Hallo mann_1964,
es scheint mir, als ob Du in einigen Punkten Ursache und Wirkung vertauschst:
- Deine Kinder haben wegen euch bereits Streß, denn sie bekommen eure Streitereien in irgendeiner Form garantiert mit.
- Eine Paarberatung kann nur zutage fördern, was "verschüttet"wurde, aber nicht, was nicht (mehr) da ist: gegenseitige Zuneigung.
- Ein Urlaub macht selten eine schöne Beziehung, aber eine schöne Beziehung ermöglicht einen schönen Urlaub.
Du bist verärgert, traurig, frustriert und ängstlich, weil Dir immer klarer wird, wie wenig Einfluss Du auf manche Faktoren in Deinem Leben hast. Mit Geld kann man viel "regeln", aber das sind nicht immer die Dinge, die einem wichtig sind. WhatsApp kann eine nette Ergänzung für die vielen Arten sein, miteinander in Kontakt zu bleiben, aber wenn Du sie als Stalkingtool nutzt, dann bist Du damit bereits "auf der dunklen Seite".
Vielleicht täusche ich mich, dann entschuldige bitte, aber zwischen Deinen Zeilen kommt bei mir an: "Ich habe einen schönen Urlaub geplant, ich versuche, unsere "traute Welt" zu erhalten, ich mache mir Sorgen um unsere Kinder, ich gebe mein Geld, ich gehe zur Paarberatung, und was kriege ich dafür?! Nichts!". Diese innere Haltung zeigt sehr deutlich, wie sehr eure Beziehung bereits "aus dem letzten Loch pfeift" und wie sehr sich eure Beziehung auf das Pflegen eurer gegenseitigen Erwartungen reduziert hat. Du kennst sicher diese Sätze von J.F.Kennedy: "Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann, fragt, was ihr für euer Land tun könnt". Kannst Du völlig andere, innere Einstellung erkennen, die dazu im übertragenen Sinne bei euch notwendig wäre?
Als Mann kann ich Deine Sorgen, Deine Angst und Deine Trauer über diese Situation sehr gut verstehen und nachvollziehen, denn keine Beziehung hält 20 Jahre, wenn man nicht schon viel gegeben hat. Ist das alles nicht "etwas wert" gewesen? Ja, das sollte es, aber bei euch, wie bei vielen anderen scheint es das nicht mehr zu sein. Das ist bitter und tut verdammt weh. Du scheinst Dich immer wieder zu fragen: "Was will sie denn noch von mir, was kann ich noch tun?". Leider ist das die völlig falsche Frage, auch wenn sie menschlich noch so logisch erscheint. Wenn Beziehung zu einem Kaugummi-Automaten mutiert (Ich werfe etwas ein und will ein ... haben), dann steht es 2 vor 12.
Wie verletzt, wie angeschlagen bist Du? Ich frage das deshalb, weil ich den Eindruck habe, dass Du schon verdammt viel "einstecken" musstest und Du in dieser Beziehung nicht erst seit Monaten richtig einsam bist. Der äußere Schein scheint der letzte, verbliebene Rest zu sein und mehr ist Dir nicht geblieben? Kann das sein?
Aus meiner eigenen Erfahrung heraus kann ich Dir nur raten, Deinen Standpunkt der "Bedürftigkeit" und der "Erwartungen" Schritt für Schritt zu verlassen. In meinem geistigen Auge habe ich einen verzweifelten Supermarktleiter vor mir, der nicht mehr "beliefert" wird und dadurch nicht mehr liefern kann und somit steht sein Markt vor dem aus. Viele Frauen können nicht nachvollziehen, wie sehr ein Mann die Solidarität einer Beziehung braucht und wie wichtig uns Männern die Loyalität unserer Partnerin ist, weil wir daraus Kraft schöpfen, wir schöpfen Kraft aus der Tatsache, ein "Partner" sein zu können, "erwählt" worden zu sein. Das ehrt einen Mann, macht ihn zu etwas "besserem".
Wenn diese Loyalität zerbröselt und erodiert, wenn der durch sie eröffnete "Beziehungsraum" immer kleiner wird, dann bleiben gegen Ende nur noch die Erwartungen. Nein, daran sind wahrhaftig nicht "die Frauen" schuld und ihre alleinige Verantwortung ist es auch nicht, ganz bestimmt nicht. Kannst Du Dich noch an den Moment erinnern, als eure Beziehung den ersten richtigen "Knacks" bekommen hat, als Dir klarer wurde, dass gerade etwas zu Bruch gegangen ist und Du zum erste Mal diese Hilflosigkeit und Einsamkeit gespürt hast?
Ich weiß nicht, ob eure Beziehung noch "gerettet" werden kann, weil die Sicht Deiner Frau auf Dich und euch fehlt. Aber ich weiß, dass es verdammt mehr braucht, als Dein Geld und Deine Zeit: Dein Herz. Das spüre ich in Deinen Zeilen nur noch ganz wenig, weil Du es hinter Deinem Ärger, Deiner Trauer und Deiner Angst aus gutem Grund versteckt hältst. Das macht es Frauen schwer, loyal zu sein, wenn sie Dich nicht mehr spüren und fühlen können, wenn Du nicht mehr "erkennbar" bist, Dich nicht mehr mitteilst. Das wäre der Sinn einer Paartherapie: das Schaffen einer gemeinsamen Vertrauensbasis und das Training, den anderen "sehen" zu können, auch wenn sie/er sich gerade nach Kräften verdrückt, und dafür die Ursachen offen zu legen. Das scheint bei euch schief gegangen zu sein.
Was also kannst Du "tun", denn wir Männer möchten gerne etwas "tun": hör auf zu rennen. Hör auf damit, einem Bild aus Deiner Vergangenheit nachzulaufen. Was gestern noch funktioniert hat, funktioniert heute nicht mehr. Eine Familie zu ernähren war lange Jahre ein wichtiger Faktor, aber Deine Kinder sind fast erwachsen. Sie brauchen Dich und Deine Partnerin nicht mehr so sehr. Oh ja, was für ein Allgemeinplatz! Aber was das mit Dir und ihr "anstellt" ist eben nicht "allgemein", das betrifft euch beide auf ganz unterschiedliche Weise.
Schiebe alles "Aber das sollte ..." oder "Das müsste doch ..." in Deinem Inneren beiseite und schau bei Dir und bei ihr genau hin: wieviel Liebe für Sie ist in Dir? Und jetzt "kappe" alle WhatsApp-Verbindungen und alle erpresserischen "Ich tue das für Dich ..."-Erwartungen: was bleibt dann noch übrig zwischen euch? Welche drei Dinge/Eigenschaften/Stärken schätzt Du am meisten an Deiner Frau? Wenn Dir nicht sofort drei Dinge einfallen, dann ist auf Deiner Seite Dein Blick auf sie "getrübt" und auch bei Dir sind "Aufräumarbeiten" dringend notwendig.
Was fehlt Dir? Was traust Du Dich nicht mehr anzusprechen? Was würdest Du Deiner Frau gerne sagen? Wenn Du diese Fragen weiterhin hinter einer Statusmeldung von WhatsApp hinten anstellst, wird dir Deine Beziehung zwischen den Fingern zerrinnen. Unter Männern wären jetzt sehr deutliche Worte fällig, die hier nicht angemessen sind, deshalb: es wird Zeit, dass Du Dich nicht mehr "versteckst" und "Deine innere Kündigung" für den Fall bereit hältst, dass sie damit zu winken beginnt. Du musst für Dich klären, was Du willst und fühlst. Das hat nichts mit aggressivem Scheiß oder "einer Faust auf dem Tisch" zu tun. Wo ist der liebevolle und kraftvolle Mann, der Du sein kannst? Wo ist der Mann, dessen Herz durch Mitgefühl für sich und andere an Stärke gewinnt und für den auch Trauer eine Quelle der Kraft ist?
Vielleicht ist "eure Zeit" zuende, kann sein. Aber dann gehe damit liebevoll und mit innerer Stärke um, denn DAS bewahrt eure Kinder vor Stress: wenn sie spüren, dass Du als Mann und sie als Frau im wahrsten Sinn die Kinder nicht mit eurem Beziehungsbad ausschüttet. Komm hinter Deiner Festung der Kleingeistigkeit und der Verletztheit heraus und schau, was nötig ist, auch für Dich.
Diese Zeit, diese Erfahrungen sind sehr schmerzhaft. Wenn so vieles, auf das man👎 "gebaut" hat, scheinbar zu Staub zerfällt, dann möchte man nur noch schreien und findet doch so oft nicht die Stimme und die Kraft dafür, möchte nur noch weg, sich einfach verkriechen. Nimm Dir die Zeit dafür. Auch Du hast es verdient, als ein Mensch behandelt und gesehen zu werden, nicht "nur" als Partner einer Beziehung.
Ich wünsche Dir Freunde, die ein offenes Wort und Deinen Schmerz ertragen und mit tragen können, egal wie sich eure Beziehung nun entwickelt, denn das hast Du wirklich verdient.