Magst Du vielleicht von euren immer wiederkehrenden Problemen und Konflikten erzählen?
Ich versuche es!
Wir sind ein (weibliches) Paar und seit Herbst 2019 zusammen. Meine Freundin ist 40, ich bin 31 Jahre alt.
Für mich ist es die erste langjährige Beziehung, davor hatte ich nur kürzere Beziehungen, maximal ein Jahr. Für sie ist es die erste mit einer Frau. Schon bald fühlte es sich für uns beide wie ein „Ankommen“ an. Endlich etwas, das sich richtig anfühlt. Vertraut, sicher, frei, weil wir ganz wir selbst sein können, uns in unserem Leben verwirklichen und doch auch viel miteinander teilen. Wir durften viele schöne Momente zusammen erleben, haben auch schon sehr schwierige Zeiten gemeistert und mit der Zeit angefangen, gemeinsam zu träumen und Zukunftspläne zu schmieden.
Und genau da wird es jetzt schwer. Denn diese Träume beginnen sich aufzulösen.
Vor etwa einem Jahr sind wir zusammengezogen. Ein Schritt, der für mich mit viel verbunden war. Ich hatte mir das schon länger gewünscht, sie war eher zögerlich und unsicher und wollte es erst nicht. Als wir uns dann dafür entschieden haben denn Schritt zu machen, waren wir beide sehr glücklich und haben es als Start in unsere gemeinsame Zukunft gesehen, der nach und nach damit verbunden ist unsere gemeinsamen Träume zu realisieren. Kinderwunsch, Familie, ein Zuhause aufbauen.
Aber für meine Freundin war das Zusammenziehen rückblickend schon ein riesiger Schritt. Einer, der sie an ihre Grenze gebracht hat. Alles Weitere, Kinder, langfristige Planung, ist ihr zu viel. Sie möchte zurück zu mehr Leichtigkeit, weniger Verbindlichkeit. Am liebsten wieder getrennte Wohnungen, keine konkreten Pläne. Einfach ein schönes Leben führen, reisen, genießen. Und irgendwann –
vielleicht – weitersehen.
Was sie stört oder ihr zu viel ist, kann sie nicht genau sagen. Wir haben schon vor dem Zusammenziehen 5-6 Tage jede Woche beieinander verbracht, was gut funktioniert hat und harmonisch war.
Für mich ist das schwer zu begreifen, vor allem weil das lange unsere gemeinsamen Pläne waren und wir immer gesagt haben: „Wenn wir zusammen wohnen, dann…“ Für mich ist das nach wie vor so und es ist schwer zu verstehen, was sich für sie verändert hat, dass es für sie jetzt anders ist.
Bei der Wohnungssuche habe ich viele eigenen Wünsche hintenangestellt, damit es für sie passt, Hauptsache, wir schaffen das zusammen. Und jetzt zu hören, dass selbst das gemeinsame Wohnen zu viel ist und eigentlich nicht das, was meine Freundin will… das trifft mich. Ich frage mich: Wenn es jetzt nicht klappt, wann dann? Und
wie dann?
So stehen wir also da und wollen in komplett gegensätzliche Richtungen und während wir versuchen, das zu verstehen und das irgendwie zu lösen, wird die Stimmung zwischen uns schlechter und schlechter.
Seit Monaten entfernen wir uns merklich voneinander. Es ist nicht laut, aber spürbar. Weniger Nähe, viel mehr Streit. Oft um Kleinigkeiten. Und dieser wachsende Abstand tut weh. Wir schlafen kaum noch miteinander, unsere Gespräche enden öfter in Missverständnissen als in Verbindung. Die Art wie wir streiten hat ein Niveau erreicht, dass es in jahrelanger Beziehung nie gab. Sehr verletzend und hässlich. Und doch gibt es zwischendurch diese Momente voller Vertrautheit und Liebe, dass ich denke: Es muss doch einen Weg geben. Das, was wir haben, ist so gut. Das wirft man nicht einfach weg.
Zum ersten Mal von Trennung gesprochen haben wir in der Zeit um Weihnachten/Silvester. Wir sind beide unglücklich, wie es jetzt ist und für uns beide müsste es in andere Richtungen gehen, damit das wieder wird.
Die Vorstellung einer Trennung ist aber so hart, dass ich mir das gar nicht näher vorstellen kann und will.