Telas
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Aktuell studiere ich, wie schon in meinem Profil erwähnt, Sozialwissenschaften in der kleinen Stadt Vechta in Niedersachsen. Das Studium habe ich formal schon aufgegeben, um ehrlich zu sein, ich habe mich nie wirklich darauf eingelassen. Und warum nicht? Weil mir die Stadt nicht gefällt und auch nicht das Verhalten das ich dort an den Tag legen soll, um nicht völlig ausgegrenzt zu werden, was aber vermutlich ohnehin schon geschehen ist.
Doch nun zur Vorgeschichte.
Ich habe vor meinem Studium eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht. Trotz massiver Zweifel an meinen eigenen Fähigkeiten und der allgegenwärtigen Angst vor Fehlern und dem damit verbundenen Ärger, schloss ich die Ausbildung wirklich erfolgreich ab. 1,4 war mein Durchschnitt in der Schule 1,7 bei der IHK.
Doch so toll sich diese Zahlen anhörten so unglücklich war ich schon zum Abschluss in meinem Inneren.
Es ging sogar soweit, dass ich gar nicht übernommen werden wollte.
Der Grund:
Im letzten Jahr der Ausbildung war man nur noch in der Abteilung eingesetzt, in der man nach der Ausbildung auch weiter arbeiten sollte. Soweit ganz normal. Ich entschied mich für den Vertrieb für Bauprodukte.
Dort war ich bereits einige Monate im zweiten Lehrjahr gewesen und auch gleich zu Beginn der Ausbildung 2009.
Damals, also 2009 war dort eine Leiharbeiterin, mit der kam ich gar nicht zurecht. Schon am ersten Tag meinte sie, ich sei viel zu langsam. Nach immer weiteren Nadelstichen brach ich dann irgendwann in Tränen aus. Meine zuständige Vorgesetzte erfuhr erst im dritten Monat der Ausbildung davon und meinte ich hätte es schon früher melden sollen. Ich hatte es aber auf Anraten meiner Eltern unterlassen die meinten, die Zeit dort sei doch sowieso nur begrenzt und ich würde mich dann nur noch mehr belasten.
Als das Jahr 2009 ging durfte ich die Abteilung verlassen und war sehr froh darüber. In den folgenden Abteilungen gefiel es mir mal mehr, mal weniger. In der Berufsschule war ich immer bei den besten und auch im Betrieb gab es von manchen Stellen durchaus sehr positives Feedback.
Im April 2011 kam ich dann ein zweites Mal in den Vertrieb für Bauprodukte. Doch die Vorzeichen waren ganz andere. Die Leiharbeiterin war ausgetauscht worden und eine neue Zeitarbeitskollegin war gekommen.
Ich war fest entschlossen, mich besser zu schlagen als beim letzten mal. Und so kam es auch. Diese Monate meiner Ausbildung (von April 11 bis August 11) waren die mit Abstand besten. Die Arbeit machte Spaß die Kollegen waren super. Alles schien zu passen.
Man fragte mich dann im Juli, ob ich nach meiner Ausbildung in der Abteilung bleiben wollte und ich sagte zu, ein schwerer Fehler, wie sich später herausstellte.
Denn vor meinem nächsten Einsatz (ab Januar 12) ergaben sich zwei Personalveränderungen in der Abteilung und alles wurde anders. Die neue Zeitarbeiterin verließ das Unternehmen für eine Festanstellung und die Vorgesetzte der Abteilung wurde schwanger. Mit beiden kam ich glänzend aus.
Als ich das dritte Mal kam, war schließlich alles anders, denn zum ersten Mal hatte ich auch Kundenkontakt.
Solange alles glatt lief, waren die Kunden auch in Ordnung. Aber es kam eine Phase des Lagerumbaus und damit auch zu massiven Lieferschwierigkeiten. Im Sommer musste ich dann auch noch Urlaubsvertretung machen und geriet mehr und mehr ins Kreuzfeuer der wütenden Kundschaft. Auch erhielt ich keine Produktschulung (die Kollegen sagten, sie haben keine Zeit und ich kein Interesse, was aber nicht stimmte), sodass ich vor der Kundschaft auch noch als inkompetent da stand.
Und wäre all das noch nicht schlimm genug gewesen, verschlechterte sich das Verhältnis zu den beiden Kollegen, mit denen ich am meisten zu tun hatte dramatisch.
Die eine war erst ein Jahr vor mir mit der Ausbildung fertig geworden. Sie behandelte mich als wäre sie meine Chefin. Machte mir Vorschriften, wie mein Schreibtisch auszusehen hatte, redete mir ständig ein auch ja keine Fehler zu machen, überhäufte mich mit Arbeit und ging selbst immer als erstes und schickte mich bei unangenehmen Anrufen vor.
Und mein anderer Kollege, der warf mir vor, ich würde ihn vollsülzen, als ich ihn auf die Probleme mit meiner Kollegin ansprach (er war eigentlich dafür verantwortlich, meine Eingliederung in die Abteilung zu koordinieren). Auch reagierte er immer gereizter auf meine Nachfragen und so wandte ich mich irgendwann nicht mehr an ihn.
Am Ende war sich so am Boden, dass ich nachts nicht mehr schlafen konnte und panische Angst hatte, ans Telefon zu gehen. Noch drei weitere Male brach ich auf der Arbeit in Tränen aus, bis ich schließlich aufgab.
Das letzte was meine Kollegin mir zu sagen hatte war der schlichte Satz, ich solle auch noch meinen Schreibtisch abwischen, bevor ich gehe.
Meine Eltern waren natürlich sehr erbost über meine Selbstkündigung und verlangten von mir Alternativen. Die Bewerbungsfrist war für Zulassungsbeschränkte Studiengänge aber schon abgelaufen. Ich klagte eines abends meinen Kumpels das Problem und einer meinte, er würde dieses Wintersemster in Vechta anfangen, da bräuchte man sich nur einschreiben. Ich dachte zu wenig darüber nach wohl aus der Begeisterung heraus so schnell eine Lösung gefunden zu haben. Also schrieb ich mich ein. Meine Eltern waren natürlich nicht glücklich aber sie ließen es mich ausprobieren.
Das Studium selbst war nur der nächste Fehler. Ich fühle mich in Vechta überhaupt nicht wohl und habe nach Rücksprache mit meinen Eltern Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um wieder von dort wegzukommen. Dafür aber, so verlangen es meine Eltern auch zurecht, brauche ich eine Arbeitsstelle. Bisher habe ich aber nur Absagen und kaum Gespräche bekommen und habe in der Zwischenzeit so viel an der Uni verpasst, dass ich durch das Semester unmöglich durchkomme. Und nun leide ich an der panischen Vorstellung, keine Stelle mehr zu finden und nicht mehr aus dieser Stadt wegzukommen, obwohl ich alles versuche. Und noch dazu geht das ganze schöne Geld, das ich während meiner Ausbildung angespart hatte für diesen hirnverbrannten Fehlschuss in die Binsen.
Meine Kumpels betrinken sich dort oben jeden Abend hemmungslos und feiern jede Nacht durch. Ab und an habe ich da nichts dagegen, aber jeden Abend kann ich das nicht. Und ständig muss ich mich rechtfertigen warum ich schon so früh gehe, wenn ich um eins ins Bett möchte und am nächsten Tag um 7 aufstehen muss. Ich will mich diesen Gruppenzwängen nicht ergeben aber gleichzeitig auch nicht komplett vereinsamen- eine Zwickmühle.
Auch Heimweh spielt leider eine Rolle, vielleicht ein weiteres Merkmal meiner Unreife :mad:.
Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und mir eine andere Abteilung suchen, um dort nach der Ausbildung weiterzumachen, aber es ist zu spät. Das ist kindliches Wunschdenken und ich bin ja schon 22. Auch wenn ich mich innerlich oftmals nicht so fühle.
Jetzt stehe ich ohnmächtig vor dieser Misere und weiß nicht wie ich es schaffen soll, endlich geduldiger zu werden und die Umstände besser zu ertragen. Vermutlich klingt vieles davon lächerlich und wahrscheinlich haben einige noch viel schlimmere Probleme, aber ich musste das hier einfach loswerden, weil es mich im Moment so sehr belastet. Tut mir auch leid, dass es so viel geworden ist, aber ich kann mich nur schwer kurzfassen.
Umso mehr danke an jeden, der dies hier zu ende liest und mir vielleicht einen Ratschlag hat.
Telas
Doch nun zur Vorgeschichte.
Ich habe vor meinem Studium eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht. Trotz massiver Zweifel an meinen eigenen Fähigkeiten und der allgegenwärtigen Angst vor Fehlern und dem damit verbundenen Ärger, schloss ich die Ausbildung wirklich erfolgreich ab. 1,4 war mein Durchschnitt in der Schule 1,7 bei der IHK.
Doch so toll sich diese Zahlen anhörten so unglücklich war ich schon zum Abschluss in meinem Inneren.
Es ging sogar soweit, dass ich gar nicht übernommen werden wollte.
Der Grund:
Im letzten Jahr der Ausbildung war man nur noch in der Abteilung eingesetzt, in der man nach der Ausbildung auch weiter arbeiten sollte. Soweit ganz normal. Ich entschied mich für den Vertrieb für Bauprodukte.
Dort war ich bereits einige Monate im zweiten Lehrjahr gewesen und auch gleich zu Beginn der Ausbildung 2009.
Damals, also 2009 war dort eine Leiharbeiterin, mit der kam ich gar nicht zurecht. Schon am ersten Tag meinte sie, ich sei viel zu langsam. Nach immer weiteren Nadelstichen brach ich dann irgendwann in Tränen aus. Meine zuständige Vorgesetzte erfuhr erst im dritten Monat der Ausbildung davon und meinte ich hätte es schon früher melden sollen. Ich hatte es aber auf Anraten meiner Eltern unterlassen die meinten, die Zeit dort sei doch sowieso nur begrenzt und ich würde mich dann nur noch mehr belasten.
Als das Jahr 2009 ging durfte ich die Abteilung verlassen und war sehr froh darüber. In den folgenden Abteilungen gefiel es mir mal mehr, mal weniger. In der Berufsschule war ich immer bei den besten und auch im Betrieb gab es von manchen Stellen durchaus sehr positives Feedback.
Im April 2011 kam ich dann ein zweites Mal in den Vertrieb für Bauprodukte. Doch die Vorzeichen waren ganz andere. Die Leiharbeiterin war ausgetauscht worden und eine neue Zeitarbeitskollegin war gekommen.
Ich war fest entschlossen, mich besser zu schlagen als beim letzten mal. Und so kam es auch. Diese Monate meiner Ausbildung (von April 11 bis August 11) waren die mit Abstand besten. Die Arbeit machte Spaß die Kollegen waren super. Alles schien zu passen.
Man fragte mich dann im Juli, ob ich nach meiner Ausbildung in der Abteilung bleiben wollte und ich sagte zu, ein schwerer Fehler, wie sich später herausstellte.
Denn vor meinem nächsten Einsatz (ab Januar 12) ergaben sich zwei Personalveränderungen in der Abteilung und alles wurde anders. Die neue Zeitarbeiterin verließ das Unternehmen für eine Festanstellung und die Vorgesetzte der Abteilung wurde schwanger. Mit beiden kam ich glänzend aus.
Als ich das dritte Mal kam, war schließlich alles anders, denn zum ersten Mal hatte ich auch Kundenkontakt.
Solange alles glatt lief, waren die Kunden auch in Ordnung. Aber es kam eine Phase des Lagerumbaus und damit auch zu massiven Lieferschwierigkeiten. Im Sommer musste ich dann auch noch Urlaubsvertretung machen und geriet mehr und mehr ins Kreuzfeuer der wütenden Kundschaft. Auch erhielt ich keine Produktschulung (die Kollegen sagten, sie haben keine Zeit und ich kein Interesse, was aber nicht stimmte), sodass ich vor der Kundschaft auch noch als inkompetent da stand.
Und wäre all das noch nicht schlimm genug gewesen, verschlechterte sich das Verhältnis zu den beiden Kollegen, mit denen ich am meisten zu tun hatte dramatisch.
Die eine war erst ein Jahr vor mir mit der Ausbildung fertig geworden. Sie behandelte mich als wäre sie meine Chefin. Machte mir Vorschriften, wie mein Schreibtisch auszusehen hatte, redete mir ständig ein auch ja keine Fehler zu machen, überhäufte mich mit Arbeit und ging selbst immer als erstes und schickte mich bei unangenehmen Anrufen vor.
Und mein anderer Kollege, der warf mir vor, ich würde ihn vollsülzen, als ich ihn auf die Probleme mit meiner Kollegin ansprach (er war eigentlich dafür verantwortlich, meine Eingliederung in die Abteilung zu koordinieren). Auch reagierte er immer gereizter auf meine Nachfragen und so wandte ich mich irgendwann nicht mehr an ihn.
Am Ende war sich so am Boden, dass ich nachts nicht mehr schlafen konnte und panische Angst hatte, ans Telefon zu gehen. Noch drei weitere Male brach ich auf der Arbeit in Tränen aus, bis ich schließlich aufgab.
Das letzte was meine Kollegin mir zu sagen hatte war der schlichte Satz, ich solle auch noch meinen Schreibtisch abwischen, bevor ich gehe.
Meine Eltern waren natürlich sehr erbost über meine Selbstkündigung und verlangten von mir Alternativen. Die Bewerbungsfrist war für Zulassungsbeschränkte Studiengänge aber schon abgelaufen. Ich klagte eines abends meinen Kumpels das Problem und einer meinte, er würde dieses Wintersemster in Vechta anfangen, da bräuchte man sich nur einschreiben. Ich dachte zu wenig darüber nach wohl aus der Begeisterung heraus so schnell eine Lösung gefunden zu haben. Also schrieb ich mich ein. Meine Eltern waren natürlich nicht glücklich aber sie ließen es mich ausprobieren.
Das Studium selbst war nur der nächste Fehler. Ich fühle mich in Vechta überhaupt nicht wohl und habe nach Rücksprache mit meinen Eltern Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um wieder von dort wegzukommen. Dafür aber, so verlangen es meine Eltern auch zurecht, brauche ich eine Arbeitsstelle. Bisher habe ich aber nur Absagen und kaum Gespräche bekommen und habe in der Zwischenzeit so viel an der Uni verpasst, dass ich durch das Semester unmöglich durchkomme. Und nun leide ich an der panischen Vorstellung, keine Stelle mehr zu finden und nicht mehr aus dieser Stadt wegzukommen, obwohl ich alles versuche. Und noch dazu geht das ganze schöne Geld, das ich während meiner Ausbildung angespart hatte für diesen hirnverbrannten Fehlschuss in die Binsen.
Meine Kumpels betrinken sich dort oben jeden Abend hemmungslos und feiern jede Nacht durch. Ab und an habe ich da nichts dagegen, aber jeden Abend kann ich das nicht. Und ständig muss ich mich rechtfertigen warum ich schon so früh gehe, wenn ich um eins ins Bett möchte und am nächsten Tag um 7 aufstehen muss. Ich will mich diesen Gruppenzwängen nicht ergeben aber gleichzeitig auch nicht komplett vereinsamen- eine Zwickmühle.
Auch Heimweh spielt leider eine Rolle, vielleicht ein weiteres Merkmal meiner Unreife :mad:.
Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und mir eine andere Abteilung suchen, um dort nach der Ausbildung weiterzumachen, aber es ist zu spät. Das ist kindliches Wunschdenken und ich bin ja schon 22. Auch wenn ich mich innerlich oftmals nicht so fühle.
Jetzt stehe ich ohnmächtig vor dieser Misere und weiß nicht wie ich es schaffen soll, endlich geduldiger zu werden und die Umstände besser zu ertragen. Vermutlich klingt vieles davon lächerlich und wahrscheinlich haben einige noch viel schlimmere Probleme, aber ich musste das hier einfach loswerden, weil es mich im Moment so sehr belastet. Tut mir auch leid, dass es so viel geworden ist, aber ich kann mich nur schwer kurzfassen.
Umso mehr danke an jeden, der dies hier zu ende liest und mir vielleicht einen Ratschlag hat.
Telas