Ich spüre, welche Mühe Du Dir damit gegeben hast und wie bedacht Du formuliert hast.
😛 Stimmt - jeder Satz ist "gewogen und für gut befunden" - oder verändert worden... Ein paarmal. Und da haben bestimmt noch andere geistige Helfer ihr Händchen drin gehabt...
Du bist sehr sensibel, dass du das erkannt hast. Danke.
Ich war sehr unsicher, ob ich den Brief hier wiedergeben soll. Der Brief ist bird on the wire ganz pur. Ich war unsicher, ob ich mich so offen zeigen soll.
Ich konnte den Brief nur deswegen so schreiben, weil ich wußte, ich schreibe ihn nur für mich, er ist nicht zum Versand bestimmt. Dadurch konnten die Worte direkt aus meinem Herzen fließen, ohne daß Angst, Verstand, Kalkül und was weiß ich noch alles als Zensor zwischengeschaltet waren.
Der Brief und alles hier ist pure Schreibtherapie - und ich würde sagen: (mindestens) jeder anderen Therapie gleichwertig. Schau mal, wieviel Vertrauen hier ist - wieviel Zeit braucht man bei einem Therapeuten, bis man so weit ist, solch einen Brief zu zeigen und sich dazu zu äußern?
Gerade weil du jeden Satz hier lesen und gefühlsmäßig reflektieren kannst - und unter keinerlei Erfolgs- oder sonstigem Druck stehst, kann alles in deinem Rhythmus passieren. Es ist sehr lebendig, nicht wahr?
Ja, die Angst ist so groß, daß ich allein bei dem Gedanken schon körperliche Reaktionen spüre.
Das hätte jeder in deiner Situation in irgendeiner Art - es steht so viel auf dem Spiel, nicht wahr? Da will man sich keinen Fehler erlauben - man könnte ja die einzige Chance vertun, oder? Jeder ist da verzagt, Liebes...
Und "langsam" ist hier ein falsches Wort - es geht ja um Angst, einen falschen Schritt zu tun, der irreparabel sein könnte.
Ich hatte dich gebeten, diese verflixten negativen "Ich bin"-Sätze zu umgehen, anders auszudrücken - das sind ebenso Mühlsteine, bird, die du dir selber um den Hals hängst - und so unnötig wie ein Kropf sind! Zumindest dann sagen: Ich bin HEUTE blabla... - aber nicht generell. Denn es stimmt ja nicht: schau doch, was für einen Fortschritt du gemacht hast, seitdem wir hier kommunizieren! Ich bin seit 2,5 Wochen in diesem Thread - und du bist gewaltig vorangekommen! Du hast garantiert nicht beim Therapeuten so viel in so kurzer Zeit geschafft, oder? Das ist eine ganz andere Form der Kommunikation...
Das sind 7-Meilen-Stiefel, birdie, mach dich nicht kleiner als du bist.
Das ist mutig!
Und das ist nur eine "professionell-künstliche" Beziehung, die in einem geschützten Raum mit klaren Spielregeln stattfindet. Wenn mir das schon so schwer fällt, wie soll ich dann das andere schaffen?
Warst du dir sicher, dass er dir helfen kann, oder war es eher ein "rettender Strohhalm"? Verzeih, ich lästere gerade etwas...
😛
Ich habe es noch nicht einmal geschafft, die Angst näher zu betrachten, zu schauen, wovor ich eigentlich Angst habe.
Manche Ängste sind fast irrational, und so stark, dass man sie allein nicht mal anschauen kann. Weil man durchdrehen könnte. Das ist ein guter Schutzmechanismus. Nichts Böses. Keine "Schwäche" in diesem Sinne.
Aber du siehst ja, dass wir in der Kommunikation uns langsam nähern können - einfach, weil wir quasi "zu Zweit" hinschauen, wie bei einem Schatzheben: einer hält die Leiter und sichert (das bin ich), und der Andere steigt hinab und schaut nach... (das bist du
🙂)
Ist ein Schatz, birdie, auch wenn noch etwas Schlamm drumherum ist.
Ich habe Angst, nicht willkommen zu sein.
Ich verstehe das. Nur: nützt hier eine Vogel-Strauss-Politik wirklich? Ist es besser, den Kopf im Sand zu halten, statt zu wissen? Diese Ungewissheit, ist die nicht auch zermürbend? Die ist auch ein ständiger (unterbewusster) Energiefresser.
Aber ich kann nachfühlen, dass du dir nicht die "letzte Hoffnung" rauben wolltest - dann lieber mit der Illusion leben statt ...
Nur: ist es nicht eine Abhängigkeit, in die du dich immer wieder hineinbegeben hast? Von der Liebe oder vom Wohlwollen Anderer abhängig zu sein?
Kannst du dir vorstellen, dir zu sagen: Ich habe es die letzten 20 Jahre allein geschafft. Auch ohne die Hilfe des Vaters. Er ist mir zwar sehr wertvoll. Aber ich habe auch gelernt, ohne ihn durchs Leben zu gehen. Bin vielleicht manchmal gestolpert. Aber das tun ja Alle hin und wieder - so lernt man am ehesten. Trial and error - Versuch und Irrtum. That's it.
Und nun suche ich Klarheit - das bin ich mir schuldig. Ich will dies haben, um mit mir und mit ihm ins Reine zu kommen. Ich riskiere eine Absage. Sie kann weh tun. Aber mich nicht mehr aus der Bahn werfen. So stark bin ich schon.
So mutig bin ich schon.
Ich bin mutig geworden...
Wie klingt das?
Wie fühlt sich das an?
"Keiner will mich" ist eine alte und tief verankerte Überzeugung in mir.
Schau, Liebes, es geht um dich. Um deine Abhängigkeit vom Wohlwollen Anderer. "Freiheit" ist was anderes. Magst du nicht mal in deine Freiheit kommen? Bitte fühl mal in dieses Wort hinein. Was verbindest du damit alles?
Lass uns langsam den Dingen Energie geben, die wir in unser Leben ziehen wollen.
Das, was du denkst ziehst du an.
... ist mir zum ersten Mal bewußt geworden, daß es vielleicht ... nicht am Säugling, sondern am Unvermögen der Bezugspersonen liegen könnte.
Natürlich hat es mit den Berzugspersonen zu tun. Und ist es nicht auch ein Zusammenspiel aller Beteiligten? Ich mache mich klein, damit ich liebebedürftiger erscheine. Ich mache mich klein, damit ich nicht auch in den Strudel der Streiterein hineingezogen werde. Kennst du noch andere?
Ich einfach eine schlechte Startposition hatte und dadurch falsche Überzeugungen verinnerlicht. Daß es vielleicht evtl. nicht daran liegt, daß ich nicht gut genug bin. Daß ich ok bin.
Ich möchte dir einen mal völlig anderen Aspekt zeigen, und ich bitte dich, es zu wagen, einen Blick darauf zu werfen. Einfach damit zu spielen - "was wäre wenn..." - ok?
Stell dir vor, du hast dir dieses Leben gewählt. Mit all diesen Schwierigkeiten. Den Lieblosigkeiten, produzierten Ängsten, Gefühlen von Unwertsein, die in dir diese schrecklichen negativen "Ich bin"-Gedanken erschaffen haben. Du standest vor der großen Bühne "Erde", hast zugeguckt, was da alles passiert, hast dir diese Eltern ausgesucht und hast gesagt: "DIESE Erfahrungen möchte ich machen in diesem Leben!" - Wie gesagt: Viel Feind - viel Ehr...
😛
Das ist Mut, birdie. Kannst du dir das vorstellen?
Und du hast dir zugleich auch die Lösungen kreiert, sonst hätte das Spiel "Leben auf der Erde" keinen Sinn, wenn nicht ein Happy-End am Ende käme. Man gräbt ein Loch, aber man nimmt eine Leiter mit... Hast noch damals mit dem Therapeuten einen Hilfe-Vertrag abgeschlossen, und mit uns hier im Forum ebenso, um nicht völlig zu verzweifeln. Es gibt ja keinen Zufall. Und noch mit vielen anderen Personen.
Kannst du dies nachvollziehen? Diese Rolle aus der höheren Perspektive sehen?
Klar doch, mit Rollen kennst du dich ja aus - ist hier nur eine andere Größe...
😀
Und ich sage dir - es ist wahrlich so: die Kinder suchen sich die Eltern aus, und nicht umgekehrt.
Ich habe Angst, vergessen worden zu sein.
Was ist, wenn ich vergessen wurde? Warum hat mein Vater nie einen Kontaktversuch unternommen? Warum?
Er hatte vielleicht Schuldgefühle. Hat sich geschämt. Hat es nicht gewagt, weil er vielleicht dachte, DU würdest ihn zurückstoßen (hättest du ja auch...) - schließlich hast du ja mit seiner "Gegnerin" weiter gelebt, oder?
Und gleichzeitig sehne ich mich danach, nicht den ersten Schritt tun zu müssen, weil ich dann nie die Erfahrung mache, daß ich es wert bin, gesucht zu werden.
Das ist so verkorkst. So krank. Es tut mir leid.
Es tut weh, mich in aller Schwäche und Widersprüchlichkeit anzusehen.:wein:
Fühl dich umarmt und gewiegt, birdie...
Du bist wunderbar, dass du das hier und jetzt anschaust und den Mut hast, es auszusprechen. Das ist Stärke.
Das ist nicht krank - es ist ganz menschlich. Geboren aus der Umwelt in der du aufgewachsen bist.
Ich habe etwas nachgedacht, wie ich dir helfen kann und hab mich ehrlich gesagt einen Moment auch etwas hilflos gefühlt - das ist wirklich ein auch berechtigter Wunsch, mal auch gesucht zu werden. Geschätzt zu werden. Anerkannt zu werden...
Und dann habe ich mir Rechenschaft gegeben, dass du ja schon über 40 sein musst, wenn ich richtig gezählt habe. Da müsstest du mit solchen Erfahrungen schon längst abgeschlossen haben. D.h. diejenige, die diesen tiefen Wunsch noch immer hat - das ist dein inneres Kind und nicht die Erwachsene! Dies muss geheilt werden, birdie.
Dafür musst du es kennen lernen, ihm begegnen.
Das ist die Meditation, die ich mit dir machen will. Wir kommen nicht drumherum. Es ist eine (schöne) Führung zu deinem Inneren Kind. Nichts zum Verzweifeln, nur zum Liebhaben. Bitte tue es - für dich!
Ich weiß gar nicht, wie es nach einer Kontaktaufnahme weitergehen könnte. Natürlich sehne ich mich nach Heilung, Versöhnung und Frieden. Aber was folgt nach der Kontaktaufnahme?
Dann folgt der Kontakt, birdie. Ein langsames Annähern, Abtasten, Vertrauen fassen, Herzklopfen haben, innere Freude und Erwartung, Spannung - und dann ein langsames (Er)Lösen der Spannungen, Erwartungen, Hoffnungen - es hängt von dir ab, wie schnell und wie weit.
Lass es einfach drauf ankommen, geh deinem Gefühl nach, deiner Intuition.
Und was ist, wenn er noch immer Hass auf meine Mutter empfindet.
Tja, das ist nicht dein Ding, bird. Bist du im Begriff, dir wieder einen Schuh anziehen zu wollen, der nicht zu dir passt?
Der gehört nicht zu dir, lass diese Gedanken einfach weg. Du hast ein Recht auf beide Eltern. Jede Einschränkung von einem Teil ist egoistisch und hat mit deinem Recht nichts zu tun. Man nennt das Manipulation.
Willst du damit nicht aufhören, Spielball zu sein?
Und wie wird sich das Verhältnis zu meiner Mutter verändern? Es ist nicht auszuschließen, daß sie dann den Kontakt zu mir abbricht.Was, wenn ich meine einzige verbliebene Angehörige verliere, weil ich einer Illusion hinterherjage?
Soll das Liebe sein? Was ist hier Illusion, bird?
Liebe lässt frei. Liebe sucht das Wohlergehen der Anderen. Liebe trägt nichts nach.
Wie siehst du deine Beziehung zu deiner Mutter, was die Gefühle betrifft?
Zumindest wird sie sehr verletzt sein. Ich habe schon einmal die Möglichkeit angedeutet. Sie sagte, ich könne das ja nach ihrem Tod machen.
Das ist das kleine Ego, das verletzt wurde, und wird. Ist ihr wichtig, dass ihre Tochter glücklich wird? Jetzt - nicht in 30 Jahren! Frag sie mal.
Was, wenn du ihr mal sagst: Schau, ich will Frieden machen, auch mit meinem Vater! Ihr seid beide meine Eltern. Ich habe ein Recht auf Beide!
Ich sehe es Eranos, während ich es hier schreibe. :wein: Verdammt! Bannkreis der Mutter! Verdammt! Es tut so weh!
Soll das Liebe sein?
Ich bin stolz auf dich - du erkennst die Situation.
Es darf nur gehen, was dich frei macht. Das ist dein Recht. Es ist deine Pflicht dir gegenüber.
Und du bist dir am nächsten.
Wenn jeder für sich sorgt ist für alle gesorgt - oder?
🙂
Ein besseres Bild als das des Mühlsteins hättest Du nicht finden können. Er versperrt mir den Weg und läßt ganz viel Lebendigkeit draußen. Du hast Recht, das Versperrte und der Schmerz sind Teil meines Lebens geworden.
Eine Öffnung zu schaffen, um etwas Besseres hereinzulassen.
Das hast du jetzt getan, und du hast erkannt, was dir fehlt, und auch warum. Und jetzt kommen die kleinen Schritte in die neue Freiheit. Natürlich, was denn sonst?
Aber weißt Du auch wie schwer so ein Mühlstein ist? Wie unendlich schwer?
Wie könnte ich dir davon erzählen, wenn ich nicht die Erfahrung gemacht hätte, Liebes?
Wie könnte ich dir überhaupt helfen, wenn ich nicht Ähnliches/Gleiches erlebt hätte und mich in deine Situation hineinfühlen könnte?
Und vor allem einen Weg gefunden hätte...
🙂