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Endstation Erwerbsminderungsrente?

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Lebenszeichen

Gast
Mit 16 hatte ich eine Psychose, weil ich meine Adoption nicht verkraftete. 5 Monate Psychiatrie folgten. Danach immer wieder Rückfälle. Mehr als zehn Klinikaufenthalte. Auf Wunsch meiner Adoptiveltern brach ich schweren Herzens in der 11. Klasse mit (trotz allem) guten Noten das Gymnasium ab und begann ein paar Monate später eine kfm. Lehre, auch wieder meinen Eltern zuliebe. Ich hätte so gerne Medizin studiert. Vor wenigen Jahren habe ich erfahren, dass mein leiblicher Vater auch Arzt war, vielleicht daher das unbändige Interesse dafür.

Es folgten 15 Jahre im Einzelhandel, die mich nie wirklich glücklich machten. Nur der Umgang mit Menschen, der liegt mir. Ich schaffte nie den Absprung aus diesem Beruf. Leider. Die erste Wohnung, ein Auto, eine Art Lebensstandard, den man erreicht hatte und nicht missen wollte. Infolge von einem Sportunfall hatte ich mehrere Knie-OPs, die zu schwerer Arthrose in beiden Knien führte. Von Vollzeit reduzierte ich auf Teilzeit, von TZ auf Minijob, dann der Absturz, Arbeitslosigkeit und Hartz IV.

Dann ein Lichtblick. Die Agentur schickte mich in eine berufliche Reha in diverse Berufsfindungen in Berufsförderungswerke in halb Deutschland. Ich war für viele Berufe geeignet, aber immer hatte mein Rehaberater zu Hause irgendwas daran auszusetzen. Nur Bürokauffrau hätte er unterstützt, aber das wollte ich nicht.
Die Testung zur Arzthelferin absolvierte ich mit 1,0 und setzte große Hoffnungen darauf. Doch ausgeträumt. Das gute Ergebnis erschien in keinem Abschlussbericht. Es erschien überhaupt nur das, was die Psychologen erscheinen lassen wollten.:mad:

Nach insgesamt sechs!!! Jahren brach ich die berufliche Reha auf eigenen Wunsch ab, sie führte zu nichts.
Die Amtsärztin fragte mich, ob ich auf Zeit eine Berentung wegen Erwerbsminderung möchte, um Ruhe in den Fall rein zu kriegen. Nach langem Überlegen stimmte ich zu. Meine Rente ist befristet bis 2016. Sie ist so niedrig, dass ich Hilfe vom Staat erhalte. Zudem gehe ich Putzen und betreue ehrenamtlich gegen Aufwandsentschädigung eine psychisch kranke Frau, was seit langem sehr gut klappt. Es sind nur wenige Stunden in der Woche, die ich arbeite.

Ich habe seit vier Jahren einen Freund, aber wir leben nicht zusammen und sehen uns nur selten, weil er beruflich als Rettungsassistent sehr eingespannt ist. Er will keine Kinder, eine Familie werde ich also zumindest mit ihm auch nicht haben.

Mein Problem: Ich frage mich ständig, was für mich noch möglich wäre. Könnte ich beruflich nochmal angreifen, soll ich die Verlängerung der Rente anstreben (wobei mich das auch nicht ausfüllen würde) oder was kann ich tun, um meine Lage zu ändern und zu verbessern (auch finanziell). Manchmal bin ich sogar drauf und dran, das Abi nachzuholen, um evt. doch noch zu studieren. War schon an zwei Schulen angemeldet, habe es aber zurückgezogen, weil ich kalte Füße bekam. Mein Freund sagt immer, er steht hinter mir, egal was ich machen möchte. Aber außer immer noch dem Medizinstudium gibt es nichts, was mich wirklich interessiert. Mein Traum war immer, irgendwo eine kleine Landarztpraxis zu übernehmen. Die große Klinikkarriere hat mich nie interessiert.

Vor zwei Jahren konnte ich einer Frau durch richtiges und bewusstes Handeln das Leben retten. Bin darauf nicht stolz, aber es war das beste Gefühl in meinem Leben! Menschen zu helfen oder auch ihr Sterben zu begleiten, liegt mir.
Ich bin gerne in Krankenhäusern, habe auch schon Pflegepraktika gemacht. Dabei habe ich jedoch gemerkt, dass mich die Medizin, nicht aber unbedingt die Pflege fasziniert.

Mein leiblicher Vater war Anästhesist und Psychiater, auch die leibliche Mutter war im medizinischen Bereich tätig.
Denke einfach, dass das Interesse genetisch bedingt ist, da ich schon mit 10 Jahren wusste, dass ich Ärztin werden möchte. Meine Adoptiveltern sind jedoch ganz einfache Leute und ich musste richtig kämpfen, um aufs Gymnasium zu kommen, da sie sagten, dass sie mir dort nicht helfen könnten. Ihre Hilfe brauchte ich dort aber nie. Ich habe es alleine gepackt, bis ich eben krank geworden bin.

Seit 2006 geht's mir gut, ein Medikament ist mir geblieben, aber die Psyche blieb stabil und ich führe ein fast normales aber finanziell schwieriges Leben. Habe nicht mal 800 Euro/Monat für Miete, alle Fixkosten, Essen, Kleidung. Rechnungen bezahle ich in Miniraten. Das ist echt belastend und auch deswegen stelle ich mir ständig die Frage, wie das alles weitergehen soll!? Der Unterschied von meinem einst erträumten (beruflichen) Leben und dem Ist-Zustand beschäftigt mich tagtäglich. Ich weiß einfach, dass ich mehr kann, als das, was ich jetzt tue.

Wenn ich nicht bald die erlösende Kurve kriege, habe ich Angst in einer Art "Dauerunzufriedenheit" zu enden.
Bin Euch dankbar für jede Meinung, für jeden Tipp oder auch darüber, wie ihr so mit Rente lebt, falls es bei euch auch schon so weit gekommen ist🙁

Lieben Dank für eure Lese-Ausdauer.

Gruß Lebenszeichen
 
Mir stellen sich paar Fragen.

1. Warum haben dich deine richtigen Eltern weggegeben wenn sie eine gute Lebenssituation haben? oO
2. Warum versuchst du nicht von deinen richtigen Eltern eine Art Wiedergutmachung oder Unterstützung zu verlangen? Ich denke sie werden eher nicht nein sagen.
 
Meine "Erzeuger" waren nicht zusammen. Beide anderweitig verheiratet, bin ein "Verkehrsunfall". Mein leiblicher Vater ist tot, zur Mutter habe ich keinen Kontakt mehr. Sie lebt in Serbien.

Gruß Lebenszeichen
 
Hallo Lebenszeichen

War mal kurz hier zu Besuch und habe mit großem Interesse deinen Beitrag gelesen.
Liegt wohl daran, dass es scheinbar einige Schnittpunkte bezüglich Kindheit und der beruflichen Entwicklung zwischen uns gibt. Ich möchte da aber jetzt nicht näher darauf eingehen.
Dein Situation ist ein gutes Beispiel zum Thema ausgeübter Beruf im Zusammenhang mit der eigenen Lebensqualität.
Du bist aber doch scheinbar bereits auf der richtigen Spur, deiner "Berufung" zu folgen:
Berufe im Bereich Medizin. Aber eine Alternative könnte für dich vielleicht auch ein Beruf im medizinisch-therapeutischen oder im sozialpädagogischen Bereich sein. Da gibt es jede Menge interessante Berufe mit Zukunft.
Aber deine gesundheitlichen Einschränkungen sind natürlich ein wichtiger Gradmesser, was möglich und förderungsfägig ist.
Wäre vielleicht eine Idee mal die Berufsberatumg bei der Agentur aufzusuchen, um eine mögliche Wahl mehr einzugrenzen bezüglich deiner Wünsche und Voraussetzungen.
Wenn du in der 11 Klasse abgegangen bist, dann hast du noch nicht die Fachhochschulreife? Oder?
Vielleicht wäre es ausreichend für ein relevantes FH-Studium nur diesen Grad zu erwerben.
Ganz wichtig: Wenn du für eine Ausbildung eine finanzielle Förderung seitens RV oder anderer Kostenträger erwartest, dann solltest du am besten vorher schon genau wissen, welches Berufsziel du hast und inwieweit du die Vorausstzungen erfüllst und welche Maßnahmeträger es gibt.
Solange du dir selbst nicht klar darüber bist, werden es dir die Ämter nicht unbedingt leichter machen.
Was ich damit sagen will: Wenn du selbst informiert und überzeugt bist, dann kannst du den Ämtern gegenüber auch ganz anders aufreten.
Ich schätze mal, du bist vom Alter her so Mitte, Ende 30ig. Also noch jede Menge Zeit bis zur eigentlichen Altersrente.
Und außerdem bist du doch beruflich aktiv: Praktika, ehrenamtliche Tätigkeit im sozialen Bereich.
Über entsprechende ehrenamtliche Tätigkeiten kannst du den Beweis antreten, dass du dich für einen Berufszweig eignest: Praktikazeugnisse, Empfehlungsschreiben, persönlichen Präferenzen etc. sind da hifreich um das untermauern.

Ich wünsche dir viel Erfolg dabei und das du am Ball bleibst!

G
 
Fange doch ganz langsam an.
Du könntest dich ja z.B. bei derAbendschule anmelden und einfach schauen wie es läuft.
Ich selbst habe Realschule gemacht,Ausbildung und gearbeitet-aber es fehlte immer etwas.Damals gab es hier eine Abendschule,die zu Fachhochschulreife führte.Trotz Stress und viel lernen war es eine gute Zeit-eigentlich die beste Schulzeit meines Lebens.Die ersten 3 Monate fand ich etwas komisch-man hat es mir glaube ich nicht angemerkt-ich bin auch gut mitgekommen-aber ich fühlte mich wie in einem Film.Die Umstellung wieder Schüler zu sein war schwieriger als ich dachte.Dann liess dieses "Fremdheitsgefühl nach und es war gut.Ich habe dann einen guten Abschluss gemacht-zum Studium ist es allerdings aus bestimmten Gründen nicht gekommen.
Du müsstest ja allerdings zur Abendschule und das Abitur machen.Versuche es doch einfach.Nach meiner Erfahrung würde ich dem Arbeitsamt oder anderen Stellen noch gar nichts davon erzählen-nach meiner Erfahrung-und nach deinem Bericht scheint es auch bei dir so zu sein-versuchen sie einen in dem Bereich unterzubringen,den du gelernt hast.Dein Glück und deine Lebenszufriedenheit ist denen egal.
Eine gute Entscheidung und viel Glück wünsche ich dir.
 
Ich an deiner Stelle würde mal sämtliche Berichte von den Maßnahmen zur beruflichen Rehabilitation anfordern, denn auch wenn du es nicht glaubst, du hast einen Anspruch darauf, diese zu sehen und auch mitzunehmen und ggf. prüfen zu lassen und sollte da irgendwie immer der gleiche Kontext draufstehen, hast du Handfeste Argumente gegen irgendwelche Sachbearbeiter.

Auch sollte dir klar sein, dass medizinische Berufe nicht in irgendwelchen Einrichtungen umgeschult werden können, daher wenn du etwas im medizinschen Bereich machen möchtest und dazu noch deine Ausbildung im kaufmännischen Bereich anbringen möchtest, wäre es vielleicht eine Option, wenn du eine Umschulung zur Kauffrau im Gesundheitswesen.

Und im übrigen, eine Erwerbsminderungsrente ist keine Endstation, du kannst danach wieder eine berufliche Rehabilitation anstreben. Auch kannst du bei deiner Rentenversicherung mal anfragen, wie dort eine berufliche Rehabilitation läuft und ob diese eventuell dann zuständig für dich wären, wenn du nach dem Bezug wieder beruflich rehabilitiert werden möchtest.
 

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