Du bekommst viele Ratschläge, weil du dich bisweilen als bedürftig präsentierst und Menschen dir helfen möchten.
Was aber hilfreich ist, kann immer nur der Empfänger dieser Hilfe entscheiden. Anstatt zu akzeptieren, dass man mit seinem Ratschlag daneben liegt, kommt es gerade hier in diesem Forum immer wieder zu Aussagen: Du willst ja nur gekuschelt werden, das hilft aber nicht. Man muss sich auch der Wahrheit stellen. Und man braucht eben ab und an mal einen Tritt in den A****. Wer hier Hilfe sucht, muss halt damit leben, dass Leute ihm nicht nach dem Mund reden. Alles Ausreden für Menschen, die nicht wirklich wissen, was Unterstützung bedeutet. Würde ich mal sagen.
Selbst wenn ich bedürftig erscheine, heißt das nicht, dass ich Handlungsanweisungen brauche, sondern vielleicht ja erst mal einfach Verständnis.
So oft steht hinter ein Ratschlag ein egoistisches Anliegen, nämlich sich selbst besser zu fühlen. Und wenn der andere die Ratschläge aus welchem Grund auch immer nicht umsetzen kann (oder auch will, steht ihm ja zu), wird er beschimpft.
Wenn man mal darauf achtet, sind gerade die, die an vorderster Linie sind mit "ich sehe viel besser und genauer, was alles in deinem Leben schief läuft" im Grunde genau die, die in eigenem Leben erstarrt sind. Hat ja was tolles, wenn jemand meinen Rat umsetzt und damit Erfolg hat. Dann kann ich so tun, als würde ich genau wissen, wo der Hase läuft (Message an all diese Leute: der Hase läuft nicht, er hoppelt! Vielleicht sich auch mal selbst mit der Wahrheit auseinandersetzen!).
Mir persönlich ist klar, ich krieg mein eigenes Leben nicht auf die Reihe, bin am Kämpfen, mache Fehler, laufe gegen Wände. Wie soll ich da wissen, was für andere das richtige ist? Ich kann nur sagen, was eine Anfrage in mir an Gefühlen und Erfahrungen aktiviert, wie ich mit Situationen umgehe. Vielleicht liegt darin für mein Gegenüber ein Impuls, vielleicht auch nicht. Womit man selten daneben liegt, ist den anderen zu sehen und ihm zu zeigen, dass er verstanden wird, dass er gesehen wird. Klappe halten, Zuhören. Nie falsch!
Viele Menschen tun sich schwer damit, über Gefühle zu sprechen. Darum bin ich dann auch gerade außerhalb des Forums vorsichtig damit, mit wem ich über meine Gefühle rede. Gefühle sind Reaktionen auf unsere Erfahrungen und sie sind meistens chaotisch, haben viel mit Unsicherheiten und Ängsten zu tun. Und tatsächilch wirkt das dann häufig "schwach" oder "bedürftig". Darum schieben Menschen sie gerne mal weg, weil man sich meist nicht sonderlich gut mit ihnen fühlt. Aber unsere Gefühle sind ja immer nur ein Teil von uns. Botschaften unserer Seele. Wenn ich Angst habe, heißt das nicht, dass ich ein schwacher, ängstlicher Mensch bin, sondern dass meine Psyche und mein Körpersystem etwas wahrnimmt, was Alarm auslöst. Von dort aus kann ich dann sehen, wie ich damit umgehe. Tatsächliche Schwäche passiert nicht in unseren Gefühlen, sondern in der Art, wie wir damit umgehen. Sich seinen Gefühlen nicht stellen, ist eine Schwäche, weil sie mich zu einem "halben Menschen" macht. Man wird unauthentisch. Das jedenfalls ist meine Erfahrung mit Gefühlen.
Ich kann immer nur selbst entscheiden, was ich gerade brauche. Und ja, manchmal kann man von außen so viel besser sehen, was bei einer Person gerade an der Reihe wäre, aber das heißt nicht, dass es auch das Richtige ist für die Person.
Wenn ich das Bedürfnis habe, jemandem einen Ratschlag geben zu müssen, frage ich in der Regel, ob der/diejenige das überhaupt möchte. Und in der Regel gebe ich einen Ratschlag auch nur einmal. Entweder er kommt an, dann ist gut, oder er ist nicht das Richtige. Ob das nur für den Moment gilt oder jemand fünf Jahre später doch noch auf den Trichter kommt, ist dabei egal. Es heißt so schön, Störung geht immer vor. Widerstand ist wichtig.
Und wir sind hier eben nicht in einem therapeutischen Setting, wo der Therapeut weiß, wie weit er die Grenze schieben darf, ohne dass der Klient Schaden nimmt. Hier sitzen die Leute allein zuhause vor dem Computer und müssen mit den grenzüberschreitenden Beiträgen klar kommen, ohne weitere Unterstützung, ohne dass sie jemand auffangen kann. Es ist anmaßend, aufgeblasen, arrogant und gefährlich zu denken, ich kann jemanden in einem Internetforum helfen, indem ich über seine Grenzen gehe. Aber Hybris ist heute weit verbreitet. ICH weiß, was richtig ist für einen anderen. ICH weiß genau, der ist sowieso nur faul, der muss mal seinen A**** hoch bekommen, der ist nur zu empfindlich, der erkennt nicht, wie gut ich es mit ihm meine, wie wertvoll meine Ratschläge sind.
Diese Art von Verhalten, das man heute überall findet, ist ein Ausdruck für mangelnden Respekt, dafür, dass ich den anderen nicht ls eigenständige Person in seiner ganz eigenen Situation wahrnehme.
@BinNichtWertlos
Da kann ich dir auch nur raten, wenn es sich nicht richtig anfühlt, ist es nicht richtig. Gerade bei den Leuten, die es "doch nur gut meinen" sei vorsichtig. Ich bin noch auf niemand getroffen, der sich nicht mit diesen Worten aus der eigenen Verantwortung stehlen wollte.