Wie funktioniert denn idealerweise eine gewaltfreie Konfliktlösung, wenn einer der beteiligten Parteien eigentlich gar nicht an einer gewaltfreien Lösung interessiert ist? Das würde mich tatsächlich interessieren, weil man meiner Erfahrung nach durch kompromissbereites aufeinander zugehen wollen oft der aggressionsbereiten anderen Seite nur noch mehr Spielraum gibt.
Ehrlicherweise sollte ich zunächst zugeben, dass mir das selber schon passiert ist: Dass ich mit meiner naiven Art auf Menschen zuging "Hey, lass uns Freunde sein..." Und dann nutzten sie jede Information die ich ihnen gab, beinhart gegen mich. Viele Menschen sind so: Wenn sie eine Schwäche sehen, dann hauen sie erst recht drein.
Ich buche das aber mal auf meinen eigene Naivität und nicht auf die Methode an sich.
Gewaltfreiheit muss nämlich nicht Schwäche bedeuten. Gewaltfreiheit heißt auch nicht unbedingt Nachgeben oder Kompromiss. Das war sogar ein eigener Punkt beim Seminar: Dass man nicht zu früh nachgibt. Dass man keine "faulen" Kompromisse schließt. Denn wenn ich einem faulen Kompromiss zustimme, dann ist die Saat für den nächsten Konflikt schon gelegt.
Es wäre auch naiv anzunehmen, dass Gewaltfreiheit immer zu einer Lösung führt. (Eine der Trainerinen meines Seminares war zum Beispiel in Ruanda. Dass das nicht so super funktioniert hat, hat man aus den Medien erfahren....)
Die anderen Methoden führen oft aber auch nicht zu einer Lösung. (Schimpfen, Drohen, Anwalt...)
Ein paar Punkte, die ich mir gemerkt habe:
* Immer in Kontakt bleiben. Egal, wie sehr sich der andere daneben benimmt. Immer das Gespräch suchen.
* Alles vermeiden, was die Fronten verhärtet. (Kratzer ins Auto machen oder ihm in den Briefkasten zu sch...
🙂)
* Seine eigenen Gefühle auf eine angemessene Art ausdrücken. Also nicht nur die Sachebene betrachten! Der andere ruhig wissen, dass du verärgert und enttäuscht bist. Aber eben auf eine angemessene Art.
* Den Standpunkt des anderen verstehen. Die Sichtweise des Gegners einnehmen. Fragen, warum er das und das will oder warum er auf deine Vorschläge nicht eingeht. Oft gibt es Gründe für sein Verhalten, die mir nicht klar sind.
* Dem anderen die eigene Sichtweise näher bringen. z.B. Bei Störung der Nachtuhe: Sagen, dass man das gut durchhört und dass man nicht schlafen kann. Dass man früh aufstehen muss.
Dass der Nachbar sich in deine Situation versetzen kann und denkt: Ok, das möchte ich auch nicht.