Hey...da steckst du ja gerade in einer sehr schweren Phase.
Ich versuche das mal von außen zu beleuchten. Streckenweise wird sich das unangenehm lesen - es ist nicht böse gemeint, soll dir nur einen anderen Blickwinkel näherbringen und aufzeigen, dass alles Auswirkungen auf die Beziehung hat.
Ihr seid als Teenager zusammengekommen; dass man sich da noch stark entwickelt, macht eine Beziehung nicht gerade leichter. Diese Entwicklungen laufen ja nicht parallel, sondern in unterschiedlichem Tempo, und manchmal in völlig verschiedene Richtungen. Oft halten Beziehungen deshalb nicht.
Dass er so jung die Belastungen durch dein Borderline so lange mitgetragen hat, ist schon beachtlich. Und dann deine Arbeitsverweigerung.
Das Eltern sich da sorgen, empfinde ich als Mutter als nachvollziehbar, ohne das an dieser Stelle zu vertiefen.
Ich bin so viel älter als dein Exfreund, doch könnte ich keinen Partner respektieren, der nur in den Tag hineinlebt und nicht selbst für sein Auskommen sorgen will. Sich auf Augenhöhe zu begegnen wird dadurch unmöglich.
Und geht der Respekt verloren, stirbt auch die Liebe.
Ein oft schleichender Prozess, statt vorne durch die Haustür kommt das von hinten, durch die kalte Küche, unbewusst. Bis es so groß im Haus steht, dass es nicht mehr unbemerkt bleiben kann.
Ob das Telefonat mit dem Vater Zufall war? Oder bemerkten dieser eine Veränderung am Sohn und sprach deshalb das Thema an? Wie auch immer, vielleicht hat es zum Verstehen beigetragen, vielleicht auch nicht.
Er war in der Beziehung nicht mehr glücklich, es gab ein Ungleichgewicht, dass schwer wog.
Dazu trägt er sein eigenes Päckchen, hängt noch fest in der Abhängigkeit vom Elternhaus, konnte sich bisher nicht wirklich abnabeln.
Will gleichzeitig möglicherweise aus intrinsischem Anlass Ziele verfolgen und erreichen. Eine Zielstrebigkeit, die er sich auch bei einer Partnerin wünscht. Versuche ich mich hineinzuversetzen, empfand er dich womöglich als Hemmschuh, Belastung. Wo Partner sich doch u.a. unterstützen und ergänzen sollten.
Irgendwann ist da vielleicht ein Punkt, an dem man das vor sich selbst nicht mehr mit Krankheit (Borderline) entschuldigen und die Augen verschließen kann. Sondern sich eingesteht: es stört mich, es passt nicht.
Das hat nichts, aber rein gar nichts damit zu tun, dass du aufgrund deiner Erkrankung "schuld" wärst am Scheitern der Beziehung!
Es sind zu große Unterschiede, zu große Belastungen, zu viele Punkte, die nicht passen, die diese Beziehung scheitern ließen.
Sein Thema spielt natürlich ebenso rein wie dein Thema, nur geht es hier nicht um ihn. Es geht um dich, deine Anteile, deine emotionale Abhängigkeit, Aufmerksamkeit für dich, Mitgefühl für dich.
Deine Psychologin hat dir eine sehr wichtige Aufgabe gegeben - Liebe oder Abhängigkeit. Deine Antwort ist ausweichend...doch du kennst die Antwort.
Wie wäre es, für dich zu ergründen, was Liebe für dich ist? Eine Liste zu schreiben? Auch mal zu googeln, was fpr andere Liebe ist?
Vielleicht auch aufzuschreiben, wie sich abhängiges Verhalten für dich zeigt?
Möglicherweise siehst du dadurch klarer, vielleicht kannst du das aber auch mit in die Therapie nehmen.
Dein Freund machte dir Hoffnungen statt eines klaren Cuts. Wirklich so unverständlich?
Dein Freund erinnert sich noch gut an Selbsttötungsäußerungen von dir. Er kennt die Achterbahnfahrt mit dir als emotional instabilem Menschen, sieht nicht, dass du gefestigt mit beiden Beinen im Leben stehen würdest.
Das macht ihm Angst, er will kein Auslöser für irgendwelche Handlungen deinerseits sein. Er will dir keine mitgeben, sondern dich schonen. Rücksicht, egal ob falsch oder richtig.
Sein "Nein" verweigerst du zu akzeptieren, suchst für dich selbst nach Ausreden, auch Gründe genannt, um deine Verweigerung vor dir selbst zu rechtfertigen.
Er sagt ganz klar: Nein, ich will dich nicht mehr.
Das tut weh, das wollte er vermeiden, dich schonen. Gut gemeint, hält dich das dennoch in der Opferrolle, nacht dich klein, nicht belastbar, reduziert dich auf deine Krankheit.
Du bist erwachsen. Du lernst, dich dem Leben zu stellen. Mit Belastungen umzugehen.
Also: Er will dich nicht mehr. Respektiere seine Aussage und respektiere dadurch ihn. Ich denke, deinen Respekt hat er verdient.
Was der Freundeskreis da Nettes zu dir sagt, ist lieb. Aber nicht hilfreich. In die Dynamiken eurer Beziehung können sie nicht reinschauen, in den Kopf deines Exfreundes auch nicht. Nochmal: respektiere ihn und seine Aussagen.
Was du dir erarbeiten konntest, wie du dich verändert hast, wird nicht geschmälert durch das Beziehungsende. Er sieht bestimmt auch mindestens Teile deiner Entwicklung. Und doch überwiegt das Trennende. Die Probleme waren zuviel.
Was er als nächste Ziele (Meister) nannte, war unbewusst vielleicht das, worin er sich in der Beziehung gehemmt/blockiert/nicht unterstützt fühlte. Hoffentlich und wahrscheinlich wird sein künftiges Leben weitere Inhalte als Arbeit haben.
Du solltest dich jetzt auf dich konzentrieren. In der Therapie diese Beziehung aufzuarbeiten bedeutet zu lernen für spätere Beziehungen.
Um abschließen zu können, sehe ich einen Kontaktabbruch als wichtig für dich.
Liebe ist niemals Kampf. Dann wird es nur noch Krampf. Es ist vorbei, er will dich nicht mehr.
Jetzt kümmere dich gut um dich, sei liebevoll mit dir selbst, nutze diese Lernchance für deine Zukunft.
Dieses Ende ist auch ein Neuanfang.
Fühle dich umarmt. Du bist damit nicht alleine, stehst in einem Kreis anderer frisch Getrennter, bist Teil davon und wirst verstanden und gesehen in deinem Schmerz.