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Es gibt kein gut, oder doch?

K

KindohneNamen

Gast
Hallo Community,
ich wünsche mir hier einmal wirklich ehrliche Antworten, denn ich befürchte, meine Therapeuten waren es nicht.

Ich habe vor vier Jahren etwas schlimmes erlebt. Ich machte Therapie. Und doch habe ich das Gefühl, dass es kein "es wird wieder gut" geben wird. Dass es nur ein "lebe irgendwie damit" gibt. Ich habe das Gefühl, dass ein Teil von mir, meiner Persönlichkeit, gestorben ist und dieser Verlust eine innere Verletztheit in mir ausgelöst hat, die für immer ein Teil von mir sein wird, die mich für immer begleiten wird und für die es keine Heilung oder Therapie gibt.

Wird es diese frühere Leichtigkeit, ein "gut" wieder geben können oder wird diese innere Verletzung für immer bleiben und Ziel aller Therapien ist nicht die Heilung, sondern zu lernen, mit diesem Verlust meiner Persönlichkeit und der Verletzung irgendwie zu leben?
 

Shorn

Sehr aktives Mitglied
Das kommt drauf an was du erlebt hast, wie lange oder wie heftig das Erlebnis war und welche Diagnosen du hast.
Vor allem aber kommt es auf die KOmpetenz der Therapeuten oder sonstiger beteiligter Personen an.

Ich konnte nach all den jahren nur bei einer Therapeutin reden, nie zuvor und niemehr danach.
Einzig hier im HR schrieb ich über meine Erlebnisse was mir durchaus geholfen hat und auch immer noch hilft.
Aber man läuft immer Gefahr missverstanden zu werden oder andere zu triggern, meist gelingt der Spagat aber dennoch.

Vielleicht solltest du es mal probieren, es sind zwar alle nur Laien die aber dennoch in der Summe sehr hilfreich sind.
 

Splitterbunt

Aktives Mitglied
Liebes KindohneNamen,

ja. Was wir erleben, bleibt bei uns. Vor allem besonders einschneidende und tief gehende Erfahrungen, leider auch schlechte. Die lassen sich nicht löschen oder rückgängig machen, es gibt keinen Reset. Das zu begreifen, kann verdammt weh tun.

Aber, ja, man lebt dann mit all seinen Erfahrungen und Erlebnissen weiter. Für mich persönlich schließt das aber ein "Es wird wieder gut" nicht aus. Es wird nicht, wie es einmal war. Doch vielleicht, hoffentlich und trotzdem anders gut. Das meine ich keinesfalls im pathetischen oder gar esoterischen Sinne, Gott bewahre, aber ich glaube, dass Heilung und Verarbeitung nicht gleichzusetzen sind mit einer Rückkehr zu einem früheren Statusquo, sondern, dass es dabei um etwas ganz anderes geht. Dafür lässt sich jedoch keine allgemein gültige Definition finden.
 

Shorn

Sehr aktives Mitglied
Liebes KindohneNamen,

ja. Was wir erleben, bleibt bei uns. Vor allem besonders einschneidende und tief gehende Erfahrungen, leider auch schlechte. Die lassen sich nicht löschen oder rückgängig machen, es gibt keinen Reset. Das zu begreifen, kann verdammt weh tun.

Aber, ja, man lebt dann mit all seinen Erfahrungen und Erlebnissen weiter. Für mich persönlich schließt das aber ein "Es wird wieder gut" nicht aus. Es wird nicht, wie es einmal war. Doch vielleicht, hoffentlich und trotzdem anders gut. Das meine ich keinesfalls im pathetischen oder gar esoterischen Sinne, Gott bewahre, aber ich glaube, dass Heilung und Verarbeitung nicht gleichzusetzen sind mit einer Rückkehr zu einem früheren Statusquo, sondern, dass es dabei um etwas ganz anderes geht. Dafür lässt sich jedoch keine allgemein gültige Definition finden.

Ich weiss nicht was die TE erlebt hat ich weiss aber das es eben nicht immer wieder gut wird.
Manches ist in seiner Tragweite so heftig das es uns ein Leben lang begleitet.

Unter ICH habe ich eien Thead eröffnet - 50 Jahre - der sollte deutlich machen was ich meine.
Aber Vorsicht er könnte triggern, es zeigt aber das es nicht immer und um jeden Preis ein alles wird wieder gut geben kann.
Zudem hängt es auch mit dem persönlichen Umfeld ab wird man aufgefangen, kann man reden und wenn ja wird man verstanden.
Das alles kann zum Gelingen eines Vergessens oder Verarbeiten beitragen, kann muss aber nicht.
Daher ist eine intensive Psychtherapeutische Behandlung unerlässlich und dringend zu empfehlen

@ TE
Meinen Thread bitte nicht lesen.
 
Zuletzt bearbeitet:
K

KindohneNamen

Gast
Natürlich wird es nicht wie vorher oder "wieder gut". Vielleicht wird es erträglicher oder besser als jetzt. Aber es gibt keine Werkeinstellung zu der man uns zurücksetzen kann, sobald etwas passiert, was uns verändert. Sich damit abzufinden ist meiner Meinung nach einer der wichtigsten Schritte überhaupt, damit man weitermachen kann.
Sich damit abzufinden ist schwer. Ich versuche das, aber das gelingt mir nicht. Ich verstehe nicht warum. Daher meine Frage.
Ich habe vieles versucht. Habe Therapien gemacht. Habe alle Ratschläge versucht umzusetzen. Ich habe die Gefühle zugelassen, bin durch sie durch geschwommen. Ich ging auf Reisen, um aus der Vermeidung auszutreten, um diese Verletztheit mit neuem zu überschreiben. Ich war mutig, immer wieder zuversichtlich, dass ich es irgendwie hinter mir lassen kann.
Die Realität ist eine andere. Jedesmal wenn ich etwas geschafft habe, etwas neues angegangen bin, um eine Verbesserung zu erreichen, hielt dies nur für diesen Moment. Diese Verletzung holt mich immer wieder ein. Im Alltag versuche ich mit dem Strom mitzuschwimmen, nach vorne zu schauen, mich abzulenken und offen für Hilfe zu sein. Aber wenn es still wird, wenn ich mit mir alleine bin, wenn ich nicht im Hamsterrad angestrengt nach vorne laufe, dann weine ich oft. Ich kann diese Verletztheit dann nicht einfach abstellen, sie begleitet mich wie ein Schatten und holt mich immer wieder, wie ein Hammerschlag ein.
Egal, was ich versuche und egal wie sehr ich mein Leben versuche zu strukturieren und zu "leben", das Hier und Jetzt hält immer nur für einen kurzen Moment. Und das seit mehr als vier Jahren.
Ist das alles, was an Heilung möglich ist? Das akzeptieren, dass diese Verletzung und die Trauer und der Verlust meiner Leichtigkeit nun mein ständiger Begleiter sein wird? Warum trifft mich das alles noch so sehr und holt mich immer noch so oft ein? Es ist doch nicht normal, dass ich immernoch in jeder stillen Minute weine, dass mich alles mögliche im Alltag an diese schlimme Zeit erinnert und mich emotional immer wieder zurück wirft.
Im Alltag versuche ich mit allem mitzugehen und stark zu sein. Aber in Wahrheit bin ich müde und schwach und immer noch extrem verletzt. Und egal, was ich versuche, es gibt mir diese Leichtigkeit nicht mehr zurück.
 
X

XXXXXGuest

Gast
Hallo Community,
ich wünsche mir hier einmal wirklich ehrliche Antworten, denn ich befürchte, meine Therapeuten waren es nicht.

Ich habe vor vier Jahren etwas schlimmes erlebt. Ich machte Therapie. Und doch habe ich das Gefühl, dass es kein "es wird wieder gut" geben wird. Dass es nur ein "lebe irgendwie damit" gibt. Ich habe das Gefühl, dass ein Teil von mir, meiner Persönlichkeit, gestorben ist und dieser Verlust eine innere Verletztheit in mir ausgelöst hat, die für immer ein Teil von mir sein wird, die mich für immer begleiten wird und für die es keine Heilung oder Therapie gibt.

Wird es diese frühere Leichtigkeit, ein "gut" wieder geben können oder wird diese innere Verletzung für immer bleiben und Ziel aller Therapien ist nicht die Heilung, sondern zu lernen, mit diesem Verlust meiner Persönlichkeit und der Verletzung irgendwie zu leben?
Meiner Meinung nach ist die ehrlichste Antwort, die man dir auf deine Frage geben kann, ein schlichtes: 'das weiss niemand und kann niemand wissen. Nicht mit Sicherheit.'

Für manche Menschen gibt es vielleicht nicht eine Rückkehr zur Zeit davor, aber ein 'anderes gut' .

Für andere Menschen gibt es das nicht.

Vielleicht kann man das damit vergleichen, wenn etwas anderes heilt, z. B. ein Knochenbruch.

Bei manchen heilt es so vollständig aus, dass sie keine Einschränkungen haben, andere haben nicht so viel Glück.

Und auch Ärzte und Therapeuten können nicht in die Zukunft schauen. Medizinische Prognosen beruhen bestenfalls auf statistischen Erhebungen.

Letztendlich kannst du nur tun, was du glaubst, was dich in deiner Heilung unterstützen kann und Hilfe annehmen oder suchen, wenn sie dir hilfreich erscheint und das beste hoffen.
 

Shorn

Sehr aktives Mitglied
@ liebe TE

Wie ich schon schrieb weiss ich nicht was du erlebt hast, aber gehe davon aus das es sehr heftig war.
Daher könnte es sein das du eine PtBs entweickelt hast davon gibt es zwei die erste die man behandeln kann und dam Ende ist dann wirklich alles bei alten oder die zweite wo nicht mehr viel bis nichts zu machen ist. Ich selber habe den Typ 2 wenn ich das so sagen darf.

Vielleicht solltest du in einem gespräch mit einem Psychologen diese Möglichkeit ansprechen und eine entsprechende Therapie machen.

Das was du schreibst deutet für mich darauf hin und je schneller man dir hilft je besser das Ergebnis.
 

Splitterbunt

Aktives Mitglied
Ich weiss nicht was die TE erlebt hat ich weiss aber das es eben nicht immer wieder gut wird.
Manches ist in seiner Tragweite so heftig das es uns ein Leben lang begleitet.
Das stimmt. Deswegen schreibe ich in meinen Beiträgen gerne "[...] für mich persönlich [...]", weil sich nichts, was ich denke, wahrnehme, empfinde automatisch auf andere Menschen übertragen lässt oder Anspruch auf Gültigkeit in irgendeiner Form hat. Es sind nur meine Gedanken, Wahrnehmungen und Empfindungen.

Ich denke, dass manches mit der persönlichen Sichtweise zu tun haben kann und dennoch vieles außerhalb unserer Kontrolle liegt.
Manchmal kann man alles, alles versuchen, sich anstrengen, hart arbeiten, verschiedene Wege gehen, neue Perspektiven einnehmen, um Hilfe bitten und trotzdem bleibt alles hoffnungslos. Das ist schlimm, aber leider für manche Menschen Teil des Lebens.

Vielleicht haben manche schlicht mehr Glück als andere, vielleicht ist es in manchen Fällen auch einfach Zufall, das weiß ich nicht. Für mich (!) schließt sich jedenfalls nicht aus, dass eine schlimme, prägende Erfahrung eine Kerbe im eigenen Leben und der eigenen Persönlichkeit schlägt, die alles verändert und für immer bleibt, aber man trotzdem irgendwann wieder das Gefühl empfinden kann, dass man okay ist. Trotz dieser Kerbe.
Oft braucht es sehr viel Zeit, vielleicht in manchen Fällen auch mehr Zeit als ein Menschenleben lang ist. Zumindest ist es bei den tiefen "Kerben", die mein Leben schon geschlagen hat, so. Sie brauchen Geduld, Ausdauer, Nachsicht, unbeirrbare Hartnäckigkeit und - wie gesagt - viel, viel Zeit. Bei zwei bestimmten dieser "Kerben" hat es teilweise eher Jahrzehnte denn Jahre gedauert, bis ich zum ersten Mal in Ansätzen das Gefühl hatte, es könnte besser werden. Von okay oder gut war da noch gar nicht die Rede.
 
K

KindohneNamen

Gast
Ich habe eine Typ 2 Ptbs. Ich habe auch Therapien gemacht. Ich habe alles angenommen, alles auf den Tisch gelegt, was ich konnte. Das System sagt, irgendwann muss es wieder gut sein. Ich versuche da mitzugehen, gebe mein bestmögliches, aber innerlich komme ich nicht voran. Das Aussen und das Innen ziehen nicht mehr am selben Strang. Ich habe gehofft, mich irgendwann von dieser Zeit und den Ereignissen befreien zu können, wenn ich mich nur gut genug anstrenge. Aber diese Verletztheit in mir hört einfach nicht auf weh zu tun. Mich macht das so hilflos und wütend und hoffnungslos. Aber das schlimmste ist, dass ich weiß und gelernt habe, wie ein "damit leben" geht, es mir aber nicht genug ist. So wie es ist hat mein Leben keinerlei Lebensqualität mehr. Und alles, was ich tue, was mir mal Freude gemacht hat, ist grau und dringt nicht zu mir durch.
 

GrayBear

Aktives Mitglied
Hallo KindohneNamen,

ich habe es auch so erfahren wie Du: dass manche Dinge nicht mehr wieder gut werden. Aber der entscheidende Punkt ist: sie sind Vergangenheit und auch wenn sie Dich noch so sehr im hier und heute beschäftigen, sie bleiben Vergangenheit. Das ist zwar eine kleine, aber zumindest ist eine positive Nachricht.

Eine weitere Erkenntnis ist: meine Erinnerungen und meine Gefühle sind wie eine Art Haus mit vielen Räumen. In einigen Räumen lebt meine Kindheit wieder auf, in anderen erwarten mich Ereignisse, die ich lieber vergessen möchte. Und nun kommt es: wer entscheidet, in welchen "Räumen" ich mich aufhalte? Es sind Deine und meine Gedanken und Gedanken lassen sich lenken. Am Anfang führen irgendwie alle Wege dahin, wo ich nicht hin will, aber mit wachsender Übung kannst lernen, die eine oder andere Tür zuzulassen, denn Du weißt ja, was dahinter wartet. Also warum das immer und immer wiederholen? Es wird auch irgendwann langweilig.

Wenn ich die eine oder andere Tür öffne, passiert eben, was dahinter immer passiert. Ich weine, schreie, tobe, meine Kraft geht flöten und so weiter. Also? Tür zu. Und wenn ich in den Raum "gebeamt" werde, dann weiß ich wo der Ausgang ist. Nicht flüchten, nicht rennen, denn da ist nur, was ich schon kenne.

So furchtbar und endgültig sich manche Ereignisse anfühlen mögen, meistens kann man sie überstehen und was auch verloren gegangen ist, es ist noch vieles andere da. Du hast etwas über den "Verlust Deiner Persönlichkeit" geschrieben. Wie kann ich mir das vorstellen? Was hast Du verloren? Ich will das nicht anzweifeln oder klein reden. Manchmal ist es wichtig, die Dinge beim Namen zu nennen, um sie handhabbarer zu machen, denn was Du und ich nicht kennen, können wir nicht bewusst verändern. Magst Du schreiben, was Du verloren hast? War es die Leichtigkeit?

Vor vielen Jahren habe ich einen der besten Tipps meines Lebens bekommen: "Wenn Dich Deine Gefühle zu überrennen drohen, dann geh da nicht hin." Ja, auch Gefühle haben einen Ort und sind oft an Erinnerungen geknüpft. Wenn diese Erinnerungen auftauchen, dann kannst Du sie auch wieder abtauchen lassen. Wenn ich in meinem Körper meinen schmerzvollen Erinnerungen nachspüre, dann sattelt die Schweinebande die Pferde und greift mich an. Immer. So oft ich das mache. Also geh ich da nun einfach nur noch hin, wenn ICH will. Das erfordert etwas geistige Disziplin und die Erkenntnis, dass ich nicht meine Gedanken und meine Gefühle bin. Sie sind nur ein Teil von mir und ICH setze die Grenzen.

Bei jedem Menschen haben die Gefühle eine Obergrenze. Ihr Schrecken ist nicht unendlich. Wenn Du Deinen Schmerz herausschreist, wird irgendwann ganz, ganz sicher der Punkt kommen, an dem Du fühlst, dass mehr Schmerz nicht geht und dass Du stärker als all Dein Schmerz bist. Und dadurch ändert sich Dein Blickwinkel, denn Du musst da nicht mehr hingehen. Nur, wenn Du das willst. Ich würde das nicht als Heilung bezeichnen. Es ist auch aus meiner Sicht nur ein "Dazulernen", damit man damit umgehen lernt. Manches wird tatsächlich nicht mehr gut. Aber dort müssen Du und ich nicht unser Zelt aufschlagen. Geh da nicht hin. Dein inneres Haus bekommt noch viele neue Räume und Türen, in denen Du Dich wohlfühlen kannst und wirst. Das ist dann wirklich besser.

Also üb Dich im "Geh da nicht hin". Stell Dich Deinem Schmerz und durchlebe ihn, damit Du im Anschluss daran wieder sehen und spüren kannst, dass Du mehr und größer bist, dass Du noch wachsen kannst. Er nicht. Das ist dann noch immer kein "gut". Das ist besser, denn es ist die Gegenwart und nicht Vergangenheit. Mach das nicht allein. Auf manchen Wegen brauchen wir Begleiter:innen.

Hab einen guten Start in Deine neue Woche.
 
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