Hallo,
bitte lacht nicht über mein Anliegen. Ich weiß, dass das Viele locker sehen.
Mit meinem Mann bin ich mehr als 20 Jahre zusammen. Vor einer Woche habe ich auf meinem PC (= der PC, den hauptsächlich ich benutze) gesehen, dass er sich erotische Fotos von Damen angeschaut hat. Das war ein Riesenschock. Klar weiß ich, dass das Viele machen, bei ihm hätte ich niemals damit gerechnet.
Als er kurz darauf nach Hause kam, habe ich ihn gefragt, ob er sich oft erotische Fotos im Internet anschaut.
Er: Ja, warum auch nicht?
Ich: Ich bin geschockt. (Viel mehr brachte ich nicht heraus.)
Er: Mit dir hat das absolut nichts zu tun. (Das sagen Fremdgänger ja auch gerne... 😳 🙄 😱 )
Als ich mich einigermaßen gesammelt hatte, fragte ich ihn, warum er das macht ("Weiß ich nicht"), und sagte, dass ich mich schlecht fühle bei dem Thema. Und dass es mich ankotzt, so ein Gespräch zu führen.
Ich habe mich dann mit ihm zusammen an den PC gesetzt und diese Seite angeschaut. Hauptsächlich Damen in Reizwäsche oder nackt, in den üblichen Posen. Er meinte, ihn reizt dabei nichts, er schaut es eben nur an. (Warum? Tja.) Seit wann? Ein halbes Jahr bestimmt.
Ich: Wie geht es jetzt weiter?
Er: Dir zuliebe lasse ich es bleiben.
Am nächsten Tag habe ich ihm gesagt, dass ich es nicht wirklich gut finde, wenn er nur mir zuliebe damit aufhört, wenn er diese Bilder doch sooooo gerne anschaut. Besser wäre, wenn er es selbst einsieht, alles andere ist halbgar.
Zu dem Zeitpunkt hatte ich die fürchterlichsten Gedanken, dass er mich mit diesen Damen vergleicht, mein Busen plötzlich nicht groß genug ist etc.; ich habe mich ihm auch nicht mehr nackt gezeigt aus Angst, verglichen zu werden. Das hat sich aber schnell gelegt; jedoch, mein Geschlechtsteil möchte ich ihm immer noch nicht zeigen, besser gesagt, ich kann das nicht mehr unbeschwert tun.
Anmerkung: Wir sind Mitte 50 und habe Ø 5 mal / Woche Sex.
Ein paar Tage später habe ich seinen PC (= der PC, den hauptsächlich er benutzt - ich wundere mich darüber schon die ganze Zeit, weil dieser PC viiiieeeel langsamer ist als der andere) hochgefahren.
Und siehe da:
Bei den "zuletzt verwendeten" Dateien habe ich Fotos gefunden von weiblichen Geschlechtsteilen in Nahaufnahme. Mal einfach so, mal steckte ein Vibrator drin. Also eine ganz andere Hausnummer als die Fotos, die ich zuvor gesehen hatte. Und nicht nur im Internet angeschaut, sondern heruntergeladen. Und das Ganze nach unserem Gespräch. Ich habe gezittert wie Espenlaub (ja, ich hatte keine gute Kindheit und die erste Ehe war die Hölle, mein Nervenkostüm ist nicht gerade robust).
Ein paar Tage habe ich gebraucht, um mich halbwegs zu sammeln und mit ihm darüber zu reden.
Ich blieb dabei ganz ruhig und sachlich, habe ihm keine Vorwürfe gemacht, war freundlich, habe ihm gesagt, dass es mir schlecht geht bei dem Gedanken, dass er außereheliche Geschlechtsteile anschaut. (Man liest ja immer, dass man dem Ehepartner seine Gefühle mitteilen soll.) Man muss wissen, mein Mann schaut nicht mal auf der Straße anderen Frauen hinterher.
Nie und nimmer hätte ich gedacht, was dann passiert ist:
Er hat getobt und geschrien, hat sich angezogen und ist für zwei Stunden in der Nacht verschwunden.
(Das war ein klasse Dejà vu, meine Mutter hat das auch immer gemacht, wenn meine Eltern Krach hatten - und den hatten sie sehr oft. Meine Mutter hat im Hinauseilen manchmal geschrien "ich hänge mich auf!")
Als er wieder kam, hat er Dinge gesagt wie:
- Du hast deine Hobbys, also darf ich meine haben (ich mache alle drei Monate die Kasse für einen Verein, toller Vergleich).
- Dann macht eben jeder in Zukunft sein Ding (wir harmonieren sonst super - zählt wohl nicht mehr)
- Diese Fotos gibt er wegen mir nicht auf
- etc., ich weiß schon gar nicht mehr alles, es war sehr schlimm.
Mein Resümee: Diese Prostituierten auf den Bildern sind ihm wichtiger als ich.
Ich möchte mich in Luft auflösen.
Ich wusste nicht wohin mit mir und habe fast eine ganze Flasche Wein getrunken. (Sonst bin ich nach einem Glas schon beschwipst, ich trinke etwa ein mal pro Woche Alkohol, selten zwei mal - hier habe ich kaum etwas gespürt.) Meine Brust war eng, das Herz stolperte, und ein Gefühl, als würde in mir gleich etwas platzen. Auch heute noch (es sind drei Tage vergangen) ist in mir eine große Schwere, das fühlt sich schlimm an. Ich habe auch keinen Apettit mehr. Nachts wache ich weinend auf und kann nicht mehr einschlafen.
Am nächsten Tag hatten wir zwei mal Sex, ich kann mich nicht erinnern, wann 2 x / Tag das letzte mal vorgekommen ist, und es war sehr schön. Ich liebe ihn ja noch, er ist ein wunderbarer Mensch, aber etwas in mir ist kaputtgegangen, ich fühle mich innerlich zerstört.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Ihm gegenüber lasse ich mir so gut es geht nichts anmerken. Ich hänge also nicht übellaunig herum und mache ein langes Gesicht. Im Gegenteil: Wenn es mir schlecht geht, lache ich umso mehr und bemühe mich noch mehr um Fröhlichkeit (was mir selbst ja auch gut tut).
Was will ich jetzt von diesem Forum? Wahrscheinlich hauptsächlich von der Seele schreiben.
Aber ich wäre auch dankbar, wenn mir jemand helfen könnte, diese Situation zu analysieren.
Mir aufzeigen könnte, wie ich aus diesem dunklen Loch wieder herauskomme.
Und vielleicht kann mir jemand erklären, warum mein Mann das macht.
Upps, jetzt ist es doch länger geworden.
Eine große Bitte: Kein "da ist doch nichts dabei" und kein "stell dich nicht so an, es gibt Schlimmeres".
Das mag sogar stimmen, hilft mir in meinem jetzigen Zustand aber nicht weiter.
Vielen Dank fürs Lesen.