(Was mich interessiert: Kriegt man bei dieser wirren Hege und Pflege des "inneren Kindes" so etwas wie Beruf etc. noch unter? Oder ist das Belauschen des Kindes schon Job genug? Und gibt es einen professionellen Erwachsenen, der da eventuell intervenieren könnte?)
Ganz kurz, in meinen Worten, ich hoffe es ist verständlich, sonst frag einfach nach:
Das "innere Kind" tritt auf, wenn in der Kindheit etwas passiert, bei dem die Psyche sich abkapseln muß um zu überleben. Das ist der Teil, der dringend das Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit, Schutz braucht.
Nun ist also etwas passiert, was diesen Teil so stark gefährdet, daß die Gefahr besteht, es überlebt nicht. Er "gräbt sich" ein, die Kontrolle übernehmen die Überlebensmechanismen wie zB der "einfach durchhalten"-Modus, ich denke es gibt da sehr viele Möglichkeiten.
Dieses innere Kind, was eigentlich eine innere, abgekapselte Gefühlswelt ist, hält sich nun im Hintergrund, zum Selbstschutz.
Jahre später fängt diese Gefühlswelt dann an sich wieder zu regen. Es ist verwirrend, es ist verstörend, denn diese Gefühlswelt fühlt sich einfach nur fremd an. Ist zwar ein Teil des Menschen, nur absolut fremd.
Das muß man erstmal erfassen können! Man versteht ja nichtmal, was da in einem abgeht - geschweige denn warum und wieso. Plötzlich tauchen Bedürfnisse (wieder) auf, die einen wahnsinnig machen können.
Also ist der erste Mechanismus, diese Gefühlswelt zu negieren, sie zu unterdrücken, sie "weg machen" zu wollen.
Was ja aber nicht geht. Man würde sich ja eigentlich selbst zerstören.
Also mal ganz bildlich gesprochen: Ein Kind versteckt sich hinter seiner Mutter vor bösen Gestalten. Die Gestalten sind weg, es kommt heraus. Wird von der Mutter nicht mehr erkannt und es passiert ihm genau das, was die Gestalten "angedroht" haben: Abgrenzung, Verletzung. Aber es ist stark, es will kämpfen, es kämpt um sein Leben gegen die Mutter. Ein innerer, zermürbender, zerstörender Kampf also.
Wenn man das einfach verdrängen will, fangen also oft unspezifische psychosomatische Beschwerden an. Wenn man weiter verdrängt kann das bestimmt zu schwerwiegenden psychischen Erkrankungen kommen, denke ich.
Die Therapie setzt dann oft an, sich und seine innere Gefühlswelt erstmal zu verstehen. Da sie auf dem Stand des Kindes ist, das man damals war, wird es halt "inneres Kind" genannt. Durch diese jahrelange Abkapselung ist es oft schon sehr schwer, damit überhaupt IRGENDWIE umgehen zu können.
Das innere Kind als das was es ist zu akzeptieren: Eine Gefühlswelt, die ihre Daseinsberechtigung hat, die gehört werden will, die geliebt werden will - ist noch eine neue Nummer. Hiermit ist man dann schon wieder "lebensfähig" denke ich. Und wenn man sich in dem Stadium dann einfach Zeit läßt, kann es auch automatisch zum nächsten kommen. Zeit ist oft ein wichtiger Faktor.
Denn dann wieder eins zu werden mit der "zweiten" Gefühlslage, das ist dann ja wie sich selbst zu finden, "man selber werden", ist das Ziel Das können einige aber durch zu schlimme Erlebnisse und zu langer Abkapselung einfach sehr sehr schwer erreichen. Oft wird dann ausgewichen auf andere "Probleme", weil der Kern des Problems, die gespaltene Gefühlswelt, einfach unerreichbar ist.
Mein Therapeut hat mir damals gesagt, eine psychische Erkrankung zu heilen dauert so lange, wie man sie schon mit sich herumschleppt. Das Problem an dem Werdegang bzw der Genesung ist, daß es ein überlebenswichtiger Schutzmechanismus war. Überlebenswichtige Schutzmechanismen gibt man per se nicht so gerne auf.
Deswegen ist es auch ein bißchen unglücklich, sich darüber lustig zu machen.. für die Betroffenen, die gerade in der Arbeit stecken, ist es grade bestimmt schwer genug. Einen Beinbruch sieht man, und kann es sich vrostellen wie weh das tut. Eine gebrochene Gefühlswelt ist sicher schwer vorstellbar.
So, das waren meine laienhaften Worte dazu. Kürzer krieg ich es wohl doch nicht hin :-/ Ist es dir jetzt vielleicht ein bißchen verständlicher geworden? Das ist kein Voodoo, sondern eine ziemlich ernste Sache
🙂
@stbm2014
Ich wünsche mir für dich, daß du dich bis zu deinem Klinikaufenthalt ausruhst. Keine Entscheidung vor dem Klinikaufenthalt. Also brauchst du auch nicht mehr zu grübeln. Schreib dir alles auf, was dir im Kopf herumschwirrt. Schreib es auf in ein Buch, und das nimmst du dann mit zur Klinik. Ich denke das könnte dir helfen, magst du das mal probieren?