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Gast
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Hallo,
habe hier in den Foren viele Beiträge gelesen und raffe mich jetzt mal auf, meinen Leidensweg zu schildern.
Ich bin 31 und studiere mittlerweile im 17. Semester Soziologie und verzweifel über meiner Diplomarbeit. Ein Horroszenario...
Alles kommt wie es kommen muss:
Ich habe nach dem Abitur und Bund eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht. Es war immer der Wunsch meines Vaters, dass ich Karriere mache. Leider verstarben meine Eltern noch vor meinem beruflichen Weg.
In der Ausbildung lief alles Klasse - bis zur mündlichen Prüfung. Dort habe ich total versagt, und das trotz super Beurteilungen und Leistungen. Trotz Übernahme boten sich - aus meiner damaligen Sicht - leider nicht mehr wirkliche berufliche Perspektiven in diesem Sektor. Dazu kam dann noch die quälenden Fragen nach dem Sinn des Lebens.
Ich entschloss mich nach der Ausbildung zu studieren und ging an die Uni-Lüneburg. Dort studierte ich ein Semester "Wirtschafts- und Sozialwissenschaften". In dem Semester stieg vermehrt mein Interesse an den Sozialwissenschaften und so wechselte ich - auch maßgeblich zum Wohle meiner damaligen Beziehung - an die Uni-Hamburg in das Studienfach Soziologie mit Schwerpunkt Wirtschaft&Betrieb.
Während des Grundstudiums fing ich wieder bei der meiner Bank in der Personalentwicklung an zu arbeiten. Nach einem Jahr wurde mir dort gekündigt. Nicht auf Grund schlechter Leistungen, sondern wegen einer Kettenvertragsregelung, die es mir nicht mehr erlaubte länger als 3 Jahre (inkl. Ausbildung) angestellt zu sein.
Das Studium glich bis dahin eher einem Hobby. Ich habe mich im Grundstudium nicht gleich orientieren können. In die Philosophie und Politik hineingeschnuppert und erst nach 6 Semestern mein Vor-Diplom gemacht.
Ab dem 8. Semester wuchs mein Interesse insbesondere im Bereich Statistik. Ich suchte mir einen Job am Landesinsitiut für Lehrerbildung im Hamburg und wendete viel Kraft und Energie - neben meinem Studium - für Testentwicklungen, -Begleitung und -Auswertungen für Schulen im Raum Hamburg auf. Als Assistent eines Doktoranten in meiner Abteilung spielte ich nach dem 10. Semester mit dem Gedanken meine Diplomarbeit in diesem Bereich zu schreiben. Leider änderte sich rapide die Betreuungssituation. Mein Chef schied wegen Burn-out aus und ich sollte von nun an seine Aufgaben übernehmen. Man lockte mich mit einer 3/4 Stelle, eigenem Büro, etc. - Das wurde mir zuviel. Ich kündigte und wollte jetzt mein Studium auf eigene Faust zu Ende bringen.
Ich machte meine letzten Scheine und erhielt dann im 12. Semester ein Angebot einer Professorin mit an das University College in Dublin zu gehen, um dort meine Diplomarbeit im Bereich der Innovationsforschung zu schreiben. Anschließend mit Option auf ein PhD-Stipendium in einem Europäischen Forschungsprojekt.
Voller Begeisterung willigte ich ein. Ich stand zu dieser Zeit am Anfang einer frischen Beziehung und hatte das Glück, dass meine Freundin sich ebenfalls entschied mitzukommen.
Soweit so gut. Die Semesterzahl ließ mich noch recht unbeeindruckt, winkte doch eine Doktorantenstelle und die Arbeit in einem Europäischen Forschungsprojekt im Ausland. Eine Champagnerdusche von vielen Veröffentlichungen und der Reiz endlich eine Weltformel zu finden.
Von da an ging es aber stetig Bergab. 60 Std. Wochen waren an der Tagesordnung. Das kannte ich schon, aber dann noch eine Diplomarbeit in einem Feld zu schreiben auf dem ich nicht sonderlich bewandert war (Netzwerkanalysen von Forschungskooperationen) fraß mich dann auf. Nach meinem ersten Jahr in Irland lag mein Leben in Scherben. Mit meiner Freundin lief es nicht besonders gut, meine Diplomarbeit war nicht in Ansätzen vorangekommen und die ständige Isolation im Büro machten mir zu schaffen. Dann kamen die Panikattaken. Ich konnte nicht mehr richtig schlafen, war ständig am Heulen. Morgens im Spiegel erkannte ich mich nicht wieder. Ich habe es trotzdem noch ein Jahr dort ausgehalten. Als meine Freundin dann schließlich sagte sie ginge zurück nach Deutschland und der Zeitpunkt verstrich, an dem eigentlich meine Einsetzung als PhD eingeplant war, fiel ich in ein noch schlimmeres Loch. Mein methodischer Teil der Arbeit war zwar soweit geschafft, aber ich konnte nicht mehr. In Einvernehmen mit meinem Prof. ging ich zurück nach Hamburg. Ohne meine Freundin. Die wollte nichts mehr von mir wissen und ging nach Köln.
Jetzt sitze ich vor meiner Diplomarbeit und habe riesige Angst die anzumelden. Mich plagen schreckliche Depressionen. Ich habe jetzt endlich einen Therapieplatz, aber bin immer noch am Boden. Ich weiß nicht mehr wie es weitergehen soll. Trotz toller Arbeitszeugenisse und der vielen Erfahrungen qäulen mich ständig die selben Gedanken:
Wie soll ich diesen Berg an Texten bezwingen? Wie kann ich die Arbeit noch in diesem Semester schaffen? Und wie soll ich die kommenden Prüfungen bestehen? Wer nimmt mich noch mit 32 und 18 Semestern Studium Soziologie?
Irgendwie habe ich meine eigene "Operation Leben" völlig an die Wand gefahren. Weiß nicht mehr so recht was richtig und was falsch ist. Bin nur noch müde und erschöpft...
Mir ist klar: Ein zurück gibt es nicht mehr. Aber wie zum Ziel kommen? Und was kommt dannach?
Vielleicht habt ihr ja ein paar Antworten, die mir weiterhelfen. Danke fürs lesen und Eure Beiträge.
habe hier in den Foren viele Beiträge gelesen und raffe mich jetzt mal auf, meinen Leidensweg zu schildern.
Ich bin 31 und studiere mittlerweile im 17. Semester Soziologie und verzweifel über meiner Diplomarbeit. Ein Horroszenario...
Alles kommt wie es kommen muss:
Ich habe nach dem Abitur und Bund eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht. Es war immer der Wunsch meines Vaters, dass ich Karriere mache. Leider verstarben meine Eltern noch vor meinem beruflichen Weg.
In der Ausbildung lief alles Klasse - bis zur mündlichen Prüfung. Dort habe ich total versagt, und das trotz super Beurteilungen und Leistungen. Trotz Übernahme boten sich - aus meiner damaligen Sicht - leider nicht mehr wirkliche berufliche Perspektiven in diesem Sektor. Dazu kam dann noch die quälenden Fragen nach dem Sinn des Lebens.
Ich entschloss mich nach der Ausbildung zu studieren und ging an die Uni-Lüneburg. Dort studierte ich ein Semester "Wirtschafts- und Sozialwissenschaften". In dem Semester stieg vermehrt mein Interesse an den Sozialwissenschaften und so wechselte ich - auch maßgeblich zum Wohle meiner damaligen Beziehung - an die Uni-Hamburg in das Studienfach Soziologie mit Schwerpunkt Wirtschaft&Betrieb.
Während des Grundstudiums fing ich wieder bei der meiner Bank in der Personalentwicklung an zu arbeiten. Nach einem Jahr wurde mir dort gekündigt. Nicht auf Grund schlechter Leistungen, sondern wegen einer Kettenvertragsregelung, die es mir nicht mehr erlaubte länger als 3 Jahre (inkl. Ausbildung) angestellt zu sein.
Das Studium glich bis dahin eher einem Hobby. Ich habe mich im Grundstudium nicht gleich orientieren können. In die Philosophie und Politik hineingeschnuppert und erst nach 6 Semestern mein Vor-Diplom gemacht.
Ab dem 8. Semester wuchs mein Interesse insbesondere im Bereich Statistik. Ich suchte mir einen Job am Landesinsitiut für Lehrerbildung im Hamburg und wendete viel Kraft und Energie - neben meinem Studium - für Testentwicklungen, -Begleitung und -Auswertungen für Schulen im Raum Hamburg auf. Als Assistent eines Doktoranten in meiner Abteilung spielte ich nach dem 10. Semester mit dem Gedanken meine Diplomarbeit in diesem Bereich zu schreiben. Leider änderte sich rapide die Betreuungssituation. Mein Chef schied wegen Burn-out aus und ich sollte von nun an seine Aufgaben übernehmen. Man lockte mich mit einer 3/4 Stelle, eigenem Büro, etc. - Das wurde mir zuviel. Ich kündigte und wollte jetzt mein Studium auf eigene Faust zu Ende bringen.
Ich machte meine letzten Scheine und erhielt dann im 12. Semester ein Angebot einer Professorin mit an das University College in Dublin zu gehen, um dort meine Diplomarbeit im Bereich der Innovationsforschung zu schreiben. Anschließend mit Option auf ein PhD-Stipendium in einem Europäischen Forschungsprojekt.
Voller Begeisterung willigte ich ein. Ich stand zu dieser Zeit am Anfang einer frischen Beziehung und hatte das Glück, dass meine Freundin sich ebenfalls entschied mitzukommen.
Soweit so gut. Die Semesterzahl ließ mich noch recht unbeeindruckt, winkte doch eine Doktorantenstelle und die Arbeit in einem Europäischen Forschungsprojekt im Ausland. Eine Champagnerdusche von vielen Veröffentlichungen und der Reiz endlich eine Weltformel zu finden.
Von da an ging es aber stetig Bergab. 60 Std. Wochen waren an der Tagesordnung. Das kannte ich schon, aber dann noch eine Diplomarbeit in einem Feld zu schreiben auf dem ich nicht sonderlich bewandert war (Netzwerkanalysen von Forschungskooperationen) fraß mich dann auf. Nach meinem ersten Jahr in Irland lag mein Leben in Scherben. Mit meiner Freundin lief es nicht besonders gut, meine Diplomarbeit war nicht in Ansätzen vorangekommen und die ständige Isolation im Büro machten mir zu schaffen. Dann kamen die Panikattaken. Ich konnte nicht mehr richtig schlafen, war ständig am Heulen. Morgens im Spiegel erkannte ich mich nicht wieder. Ich habe es trotzdem noch ein Jahr dort ausgehalten. Als meine Freundin dann schließlich sagte sie ginge zurück nach Deutschland und der Zeitpunkt verstrich, an dem eigentlich meine Einsetzung als PhD eingeplant war, fiel ich in ein noch schlimmeres Loch. Mein methodischer Teil der Arbeit war zwar soweit geschafft, aber ich konnte nicht mehr. In Einvernehmen mit meinem Prof. ging ich zurück nach Hamburg. Ohne meine Freundin. Die wollte nichts mehr von mir wissen und ging nach Köln.
Jetzt sitze ich vor meiner Diplomarbeit und habe riesige Angst die anzumelden. Mich plagen schreckliche Depressionen. Ich habe jetzt endlich einen Therapieplatz, aber bin immer noch am Boden. Ich weiß nicht mehr wie es weitergehen soll. Trotz toller Arbeitszeugenisse und der vielen Erfahrungen qäulen mich ständig die selben Gedanken:
Wie soll ich diesen Berg an Texten bezwingen? Wie kann ich die Arbeit noch in diesem Semester schaffen? Und wie soll ich die kommenden Prüfungen bestehen? Wer nimmt mich noch mit 32 und 18 Semestern Studium Soziologie?
Irgendwie habe ich meine eigene "Operation Leben" völlig an die Wand gefahren. Weiß nicht mehr so recht was richtig und was falsch ist. Bin nur noch müde und erschöpft...
Mir ist klar: Ein zurück gibt es nicht mehr. Aber wie zum Ziel kommen? Und was kommt dannach?
Vielleicht habt ihr ja ein paar Antworten, die mir weiterhelfen. Danke fürs lesen und Eure Beiträge.