Hallo Auraya,
ich nehme für unser Unternehmen an ganz vielen Vorstellungsgesprächen teil - auch für Auszubildende. Vielleicht hilft Dir meine Sicht - "von der anderen Seite des Tisches" etwas:
1. Es ist völlig ok, nervös zu sein. Auch sehr ängstlich darf man sein. Auch zittern und blackout ist erlaubt. Wir alle erinnern uns noch an unsere eigene Nervosität bei unseren ersten Vorstellungsgesprächen. Du wirst vermutlich auf viel Mitgefühl stoßen. Für alle Seiten am angenehmsten ist es, wenn Du direkt offen und ehrlich sagst, daß Du fürchterlich nervös bist und sogar Angst hast vor einem blackout. Vielleicht erwähnst Du es auch, wenn es Dein erstes Vorstellungsgespräch ist. Jeder am Tisch wird verstehen, daß Du dann noch nicht routiniert mit der Situation umgehen kannst.
2. Es ist sehr gut, daß Du Dich vorbereitest. Such Dir jemanden zum Üben, der die Situtaion mit Dir durchspielt und Dir die üblichen Fragen stellt. Das kann man richtig proben. Theaterschauspieler können auch nur deshalb so souverän auf der Bühne agieren, weil sie die Situation immer und immer wieder geübt haben.
Und ich meine damit wirklich proben: Reinkommen, Hand geben, Platz einnehmen, die Frage nach dem Getränk beantworten. Zuhören bei der Vorstellung der Teilnehmer am Tisch. Die Frage, ob Du gut hergefunden hast beantworten. Dich vorstellen. Dein bisheriger Lebenslauf. Sagen, daß Du sehr nervös bist und das Dein erstes Vorstellungsgespräch ist.
Und bitte nicht nur einmal üben, sondern oft. Je öfter Du die Situation probst, desto gelassener kannst Du ihr entgegensehen.
3. Vorbereitung auf die üblichen Fragen:
Wir fragen bei Azubis meist:
"Was wissen Sie über unsere Firma?" - Da erwarte ich, daß der Bewerber die Infos unserer Internetpräsentation kennt und allgemeine Infos über unser Unternehmen nennen kann. Von mir aus auch historisches. Lieber zu viel als zu wenig. Wenn es zu viel ist, kann ich unterbrechen und sagen "Danke, das reicht, ich sehe, Sie haben sich für unser Unternehmen interessiert".
"Was wissen Sir über den Beruf?" und "Warum wollen Sie gerade diesen Beruf erlernen?" - Da möchte ich erkennen, daß der Bewerber sich nicht sinnlos und unmotiviert auf ganz viele Berufe bewirbt, sondern ganz gezielt diesen Beruf erlernen möchte. Hintergrund ist, daß der Betrieb ein Interesse daran hat, daß der Auszubildende seine Ausbildung auch schafft und nicht am Ende durchfällt oder vorher abbricht. Diese Wahrscheinlichkeit ist höher, wenn der Bewerber sehr interessiert und engagiert ist, quasi für die Ausbildung "brennt", sich also vermutlich auch bei Schwierigkeiten und Durchhängern selbst motivieren kann und engagiert lernt.
"Welche Erfahrungen und Kenntnisse haben Sie bereits?" - Da wird bei Azubis nicht viel erwartet. Aber wenn jemand schon mal was vorzuweisen hat - Praktika, eigene Projekte, angelesene Infos - dann kommt das positiv an.
4. All die anderen Fragen können auch kommen, da würde ich mir - genau wie Du es richtig machst - Antworten überlegen, ohne mich darauf in der Vorbereitung zu sehr zu konzentrieren.
Aber das Reagieren auf unerwartete Fragen kannst Du auch mit einem Gegenüber üben, indem Du darum bittest, daß er/sie Dir mal ungwöhnliche Fragen stellt.
5. Du mußt übrigens nicht nur auf Fragen antworten, Du kannst auch von Dir aus positive Dinge über Dich erwähnen. Überlege mal, was Du in dem Bereich gut machst. Zum Beispiel, daß Du Dich immer gut vorbereitest und versuchst Dich im Vorfeld einer Aufgabe umfassend zu informieren. Das ist das, was Du gerade machst und das ist eine Deiner Stärken😀
Ich wünsche Dir viel Erfolg.