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Warum kriege ich immer Ratschläge? In Foren, im real live

Zirkel

Mitglied
@goyang-i

:):cool:😊😌😀🙃

Danke. Das ist aber lieb und ich werde vielleicht noch besser erklären, was ich möchte und was ich nicht möchte. Soll ich schreiben: „bitte keine Ratschläge“?

Kann man das im real life auch sagen oder ist das sehr unhöflich? Ich suche jetzt Ratschläge.

Kann ich nach einiger Zeit noch einen Thread über Männergruppen in Öffis machen und schreiben, dass ich ausschließlich Austausch über Gefühle und keine Ratschläge will. Ich suche Ratschläge.
Hmm das im Real Life so zu formulieren könnte vielleicht vom anderen wirklich so aufgefasst werden , du seist kompliziert. Weil man ja manchmal auch es nur gut meint mit seinen Ratschlägen und die dann mitteilen will. Und dann schränkst du dein ggü. Ein bisschen ein.
Andererseits habe ich das auch noch nie probiert und mir wurde sowas auch noch nie gesagt. Vielleicht fände ich das sogar gut und stark, weil ich im Regelfall es gut finde wenn jemand klar seine Bedürfnisse kommuniziert.
 

°grisou°

Aktives Mitglied
Du bekommst viele Ratschläge, weil du dich bisweilen als bedürftig präsentierst und Menschen dir helfen möchten.
Was aber hilfreich ist, kann immer nur der Empfänger dieser Hilfe entscheiden. Anstatt zu akzeptieren, dass man mit seinem Ratschlag daneben liegt, kommt es gerade hier in diesem Forum immer wieder zu Aussagen: Du willst ja nur gekuschelt werden, das hilft aber nicht. Man muss sich auch der Wahrheit stellen. Und man braucht eben ab und an mal einen Tritt in den A****. Wer hier Hilfe sucht, muss halt damit leben, dass Leute ihm nicht nach dem Mund reden. Alles Ausreden für Menschen, die nicht wirklich wissen, was Unterstützung bedeutet. Würde ich mal sagen.

Selbst wenn ich bedürftig erscheine, heißt das nicht, dass ich Handlungsanweisungen brauche, sondern vielleicht ja erst mal einfach Verständnis.

So oft steht hinter ein Ratschlag ein egoistisches Anliegen, nämlich sich selbst besser zu fühlen. Und wenn der andere die Ratschläge aus welchem Grund auch immer nicht umsetzen kann (oder auch will, steht ihm ja zu), wird er beschimpft.

Wenn man mal darauf achtet, sind gerade die, die an vorderster Linie sind mit "ich sehe viel besser und genauer, was alles in deinem Leben schief läuft" im Grunde genau die, die in eigenem Leben erstarrt sind. Hat ja was tolles, wenn jemand meinen Rat umsetzt und damit Erfolg hat. Dann kann ich so tun, als würde ich genau wissen, wo der Hase läuft (Message an all diese Leute: der Hase läuft nicht, er hoppelt! Vielleicht sich auch mal selbst mit der Wahrheit auseinandersetzen!).

Mir persönlich ist klar, ich krieg mein eigenes Leben nicht auf die Reihe, bin am Kämpfen, mache Fehler, laufe gegen Wände. Wie soll ich da wissen, was für andere das richtige ist? Ich kann nur sagen, was eine Anfrage in mir an Gefühlen und Erfahrungen aktiviert, wie ich mit Situationen umgehe. Vielleicht liegt darin für mein Gegenüber ein Impuls, vielleicht auch nicht. Womit man selten daneben liegt, ist den anderen zu sehen und ihm zu zeigen, dass er verstanden wird, dass er gesehen wird. Klappe halten, Zuhören. Nie falsch!


Viele Menschen tun sich schwer damit, über Gefühle zu sprechen. Darum bin ich dann auch gerade außerhalb des Forums vorsichtig damit, mit wem ich über meine Gefühle rede. Gefühle sind Reaktionen auf unsere Erfahrungen und sie sind meistens chaotisch, haben viel mit Unsicherheiten und Ängsten zu tun. Und tatsächilch wirkt das dann häufig "schwach" oder "bedürftig". Darum schieben Menschen sie gerne mal weg, weil man sich meist nicht sonderlich gut mit ihnen fühlt. Aber unsere Gefühle sind ja immer nur ein Teil von uns. Botschaften unserer Seele. Wenn ich Angst habe, heißt das nicht, dass ich ein schwacher, ängstlicher Mensch bin, sondern dass meine Psyche und mein Körpersystem etwas wahrnimmt, was Alarm auslöst. Von dort aus kann ich dann sehen, wie ich damit umgehe. Tatsächliche Schwäche passiert nicht in unseren Gefühlen, sondern in der Art, wie wir damit umgehen. Sich seinen Gefühlen nicht stellen, ist eine Schwäche, weil sie mich zu einem "halben Menschen" macht. Man wird unauthentisch. Das jedenfalls ist meine Erfahrung mit Gefühlen.

Ich kann immer nur selbst entscheiden, was ich gerade brauche. Und ja, manchmal kann man von außen so viel besser sehen, was bei einer Person gerade an der Reihe wäre, aber das heißt nicht, dass es auch das Richtige ist für die Person.

Wenn ich das Bedürfnis habe, jemandem einen Ratschlag geben zu müssen, frage ich in der Regel, ob der/diejenige das überhaupt möchte. Und in der Regel gebe ich einen Ratschlag auch nur einmal. Entweder er kommt an, dann ist gut, oder er ist nicht das Richtige. Ob das nur für den Moment gilt oder jemand fünf Jahre später doch noch auf den Trichter kommt, ist dabei egal. Es heißt so schön, Störung geht immer vor. Widerstand ist wichtig.

Und wir sind hier eben nicht in einem therapeutischen Setting, wo der Therapeut weiß, wie weit er die Grenze schieben darf, ohne dass der Klient Schaden nimmt. Hier sitzen die Leute allein zuhause vor dem Computer und müssen mit den grenzüberschreitenden Beiträgen klar kommen, ohne weitere Unterstützung, ohne dass sie jemand auffangen kann. Es ist anmaßend, aufgeblasen, arrogant und gefährlich zu denken, ich kann jemanden in einem Internetforum helfen, indem ich über seine Grenzen gehe. Aber Hybris ist heute weit verbreitet. ICH weiß, was richtig ist für einen anderen. ICH weiß genau, der ist sowieso nur faul, der muss mal seinen A**** hoch bekommen, der ist nur zu empfindlich, der erkennt nicht, wie gut ich es mit ihm meine, wie wertvoll meine Ratschläge sind.

Diese Art von Verhalten, das man heute überall findet, ist ein Ausdruck für mangelnden Respekt, dafür, dass ich den anderen nicht ls eigenständige Person in seiner ganz eigenen Situation wahrnehme.

@BinNichtWertlos
Da kann ich dir auch nur raten, wenn es sich nicht richtig anfühlt, ist es nicht richtig. Gerade bei den Leuten, die es "doch nur gut meinen" sei vorsichtig. Ich bin noch auf niemand getroffen, der sich nicht mit diesen Worten aus der eigenen Verantwortung stehlen wollte.
 

°grisou°

Aktives Mitglied
Deswegen lese ich Threads von bestimmten Usern hier meistens gar nicht, weil meine Art an Dinge ranzugehen zu deren Art an Dinge ranzugehen nicht passt.
Das finde ich einen wichtigen Punkt. Manchmal passt es eben nicht. Menschen sind verschieden und gehen unterschiedlich an Themen ran. Und wenn man das merkt, darf man sich auch zurückziehen.


Und was bringt es, wenn ich dem TE nur schreibe, dass ich das Gefühl kenne? Bringt es ihm nicht mehr, wenn ich dazuschreibe, wie ich dieses unangenehme Gefühl in den Griff kriege?
Damit unterstellst Du aber, dass der andere diese unangenehmen Gefühle
a) in den Griff kriegen will
b) es nicht selbst kann

Es ist nicht immer ersichtlich, ob mein Gegenüber meine Lösungswege hören will oder nicht und es braucht Fingerspitzengefühl, um den richtigen Weg zu finden. Deshalb geht es auch immer wieder schief. Aber spätestens wenn man das merkt, ist Rückzug angesagt.

Ich möchte noch was sagen zu "Gefühle in den Griff kriegen". Ich zum Beispiel will da oft gar nicht. Ich habe für mich gelernt, dass es mir oft hilft, den Gefühlen ihren Raum zu geben. Dann bin ich eben manchmal depressiv, wütend, verletzt ... was auch immer. Das ist nur eine Phase. Je mehr ich dagegen kämpfe, umso mehr verlangen Gefühle ihren Raum. Darum ist es wichtig (eine große Hilfe) auch dem Jammern einen Raum zu geben. Ich persönlich jammere auch hier im Forum sehr viel mehr als im realen Leben.


Ich würde erst mal fragen, in welchem Zusammenhang diese Aussage gefallen ist, um herauszubekommen, ob das Ganze nicht vielleicht ein Missverständnis war.
Manchmal ist es wichtiger, erst der Verletzung einen Raum zu geben. Ich weiß nicht, ob es Dir da anders geht. Wäre spannend, das zu erfahren.

Wenn man sich mit dem Hammer auf den Finger haut, muss man auch erst mal fluchen und schreien, weil da Schmerzenergie im Körper unterwegs ist und die muss irgendwo hin. Das ist bei der Psyche nicht anders. Hier gleich mit einer Analyse anzufangen und zu schauen, was hat dazu geführt, dass ich mir auf den Finger gehauen habe, würde mein Gegenüber nur noch wütender machen.

Im ersten Schritt interessiert es mich meist erst mal nicht, ob es ein Missverständnis war. Ich muss erst wieder an den Punkt kommen, an dem ich durchatmen kann.

Darum ist es im realen Leben auch mittlerweile so, wenn ich verletzt werde, ziehe ich mich zurück. Familie und Freunde wissen das. Und es kann manchmal lange dauern, bis ich meine Gefühle wieder reguliert habe. Aber solange der Schmerz da ist, kann ich nur verletzend und ungerecht reagieren. Darum lasse ich es.

Aber das wäre natürlich auch schon ein Rat und von dir daher unerwünscht, wenn ich dich da richtig verstanden habe.
Es gibt auch immer einen richtigen Zeitpunkt für einen Rat.

Ich finde es grundsätzlich gut, wenn man erst mal die Situation analyisert und da ist es ganz häufig hilfreich, eine andere Perspektive zur Verfügung zu haben, aber man sollte seinem Gegenüber nicht die Luft nehmen.

Ich glaube auch nicht, dass das irgendwem was bringt, wenn er den anderen Usern vorher Antworten vorgibt.
Es ist auf jeden Fall toll, dass Du Dich nicht äußerst, wenn Du das Gefühl hast, Du kannst nicht das sagen, was Du sagen möchtest, statt Deine Meinung jemandem aufzudrängen. Das hat was mit Respekt zu tun. Ich darf mich auch dafür entscheiden, dass mir die Antworten, die ich bekomme, nichts bringen. Wobei ich denke, wenn jemand hier fragt, hat er ein bestimmtes Bedürfnis. Das ist eben manchmal nur Mitgefühl. Und wenn er das bekommt, hilft es ihm weiter.

Mir geht es gerade durch meine Borderline-Störung häufig so, dass ich erst mal in einem emotinalen Ausnahmezustand bin und mich sortieren und regulieren muss. Da ist ganz viel an Energie in mir und dann tut es mir gut, wenn ich die einfach rausschreiben kann. Oder bei meiner Angststörung. Panikattacken kann ich sehr gut regulieren, indem ich schreibe. Und wenn ich dann noch weiß, das liest auch jemand, fühle ich mich verbunden. Das ist wie ein Anker für mich. Ich bin aber grundsätzlich jemand, der seinen eigenen Weg geht, meist auch Lösungen hat. Wenn also jemand in dieses Gefühlschaos mit Lösungen kommt, ist das eine völlige Überforderung und verschlimmert meinen Zustand. (Das ist nur für Dich eine mögliche Erklärung, warum es eben doch hilfreich sein kann und warum ich Dein Einhalten von Grenzen sehr schätze.)

Aber ich denke es ist fair und dann zB auch in deinem Sinne, wenn sich jemand wie ich von solchen Threads bzw von Usern, die solche Threads eröffnen, dann eben fernhält.
Man traut dem anderen damit ja auch zu, dass er weiß, was er gerade in diesem Moment braucht. Alles andere empfinde ich als übergriffig und reagiere dann manchmal eben auch entsprechend aggressiv. Das war früher in meiner Beziehung häufig ein Problem. Während ich noch dabei war, mich emotional zu regulieren, fing er schon an, an der Lösung zu arbeiten. Ich war aber noch nicht soweit. Dann hat es geknallt, weil er mich damit in eine Ecke gedrängt hat. Ich kann in diesem Modus nicht denken, nur fühlen. Es produziert dann Angst, weil man das Gefühl bekommt, man wird überstimmt, ist nicht beteiligt. Na ja, ist man ja eigentlich auch nicht. Und das macht es alles nur noch schlimmer. Heute nach viel Therapie wissen wir das beide und ich bin in der Lage rauszugehen.
 

Bauernsturm

Aktives Mitglied
Es gibt genau zwei Situationen, in denen ich Ratschläge akzeptiere:

1. Ich habe darum gebeten.

2. Sie kommen von einem der drei einzigen Menschen, von denen ich weiß, dass sie mir nur dann welche erteilen, wenn es wirklich, wirklich, wirklich wichtig ist.

Sonst ist meine Antwort: "Wende deine Lebensweisheit auf dein Leben an. Meins lebe ich selber."
 

HeartAttack

Aktives Mitglied
Ich möchte noch was sagen zu "Gefühle in den Griff kriegen".
Deine Antwort zeigt mir, dass ich mich da verkürzt ausgedrückt habe. Ums "Gefühle in den Griff kriegen" geht es mir gar nicht, die sollen gerne erst mal raus, also in "geeigneter Atmosphäre", zB indem man seinem Partner erzählt "Heute hab ich mich total über X geärgert, der hat doch glatt (...) !!!"
Es geht mir darum, die Ursache für die negativen Gefühle in den Griff zu kriegen.


Manchmal ist es wichtiger, erst der Verletzung einen Raum zu geben. Ich weiß nicht, ob es Dir da anders geht. Wäre spannend, das zu erfahren.

Wenn man sich mit dem Hammer auf den Finger haut, muss man auch erst mal fluchen und schreien, weil da Schmerzenergie im Körper unterwegs ist und die muss irgendwo hin. Das ist bei der Psyche nicht anders. Hier gleich mit einer Analyse anzufangen und zu schauen, was hat dazu geführt, dass ich mir auf den Finger gehauen habe, würde mein Gegenüber nur noch wütender machen.
Ja, da geht es mir anders. Mein Ziel ist, dass mein Verletztsein möglichst bald aufhört. Einer Verletzung, die auf einem Missverständnis beruht, möchte ich gar keinen Raum geben.
Ich finde auch dass das Beispiel mit dem Hammer da nicht passt. Denn wenn ich mir mit dem Hammer auf den Finger gehaut habe ist die Ursache für den Schmerz vollkommen klar.
Wenn ich aber zB daraus, dass mich jemand als "Fachkraft" bezeichnet, eine Ironie heraushöre, ist der Fall längst nicht so klar. Da bin ich schon dankbar dafür, wenn mich jemand ganz schnell aus meinem Verletztsein herausholt, indem er den Sachverhalt aufklärt oder mir zumindest zeigt, dass es auch andere Deutungen geben könnte. Zu Unrecht mich aufregen möchte ich nämlich nicht. In so einem Fall fände ich es also gut, wenn derjenige, dem ich total aufgebracht den Vorfall erzählt habe, diesen aus seiner Distanz heraus analysiert und mir aufzeigt, dass es da durchaus auch andere Erklärungen gibt. ZB dass der Dritte garnicht wissen kann, dass ich (ist jetzt völlig spekulativ) meine Ausbildung gar nicht abgeschlossen habe und somit keine "Fachkraft" bin, weil ich in dessen Augen meine Arbeit so gut mache, dass er automatisch davon ausgeht dass ich eine Fachkraft bin.

Ich darf mich auch dafür entscheiden, dass mir die Antworten, die ich bekomme, nichts bringen.
Allerdings. Deswegen finde ich es auch unmöglich, wenn man in Foren beleidigt reagiert, wenn der eigene Rat nicht angenommen wird.
Wenn also jemand in dieses Gefühlschaos mit Lösungen kommt, ist das eine völlige Überforderung und verschlimmert meinen Zustand.
Ich finde es mutig - aber auch sehr hilfreich für den Gesprächspartner - wenn du sozusagen deine persönliche Disposition erklärst, denn dann kann man es gut nachvollziehen, wieso ein Ansatz dir nicht nur nicht weiterhilft, sondern dich sogar überfordert, und dann kann man diesen Ansatz bei dir eben nicht anwenden. Wenn man sowas weiß, ist man selber auch nicht gefrustet, wenn der eigene Ansatz bei jemandem, den man helfen will, nicht funktioniert.
 

Ausnahmsweise

Aktives Mitglied
Ich zitiere das, weil ich mich darauf gleich beziehe:

Ich würde erst mal fragen, in welchem Zusammenhang diese Aussage gefallen ist, um herauszubekommen, ob das Ganze nicht vielleicht ein Missverständnis war.
Wenn man sich mit dem Hammer auf den Finger haut, muss man auch erst mal fluchen und schreien, weil da Schmerzenergie im Körper unterwegs ist und die muss irgendwo hin. Das ist bei der Psyche nicht anders. Hier gleich mit einer Analyse anzufangen und zu schauen, was hat dazu geführt, dass ich mir auf den Finger gehauen habe, würde mein Gegenüber nur noch wütender machen.
Für mich ist da im Zusammenhang ein wichtiger Unterschied:
@HeartAttack würde herausfinden wollen, ob jemand anderes den Hammer bewusst führte oder ob ich nur glaube, dass ein Hammer auf meinem Finger landete und ich einen Schmerz fühle, der nicht der aktuellen Situation entspringt, sondern ein Missverständnis zugrunde liegt, welches etwas triggerte, Projektion.

Im ersten Schritt interessiert es mich meist erst mal nicht, ob es ein Missverständnis war. Ich muss erst wieder an den Punkt kommen, an dem ich durchatmen kann.
Du siehst das so.
Ich sehe es anders.
und der Nächste wieder anders.
Es ging nicht um eine akute Situation, sondern die Erzählung etwas Stunden oder Tage zurückliegenden Ereignisses. Da würde ich nicht mehr davon ausgehen, dass derjenige noch nicht durchgeatmet hat.

Ich gehe nicht grundsätzlich von einem für manche Borderliner typischen Verhalten aus.
Eine Freundin, Borderlinerin, kenne ich und gehe daher anders mit ihr um, als dies bei den meisten anderen Menschen nötig wäre.
Welche teilweise wieder mit diese Herangehensweise nichts anfangen könnten.

Es gibt nicht den einen universell passenden Weg und zugleich habe ich an mich auch nicht den Anspruch perfekt zu sein.
Ich habe keine psychotherapeutische Ausbildung, ich bin Laie, hier ist ein Laienforum. Selbst Psychotherapeuten passen nicht zu jedem Klienten.
Jeder hier kann sich nur auf seine Weise bemühen, möglichst nicht verletzend auf andere einzugehen oder sachliche Diskussionen zu führen. Klappen wird das nie zu 100 %.
Dazu sind Menschen viel zu individuell und unperfekt.

Manchmal ist es wichtiger, erst der Verletzung einen Raum zu geben. Ich weiß nicht, ob es Dir da anders geht. Wäre spannend, das zu erfahren.
Für mich ist das anders, ja.
Für mich war da bereits Raum für die Verletzung. Raum zum durchatmen.
Dann war da Raum für die Erzählung mit wiedererleben der Verletzung.
Wenn an diesem Punkt Schluss sein soll, liegt es auch in der Verantwortung des Erzählers, da sein Bedürfnis klarzumachen und dafür einzutreten.

Ich würde mir nämlich Hinweise auf ein mögliches Missverständnis, auf etwas, das ich übersehen habe, auf alles, was mich die erlebte Situation besser verstehen lassen kann, wünschen. Mir sind Lösungen wichtig.
Das heißt nicht, dass ich deshalb immer sofort in der Lage wäre, etwas aufzuklären oder umzusetzen.
Für mich ist es jedoch mindestens mittelfristig sinnlos, über ein Problem zu sprechen ohne Lösungssuche.

Und kann ich es selbst lösen, habe ich kein Problem. Dann habe ich nur eine noch nicht angegangene Sachlage. Spreche ich darüber, sollte das klar rüberkommen.

Während ich noch dabei war, mich emotional zu regulieren, fing er schon an, an der Lösung zu arbeiten. Ich war aber noch nicht soweit. Dann hat es geknallt, weil er mich damit in eine Ecke gedrängt hat. Ich kann in diesem Modus nicht denken, nur fühlen. Es produziert dann Angst, weil man das Gefühl bekommt, man wird überstimmt, ist nicht beteiligt. Na ja, ist man ja eigentlich auch nicht. Und das macht es alles nur noch schlimmer. Heute nach viel Therapie wissen wir das beide und ich bin in der Lage rauszugehen.
Für mich stellt sich das anders dar.
Er drängte dich nicht in die Ecke, du fühltest dich durch deine Problematik in die Ecke gedrängt. Ein sehr wichtiger Unterschied, wie ich denke.
Ebenso, dass du nicht aus einer für dich schlechten Situation gehen konntest. Was ich übrigens sehr, sehr gut kenne; mir ging es lange so. Da machte aber mehr ich selbst mit mir als andere mit mir. ICH konnte nicht die nötigen Grenzen setzen, nicht gut für mich sorgen.
Wärst du aus der Situation gegangen, er wäre dir gefolgt und hätte dir nicht den nötigen Raum gelassen, DANN hätte er dich in die Ecke gedrängt. Übergriffig.

So unterschiedlich betrachten Menschen Dinge und dadurch kommt es manchmal zu nicht ganz einfachen Abläufen. Die sicher vermeidbar wären, wären wir perfekt.
Sind wir aber nicht.
 
G

Gelöscht 120756

Gast
Hallo,
Ich habe ein Problem, Angst in der Strassenbahn. Ich habe grosse Fortschritte gemacht, habe das meistens ganz gut im Griff. Manchmal auch nicht, aber ich kann die Situation aushalten, dank meiner Tricks.
Ich bin stolz auf mich.

Dann schreibt mir jemand, weiß nicht woher ich emotional komme und gibt mir Ratschläge und dann ging es oft darum, dass ich alles falsch mache und statt dem, was ich mache, lieber etwas vollkommen anderes machen sollte und meine Tricks alle nichts wert sind. Dabei hatte ich nicht mal nach Ratschlägen gefragt. Das mag ich nicht. Das finde ich verletzend.

Ich probiere auch gerne mal etwas Neues aus, aber bitte keine Pauschalkritik. Ich bin stolz auf meine „Leistung“ und möchte bitte nicht, dass das so pauschal abgewertet wird.
Da wurden auch gute Punkte genannt, aber ich fand es nicht gut, gesagt kriegen, dass ich alles falsch mache.

Ich mag derartige harte Kritik oft nicht. Wenn ich das möchte frage ich konkret danach. Das konntet ihr wahrscheinlich nicht wissen.

Bei dem Beispiel mit meiner Familie verhielt es sich ähnlich.
Keiner in meiner Familie hatte Zweifel daran, dass das ironisch gemeint war.

Das war rassistisch gemeint, weil derjenige nicht davon ausging, dass ich eine Fachkraft bin.

Dabei bin ich eine Fachkraft.

Meine Eltern und meine Schwestern überboten sich mit schlagfertigen Antworten, die sie ihm gegeben hätten.
Ich wollte nicht diskutieren, was ich hätte sagen sollen. Das habe ich nicht. Die Chance für eine schlagfertige Antwort war vergangen.

Ich wollte nicht wissen, was ich falsch gemacht habe, sondern getröstet werden.

Ihr sprecht von seelischem Mülleimer, aber mein Vater sagte mir, dass ich mit jedem Problem zu ihm kommen könne.

Natürlich aber möchte ich das nicht missbrauchen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Ausnahmsweise

Aktives Mitglied
Ein eindeutiges Sender-Empfänger-Problem.
An dieser Stelle nochmal ungefragt ein Tipp:
Watzlawick. Das 4-Ohren-Prinzip.


Ihr sprecht von seelischem Mülleimer
Nein.
Das ist deine - für mich (!) überzogene und verdrehende - Wahrnehmung.
Ich schrieb nichts von seelischem Mülleimer.
Ich schrieb Kummerkasten.

Für mich gibt es einen Unterschied zwischen Mülleimer und Kummerkasten. Für dich nicht?

Ich nahm eine Einschränkung vor, deren Sinn ich für dich ebenfalls nicht verständlich transportieren konnte.
Und versuchte auf die eventuell begrenzte Belastbarkeit, auf Grenzen eines Gegenübers aufmerksam zu machen.

Dabei geht es nicht um "du machst alles falsch". Sondern darum, dass es zwei Beteiligte gibt, jeder mit eigenen Bedürfnissen und Grenzen.
Und manchmal menschelt es und das geht nicht so gut zusammen.
Wünsche sind in Ordnung. Doch sie gehen nicht immer in Erfüllung.
Und manchmal können Bedürfnisse nicht gut oder gar nicht erfüllt werden.
Das ist normal.
Deshalb macht dennoch keiner der Beteiligten zwingend etwas falsch.

Geschieht das wieder und wieder, werde ich irgendwann ein Stoppschild zücken.
Denn als Kummerkasten, in den man alles reinkippt, für jemanden, der in einer Schleife feststeckt, stehe ich nicht zur Verfügung.

Auch ein Gegenüber hat seine persönlichen Grenzen und diese müssen nicht zu deinem Bedürfnis passen.
Für mich sagt mein Geschriebenes etwas anderes aus als für dich.

dann ging es oft darum, dass ich alles falsch mache
Wer schrieb das?
Ich las das nicht, ich schrieb das nicht.
Ich bin überzeugt, absolut niemand wollte das ausdrücken.

bitte keine Pauschalkritik
Idee:
Ich könnte mir vorstellen, dass du diesen und den anderen Thread ausdruckst und mit in eine Therapiesitzung nimmst.
Die gelesenen Sätze und was die in dir auslösen, dort besprichst.
Hier ist das unmöglich aufzudröseln.

So, und jetzt bin ich hier raus, ich werde nichts mehr schreiben.
Alles Gute dir.
 

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