Hi,
Mir fällt es irgendwie schwer mit Freunden und Bekannten über meine Probleme zu sprechen, aber ich muss das langsam echt loswerden! Tut mir leid, dass ich irgendwelche random Personen belaste jetzt, aber vielleicht hast du ja ein bisschen Zeit dir das durchzulesen Und irgendwie hilft es mir schon das jetzt einfach mal aufzuschreiben.
Ich weiß eigentlich gar nicht wo ich anfangen soll... das Ganze ist nicht nur ein Teufelskreis, sondern ein Teufelsnetz, wo ich mich drin verfangen habe. Ich versuch mein Problem so strukturiert wie möglich zu beschreiben, aber ich glaube es wird trotzdem ein großes Durcheinander werden, verzeih mir das bitte.
Zuerst sollte ich aufklären wer ich eigentlich bin. Ich bin "Addit", 23 Jahre alt und ich bin zurzeit Student. Vor einem Jahr habe ich mich als schwul geoutet, habe aber leider keine Beziehung aufbauen können bisher. Und das ist eigentlich genau das was ich unbedingt will, eine Beziehung, nicht mehr allein sein. Aber ich schaffe das einfach nicht! Und das hat einige Ursachen, aber ich schaffe es einfach nicht diese aus dem Weg zu räumen...
Ich fange einfach mal ganz vorne an wie es dazu gekommen ist: In der Grundschule haben die anderen Kinder sehr schnell gemerkt, dass ich irgendwie aus dem Raster falle, dass ich anders bin. Und wie Kinder eben sind, haben die mich das ziemlich hart spüren lassen. Ich wurde das "Mädchen" geneckt, hatte keine Freunde und habe nicht mal verstanden, warum keiner was mit mir zu tun haben will. Ich stand als Kind natürlich nicht darüber, wusste nicht mal was Homosexualität ist.
Die Folge davon war, dass ich krampfhaft versucht habe mich der Masse anzupassen, um in Ruhe gelassen zu werden, um dazuzugehören. Ich habe mir bei den anderen Jungs abgeschaut wie die laufen, reden und mit anderen umgehen. Über die Jahre habe ich das echt gut hingekriegt, in späteren Klassen ist kaum einem aufgefallen, wie ich wirklich bin. Ich hatte endlich das Gefühl, normal zu sein.
Nur dann kam irgendwann die Pubertät. Leider sehr spät bei mir, da ich immer der kleinste und jüngste im Jahrgang war. Und da ging das innere Outing los, das erste Mal hatte ich den Verdacht mit 15, aber das dauert ja seine Zeit bis man endlich versteht was los ist. Das große Problem was ich nun natürlich wieder hatte, war dass ich wieder einmal erkennen musste, dass ich anders bin. Und genau davor hatte ich Angst, anders zu sein. Ich habe einfach nicht verstanden, warum alle Jungs in meiner Klasse immer über Mädchen reden, aber habe mitgeredet, weil man ja sonst merken würde, dass bei mir was nicht stimmt.
Über ein Outing habe ich nicht nachgedacht, da würde ich mich ja selbst ausliefern! Also habe ich das mit der Homosexualität verdrängt. Das ging so weit, dass ich irgendwann auf Garnichts mehr stand, oder zumindest habe ich mir das eingeredet. Zum Selbstschutz habe ich mich jahrelang verstellt, meine Gefühle unterdrückt und mit keinem drüber geredet.
Dazu kam auch noch, dass mein Patenonkel sich zu der Zeit geoutet hatte. Man möge jetzt denken, dass das doch eine super Sache ist, allerdings ist es das ganz und gar nicht. Ich habe die Meinung von so vielen darüber gehört, da die Thematik in der Familie aufkam, und die war nicht wirklich positiv. Meine Oma (also die andere, nicht die Mutter von meinem Onkel) meinte, dass sei alles "nur Einbildung" und er spinne. Mein Bruder findet Schwule auch komisch und abstoßend und mein Vater meinte auch das sei nicht normal. Was soll ich denn als eingeschüchterter Junge da machen? Mich Outen? Auf keinen Fall...
Später habe ich verstanden, dass es bei diesen abwertenden Bemerkungen nicht unbedingt um die Homosexualität an sich ging, sondern um die Tatsache, dass mein Onkel seine Frau und Kinder verlassen hat. Aber genau die sind lustigerweise am unvoreingenommensten (gibt es das Wort?) ^^ - ich habe das leider erst später erkannt. Dann habe ich dieselbe Prozedur 5 Jahre später bei meinem Cousin mitbekommen, der auch schwul ist. Mein Bruder, mittlerweile 16, ist absolut homophob geworden und hatet ziemlich rum deswegen. Und Oma, wie alte Leute halt so sind, redet auch nur schlecht darüber... Also weiter vor der Wahrheit verstecken.
Ich war mir aber mittlerweile ziemlich sicher, dass ich schwul bin und über die Phasen des Selbstouting hinweg. Ich hatte einige Monate krampfhaft versucht, Frauen anziehend zu finden, aber das funktioniert ja natürlich nicht. Immerhin das!
Das zu dem Thema, warum ich mich erst mit 22 Jahren geoutet habe, wie es schlussendlich doch dazu kam schreibe ich später noch. Ich bin jedenfalls mit 18 auf die nächste Schule gekommen, in der Stadt. Dort ist ja sowieso alles offener, deswegen hat es nicht lange gedauert bis man sich gegenseitig ausgefragt hat, mit wem man was hatte, auf was man steht usw. Ich wollte nicht komisch wirken deswegen war ich natürlich hetero und hatte natürlich auch schon mal eine Freundin. (Ja diese "Freundin" gab es wirklich, aber so richtig gelaufen ist da nie was. Die war eher so meine "beste Freundin"; bis zu dem Moment als sie was von mir wollte. Das hat mich total überfordert, also habe ich den Kontakt lieber abgebrochen - ja ich weiß, mega dämliche Entscheidung, hätte ich ihr doch damals die Wahrheit gesagt, die hätte mich bestimmt unterstützt.) Naja, jedenfalls war ich dann der Normale, konnte aber die anderen Gays über die Jahre hinweg beobachten, sodass ich ganz langsam gemerkt habe das Schwul sein nichts schlimmes ist. Aber da war ich dann auch schon 21 - wie die Zeit vergeht ^^
Aber jetzt muss ich erstmal ein paar meiner Charaktereigenschaften aufzählen, da man sonst späteren Entscheidungen und Gedanken vielleicht nicht nachvollziehen kann. Ich bin ein Mensch, der immer versucht zu verstehen warum andere handeln wie sie handeln um deren Psyche nachvollziehen zu können. Wenn jemand Scheiße baut, dann raste ich nicht aus, weil ich der Meinung bin, derjenige hatte sicher einen guten Grund dafür. Und dieser Text ist bestimmt auch wegen dieser Eigenschaft von mir entstanden, weil ich halt auch versuche, mich selbst zu verstehen. Ein anderer Charakterzug von mir ist, dass ich Leuten nicht zu Last fallen mag. Ich weiß nicht warum das so ist, vielleicht liegt das an der Erziehung oder ich bin einfach so, aber ich KANN anderen nicht zur Last fallen. Wenn ich Probleme habe sag ich immer alles gut" oder "geht schon" und wechsele das Thema, wenn mich mal jemand ansprechen sollte. Warum mache ich das? Ich will doch, dass die Leute mir helfen... Aber ich mache das leider immer so. Weil ich niemandem zur Last fallen will/kann. Wenn ich unter die Leute komme, dann spiele ich immer den gut gelaunten, lustigen Typen, der immer einen Witz auf Lager hat. Es darf bloß keiner merken, dass ich dead inside bin. Aber man sagt ja auch immer, dass Clowns eigentlich traurige Menschen sind...
So richtige, enge Freunde habe ich aber auch nicht, mit denen ich reden könnte. Ich bin der Typ, der viele Freunde hat, aber keinen besten Freund. Den wünsche ich mir schon seit ich ein kleines Kind bin, aber ich habe nie einen gefunden, leider.
Naja das zu meinem Charakter, der es jedem recht machen will aber keinem zur Last fallen mag - Auch ein Grund warum ich mich nicht outen wollte.
Irgendwann - mit 22 - ging es dann los: Ich habe angefangen mich furchtbar einsam zu fühlen. Meine Arbeitskollegen haben mir auch schon angemerkt, dass mich irgendwas beschäftigt, aber ich habe das natürlich immer weggelächelt. Das ging so weit, dass ich abends im Bett meine Bettdecke umarmt habe, damit ich mich nicht so einsam fühle . Wenn andere mich angesprochen habe warum ich denn keine Freundin habe, ich sei doch "so ein netter", habe ich immer gesagt, dass ich halt noch nicht die richtige gefunden habe, und insgeheim habe ich gedacht, ich finde eh nie jemanden. Ich hatte mir schon vorgenommen mich niemals zu outen und einfach einsam zu sterben, weil ich dann keinem erklären muss was eigentlich los ist.
Zurück zu der Einsamkeit: Das wurde von Woche zu Woche immer schlimmer, es hat im Magen irgendwann richtig wehgetan. Ich habe das irgendwann nicht mehr ausgehalten, also habe ich beschlossen mich zu outen und mich endlich auf die Suche nach meiner besseren Hälfte zu machen. Das Outing lief im Freundeskreis sehr gut ab, keiner hat mir den Rücken gekehrt. In der Familie gab es verschiedene Meinungen dazu; meine Mutter hat sich sogar ein kleines bisschen gefreut (warum auch immer, wahrscheinlich weil sie endlich wusste was denn mit mir los ist) ^^. Mein Bruder hat zwei Wochen lang nicht mehr mit mir geredet und hat bei der Verwandtschaft gelästert, aber die haben ihn zum Glück bekehrt und mittlerweile ist es für ihn auch okay, aber ich darf das bloß nicht seinen Freunden erzählen... Mein Vater meinte nur er hätte das irgendwie immer schon gewusst, da frag ich mich jetzt nur warum er dann vorher so dumme Kommentare in meiner Gegenwart gemacht hatte. Und Oma hat das unkommentiert gelassen, ich glaube die ist einfach enttäuscht von mir. Im Nachhinein ärgere ich mich ziemlich, dass ich das nicht schon früher gemacht habe.
Für eine Zeit habe ich mich super gefühlt und war der Meinung jetzt würde alles besser. Endlich kann ich ´ich selbst´ sein und meine Sexualität ausleben. Vor allem bin ich 4 Monate später ausgezogen um mein Studium zu beginnen, und ich musste nicht wieder anfangen allen eins vorzugaukeln.
Jetzt kommen wir aber langsam zu meinem heutigen Problem: Ich lebe jetzt allein, ohne meine teilweise homophobe Familie, und mache mein eigenes Ding. Es hat nur nicht sehr lange gedauert, und die Einsamkeit von damals hat mich wieder eingeholt. Da hilfts nicht nebenbei Serien laufen zu lassen, damit man Stimmen hört. Wenn man drei vier Tage am Wochenende ganz allein ist, dann macht einen das ganz schön fertig. Ein Trostpflaster ist, dass ich manchmal am PC mit Freunden telefonieren kann, aber das ist auch schon alles. Jedenfalls liege ich manchmal, wenn es mal wieder besonders schlimm ist, abends im Bett und bin einfach nur tieftraurig über alles.
Ich habe auch schon versucht jemanden zu finden über Apps wie Grindr und Romeo, aber irgendwie ist nicht der richtige dabei. Wenn ich mal jemanden getroffen habe, dann haben die sich hinterher nicht zurückgemeldet. Vielleicht haben die gemerkt wie düster es in mir aussieht. Oder die haben gemerkt, dass ich mega unzufrieden mit mir bin (Auch mit meinem Aussehen, aber das ist eine andere lange Geschichte). Und man sagt ja immer, wie sollen andere mit dir zufrieden sein, wenn du es selbst nicht bist, aber ich kann ja nicht von jetzt auf gleich einen Hebel umlegen und sagen "Hey, ich bin toll!". Ich kann das jedenfalls nicht.
Dann habe ich angefangen darüber nachzudenken, was eigentlich mein Problem ist. Und ich glaube das ist ein großes Zusammenspiel aus meinen bisherigen Erfahrungen und meinem Charakter. Ich KANN keine Gefühle zeigen, weil ich niemanden belästigen mag und weil "Gefühle zeigen" viel zu weiblich ist. Ich heul nicht mal bei Filmen, auch wenn’s wirklich traurig ist. Oder auf der Beerdigung von meinem Opa: Da war meine einzige Sorge, dass mich andere dumm anschauen, wenn ich heule. Alles was einen angreifbar macht, wird überspielt, auch wenn ich das eigentlich nicht will. Ich glaube ich finde auch keinen Freund, weil ich mich selbst für "nicht gut genug" halte und absolut kein Selbstvertrauen habe. Aber ein Freund ist eigentlich alles was ich brauche, jemandem dem ich alles erzählen kann und der mir auch zuhört.
Wenn ich das in eine Metapher packen würde, würde ich sagen ich habe mich eingemauert. Und ich kriege die Mauer von innen nicht mehr kaputt. Irgendjemand muss von außen ran und mich befreien, weil ich sonst ersticke. Aber wenn jemand mal fragt, dann sag ich immer "Alles gut hier drinnen"... Ich schaffe es nicht mehr, ich selbst zu sein, das habe ich einfach verlernt.
Ich glaube ich habe jetzt alles zusammengefasst. Man könnte jetzt sagen "Du kennst doch dein Problem, und die Lösung eigentlich auch, rede doch einfach mit jemandem", aber genau das kriege ich nicht hin. Und den oder diejenige, die mir zuhört habe ich auch nicht. Also musst du jetzt dran glauben, sorry :/
Danke fürs Lesen, ist jetzt doch ziemlich viel geworden ^^ Und ich habe noch nicht mal alles angesprochen. Vielleicht hilft es ja das irgendwelchen fremden Personen zu schicken, eigentlich bist du jetzt so eine Art Test.
Mir fällt es irgendwie schwer mit Freunden und Bekannten über meine Probleme zu sprechen, aber ich muss das langsam echt loswerden! Tut mir leid, dass ich irgendwelche random Personen belaste jetzt, aber vielleicht hast du ja ein bisschen Zeit dir das durchzulesen Und irgendwie hilft es mir schon das jetzt einfach mal aufzuschreiben.
Ich weiß eigentlich gar nicht wo ich anfangen soll... das Ganze ist nicht nur ein Teufelskreis, sondern ein Teufelsnetz, wo ich mich drin verfangen habe. Ich versuch mein Problem so strukturiert wie möglich zu beschreiben, aber ich glaube es wird trotzdem ein großes Durcheinander werden, verzeih mir das bitte.
Zuerst sollte ich aufklären wer ich eigentlich bin. Ich bin "Addit", 23 Jahre alt und ich bin zurzeit Student. Vor einem Jahr habe ich mich als schwul geoutet, habe aber leider keine Beziehung aufbauen können bisher. Und das ist eigentlich genau das was ich unbedingt will, eine Beziehung, nicht mehr allein sein. Aber ich schaffe das einfach nicht! Und das hat einige Ursachen, aber ich schaffe es einfach nicht diese aus dem Weg zu räumen...
Ich fange einfach mal ganz vorne an wie es dazu gekommen ist: In der Grundschule haben die anderen Kinder sehr schnell gemerkt, dass ich irgendwie aus dem Raster falle, dass ich anders bin. Und wie Kinder eben sind, haben die mich das ziemlich hart spüren lassen. Ich wurde das "Mädchen" geneckt, hatte keine Freunde und habe nicht mal verstanden, warum keiner was mit mir zu tun haben will. Ich stand als Kind natürlich nicht darüber, wusste nicht mal was Homosexualität ist.
Die Folge davon war, dass ich krampfhaft versucht habe mich der Masse anzupassen, um in Ruhe gelassen zu werden, um dazuzugehören. Ich habe mir bei den anderen Jungs abgeschaut wie die laufen, reden und mit anderen umgehen. Über die Jahre habe ich das echt gut hingekriegt, in späteren Klassen ist kaum einem aufgefallen, wie ich wirklich bin. Ich hatte endlich das Gefühl, normal zu sein.
Nur dann kam irgendwann die Pubertät. Leider sehr spät bei mir, da ich immer der kleinste und jüngste im Jahrgang war. Und da ging das innere Outing los, das erste Mal hatte ich den Verdacht mit 15, aber das dauert ja seine Zeit bis man endlich versteht was los ist. Das große Problem was ich nun natürlich wieder hatte, war dass ich wieder einmal erkennen musste, dass ich anders bin. Und genau davor hatte ich Angst, anders zu sein. Ich habe einfach nicht verstanden, warum alle Jungs in meiner Klasse immer über Mädchen reden, aber habe mitgeredet, weil man ja sonst merken würde, dass bei mir was nicht stimmt.
Über ein Outing habe ich nicht nachgedacht, da würde ich mich ja selbst ausliefern! Also habe ich das mit der Homosexualität verdrängt. Das ging so weit, dass ich irgendwann auf Garnichts mehr stand, oder zumindest habe ich mir das eingeredet. Zum Selbstschutz habe ich mich jahrelang verstellt, meine Gefühle unterdrückt und mit keinem drüber geredet.
Dazu kam auch noch, dass mein Patenonkel sich zu der Zeit geoutet hatte. Man möge jetzt denken, dass das doch eine super Sache ist, allerdings ist es das ganz und gar nicht. Ich habe die Meinung von so vielen darüber gehört, da die Thematik in der Familie aufkam, und die war nicht wirklich positiv. Meine Oma (also die andere, nicht die Mutter von meinem Onkel) meinte, dass sei alles "nur Einbildung" und er spinne. Mein Bruder findet Schwule auch komisch und abstoßend und mein Vater meinte auch das sei nicht normal. Was soll ich denn als eingeschüchterter Junge da machen? Mich Outen? Auf keinen Fall...
Später habe ich verstanden, dass es bei diesen abwertenden Bemerkungen nicht unbedingt um die Homosexualität an sich ging, sondern um die Tatsache, dass mein Onkel seine Frau und Kinder verlassen hat. Aber genau die sind lustigerweise am unvoreingenommensten (gibt es das Wort?) ^^ - ich habe das leider erst später erkannt. Dann habe ich dieselbe Prozedur 5 Jahre später bei meinem Cousin mitbekommen, der auch schwul ist. Mein Bruder, mittlerweile 16, ist absolut homophob geworden und hatet ziemlich rum deswegen. Und Oma, wie alte Leute halt so sind, redet auch nur schlecht darüber... Also weiter vor der Wahrheit verstecken.
Ich war mir aber mittlerweile ziemlich sicher, dass ich schwul bin und über die Phasen des Selbstouting hinweg. Ich hatte einige Monate krampfhaft versucht, Frauen anziehend zu finden, aber das funktioniert ja natürlich nicht. Immerhin das!
Das zu dem Thema, warum ich mich erst mit 22 Jahren geoutet habe, wie es schlussendlich doch dazu kam schreibe ich später noch. Ich bin jedenfalls mit 18 auf die nächste Schule gekommen, in der Stadt. Dort ist ja sowieso alles offener, deswegen hat es nicht lange gedauert bis man sich gegenseitig ausgefragt hat, mit wem man was hatte, auf was man steht usw. Ich wollte nicht komisch wirken deswegen war ich natürlich hetero und hatte natürlich auch schon mal eine Freundin. (Ja diese "Freundin" gab es wirklich, aber so richtig gelaufen ist da nie was. Die war eher so meine "beste Freundin"; bis zu dem Moment als sie was von mir wollte. Das hat mich total überfordert, also habe ich den Kontakt lieber abgebrochen - ja ich weiß, mega dämliche Entscheidung, hätte ich ihr doch damals die Wahrheit gesagt, die hätte mich bestimmt unterstützt.) Naja, jedenfalls war ich dann der Normale, konnte aber die anderen Gays über die Jahre hinweg beobachten, sodass ich ganz langsam gemerkt habe das Schwul sein nichts schlimmes ist. Aber da war ich dann auch schon 21 - wie die Zeit vergeht ^^
Aber jetzt muss ich erstmal ein paar meiner Charaktereigenschaften aufzählen, da man sonst späteren Entscheidungen und Gedanken vielleicht nicht nachvollziehen kann. Ich bin ein Mensch, der immer versucht zu verstehen warum andere handeln wie sie handeln um deren Psyche nachvollziehen zu können. Wenn jemand Scheiße baut, dann raste ich nicht aus, weil ich der Meinung bin, derjenige hatte sicher einen guten Grund dafür. Und dieser Text ist bestimmt auch wegen dieser Eigenschaft von mir entstanden, weil ich halt auch versuche, mich selbst zu verstehen. Ein anderer Charakterzug von mir ist, dass ich Leuten nicht zu Last fallen mag. Ich weiß nicht warum das so ist, vielleicht liegt das an der Erziehung oder ich bin einfach so, aber ich KANN anderen nicht zur Last fallen. Wenn ich Probleme habe sag ich immer alles gut" oder "geht schon" und wechsele das Thema, wenn mich mal jemand ansprechen sollte. Warum mache ich das? Ich will doch, dass die Leute mir helfen... Aber ich mache das leider immer so. Weil ich niemandem zur Last fallen will/kann. Wenn ich unter die Leute komme, dann spiele ich immer den gut gelaunten, lustigen Typen, der immer einen Witz auf Lager hat. Es darf bloß keiner merken, dass ich dead inside bin. Aber man sagt ja auch immer, dass Clowns eigentlich traurige Menschen sind...
So richtige, enge Freunde habe ich aber auch nicht, mit denen ich reden könnte. Ich bin der Typ, der viele Freunde hat, aber keinen besten Freund. Den wünsche ich mir schon seit ich ein kleines Kind bin, aber ich habe nie einen gefunden, leider.
Naja das zu meinem Charakter, der es jedem recht machen will aber keinem zur Last fallen mag - Auch ein Grund warum ich mich nicht outen wollte.
Irgendwann - mit 22 - ging es dann los: Ich habe angefangen mich furchtbar einsam zu fühlen. Meine Arbeitskollegen haben mir auch schon angemerkt, dass mich irgendwas beschäftigt, aber ich habe das natürlich immer weggelächelt. Das ging so weit, dass ich abends im Bett meine Bettdecke umarmt habe, damit ich mich nicht so einsam fühle . Wenn andere mich angesprochen habe warum ich denn keine Freundin habe, ich sei doch "so ein netter", habe ich immer gesagt, dass ich halt noch nicht die richtige gefunden habe, und insgeheim habe ich gedacht, ich finde eh nie jemanden. Ich hatte mir schon vorgenommen mich niemals zu outen und einfach einsam zu sterben, weil ich dann keinem erklären muss was eigentlich los ist.
Zurück zu der Einsamkeit: Das wurde von Woche zu Woche immer schlimmer, es hat im Magen irgendwann richtig wehgetan. Ich habe das irgendwann nicht mehr ausgehalten, also habe ich beschlossen mich zu outen und mich endlich auf die Suche nach meiner besseren Hälfte zu machen. Das Outing lief im Freundeskreis sehr gut ab, keiner hat mir den Rücken gekehrt. In der Familie gab es verschiedene Meinungen dazu; meine Mutter hat sich sogar ein kleines bisschen gefreut (warum auch immer, wahrscheinlich weil sie endlich wusste was denn mit mir los ist) ^^. Mein Bruder hat zwei Wochen lang nicht mehr mit mir geredet und hat bei der Verwandtschaft gelästert, aber die haben ihn zum Glück bekehrt und mittlerweile ist es für ihn auch okay, aber ich darf das bloß nicht seinen Freunden erzählen... Mein Vater meinte nur er hätte das irgendwie immer schon gewusst, da frag ich mich jetzt nur warum er dann vorher so dumme Kommentare in meiner Gegenwart gemacht hatte. Und Oma hat das unkommentiert gelassen, ich glaube die ist einfach enttäuscht von mir. Im Nachhinein ärgere ich mich ziemlich, dass ich das nicht schon früher gemacht habe.
Für eine Zeit habe ich mich super gefühlt und war der Meinung jetzt würde alles besser. Endlich kann ich ´ich selbst´ sein und meine Sexualität ausleben. Vor allem bin ich 4 Monate später ausgezogen um mein Studium zu beginnen, und ich musste nicht wieder anfangen allen eins vorzugaukeln.
Jetzt kommen wir aber langsam zu meinem heutigen Problem: Ich lebe jetzt allein, ohne meine teilweise homophobe Familie, und mache mein eigenes Ding. Es hat nur nicht sehr lange gedauert, und die Einsamkeit von damals hat mich wieder eingeholt. Da hilfts nicht nebenbei Serien laufen zu lassen, damit man Stimmen hört. Wenn man drei vier Tage am Wochenende ganz allein ist, dann macht einen das ganz schön fertig. Ein Trostpflaster ist, dass ich manchmal am PC mit Freunden telefonieren kann, aber das ist auch schon alles. Jedenfalls liege ich manchmal, wenn es mal wieder besonders schlimm ist, abends im Bett und bin einfach nur tieftraurig über alles.
Ich habe auch schon versucht jemanden zu finden über Apps wie Grindr und Romeo, aber irgendwie ist nicht der richtige dabei. Wenn ich mal jemanden getroffen habe, dann haben die sich hinterher nicht zurückgemeldet. Vielleicht haben die gemerkt wie düster es in mir aussieht. Oder die haben gemerkt, dass ich mega unzufrieden mit mir bin (Auch mit meinem Aussehen, aber das ist eine andere lange Geschichte). Und man sagt ja immer, wie sollen andere mit dir zufrieden sein, wenn du es selbst nicht bist, aber ich kann ja nicht von jetzt auf gleich einen Hebel umlegen und sagen "Hey, ich bin toll!". Ich kann das jedenfalls nicht.
Dann habe ich angefangen darüber nachzudenken, was eigentlich mein Problem ist. Und ich glaube das ist ein großes Zusammenspiel aus meinen bisherigen Erfahrungen und meinem Charakter. Ich KANN keine Gefühle zeigen, weil ich niemanden belästigen mag und weil "Gefühle zeigen" viel zu weiblich ist. Ich heul nicht mal bei Filmen, auch wenn’s wirklich traurig ist. Oder auf der Beerdigung von meinem Opa: Da war meine einzige Sorge, dass mich andere dumm anschauen, wenn ich heule. Alles was einen angreifbar macht, wird überspielt, auch wenn ich das eigentlich nicht will. Ich glaube ich finde auch keinen Freund, weil ich mich selbst für "nicht gut genug" halte und absolut kein Selbstvertrauen habe. Aber ein Freund ist eigentlich alles was ich brauche, jemandem dem ich alles erzählen kann und der mir auch zuhört.
Wenn ich das in eine Metapher packen würde, würde ich sagen ich habe mich eingemauert. Und ich kriege die Mauer von innen nicht mehr kaputt. Irgendjemand muss von außen ran und mich befreien, weil ich sonst ersticke. Aber wenn jemand mal fragt, dann sag ich immer "Alles gut hier drinnen"... Ich schaffe es nicht mehr, ich selbst zu sein, das habe ich einfach verlernt.
Ich glaube ich habe jetzt alles zusammengefasst. Man könnte jetzt sagen "Du kennst doch dein Problem, und die Lösung eigentlich auch, rede doch einfach mit jemandem", aber genau das kriege ich nicht hin. Und den oder diejenige, die mir zuhört habe ich auch nicht. Also musst du jetzt dran glauben, sorry :/
Danke fürs Lesen, ist jetzt doch ziemlich viel geworden ^^ Und ich habe noch nicht mal alles angesprochen. Vielleicht hilft es ja das irgendwelchen fremden Personen zu schicken, eigentlich bist du jetzt so eine Art Test.