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Ritzen - alles triggert

B

blackferry1

Gast
Hallo zusammen!
Ich bin neu hier und darum entschuldige ich mich im Vorraus, falls ich etwas falsch gemacht habe. :eek:

Ich habe ein Problem: Ja, ich schneide mich. Leider.
ABER: Seit gut 4 Tagen bin ich "clean", worrauf ich auch ein bisschen Stolz bin :rolleyes:
Doch es fällt mir richtig schwer, denn so unglaublich viel was ich sehe triggert, alles was auch nur im Entferntesten daran erinnert. Es geht vom Schneiden von Obst, bis zu Rissen im Bordstein oder irgendeinen roten Saft. Noch nie war das Verlangen so allgegenwärtig, doch ich will es ohne Hilfe schaffen, wenigstens bis 2014!

Kennt ihr das? Habt ihr irgendwelche Tricks für mich?
Danke, ich freue mich über jede Antwort, auch wenn es nur eine ist, welche nicht ernst gemeint ist, es zeigt mir immerhin, dass sich jemand hier meinen Beitrag durchgelesen hat und sich so wenigstens ein bisschen für mich interessiert <3
 
B

BaM

Gast
Hey. :)

Ich finde auch, dass du stolz sein kannst, dass du dich schon seit 4 Tagen nicht geschnitten hast. Für andere, die davon nicht betroffen sind, mag das vielleicht wenig klingen - aber du weißt, wie unglaublich schwer es ist, das auszuhalten bzw. durchzuhalten. Also hast du wirklich allen Grund stolz zu sein. :)

Was für Skills kennst du denn bisher - bzw. kennst du überhaupt irgendwelche Skills?
 

LonelySoul

Mitglied
Hey du,

ich finde auch, dass du auf dich stolz sein kannst, dass du schon 4 Tage durchgehalten hast! Ich persönlich bin der Meinung, dass man erst einmal an der Ursache (also warum du dich verletzt) arbeiten sollte. Denn wenn du das, was passiert ist, nicht aufarbeitest, wird es immer präsenter und für dich wird es umso schwerer, damit aufzuhören, je mehr Zeit vergeht, in der du das mit dir selber ausmachst. Du kannst sicherlich einigen Triggerfaktoren aus dem Weg gehen, aber damit löst sich das Problem nicht. Irgendwann wird es ein Trigger zu viel und du fängst wieder an. Worauf ich hinaus will: Such dir Hilfe. Vertraue dich jemandem an, denn Triggern aus dem Weg zu gehen nützt auf Dauer nichts, wenn du die Gründe und Ursachen nicht verarbeitet hast.

Kennst du Skills? Schau mal im Internet nach, da gibt es einige Listen. Was ich effektiv finde, ist, sich zu überlegen, wieso man eigentlich aufhören möchte. Also eine Motivation, ein Ziel. Bei mir z. B. war es so, dass ich für den Beruf, den ich aufüben möchte, stabil und belastbar sein sollte. Eine andere Idee wäre, dass du dich belohnst, wenn du es bis 2014 schaffst.

Ich wünsche dir viel Kraft :)
 
B

blackferry1

Gast
Danke für eure Antworten!

Leider bin ich gestern rückfällig geworden, ich habe es einfach nicht mehr geschafft. :wein: Ich habe gar nichts mehr gefühlt. Danach (also quasi jetzt) geht es mir so viel besser, doch ich werde es trotzdem weiter versuchen aufzuhören.
Mir ist allerdings eines aufgefallen, was mir auch echt Angst gemacht hat: Am ersten Tag "ohne" ging es mir gut, ich war überzeugt es zu schaffen. Dann, am zweiten Tag, haben dieses extreme Trigger-Verhalten eingesetzt, was sich auch bis zum 4. Tag durchgezogen hat. Während dieser Zeit ging es mir, trotz dem Verlangen, eigentlich relativ gut. Ich muss dazu sagen: wenn ich mich verletzte dann kann das zwei Gründe haben, entweder ich möchte mich selbst bestrafen (dann ritze ich weniger, ich schlage, kratz, beiße etc. mehr und danach geht es mir meistens nicht wirklich besser) oder ich fühle mich komplett leer, kraftlos, emotionslos (--> tiefe Schnitte und danach fühle ich mich wunderbar, es tut mir auch nicht weh, erst Stunden später), so ging es mir auch gestern.

Doch während dieser ganzen Zeit habe ich extrem angefangen auf mein Essen zu achten, habe alles aufgeschrieben, was ich gegessen habe, mich unglaublich fett gefühlt (was ich nicht bin) und schlechtes Gewissen nach dem Essen gehabt. Jetzt nach dem "Rückfall" kann ich wieder völlig normal essen und habe kein Verlangen mehr nach jedem Nahrungsmittel Sport zu machen…
Ich habe total Angst, dass ich mir unbewusst eine Essstörung als "Ersatz" zu suchen, vorallem weil ich schonmal eine Phase im Leben hatte, in der ich mich erbrochen/abgemagert habe (ich war erst 8 oder 9 Jahre alt, kein Witz!). Ich bin da wieder rausgekommen, es war auch keine Essstörung, aber ich denke, dass schon Ansätze da waren.

Zu den Skills: Ich habe schon einige ausprobiert, allerdings helfen mir (nur sehr wenige) gegen dieses "Bestrafen" (was ja eigentlich weniger schlimm ist).

Ich hoffe das wird nicht zu lang, aber ich zitiere euch jetzt einfach mal einen anderen Beitrag von mir, welcher schon etwas älter ist, damit ihr noch ein wenig mehr wisst.

"[…] Ich kann mir nicht helfen lassen. Auch wenn mir jemand nur wegen einer Kleinigkeit, wie Hausaufgaben helfen will, dann kann ich das nicht annehmen. Ich schaffe es ganz einfach nicht... das geht mir nun seit circa 1-1,5 Jahren so, allerdings war mein häufigstes Wort als Kind selber!, schon damals habe ich versucht alles alleine zu schaffen.

Außerdem kann ich meine Gefühle nicht zeigen. Sogar das hier anonym zu schreiben fällt mir unglaublich schwer. Auch an den schlechtesten Tagen, wo es mir einfach nur fürchterlich geht, lache ich total viel mit meinen Freunden, muntere sie auf und tue so als ob ich super glücklich wäre. Ich spiele allen eine Rolle vor. ALLEN, sogar meiner Familie. Wenn mich jemand beschreibt, dann bin ich immer die verrückte, glückliche, ohne Probleme. Mich macht das kaputt, in der Schule, mit meinen Freunden bin ich gut gelaunt und dann komme ich nach Hause, bin todesunglücklich, habe Selbstmordgedanken und verletze mich selber (ritzen, Kopf gegen Wand schlagen, kratzen, beißen und noch viel mehr). Falls ich in der Schule einmal schlecht drauf sein sollte, sind meine Freunde total verwirrt und wissen überhaupt nicht was sie tun sollen.

Vor einiger Zeit hatte ich zu Hause einen emotionalen Zusammenbruch, ich habe meiner Mutter gestanden, dass ich mich verletzt habe. Sie denkt allerdings, dass ich damit aufgehört habe und dass es mir gut geht, denn ich habe ihr versprochen ihr zu erzählen, wenn ich mich wieder schlecht fühle. Doch ich kann das nicht. Sie hatte in der Vergangenheit selbst psychische Probleme (Helfersyndrom, Burn-Out, Ansätze von Essstörungen in der Jugend). Ich liebe sie und kann sie unmöglich damit belasten, ich weiß, dass sie sich die Schuld gibt, ebenfalls scheint sie es nicht wirklich ernst zu nehmen, das verstehe ich aber auch, schließlich habe ich ihr ja nur ein Bisschen erzählt. Sie meinte es auch, dass ich auch ein Helfersyndrom habe, was mir auch durchaus logisch erscheint, ich lebe für andere Menschen. Warum bin ich die verrückte, glückliche, ohne Probleme? - ich möchte nicht, dass sich jemand um mich Sorgen macht, ich will alles selbst schaffen.

Manche Dinge belasten mich unglaublich stark, ein Freund hat mir neulich gestanden, dass er als Kind sexuell missbraucht wurde. Ihm geht es sehr schlecht, er zeigt mir immer seine (noch sehr oberflächlichen) selbstzugefügten Wunden. Ich habe ihm gesagt, es solle das sofort lassen und ihn dazu gebracht eine Psychologin aufzusuchen. Er wollte sich ebenfalls nicht helfen lassen, doch ich habe ihm gesagt, wie dumm das ist. Ironisch, nicht? IHN kann ich überzeugen, mich jedoch nicht. Er hat eine Ahnung, was mit mir los sein könnte, er hat mich einmal auf meine Naben angesprochen, woraufhin ich mit Ausreden geantwortet habe, er mir allerdings nicht geglaubt hat. Oh Gott, mir fällt es so schwer das hier zu schreiben, ich bin kurz davor mich wieder zu verletzten. Keine Angst, ich will mich nicht umbringen, dafür liebe ich meine Freunde & Familie zu sehr.

Doch ich hasse mich. Ich sehe mich morgens im Spiegel an und mir wird schlecht.

So viele Leute kommen zu mir und heulen sich bei mir wegen Kleinigkeiten aus, sogar Leute die ich nicht kenne. Doch jedes einzelne ihrer minimalen Probleme belastet mich, ich habe noch ein klärendes Gespräch mit einem etwas komplizierten Bekannten vor mir, schon beim Gedanken daran geht es mir schlechter und schlechter. Manchmal habe ich das Gefühl zu platzen, sollte jemand noch ein Problem an mir ablassen. Doch irgendwie will ich das wieder, im Helfen sehe ich einen der wenigen Gründe warum ich noch lebe, ich engagiere mich in Hilfsorganisationen und der Schule.

Doch ich bin nicht wütend oder so. Ich bin einfach nur traurig, leer. Ich kann nicht mehr, habe keine Kraft mehr. Kann es sein, dass ich Depressionen habe? Früher (mit ca. 8 Jahren) habe ich wenig gegessen, sehr viel Sport getrieben und mich erbrochen, wenn ich zu viel gegessen habe. Irgendwann habe ich gemerkt, dass das nicht normal ist und damit aufgehört, heute habe ich das unter Kontrolle, auch wenn das sehr selten zurückkommt. Schon mein Leben lang habe ich mich selbst verletzt, als ganz kleines Kind schon habe ich mich schon gebissen und mir Haare ausgerissen, dann ging es besser, kam aber phasenweise immer wieder zurück. Doch ich habe das Gefühl, dass das keine Phase mehr ist, es geht nicht mehr weg.

Es kann nicht mehr so weiter gehen, ich schaffe das nicht mehr. Ich weiß, dass ich Hilfe annehmen muss und denke, dass es mir vielleicht leichter fällt, wenn diese Hilfe von außen kommt, diese anzunehmen. Doch ich habe Angst zu einem Psychologen zu gehen, Angst, dass er denkt, dass ich ja überhaupt keine Probleme habe, und denkt, dass ich total übertreibe. Vielleicht hat er auch recht... übertreibe ich womöglich nur? Ich habe Angst um meine Mutter/Vater/Schwester. Angst, dass alles rauskommt und meine Freunde mein eigentliches Ich nicht wollen.

Am liebsten würde ich weg gehen, ganz weit weg, damit alles besser wird. Ich liebe meine Familie und Freunde unglaublich, aber ich habe so Angst sie durch dich Wahrheit zu enttäuschen, ebenso die Kinder und Jugendlichen, die ich ausbilde, doch ich kann nicht mehr lange mit Lügen leben und mir immer Ausreden ausdenken müssen. [...]"


Also als ich diesen Beitrag geschrieben habe ging es mir wirklich sehr schlecht, doch trotzdem stimmt er ja noch… :eek:
Mal sehen, ob sich das wirklich jemand antut das durchzulesen ;)
 

marut

Aktives Mitglied
ich hab mir das jetzt mal durchgelesen, hmm, ich weiss wie schwer es ist, zu einem psychologen zu gehen...
dennoch muss ich dir logischerweise wirklich ans herz legen, das mal zu machen.
ansonsten, natürlich zieht es einen runter, wenn man rückfällig geworden ist, aber sch... drauf, wenn du jetzt wieder 4 tage durchhältst oder vllt sogar 5, dann hast du fast 2 wochen dann schon durchgehalten! ich drück dir die daumen, dass du es schaffst, ok?
 
B

BaM

Gast
Hallo blackferry1,

ich habe mir deinen langen Beitrag "angetan", um es mit deinen Worten auszudrücken :) und möchte mich dafür bedanken, weil ich deine Offenheit und Ehrlichkeit sehr schätze - das ist übrigens auch etwas, worauf du stolz sein kannst - dass du es hier im Internet anonym schaffst etwas mehr von deinem Inneren zu zeigen. Das ist auch alles andere als leicht.

Zunächst einmal solltest du dich nicht fertig machen, dass du einen Rückfall hattest. Behalte dir die 4 Tage, die du durchgehalten hast, im Gedächtnis und versuche dich an diesen Tagen und dem damit verbundenen stolzen Gefühl festzuhalten. Auf deinem Weg zur Besserung wird es immer wieder Rückfälle, Tiefschläge geben - das Wichtige ist, eben immer wieder aufzustehen und weiterzukämpfen. Und das tust du.

Darf ich fragen, was für Skills du kennst? Vielleicht gibt es noch ein paar mehr, die mir einfallen und dir helfen könnten bzw. die du ausprobieren könntest.

Dass es besonders schwer ist, diese Skills anzuwenden bzw. die Wahrscheinlichkeit, dass sie helfen sehr gering ist, wenn du das Gefühl hast, dich bestrafen zu müssen, kann ich auch gut nachempfinden und es ist ja auch irgendwo logisch. Gerade in dieser Hinsicht wird es besonders schwer werden, davon loszukommen. Aber es ist mach- und schaffbar.

Im Übrigen erkenne ich mich in vielen Teilen deines Textes selbst wieder. Bevor bei mir alles "zusammengebrochen" ist, habe ich im Prinzip ein Doppelleben geführt. Nach außen war ich immer - und zwar wirklich immer - die glückliche, hilfsbereite, lustige, lebensfrohe und verrückte Nudel... und wenn ich dann z.B. von der Schule nach Hause kam, weinte ich fast den ganzen Tag nur noch, hatte destruktive Gedanken und so weiter und so fort. Ich kann das also wirklich alles nachempfinden - all die Probleme, die sich dadurch ergeben.

Genauso wie dein Helfersyndrom - auch da sind wir uns sehr ähnlich. :) Aber vielleicht wäre es gut, dich da mal noch etwas genauer zu hinterfragen... also: warum genau machst du das? Gefällt es dir, dass die anderen Leute dich so dafür schätzen? Identifizierst du dich über deine Hilfsbereitschaft? Macht es dir besonders gute Gefühle, wenn andere dir dankbar sind? Fühlst du dich so nützlicher? Lenkst du dich so von deinen eigenen Gefühlen und Gedanken ab, verdrängst quasi deine eigene Hilfsbedürftigkeit? Kannst du ja noch mal genauer drüber nachdenken - bzw. vielleicht hast du das ja schon, dann könntest du das ja mal schreiben, würde mich interessieren.

Und darf ich dich fragen, ob du weißt, woher all deine Probleme kommen? Gibt es Dinge aus deiner Vergangenheit, die das zur Folge haben, an die du dich erinnerst? Oder weißt du eigentlich gar nicht woher all das kommt?

Ich kann dir natürlich auch nur raten, zum Psychologen zu gehen. Deine Fragen, Sorgen, Ängste diesbezüglich kann ich alle nachvollziehen. Wirklich. Die hatte ich damals auch. Es erfordert sicher viel Kraft und vor allem auch viel Mut diesen Schritt zu gehen, aber er ist unglaublich wichtig und definitiv notwendig.

Bei mir musste damals übrigens erst alles komplett zusammenbrechen, ich war am tiefsten Tiefpunkt - erst dann habe ich mich gewagt, professionelle Hilfe anzunehmen. Gut wäre es, wenn du es schon schaffst, bevor eigentlich alles aus ist - aber manchmal ist es eben so, dass man erst ganz tief unten sein muss, um sich zu wagen, zur Veränderung ja zu sagen.

Alles Liebe und viel Kraft
BaM
 

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