Wut. Immer wieder diese Wut.

Ich habe gerade wieder einen tierischen Hass auf mich. Erwarte im Grunde keine Antwort. Ich muß nur was loswerden...

Wie oft - hast du dir schon vorgenommen,
nichts zu tun - wenn wieder die Gefühle kommen.
Wenn sie schreien - dein Innerstes erbeben lassen.
Du beginnst - dich für jeden Atemzug zu hassen.
Willst dir langsam - einzeln deine Flügel brechen
und dich so - für alle falschen Dinge rächen,
die du tust - obwohl sie deinen Stolz verbrennen
und die dich - immer mehr vom Leben trennen.

Im Geheimen - öffnest du die Schleuse,
mit jedem Tropfen - entleert sich das Gehäuse,
sas mal - dein Körper war, nur bloße Hülle.
Doch kehrt - nun Ruhe ein, unendlich tiefe Stille.
Bringst den Hass - einen Moment zum schweigen.
Bekämpfst den Wunsch - die Wunden herzuzeigen,
damit sie zaghaft - durch deine Maske blitzen.
Du möchtest schreien - nicht deine Haut aufschlitzen.

Hi, Soli-Maus!

Woher kommt diese Wut auf dich?

Wie gehst du mit deinen Gefühlen generell um? Nimmst du sie ernst? Oder sind sie nicht so wichtig, eher lästig?

Wie gehst du mit dir um, wenn du etwas falsch machst? Wie redest du innerlich mit dir? Liebevoll? Oder beschimpfst du dich?

Was ärgert dich so? Es muss doch etwas in deinem Leben sein, dass so gar nicht so läuft, wie du es erwartest.

Wurdest du als Kind von deinen Eltern ernst genommen? Warst du erwünscht? Was war,wenn du Fehler machtest?

Verzeih diese vielen Fragen, aber es sind genau die, denen ich mich auch eines Tages stellen musste, denn ich habe keine Kraft mehr für oder gegen diese Wut gehabt...

lg deine Sara7

Vielen Dank für die Fragen, Sara7. Ich finde Fragen immer sehr hilfreich, weil sie oft neue Erkenntnisse bringen.

<<<Woher kommt diese Wut auf dich?
Sie kommt daher, daß ich oft nicht sage, was ich denke, sonder das, was der andere hören will (oder von dem ich glaube, daß er das hören will). Außerdem denke ich viel zu sehr darüber nach, welche Meinung andere von mir haben. Anstatt einfach locker mit den Menschen umzugehen, beobachte ich ihre Reaktionen und beziehe alles auf mich. Als ob ich so eine zetrale Rolle spielen würde.


<<<Wie gehst du mit deinen Gefühlen generell um? Nimmst du sie ernst? Oder sind sie nicht so wichtig, eher lästig?
Ich nehme sie viel zu ernst. Analysiere sie. Schaue sie von allen Seiten an. Das hat dann zur Folge, daß sie mir irgendwann zu viel werden. Selbst kleine Gefühle blase ich auf Drama-Größe auf.

<<<Wie gehst du mit dir um, wenn du etwas falsch machst? Wie redest du innerlich mit dir? Liebevoll? Oder beschimpfst du dich?
Freundliche Worte habe ich nur selten für mich übrig. Meistens mache ich mir Vorwürfe. Halte mir vor, wie dämlich ich wieder bin, obwohl der andere von der ganzen Sache wahrscheinlich nichts mitbekommen hat.

<<<Was ärgert dich so? Es muss doch etwas in deinem Leben sein, dass so gar nicht so läuft, wie du es erwartest.
Ich bin ein Kontrollfreak. Nichts in meinem Leben läuft so, wie ich es erwarte. Das geht auch gar nicht. Sein Leben unter Kontrolle zu haben ist eine Illusion. Aber trotzdem stört es mich immer, wenn etwas nicht so läuft, wie ich es gerne hätte.

<<<Wurdest du als Kind von deinen Eltern ernst genommen? Warst du erwünscht? Was war,wenn du Fehler machtest?
Meine Eltern haben mich sehr ernst genommen. Ich wurde früh dazu erzogen, Verantwortung zu übernehmen und selbst zu entscheiden. Fehler allerdings wurden durch meinen cholerischen Vater teilweise etwas dramatisiert. Auch wenn er nicht natragend war und mir oft klar machte, daß diese Ausbrüche nicht gegen mich, sondern gegen die Sache, die ich verzapft habe gehen, hatte ich immer Angst vor der Reaktion anderer Menschen. Ich glaubte, sie würden immer so extrem reagieren.

Diese den anderen nach den Mund reden kommt bei denen aber nicht gut an, das weißt du, oder? Ich hatte eine Freundin mit einer ebenfalls cholerischen Mutter (die Zusammenhänge fallen mir jetzt wo ich erwachsen bin erst allmählich auf) und diese Freundin hat auch immer das gesagt, was sie glaubte, dass die anderen es hören wollen. Das blieb uns schon als kleine Kinder nicht verborgen und deswegen mochten sie viele nicht. Sie ist bis heute ein Mitläufer der immer das toll findet, was andere toll finden und man spürt, dass in ihrem Inneren eine große Unsicherheit herrschen muss. Und ich als außenstehende frage mich: Was ist so schwer daran zu seiner Meinung, seinem Musikgeschmack, seinem Modestyle etc. zu stehen? Und diese Frage musst du dir auch stellen. Du musst lernen, dass die Meinung anderer dir eigentlich egal sein müsste. Klar sind wir auf die Gesellschaft anderer angewiesen und sollten sie nicht verschrecken und vergraulen. Aber nur weil du deine Meinung zu einem Thema sagst oder für dich selbst eintrittst wirst du nicht zum Außenseiter!! Das musst du dir mal vor Augen halten. Andere Menschen treten Tag für Tag für ihre eigenen Interessen ein, setzen sich durch, stehen zu ihrer Meinung. Das ist total normal und wird sogar oft positiv aufgenommen. So positiv, dass diese Leute es bis nach oben schaffen. Derjenige, der mit seinen Interessen hinterm Berg hält, geht unter. Wie sollen andere Menschen dich mögen, wenn du ihnen vorkommst wie ein Abklatsch von wasweißich. Diese eine Freundin damals hat mich und andere ständig kopiert und nie ihre Meinung gesagt, das hat mich total aggressiv gemacht. Ich dachte wie kann man sein Leben nur so wegschmeißen, denn was ist das Leben wert, wenn die Leute mit denen du dich umgibst nichtmal wissen was für eine Art Mensch sie vor sich haben. Dieser Mensch praktisch keinen eigenen Charakter hat. Gibt es was schlimmeres? Glaub mir du gehst in eine ganz falsche Richtung wenn du denkst, die Meinung anderer annehmen macht dich liebenswerter. Im Gegenteil, es macht dich abstoßend, weil du praktisch kein selbstständiger Mensch bist. Interessant und liebenswert sind Leute mit Ecken und Kanten, die vielleicht nicht immer das sagen, was ich hören will, aber dafür EHRLICH sind, die etwas von sich preisgeben und selbstbewusst sind. Es wird doch nix passieren, wenn du mal was sagst, womit der andere nicht übereinstimmt. Das ist Diskussion und Diskussionen sind wichtig, damit alle etwas lernen können, Demokratier sozusagen. Alles andere ist unterdrückung!! Die Leute, die dich nur mögen wenn du dich unterbuttern lässt und nicht das Maul aufmachst, kannst du gleich vergessen, das sind Dikatoren, von denen sollte man sich sowieso fernhalten. Also, wenn andere für sich einstehen können kannst du das auch. Papa steht jetzt nicht mehr mit der Knute hinter dir sondern du lebst dein Leben und niemand kann dir den Mund verbieten!

Vielen Dank für deine ausführlichen Antworten. Echt klasse.

Zunächst einmal möchte ich dir sagen (und falls du das schon weißt, verzeih mir bitte):

Wut ist etwas ganz natürliches. Ein Gefühl, das unglaublich viel Kraft freisetzt.
Richtig mit ihr umgegangen, kann sie zur Kreativität, Problemlösung und Reifung führen.

Also eine deiner ersten großen Aufgaben wird sein:

In Zukunft die Wut wie ein geliebtes zorniges Kind wahrzunehmen. Also liebevoll die Wut anzunehmen. Hinzusehen. Denn Wut über die Wut oder ignorieren machen dich krank.

Hast du schon mal von dem inneren Kind gehört, das jeder von uns in sich trägt? Daher kommt deine Wut. Es sagt: ich will von allen geliebt werden. Ich will, dass ich nie wieder Fehler mache. Ich will GEHÖRT werden (und zwar von dir).

Zum einen ist das gar nicht so dumm, was das innere Kind möchte. Aber wir alle bekommen nicht immer alles was wir wollen.

Das muss es lernen. Das funktioniert aber nur, wenn du innerlich liebevoll mit dir umgehst. Es ist wie mit einem richtigen Kind: Wenn du es beschimpfst und anschreist, dann schaltet es auf Durchzug oder schreit noch lauter und durch zu wenig Respekt (denk an deine Selbstbetitelungen) wird es auch ausfällig.

Sprich also liebevoll mit deinem inneren Kind (gib ihm einen Kosenamen), nimm es ernst und hör zu was es sagt.

Das ist der erste Anfang mit der Wut richtig umzugehen. Wenn du neugierig bist, dann erzähle ich dir wie es weiter geht. ES FUNKTIONIERT!!!

Deine Sari

@Gast
Ja, du hast ja Recht. Also in Bezug auf Vorlieben wie Musik, Klamotten oder ähnliches habe ich auch ganz klar eine eigene Meinung. Bei mir hakt es eher, wenn es sehr persönlich wird. Wenn jemand mich z.B. auf eine Weise behandelt, die ich nicht mag, oder wenn jemand was tut, das mich nervt. Dann kann ich ihm das nicht sagen, weil ich glaube, ihn damit anzugreifen. Das können sich die meisten, die mich kennen, gar nicht vorstellen. Ich trete sehr selbstbewußt auf und habe auch eine eigene Meinung, die ich vertrete und hinter der ich stehe. Nur in einigen Breichen setzt es halt aus.

@Sara7
Vom inneren Kind habe ich schon mal gehört. Ich kann ja versuchen, ihm einen Namen zu geben. Dann fallen vielleicht die "Gespräche" nicht mehr so gemein aus, weil ich durch den Namen mehr Verständnis zeigen kann oder so. Danke für den Tipp. Das werde ich mal ausprobieren.

Hallo,

bei pathologischem Selbsthass und Autoaggression, also insgesamt einer psychschen Grundstörung hilft an sich nur harte ehrliche Therapiearbeit. Foren reichen natürlich nicht. Die Betroffenen kommen allein und ohne fachkundige Anleitung oft nicht raus aus diesem Teufelskreis negativer Gedanken und auch selbstzerstörerischen Handlungen.

Hol dir also rechtzeitig Hilfe...bevor du eines Tages narbenverkrustet aufwachst und dich schimmelig ärgerst so viel Zeit damit vertan zu haben nix Konkretes gegen die Störung gemacht zu haben.

Ich stimme den Vorbeiträgen zu, dass es wichtig ist seiner inneren Stimme zuzuhören und auch die Wut angemessen zu beachten. Unangemessen ist es jedoch ihr freien Lauf in Hinsicht auf Selbstzerstörung zu geben. Wut läßt sich auch noch anders ausdrücken. Wie, das solltest du in Therapie mit einem Therapeuten herausfinden.
Ich rate zu einem gezielten Programm um gegen die Verhaltensstörung anzugehen und dein Selbstbewusstsein aufzubauen. Viel Sport ist dabei wichtig, u.a. Kampfsport und eine Verhaltenstherapie.

Viel Erfolg!
Tyra

Schließe mich Tyra an.

Kämpf um dich selbst! Du solltest dir der wichtigste Mensch auf der Erde sein und dich lieben wie du bist, denn du musst es ein Leben lang mit dir selbst aushalten.

Mach ne Thera, es lohnt sich total!!! Du wirst später sagen, hätte ich das doch eher gemacht, denn:

Es wartet ein wunderbares neues Leben auf dich!!!!!!!!!!!!

Ich spreche aus eigener Erfahrung!! Kein Schmus oder so!

Los, Po hoch und ran an den Speck!!

Du trägst für dich die Verantwortung.

Alles erdenklich Liebe von Sara7

Vielen Dank fürs Mut machen. Ich werde wohl mal wieder eine Therapie anfangen. Auch wegen anderer Dinge. Die Wut habe ich gerade ganz gut im Griff, weil ich duch reinen Zufall ein sehr gutes Ventil gefunden habe. Ich nehme seit einiger Zeit Gesangsunterricht und habe beim letzten Mal recht spontan die Kraft der Wut in meine Stimme umgeleitet. Meine Lehrerin war total begeistert. Sie meinte, solche Töne hätte sie von mir noch nicht gehört. Man muß nicht immer Freude oder Glück durch das Singen ausdrücken. Mit Hass geht das auch sehr gut. Hauptsache, es ist Energie da und man weiß sie zu nutzen. Das hat mir sehr gut getan.

Grüße
Solitudo