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Bruder gestorben

caly

Mitglied
Mein Bruder ist am 14.12.2014 mit 32 Jahren gestorben.....

Mein Bruder war 14 Jahre lang im Methadon Programm.Methadon ist eine Ersatzdroge die man von einem Arzt bekommt um von den Drogen loszukommen.Wir haben mit ihm in den 14 jahren viel erlebt und viel durchgemacht.Es gab immer wieder Höhen und Tiefen.Oft mehr Tiefen.Es hat viele Jahre gedauert bis ich erkannt habe das es den Bruder den ich kannte und wie er vor den Drogen war nicht mehr gibt.Oft wurde ich enttäuscht oder von ihm hintergangen und belogen und bis ich erkannt habe das er ein anderer geworden ist.Es gab immer Tage da war der alte der Bruder den ich kannte aber dann gab es genauso viele Tage da war er ein völlig anderer.Ich kann das schwer beschreiben.Ich versuch es mal zu beschreiben.Wenn es wieder so war das die schlechten Zeiten kamen dann kann man sich das so vorstellen das jemand aus der Familie sei es Mutter,Vater oder ich als Schwester mit ihm zusammen an einer Klippe stehen.Er wirkt so als sei er am Boden zerstörrt und nur die Person die mit ihm auf der Klippe steht kann daran etwas ändern.Natürlich versucht man alles um ihm irgendwie zu helfen und er saugt alles aus einem heraus was er nur kann weil er es gerade braucht und man selbst gibt es ihm auch.Man denkt das dies ausgereicht hat und ist froh das jetzt alles besser wird und er ist glücklich und möchte einen aus Dankbarkeit umarmen.Gerade als man sich umarmt wird einem bewusst das er dich gerade die Klippe herunter stößt.Danach steht er oben an der Klippe und schaut herunter und weint und sagt:Warum hast du mich dazu gebracht dich die Klippe herunter zu stossen"
So kann man in etwas beschreiben wie es zu den schlechten Zeiten war.Man durfte ihm nicht den Rücken zudrehen denn sonst hätte er einen geschupst und wäre sich keiner Schuld bewusst gewesen.Er hat dann zu dieser Zeit alle gehasst.Er war dann auf jeden Eifersüchtig und jeder hatte Schuld daran das sein Leben so ist wie es ist.er war unberechenbar.Das war auch der grösste Schock für mich denn ich war oft die jenige die er von der Klippe gestossen hat und das hätte ich nie von ihm gedacht da er doch mein lieber Bruder war.Doch genau das war er dann nicht mehr.Dadurch das es aber auch gute Zeiten gab war er es dann doch auch wieder und genau dieser Wechsel dieses hin und her hat es so schwer gemacht.
Ich kann nicht auf schreiben was alles in den Jahren passiert ist.Irgenwann haben wir uns als Familie emotional zurück gezogen.Einfach auch um sich selbst zu schützen.Das ist aber erst in dem letzten halben Jahr passiert.Wir hätten das vielleicht schon früher machen sollen aber wir konnten das nicht.Wir hatten immer wieder die Hoffnung das doch noch alles wieder gut wird.
Mein Bruder war fast jeden Tag bei meinen Eltern genauso wie wir das waren.Alle treffen sich bei meinen Eltern und oft unternehmen wir gemeinsam etwas.Meine beiden Kinder haben ihren Onkel also dort oft getroffen.Wir haben alles getan damit meine Kinder nichts von alldem mitbekommen.Sie waren auch noch viel zu klein um das zu verstehen.Mein Bruder hat sich auch sehr viel Mühe gegeben wegen den Kindern.Es kam zwar vor das er dort nicht ganz klar gewesen ist wenn er sie gesehen hat aber das war eher selten.Wenn die Kinder etwas mitbekommen haben dann das ihr Onkel komisch war.Mein Sohn ist 12 jahre alt und er hat natürlich jetzt schon etwas mehr mitbekommen und ich habe mit ihm darüber gesprochen einfach weil es in den letzten Monaten so war das es schlimmer geworden ist.
Das war auch der Grund warum wir uns zurückgezogen haben.Oft sind wir erst zu meinen Eltern gefahren wenn mein Bruder gegangen war oder ich sicher war das er völlig klar war.

Die Sucht hat nicht nur das Leben von meinem Bruder verändert sondern auch unser Leben.Wenn mein Bruder 2 Tage einmal nicht bei meinen Eltern war sind wir meist ich zu ihm gefahren um zu kontrollieren ob er noch lebt.Das war schon Routine.

Die letzten Monate waren Kräfte raubend und an dem Tag war ich bei meinen Eltern und wir haben darüber lange gesprochen und überlegt wie es weiter gehen soll.Jedem war klar das es so nicht mehr funktioniert.Wir wollten und konnten das auch so nicht mehr aber wir konnte das gespräch nicht wieter führen und uns ersteinmal beratschlagen was und wie wir etwas machen da mein Bruder dann kurze Zeit später mit einem Freund zu meinen Eltern kam.Ich bin mir sicher er hat gemerkt das etwas anders war.Wir wollten mit ihm darüber sprechen kamen aber nicht dazu.Er sagte uns dann das er glaubt das er nicht mehr lange zu Leben hätte.Ich habe in diesem Moment gedacht das es vielleicht auch besser so ist.Ich weiss das es schlimm ist das ich gedacht habe und könnte ich das rückgängig machen dann würde ich dies tun.Er sagte das es ihm körperlich nicht gut gehen würde und wir sagten er muss dann zu einem Arzt gehen und wollten ihn sogar dahin fahren.Er wollte das aber nicht und ist dann nach Hause gefahren.Nach 1,5 Tagen in den er sich nicht gemeldet hatte war für uns klar das wir spätestens am nächsten Tag zu ihm fahren würden um zu schauen ob alles in Ordnung ist.
Ein paar stunden später rief uns ein Freund von ihm an und sagte das mein Bruder im Krankenhaus sei er selbst wüsste aber nicht warum.
Wir sind dann zum Krankenhaus gefahren und haben uns nichts schlimmes gedacht.Es war schon oft so das wir zum Krankenhaus gefahren sind jedesmal in Panik das etwas schlimmes passiert sei oder er eine Überdosis haben könnte und jedesmal war es eine Kleinigkeit.Diesmal dachten wir es sei eine Kleinigkeit.
Doch diesmal war es nicht so die Ärzte sagten uns das mein Bruder 1,5 Tage auf seinem Sofa sass und ins Koma gefallen sei.Mein bruder wohnt mit einem Freund zusammen und dieser hat sich gewundert das mein Bruder immer noch genauso auf dem Sofa sitzt und hat dann bemerkt das er gar nicht reagiert und ansprechbar sei.Dieser Freund sagte später zu uns das mein Bruder nach Hause kam und etwas gegessen habe und dann auf dem Sofa sass.Der Freund hätte sich Nachts gewundert das er immer noch so sitzt aber gedacht das mein bruder drogen genommen hätte und ihn nicht störren sollte.
Die Ärzte sagten uns das mein Bruder einen Zuckerschock gehabt hätte und sich auch übergeben hätte im Schock und erbrochenes eingeatmet hätte.Er hatte einen Wert von 1700!Der normale Wert liegt bei 80-100.Das ein mensch so einen hohen wert haben kann wusste ich nicht.Das er irgendwann dann ins Koma gefallen sei.Sie sagten das die Chance sehr gering sei das er dies überleben würde und falls er dies tun würde wäre er für immer ein schwerst Pflegefall.Das sie überhaupt etwas gemacht haben liegt nur daran das er noch so jung sei normalerweise würden bei solchen Werten niemand etwas machen.Einen Tag später sagten sie uns das er Hirntod sei und das sie in den nächsten Tagen die Maschinen gerne abstellen würden.Dazu kam es dann nicht mehr er ist dann an dem Tag gestorben.

Mein Bruder wurde anonym beerdigt.Das hat er alles selbst lange vorher geregelt.Es gab keine Beerdigung das wollte er nicht.

Jetzt ist es so das ich das Gefühl habe wir stehen unter Schock.Es ist so unwirklich.Das ist es auch was ich nicht verstehen kann ich meine wir wussten das dies jederzeit passieren kann,haben damit gerechnet.So viele Jahre.Wir sind alle zwei Tage zu ihm gefahren um zu sehen ob er noch lebt wenn er sich nicht gemeldet hat und dennoch ist es so als wenn es überraschend passiert ist.Ich bin wütend auf ihn!ich bin wütend auf mich!Mache mir Vorwürfe und glaube ich bin der schlechteste Mensch auf der Welt weil ich so etwas gedacht habe und dann passiert es wirklich.Ich glaube ich darf gar nicht trauern jedenfalls fühle mich schlecht wenn ich traurig bin.Ehrlich gesagt habe ich einmal heimlich geweint und das war es auch.Ich will ja trauern und dann geht es nicht.Immer wenn ich gedacht habe ich kann mich nicht zusammen reissen ging es dann aber doch da auch immer etwas war.Die ganze Situation ist völlig absurd!!!
Niemand spricht darüber..meine Eltern machen es nicht.Die sind völlig am Ende und deshalb spricht auch keiner darüber.Weihnachten war das schlimmste!Wenn man uns nicht kennen würde dann würde man denken wir sind eine völlig gefühlskalte Familie.Jeder macht einfach weiter und niemand redet.Als wenn nichts passiert wäre.Sein Name wird auch möglichst nicht erwähnt.Meine Eltern kümmern sich gerade jetzt noch intensiver um meine Kinder.Das ist schon mehr als auffälig und stürzen sich in Arbeit.Manchmal Streiten sie sich so extrem das ich Angst habe es eskaliert und dann wieder ist alles wieder so als wenn nichst passiert wäre.Ich tuhe was ich kann.Ich versuche sie aufzubauen und versuche das Gerüst zu aufrechtzuerhalten.Meine Eltern haben meinen anderen Bruder vor 8 jahren bei einem Unfall verloren und jetzt haben sie nur noch eine Tochter,mich.Das sagen sie auch ständig und sind so besorgt und wenn ich mich einmal nicht melde oder einen Tag nicht zu ihnen fahren ist es schon fast so wie ein Supergau.Gleichzeitig muss ich mit meinen Kindern reden ihnen alles erklären denn sie leiden auch und versthen das alles nicht.Gerade mein Sohn kann das alles nicht verstehen aber wenigstens da gelingt es mir das er es zumindest verarbeiten kann.Ich habe das gefühl das alles zerbricht und ich versuche zu retten was zu retten ist zu kleben was ich kleben muss aber ich merke das ich es nicht schaffe.Ich muss es aber schaffen sonst ist alles zerstörrt.Wie kann ich meinen Eltern helfen?Soll ich mit ihnen immer wieder darüber sprechen?Soll ich nichts sagen und warten bis sie reden möchten?
 
Huhu caly,

ich möchte dir und deiner Familie mein Beileid aussprechen.

Mit deinen Eltern, denke ich, macht es Sinn wenn du ihnen zu verstehen gibst das du für sie da bist. Mehr aber erstmal nicht, auch wenn es schwer fällt. Sie brauchen wahrscheinlich erst mal Luft zum Atmen und möchten vielleicht erstmal in ruhe trauern und ihre Kräfte sammeln wollen/müssen.
Diese Erlebnisse werden sehr viel kraft gekostet haben. Als Schwester ist das schon sehr schwer aber ich denke als Eltern, unerträglich schwer. Zumal sie nun ein zweites Mal einen Sohn beerdigen mussten.

Gebe ihnen Raum und Zeit alles zu verarbeiten. Das gleiche gilt für dich. Das du Angst hast das die Familie zerbricht verstehe ich. Aber ich glaube, dass nach diesen ganzen Erlebnissen die Familie nicht so schnell zerbrechen wird. Dafür habt ihr zusammen schon sehr viel durchmachen müssen.

Liebe grüße
SchwarzeSeele
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich möchte Dir auch mein tiefstes Beileid aussprechen.
Dir und Deiner Familie wünsche ich, dass ihr bald wieder nach vorne schauen könnt und dass ihr wieder zur Ruhe kommt.
Ich denke, diese Gefühle der inneren Leere und diese vermeindliche Kälte, die ihr spürt kommt daher, dass ihr euch innerlich schon lange darauf vorbereitet habt. Ihr habt es geahnt und gewusst und ihr hattet Zeit für diese Gedanken. Natürlich kommt der Schock dann immer anders, aber er kommt leiser.
Gib Dir und Deinen Eltern einfach die Zeit, die ihr braucht.
Seid für einander da- ihr habt schon so viel zusammen durchgemacht.

Es ist gut, dass Deine Eltern dich und Deine Kinder haben- das wird ihnen sehr helfen. Gerade die Nähe zu deinen Kindern wird ihnen Kraft geben.
Alles alles Gute!
 
Hallo Caly,

ich möchte dir und deinen Eltern mein aufrichtiges Beileid aussprechen.

Dein Bruder wusste, wie es um ihn steht und es war abzusehen, dass das mal passiert, wie ihr es selbst schon festgestellt habt.
Es ist leider besonders schmerzlich, wenn es vor den großen Familienfesten geschieht.

Meine Mutter starb zu Ostern letzten Jahre. Ich habe lange gebraucht, damit klar zu kommen, da sie in meinen Armen
den letzten Atemzug tat. War auch hin und her gerissen von Vorwürfen, ihr nicht besser, anders, schneller geholfen zu haben
und konnte mich immer mehr damit beruhigen, dass es kein Leben mehr für sie war, hätte man noch lebenserhaltende Maßnahmen ergriffen, die sie nicht mehr haben wollte lt. Ärztin.

Ihr werdet euch überlegen können, ob es der letzte Wunsch deines Bruders gewesen ist, gehen zu dürfen, um darin Trost zu finden und ihn nur noch in guter Erinnerung zu behalten.
Vielleicht hilft es euch, zu wissen, es ist gut so, wie es gekommen ist.

Erlösend für deinen Bruder, schlimm und doch befreiend für euch, die Last der Hilflosigkeit abgenommen bekommen zu haben,
und traurig für deine Eltern, ihr Kind vor sich selbst gehen lassen zu müssen.

Lass deinen Eltern die Zeit zu trauern, lass dir die Zeit zu trauern.

Und wenn du Wege suchst, wieder mit deinen Eltern zu sprechen, frage sie, ob sie etwas ändern wollten an dem, was
gemacht wurde.

Darf ich mal fragen, wie dein anderer Bruder begraben wurde? Auch anonym oder mit Grabstein ?
Ich denke daran, wenn dein anderer Bruder einen Grabstein hat, dieser als Trauerort auch für deinen nun verstorbenen
Bruder sein könnte.
" In Erinnerung an:" vielleicht hilft es deinen Eltern und dir mit Familie, dort gemeinsam um sie zu trauern.

Ich wünsche dir auch weiterhin viel Kraft und ein Danke an dich und deine Eltern, dass ihr eine lange Zeit sein Halt wart.

Denkt nur noch an die schöne Zeit, alles andere ist vergangen.

Ich umarme dich.









Gut


Z
 
Hallo Caly,

ich möchte dir und deinen Eltern mein aufrichtiges Beileid aussprechen.

Dein Bruder wusste, wie es um ihn steht und es war abzusehen, dass das mal passiert, wie ihr es selbst schon festgestellt habt.
Es ist leider besonders schmerzlich, wenn es vor den großen Familienfesten geschieht.

Meine Mutter starb zu Ostern letzten Jahre. Ich habe lange gebraucht, damit klar zu kommen, da sie in meinen Armen
den letzten Atemzug tat. War auch hin und her gerissen von Vorwürfen, ihr nicht besser, anders, schneller geholfen zu haben
und konnte mich immer mehr damit beruhigen, dass es kein Leben mehr für sie war, hätte man noch lebenserhaltende Maßnahmen ergriffen, die sie nicht mehr haben wollte lt. Ärztin.

Ihr werdet euch überlegen können, ob es der letzte Wunsch deines Bruders gewesen ist, gehen zu dürfen, um darin Trost zu finden und ihn nur noch in guter Erinnerung zu behalten.
Vielleicht hilft es euch, zu wissen, es ist gut so, wie es gekommen ist.

Erlösend für deinen Bruder, schlimm und doch befreiend für euch, die Last der Hilflosigkeit abgenommen bekommen zu haben,
und traurig für deine Eltern, ihr Kind vor sich selbst gehen lassen zu müssen.

Lass deinen Eltern die Zeit zu trauern, lass dir die Zeit zu trauern.

Und wenn du Wege suchst, wieder mit deinen Eltern zu sprechen, frage sie, ob sie etwas ändern wollten an dem, was
gemacht wurde.

Darf ich mal fragen, wie dein anderer Bruder begraben wurde? Auch anonym oder mit Grabstein ?
Ich denke daran, wenn dein anderer Bruder einen Grabstein hat, dieser als Trauerort auch für deinen nun verstorbenen
Bruder sein könnte.
" In Erinnerung an:" vielleicht hilft es deinen Eltern und dir mit Familie, dort gemeinsam um sie zu trauern.

Ich wünsche dir auch weiterhin viel Kraft und ein Danke an dich und deine Eltern, dass ihr eine lange Zeit sein Halt wart.

Denkt nur noch an die schöne Zeit, alles andere ist vergangen.

Ich umarme dich.
 
Hallo Caly,

zunächst einmal mein herzlichstes Beileid.

Es ist erschütternd, welche Schicksalsschläge manchen Menschen zugemutet werden, ohne dass sie daran schuld sind. So sehe ich es nämlich bei dir und deinen Eltern, was deinen Bruder betrifft. Bei so schwer suchtkranken Menschen ist die Persönlichkeit derart verändert, dass man als Angehöriger es nicht in der Hand hat, die Dinge zum Guten zu wenden. Man kann nur Hilfe anbieten, aber nichts tun, wenn sie kategorisch abgelehnt wird.

Dein Beitrag hat mich sehr berührt; denn eine andere, aber durchaus vergleichbar hoffnungslose Situation erlebe ich mit meiner vermutlich seit Jahren psychisch schwer kranken, inzwischen 49-jährigen Schwester. Sie leidet seit mindestens 15 Jahren phasenweise unter Wahnvorstellungen, geht aber nicht zum Arzt. Ihr fehlt jede Krankheitseinsicht und sie hat auch in weiten Teilen den Bezug zur Realität verloren. Sie hat ihr Studium nicht abgeschlossen, keine Berufsausbildung gemacht, nie gearbeitet, immer von der Rente unserer Mutter gelebt und mit ihr in unserem fast 60 Jahre alten Elternhaus zusammengelebt, bis unsere Mutter vor 3 1/2 Jahren starb. Nun wohnt meine Schwester allein im Elternhaus, wollte es auf keinen Fall verkaufen, erwartete aber von mir, dass ich zeitlebens alles (ihren Lebensunterhalt, Sanierungskosten und laufende Kosten für das Haus) bezahlen sollte. Das geht nicht; ich wohne eine Autostunde entfernt in einer Mietwohnung, bin unverheiratet und auf meinen Vollzeitjob angewiesen. Schon seit 2001 habe ich die Anzeichen einer psychischen Krankheit bei meiner Schwester bemerkt, war in all den Jahren mehrfach bei allen möglichen Ärzten, Beratungsstellen, habe aufgrund von besorgniserregenden Vorfällen mit der Polizei, dem Ordnungsamt und dem Sozialpsychiatrischen Dienst gesprochen. Ich wollte von Anfang an, dass meine Schwester schnellstens professionelle Hilfe bekam und dass unsere damals schon alte und zunehmend gebrechliche Mutter vor ihren hysterischen Ausbrüchen geschützt wurde. Aber niemand konnte letztlich wirklich helfen, weil meine Schwester uneinsichtig ist und sich nicht helfen lassen will. Meinen Erbanteil am Nachlass meiner Mutter habe ich verkauft, das Elternhaus gehört nun meiner Schwester und dem Erbteilskäufer, der es Anfang Februar versteigern lässt, weil er sich mit ihr natürlich auch nicht einigen kann. Dann muss meine Schwester zwangsweise aus dem Haus heraus und bringt sich vielleicht um. Es gibt nichts, was ich dagegen tun kann - ich kann nur hoffen, dass sie es nicht tut. Ich habe inzwischen keinen Kontakt mehr zu ihr, weil es nicht mehr zum Aushalten war, und werde auch nie mehr die Schwester haben, die ich vor ihrer Erkrankung hatte.

Die Schwester einer langjährigen Schulfreundin von mir hat sich letztes Jahr das Leben genommen. Sie war erst 44 Jahre alt, hatte einen guten Job und einen langjährigen Lebensgefährten, war aber schwer depressiv. Keiner in der Familie hat erkannt, wie ernst die Situation war, auch meine Freundin nicht. Sie macht sich jetzt die größten Vorwürfe, zumal sie Ärztin ist, wenn auch keine Psychiaterin.

Da siehst du, wie oft es Fälle gibt, bei denen auch nahestehende Menschen einfach machtlos sind. Wer von Drogen nicht loskommt, bringt sich im Grunde ja auch selbst um, nur langsamer.

Und jeder geht mit solchen Todesfällen anders um. Viele verdrängen, das erzählte mir meine Schulfreundin auch von ihrem Bruder. Manche vergraben sich in Arbeit, andere machen eine Psychotherapie. Manche zerbrechen auch daran...

Deine Eltern können wahrscheinlich im Moment mit dem Tod deines Bruders nicht anders umgehen. Es ist ja auch besonders schrecklich, dass sie mit ihm schon ihr zweites Kind verloren haben. Warte mal zwei, drei Monate ab, vielleicht kannst du sie dann doch behutsam auf das Thema ansprechen. Aber du wirst sie nicht zwingen können, anders mit ihrer Trauer umzugehen, wenn sie es nicht wollen.

In erster Linie solltest du dir selbst Unterstützung holen, um diesen Schicksalsschlag besser verkraften zu können: Eine Psychotherapie, eine professionelle Trauerbegleitung, ein Gespräch mit einem Arzt oder, falls du gläubig bist, einem Geistlichen deines Vertrauens. Oder du suchst eine Familien- und Lebensberatungsstelle auf; die Beratung ist kostenlos. Das wäre jedenfalls eine erste Krisenintervention.

Ich wünsche dir und deiner Familie, auch deinen Eltern, dass sich in absehbarer Zeit auch wieder Lichtblicke in eurem Leben zeigen, auch wenn ihr es euch jetzt wahrscheinlich kaum vorstellen könnt. Aber ihr seid nicht - du bist nicht - schuld am Tod deines Bruders. Es war seine Entscheidung, sein Leben so zu führen, wie er es geführt hat. Ihr habt alles Menschenmögliche getan, um ihn vor sich selbst zu schützen und ihm zu helfen, von den Drogen loszukommen. Mehr konntet ihr nicht tun. Ihr seid auch nur Menschen und habt auch noch euer eigenes Leben, nur dieses eine. Niemand kann einen erwachsenen Menschen rund um die Uhr bewachen, und für die Spätschäden aufgrund des jahrzehntelangen Drogenkonsums seid ihr auch nicht verantwortlich. Du hast aber eine Verantwortung für dich selbst, deinen Mann und insbesondere für deine Kinder. Deshalb solltest du jede Hilfe annehmen, die dir die Trauerbewältigung erleichtert.
 
hallo Caly,
zunächst aufrichtiges Beileid für dich und deine Familie

habe leider ebenfalls (in ähnlicher form) dein erlebtes durchmachen müssen.

die frage ob du mit deinen eltern darüber reden sollst kann dir niemand außer deine eltern selbst beantworten aber ich denke das wird zeit brauchen aber vielleicht(wie in meinem fall nie geschehen)
es mag das jahrelange erlebte sein,die hilflosigkeit (das man nichts ändern konnte)dann die hoffnungen das es vielleicht doch noch mal besser wird,die enttäuschungen wenn man einsieht das es doch wieder nicht so ist
der wunsch den `alten `bruder wieder haben zu wollen und die einsicht es wird nie wieder so sein
die wut das er/sie so ist aber auch die angst das etwas passiert
die schuld bei sich suchen,in form von..hätte man vielleicht noch was anderes machen können
die frage die sich sicher auch deine eltern stellen ob sie zum falschen zeitpunkt versagt haben und warum alles so gekommem ist..wo der grund lag(wieder keine antwort)
der wunsch das soll alles endlich aufhören(weil man keine kraft mehr hat)
danach direkt das gefühl "wie kann ich nur so denken"
es war und ist eine schreckliche zeit und das erlebte wird nur schwer (wenn überhaupt)zu vergessen sein aber ich denke das irgendwann der zeitpunkt kommt an dem man die schönen erinnerungen an den `alten `bruder abrufen kann.
ich wünsche dir von herzen kraft und die bereitschaft (nach der zeit des trauerns und des verarbeiten von dem weniger schönen erlebten)ein neues kapitel in deinem leben anzufangen,einen neuen abschnitt mit deinen kindern und den mut nach vorn zu schauen

einen lieben gruß
 
Vielen Dank für die lieben aufbauenden Worte!...

@Bürge:Mein anderer Bruder hat ein Grab.Wir haben auch schon überlegt ob wir nicht diesen Ort nehmen alleine auch schon wegen der Kinder und damit es überhaupt einen Ort gibt.
Seitdem Tod des ersten bruders hat sich alles verändert jedenfalls war mein bruder danach nicht mehr so wie er vorher gewesen ist.Die beiden waren wie Zwillinge und das ist es auch was uns ein wenig Trost gibt das wir uns sagen das die beiden jetzt wieder vereint sind und es ihnen zusammen gut geht.

Gestern habe ich sein Handy zum ersten Mal wieder angeschaltet und es war dort eine Notiznachricht auf dem Handy.Es war so merkwürdig seine Stimme zu hören.
 
Bürge

Meine Mutter starb zu Ostern letzten Jahre. Ich habe lange gebraucht, damit klar zu kommen, da sie in meinen Armen den letzten Atemzug tat.



Deine Mutter wollte sich unbedingt noch von DIR verabschieden. Heisst, sie liebt Dich und wartet jetzt auf der anderen Seite auf Dich....
 

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