Problem mit Sexualität und Zwangsgedanken

Hi,

Ich bin 23, m und habe das Problem, dass ich jeden Tag darüber Grübel ob ich Schwul bin.

Alles fing an als ich 6 Jahre war und mich mein bester Freund damals im Sportunterricht auf die Wange geküsst hat. Seitdem sagen die Leute, dass ich Schwul bin. Egal ob weiterführende Schule, Ausbildung oder sogar eine Zeit lang im Freundeskreis.

Ich selber habe mich dann stark mit dem Thema befasst und angefangen mich zu testen ob ich auf Männer reagiere - immer negativ.
Mit 16-17 hatte ich eine Beziehung mit meiner ersten Freundin und vorher habe ich auch nur was mit Frauen gehabt, jedes Wochenende bisschen rumgemacht auf Partys mit Alkohol. Da war noch alles ganz normal.
Nur dann mit ende 17 als ich auch immer mehr Drogen nahm und mir auf xtc und Pilzen eingeredet wurde dass ich Schwul bin, dachte ich mir ich probiere es aus, da ich mich schon vorher damit befasst hatte.
Zu der Zeit habe ich im Internet mit Männern geschrieben und wollte sex mit denen.
Klingt komisch ist aber so.
Dann verabredete ich mich EINMAL mit einem 0815 und hatte oralsex.
Später stellte sich heraus, ein Bekannter hat von meinen Chats was Spitz bekommen und fädelte das treffen ein. Alle lachten über mich und stempelten mich als homosexuell ab.
Es ist ja nichts schlimmes daran, aber ich fiel in ein tiefes Loch, Psychose und Depression war das Resultat. Danach Klinik (wo ich nach dem ersten Tag für Schwul abgestempelt und geschnitten wurde) und medizinische Reha wo ich wieder auf die Beine kam.

Ich bin nicht homophob und schätze mich als bisexuell ein, aber ich kann mich auch nur in Frauen verlieben. Nichts desto trotz muss ich jeden Tag mehrere Stunden grübeln ob ich Schwul bin. Bei der Arbeit verliere ich irgendwann die Konzentration und bin einfach total fertig.
Männern schaue ich instinktiv in den Schritt oder auf den Po, Frauen auch aber nicht so oft.
Ich würde gern mal Sex mit einem Mann haben, um Gewissheit zu haben aber das letzte mal war so ekelig und meiner Psyche schadend, dass ich es mich nicht traue.

Heute liegen meine nerven so blank, ich habe zukungen im Hals- Kopfbereich wenn ich einen Mann längere in die Augen gucke zb bei einer Vorlesung. Das ist mir so peinlich, dass ich dann nur noch auf den Boden gucke.

Zur Zeit bin ich glücklich mit meiner Freundin* seit 6 Monaten zusammen. Miteinander schlafen tun wir eher selten, da sie wenig Lust empfindet und eher dominant ist, ich eher devot. Außerdem führen wir eine Fernbeziehung* (30km).

Wenn ich im Internet mit Männern chatte interessieren mich nur die älteren.

Ich glaube ich leide an einem Trauma, das die Zwangsgedanken hervorruft. Oder ich bin einfach Schwül...

In meiner Kindheit wurde ich zwischen 6-7 von meiner doppelt so alten Schwester Ge**** was aber niemand weiß, mein Dad hat sich das Leben genommen und ich wurde von einem anderen Jungen über mehrere Stunden körperlich Misshandelt. Außerdem habe ich eine vielleicht zu fürsorgliche, sehr dominante Mutter.

Ich denke, dass die oben genannten Faktoren zusammen das Ergebnis meiner Zwangsgedanken sind, die sogar meine Sexualität beeinflussen.
Der Grund, dass ich Sex mit alten Männern will.
Manchmal nachdem ich für Schwul benannt wurde, habe ich so ein Gefühl von Reiz in der Brust und schreibe wieder mit Männern (Zwangshandlung ?).

Meinen Termin beim Psychologen ist schon gemacht. Aber bin ich jetzt Schwul, bi oder hetero ? Habe ich eine neurose ? Bekomme ich wieder eine psychose wenn ich dem Gefühl nachgehe und meine Freundin indirekt betrüge, da sie davon weiß?
Habe auch schon von hocd gehört und mir etliche Berichte und Geschichten durchgelesen aber bin zu keinem Ergebnis gekommen.
Was denkst du über die Scheiße ?




LG

Hey du,

da schleppst du ja so Einiges mit dir herum, meine Güte.
Zunächst mal finde ich es super, dass du schon einen Termin hast bei einem Psychologen, wobei ich einen Therapeuten besser fände.

Das Wichtigste ist doch erst mal, dass du dich mit deiner Freundin wohl fühlst, auch wenn das vielleicht noch nicht ganz so optimal ist mit den Umständen. Das jedenfalls ist schon mal nicht schwul sondern hetero.

Mir ist aufgefallen, dass diese "Definitionen" immer von außen kamen ... die Leute haben gesagt .... sie haben dich in etwas reingeschwätzt, reingedrängt und du hast sie zu wichtig, zu ernst genommen, warst im Grunde immer zu offen für das was andere über dich urteilten oder in ihrer unendlichen Blödheit von sich gaben.
Das passt dann ja auch zu dem, dass du dich als devot bezeichnest.

Was du über deine Eltern kurz erwähnt hast und vor allem das mit deiner Schwester das zeigt, dass du letztlich nie wirklich sicher warst, da war kein Schutzraum, kein Vorbild, keine echte Geborgenheit.
Du kannst dich nicht einordnen wo du hingehörst, du bist dir in deinen intimsten Bereichen nicht sicher, was nach deinen Erlebnissen auch nicht verwunderlich ist.
Ich denke, da ist der Ansatzpunkt und nicht ob du das eine oder das andere bist oder irgendwas ganz anderes.

Vielleicht kannst du auf therapeutischem Weg einen inneren Schutzraum erarbeiten, der es dir ermöglicht das zu sehen oder zu spüren, was du bist, wer du bist und wo du stehst.
Deine Situation hat aus meiner Sicht viel mehr mit Missbrauch auf mehreren Ebenen zu tun als damit, wo du dich sexuell einordnen sollst.

LG