HarrysTochter
Neues Mitglied
Hallo,
mein Vater ist letztes Jahr, am 29.03.2022 von uns gegangen. Sehr plötzlich und unerwartet. Beißt man sich daran fest einen Schuldigen finden zu wollen, könnte ich eine der Schuldigen sein.
Aber am besten erzähle ich von vorne. Mir ist bewusst, dass ich wirklich Glück haben muss, um jemanden zu finden der mich wirklich versteht und das können wohl nur Menschen, denen ähnliches passiert ist, habe ich gehört. Trotzdem schreibe ich mal drauf los und bin gespannt auf die Antworten.
Um die gesamte Situation zu verstehen fange ich mal bei meiner Kindheit an. Und zwar die ersten 12 Jahre meines Lebens, vor der Scheidung meiner Eltern. Mein Vater war die meiste Zeit auf der Arbeit und hat ansonsten vorm Computer gesessen. Wir sind an Wochenenden gerne gemeinsam Motorrad gefahren oder haben Zeit im Kletterpark verbracht. Das kam jedoch nicht sehr oft vor. Dementsprechend hat meine Mutter den größten Teil der Erziehung übernommen und ich habe sehr früh den Eindruck bekommen, dass sie perfekt ist. Nach der Scheidung lebte ich die meiste Zeit alleine mit ihr. Und merkte mit der Zeit immer und immer mehr, dass sie psychisch krank ist. Hier muss ich für die Geschichte nicht ins Detail gehen, aber unsere Mutter-Tochter-Beziehung war zwar sehr innig, aber absolut toxisch. Ich war heilfroh, als ich 18 wurde und endlich mein Abi abgeschlossen hatte. Einen Tag nach der Zeugnisübergabe zog ich aus und von Tag zu Tag ging es mir besser. Es war, als hätte jemand die Fesseln gelöst.
In dieser Zeit habe ich angefangen darüber nachzudenken. Habe angefangen zu verstehen, was für eine Person meine Mutter ist und was sie die ganzen Jahre mit mir gemacht hat. Wie gut es ist sie nicht mehr jeden Tag zu sehen. Aber ich liebte sie immernoch. Es ist ja meine Mutter.
Als ich mich dann mit 20 von meinem ersten richtigen Freund trennte, zog ich vorübergehend zu meinem Vater, weil ich wusste, dass ich es bei meiner Mutter nicht nochmal aushalten würde.
Papa war immer da! Auto war kaputt? Papa kauft mir ein Neues. Freund ist abgehauen und hat mich mit seinen Schulden sitzen gelassen? Papa nimmt mich auf. Vermieter wollen unberechtigt Geld von mir? Papa ist mit Rat und Tat zur Stelle. Als ich mich von dem besagten Ex-Freund getrennt habe (und das war wirklich ein riesen Drama!), hat Papa mir sogar geduldig bei meiner Trennungsheulerei zugehört.
Wir verstanden uns super! Ich merkte wie ähnlich wir uns waren. Manchmal nervte er mich, um ehrlich zu sein. Wollte immer soviel Zeit mit mir verbringen und erzählte mir immer soviel von seinen Modelleisenbahnen, der Arbeit und seinem Online-Ausbauspiel. Ich nahm es aber oft mit Humor. Heute wünsche ich mir nichts mehr, als dass er abends fünf Mal ins Zimmer reinplatzt, um mich zu fragen, was auf dem kleinen Waggon eingraviert ist, weil er das nicht lesen kann. Oder mich fragt ob ich ihm helfen könnte diese kleine Schraube zu finden, um dann zwanzig Minuten auf dem Boden rumzukriechen. Während er geschraubt hat, habe ich meinen Lego Technik LandRover zusammengebaut und wir haben uns immer gegenseitig unsere neuen Erfolge gezeigt. Das ist jetzt ein Jahr her.
Am 28.03.2022 bin ich mittags von der Berufsschule heimgekommen. Ich war in meinem dritten Ausbildungsjahr, kurz vor meiner Abschlussprüfung. Den ganzen Tag hatte ich schon total miese Laune, habe in der Schule nur gemeckert, dass ich heim will. Man könnte fast schon meinen, mein Unterbewusstsein hätte eine Vorahnung gehabt.
Als ich heim fuhr, sah ich das Auto meines Vaters unterm Carport stehen. Da habe ich mir gedacht, dass er schon wieder früher von der Arbeit abgehauen ist. Er war die letzten Wochen schon so lustlos und müde. Sagte auch oft, dass er sich krank fühle, auch Gliederschmerzen hatte.
Als ich reinkam lag er auf der Couch. Die Chefin hatte ihn heimgeschickt, weil er aufeinmal Schüttelfrost hatte. Nun sind noch dauernde Klogänge hinzugekommen und er rannte alle paar Minuten in den Garten, um sich zu übergeben. Fragte mich nach einem Corona-Test, den er jedoch nie machen konnte. Draußen hat die Sonne geschienen.
Ich fuhr in die Apotheke, um ihm Tabletten gegen die Übelkeit zu kaufen und Ibuprofen gegen das Fieber und die Schmerzen. Danach kaufte ich Lebensmittel für eine Hühnersuppe und bereitete einen riesen Topf zu. Die Medikamente konnte er nicht nehmen, er hatte kaum die Kraft das Glas an den Mund zu heben. Er wurde immer schwächer, tat aber so, als wäre alles gut. Das machte es mir schwer, die Situation richtig einzuschätzen.
Ich fragte ob wir zum Arzt fahren sollen, er wollte nicht. Ich konnte ihn doch nicht zwingen, oder? Er war ja ein erwachsener Mann, erst 56 Jahre alt. Es war sowieso nur eine schlimme Grippe. Dachten wir. Also ging ich in mein Zimmer und machte die Nintendo Switch an. Er musste dauernd auf Klo. Das schnelle Gehen wurde zu einem Schleichen. Das Schleichen zu einem Taumeln. Bis er auf der Toilette ohnmächtig wurde und der Kopf an die Wand neben ihm stieß. Ich stand auf und lief zu ihm, er hatte glasige Augen, war komplett verschwitzt, ein hochrotes Gesicht und sah einfach nur fertig aus. Das alles, vom Heimkommen bis zum Umkippen auf dem Klo dauerte maximal 7 Stunden. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich, dass ich jetzt nicht mehr auf ihn hören kann. Er antwortete mir schwach, dass alles gut sei und er keinen Arzt braucht. Ich hob ihn vom Klo, legte einen Arm um meine Schulter und schliff ihn wieder auf die Couch. Sah, dass er den Kotzeimer nicht mehr getroffen hat und nicht rechtzeitig aufs Klo kam. Ich nahm das Telefon, ging raus, zündete mir eine Zigarette an und rief den Krankenwagen. Was er hat? Keine Ahnung. Ich machte mir nur extrem Sorgen. Dass er aber in den nächsten Stunden tot ist, daran habe ich in meiner Naivität und Überforderung nicht eine Sekunde gedacht. Als der Krankenwagen kam wusste er nichtmal mehr was für ein Tag ist. Er konnte kaum noch mit den Sanitätern sprechen, hatte 40 Grad Fieber. Ich habe den Krankenwagen viel zu spät gerufen. Alle sagten, er hätte sicher nur Corona. Der Mann in der Leitstelle. Die Rettungssanitäter. Der Doktor. Bis sie auf einmal die Blutvergiftung feststellten.
Um 23 Uhr rief ich im Krankenhaus an, nachdem ich das Erbrochene und den Durchfall von Papas Hund aus der Wohnung gewischt hatte. Lobo, so heißt der Hund, war natürlich auch unglaublich gestresst. Hat mitbekommen, wie sein Herrchen von den Männern rausgefahren wurde, auf der Liege. Er kuschelte sich die ganze Zeit an mich, suchte Sicherheit bei mir, die ich selbst versuchte zu finden.
Der Arzt sagte, ich soll in zwei Stunden nochmal anrufen. Es sei eine Blutvergiftung.
Um 1 Uhr rief ich an. Er hat eine Nierenbeckenentzündung, daher die Sepsis. Es ist kritisch. Ich kann jederzeit vorbeikommen, wenn ich will.
Ich bin nicht hingefahren. Wieso? Wegen Lobo. Und weil ich immernoch nicht realisieren wollte wie schlimm die Situation ist.
Dann habe ich versucht einzuschlafen. Als ich gerade eingedöst war, um circa 3 Uhr morgens, am 29.03.2022, musste Lobo sich nochmal übergeben. Ich zog mich an und ging mit ihm eine Runde. Als wir zurückkamen fuhren gerade zwei Autos in den Hof. Meine Mutter und meine Schwester. Um 4 Uhr morgens. Was dann passiert ist könnt ihr euch denken. Meine Mutter kam zur mir gerannt und hat mir gesagt wie Leid ihr das alles tut. Meine Schwester hat geweint, mich umarmt und mich gefragt wieso das passieren musste. Ich stand da, mit Lobo. Und konnte nur sagen: Was ist denn passiert? Mir hat doch noch gar keiner gesagt, dass er tot ist!
Einen Tag später hatte ich einen Tattootermin. Den brauchte ich auch.
Die Tage danach ging ich wieder arbeiten. Ich konnte nicht alleine in dem großen Haus bleiben.
Ich konnte nicht mehr schlafen. Ich konnte nicht mehr essen. Ich konnte nurnoch arbeiten und mich um Lobo kümmern. Lobo war mein gröter Trost. Dann mussten meine Schwester und ich uns um den ganzen Beerdigungkram kümmern. Lobo ist inzwischen in Bayern, beim Tierschutzverein, weil er dort auch ursprünglich herkam. Dass er nicht bleiben konnte, bricht mir heute noch mein Herz. Ich beendete einen Monat später meine Ausbildung mit einem Einser-Schnitt. Lernen hat mich super abgelenkt, um ehrlich zu sein. Einen Sinn im Leben hatte ich erstmal nicht mehr. Meine Mutter und meine Schwester sind für mich zu Menschen geworden, mit denen ich nur Kontakt habe, weil sie eben in meiner Familie sind. Es sind einige Sachen vorgefallen. Manchmal komme ich gut mit der Situation klar, manchmal bin ich nur am Weinen. Mein Vater ist in dem halben Jahr, in dem wir gemeinsam gewohnt haben, zu meinem besten Freund geworden. Ich bin dankbar dafür, dass ich ihn doch noch so kennenlernen durfte. Jetzt ist er nicht mehr da.
mein Vater ist letztes Jahr, am 29.03.2022 von uns gegangen. Sehr plötzlich und unerwartet. Beißt man sich daran fest einen Schuldigen finden zu wollen, könnte ich eine der Schuldigen sein.
Aber am besten erzähle ich von vorne. Mir ist bewusst, dass ich wirklich Glück haben muss, um jemanden zu finden der mich wirklich versteht und das können wohl nur Menschen, denen ähnliches passiert ist, habe ich gehört. Trotzdem schreibe ich mal drauf los und bin gespannt auf die Antworten.
Um die gesamte Situation zu verstehen fange ich mal bei meiner Kindheit an. Und zwar die ersten 12 Jahre meines Lebens, vor der Scheidung meiner Eltern. Mein Vater war die meiste Zeit auf der Arbeit und hat ansonsten vorm Computer gesessen. Wir sind an Wochenenden gerne gemeinsam Motorrad gefahren oder haben Zeit im Kletterpark verbracht. Das kam jedoch nicht sehr oft vor. Dementsprechend hat meine Mutter den größten Teil der Erziehung übernommen und ich habe sehr früh den Eindruck bekommen, dass sie perfekt ist. Nach der Scheidung lebte ich die meiste Zeit alleine mit ihr. Und merkte mit der Zeit immer und immer mehr, dass sie psychisch krank ist. Hier muss ich für die Geschichte nicht ins Detail gehen, aber unsere Mutter-Tochter-Beziehung war zwar sehr innig, aber absolut toxisch. Ich war heilfroh, als ich 18 wurde und endlich mein Abi abgeschlossen hatte. Einen Tag nach der Zeugnisübergabe zog ich aus und von Tag zu Tag ging es mir besser. Es war, als hätte jemand die Fesseln gelöst.
In dieser Zeit habe ich angefangen darüber nachzudenken. Habe angefangen zu verstehen, was für eine Person meine Mutter ist und was sie die ganzen Jahre mit mir gemacht hat. Wie gut es ist sie nicht mehr jeden Tag zu sehen. Aber ich liebte sie immernoch. Es ist ja meine Mutter.
Als ich mich dann mit 20 von meinem ersten richtigen Freund trennte, zog ich vorübergehend zu meinem Vater, weil ich wusste, dass ich es bei meiner Mutter nicht nochmal aushalten würde.
Papa war immer da! Auto war kaputt? Papa kauft mir ein Neues. Freund ist abgehauen und hat mich mit seinen Schulden sitzen gelassen? Papa nimmt mich auf. Vermieter wollen unberechtigt Geld von mir? Papa ist mit Rat und Tat zur Stelle. Als ich mich von dem besagten Ex-Freund getrennt habe (und das war wirklich ein riesen Drama!), hat Papa mir sogar geduldig bei meiner Trennungsheulerei zugehört.
Wir verstanden uns super! Ich merkte wie ähnlich wir uns waren. Manchmal nervte er mich, um ehrlich zu sein. Wollte immer soviel Zeit mit mir verbringen und erzählte mir immer soviel von seinen Modelleisenbahnen, der Arbeit und seinem Online-Ausbauspiel. Ich nahm es aber oft mit Humor. Heute wünsche ich mir nichts mehr, als dass er abends fünf Mal ins Zimmer reinplatzt, um mich zu fragen, was auf dem kleinen Waggon eingraviert ist, weil er das nicht lesen kann. Oder mich fragt ob ich ihm helfen könnte diese kleine Schraube zu finden, um dann zwanzig Minuten auf dem Boden rumzukriechen. Während er geschraubt hat, habe ich meinen Lego Technik LandRover zusammengebaut und wir haben uns immer gegenseitig unsere neuen Erfolge gezeigt. Das ist jetzt ein Jahr her.
Am 28.03.2022 bin ich mittags von der Berufsschule heimgekommen. Ich war in meinem dritten Ausbildungsjahr, kurz vor meiner Abschlussprüfung. Den ganzen Tag hatte ich schon total miese Laune, habe in der Schule nur gemeckert, dass ich heim will. Man könnte fast schon meinen, mein Unterbewusstsein hätte eine Vorahnung gehabt.
Als ich heim fuhr, sah ich das Auto meines Vaters unterm Carport stehen. Da habe ich mir gedacht, dass er schon wieder früher von der Arbeit abgehauen ist. Er war die letzten Wochen schon so lustlos und müde. Sagte auch oft, dass er sich krank fühle, auch Gliederschmerzen hatte.
Als ich reinkam lag er auf der Couch. Die Chefin hatte ihn heimgeschickt, weil er aufeinmal Schüttelfrost hatte. Nun sind noch dauernde Klogänge hinzugekommen und er rannte alle paar Minuten in den Garten, um sich zu übergeben. Fragte mich nach einem Corona-Test, den er jedoch nie machen konnte. Draußen hat die Sonne geschienen.
Ich fuhr in die Apotheke, um ihm Tabletten gegen die Übelkeit zu kaufen und Ibuprofen gegen das Fieber und die Schmerzen. Danach kaufte ich Lebensmittel für eine Hühnersuppe und bereitete einen riesen Topf zu. Die Medikamente konnte er nicht nehmen, er hatte kaum die Kraft das Glas an den Mund zu heben. Er wurde immer schwächer, tat aber so, als wäre alles gut. Das machte es mir schwer, die Situation richtig einzuschätzen.
Ich fragte ob wir zum Arzt fahren sollen, er wollte nicht. Ich konnte ihn doch nicht zwingen, oder? Er war ja ein erwachsener Mann, erst 56 Jahre alt. Es war sowieso nur eine schlimme Grippe. Dachten wir. Also ging ich in mein Zimmer und machte die Nintendo Switch an. Er musste dauernd auf Klo. Das schnelle Gehen wurde zu einem Schleichen. Das Schleichen zu einem Taumeln. Bis er auf der Toilette ohnmächtig wurde und der Kopf an die Wand neben ihm stieß. Ich stand auf und lief zu ihm, er hatte glasige Augen, war komplett verschwitzt, ein hochrotes Gesicht und sah einfach nur fertig aus. Das alles, vom Heimkommen bis zum Umkippen auf dem Klo dauerte maximal 7 Stunden. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich, dass ich jetzt nicht mehr auf ihn hören kann. Er antwortete mir schwach, dass alles gut sei und er keinen Arzt braucht. Ich hob ihn vom Klo, legte einen Arm um meine Schulter und schliff ihn wieder auf die Couch. Sah, dass er den Kotzeimer nicht mehr getroffen hat und nicht rechtzeitig aufs Klo kam. Ich nahm das Telefon, ging raus, zündete mir eine Zigarette an und rief den Krankenwagen. Was er hat? Keine Ahnung. Ich machte mir nur extrem Sorgen. Dass er aber in den nächsten Stunden tot ist, daran habe ich in meiner Naivität und Überforderung nicht eine Sekunde gedacht. Als der Krankenwagen kam wusste er nichtmal mehr was für ein Tag ist. Er konnte kaum noch mit den Sanitätern sprechen, hatte 40 Grad Fieber. Ich habe den Krankenwagen viel zu spät gerufen. Alle sagten, er hätte sicher nur Corona. Der Mann in der Leitstelle. Die Rettungssanitäter. Der Doktor. Bis sie auf einmal die Blutvergiftung feststellten.
Um 23 Uhr rief ich im Krankenhaus an, nachdem ich das Erbrochene und den Durchfall von Papas Hund aus der Wohnung gewischt hatte. Lobo, so heißt der Hund, war natürlich auch unglaublich gestresst. Hat mitbekommen, wie sein Herrchen von den Männern rausgefahren wurde, auf der Liege. Er kuschelte sich die ganze Zeit an mich, suchte Sicherheit bei mir, die ich selbst versuchte zu finden.
Der Arzt sagte, ich soll in zwei Stunden nochmal anrufen. Es sei eine Blutvergiftung.
Um 1 Uhr rief ich an. Er hat eine Nierenbeckenentzündung, daher die Sepsis. Es ist kritisch. Ich kann jederzeit vorbeikommen, wenn ich will.
Ich bin nicht hingefahren. Wieso? Wegen Lobo. Und weil ich immernoch nicht realisieren wollte wie schlimm die Situation ist.
Dann habe ich versucht einzuschlafen. Als ich gerade eingedöst war, um circa 3 Uhr morgens, am 29.03.2022, musste Lobo sich nochmal übergeben. Ich zog mich an und ging mit ihm eine Runde. Als wir zurückkamen fuhren gerade zwei Autos in den Hof. Meine Mutter und meine Schwester. Um 4 Uhr morgens. Was dann passiert ist könnt ihr euch denken. Meine Mutter kam zur mir gerannt und hat mir gesagt wie Leid ihr das alles tut. Meine Schwester hat geweint, mich umarmt und mich gefragt wieso das passieren musste. Ich stand da, mit Lobo. Und konnte nur sagen: Was ist denn passiert? Mir hat doch noch gar keiner gesagt, dass er tot ist!
Einen Tag später hatte ich einen Tattootermin. Den brauchte ich auch.
Die Tage danach ging ich wieder arbeiten. Ich konnte nicht alleine in dem großen Haus bleiben.
Ich konnte nicht mehr schlafen. Ich konnte nicht mehr essen. Ich konnte nurnoch arbeiten und mich um Lobo kümmern. Lobo war mein gröter Trost. Dann mussten meine Schwester und ich uns um den ganzen Beerdigungkram kümmern. Lobo ist inzwischen in Bayern, beim Tierschutzverein, weil er dort auch ursprünglich herkam. Dass er nicht bleiben konnte, bricht mir heute noch mein Herz. Ich beendete einen Monat später meine Ausbildung mit einem Einser-Schnitt. Lernen hat mich super abgelenkt, um ehrlich zu sein. Einen Sinn im Leben hatte ich erstmal nicht mehr. Meine Mutter und meine Schwester sind für mich zu Menschen geworden, mit denen ich nur Kontakt habe, weil sie eben in meiner Familie sind. Es sind einige Sachen vorgefallen. Manchmal komme ich gut mit der Situation klar, manchmal bin ich nur am Weinen. Mein Vater ist in dem halben Jahr, in dem wir gemeinsam gewohnt haben, zu meinem besten Freund geworden. Ich bin dankbar dafür, dass ich ihn doch noch so kennenlernen durfte. Jetzt ist er nicht mehr da.