehr oft auf Unglauben oder Verwirrung, wenn ich offen zugebe, dass es nur meine Eltern in meinem Leben gibt und ich zum Rest keinen Kontakt mehr habe.
 
@Phelia
Ich schließe mich den Vorschreibern an. Du beklagst Dich über existierende Tabus, gehst aber über Deinen Mann hinweg, um den Kids die Oma zu erhalten.

Welche Geschichten erzählt Ihr den Kindern? Die, in der die Oma den Papa grün und blau prügelt, als er so alt war wie sie jetzt sind? Oder die, in der die Oma dem Papa Geschichten vorliest und ihm Kakao bringt.

Oder eine Mischung aus beidem?

Du erzählst Deinen Kindern nichts davon, stimmt's? Sie sind noch zu klein, oder? Also seid Ihr freundlich und normal zueinander, wenn Ihr Euch trefft.

Was willst Du eigentlich?
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Anzeige (6)

Ähnliche Themen

Thema gelesen (Total: 2) Details

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

      Du bist keinem Raum beigetreten.

      Anzeige (2)

      Oben