sonnenblume12345
Neues Mitglied
Hallo ihr Lieben,
das ist mein erster Beitrag und ich hoffe ihr könnt mir helfen. Deshalb falle ich auch gleich mal mit der Türe ins Haus, und versuche euch meine aktuelle Situation zu schildern:
Ich bin seit 3 Jahren mit meinem Freund zusammen. Er hat mir immer mal wieder erzählt dass er eine sehr schlimme Kindheit hatte - ein paar Geschichten kenne ich, weil er sie mir erzählt hat, und die sind wirklich heftig. Nun habe ich in letzter Zeit bemerkt dass es zwischen uns irgendwie "anders" war - als ob wir zwischen uns eine Art "Wand" aufgebaut hätten. Irgendwann hat sich in einem Streitgespräch dann ergeben, dass er mir gesagt hat dass ich so vieles von ihm noch nicht weiß (er meinte ich kenne wenns hoch kommt 20% von im selbst - was mich natürlich schon schockiert hat). Er meinte dass es gerade ganz schlimm ist weil vieles aus seiner Kindheit wieder hoch kommt, dass er mir das alles aber nie erzählt hat weil er Angst hatte dass ich ihn dann mit anderen Augen sehe (im negativen Sinn).
Ich möchte nur kurz auf einige der Dinge eingehen die ich bereits weiß. Ich weiß dass es an der Tagesordnung war dass er, seine Geschwister und seine Mutter vom Vater geschlagen wurden. Die leichten Streifen auf seinem Rücken, die er als "Dehnungsstreifen" dargestellt hat, sind - das weiß ich erst seit ein paar Tagen - Narben, die von einem Stock stammen mit dem ihn der Vater immer geschlagen hat, als er noch nichtmal 8 Jahre alt war. Die Mutter war wohl damals mit der Situation so überfordert dass sie teilweise nichtmal gemerkt hat wenn er krank war - so kam es mal vor dass das Kind 2 Tage mit hohem Fieber im Bett lag, auch nicht in die Schule gegangen ist - und die Mutter es erst am 2. Tag bemerkt hat. Er durfte in seiner Freizeit auch nicht rausgehen - die Kinder mussten in ihren Zimmern bleiben, hatten nur wenige bis gar kein Spielzeug (die Famlie war sehr sehr arm) - das Spielzeug dass er selbst hatte, hat er aus einem Spielzeugladen geklaut (kleine Plastikfiguren) - und auch Fernsehen bzw. das aufhalten der Kinder im Wohnzimmer war verboten weil dort der Vater mit seinen Freunden getrunken und gespielt hat. Mein Freund sagte zu mir er hat nie erfahren was es bedeutet wenn man geliebt wird. Als er mit 9 einmal einen schlimmen Fahrradunfall hatte, bei dem er sich wirklich schlimm verletzt hat (mehrere Prellungen) hat er seinen Eltern von sich aus nicht Bescheid gegeben. Weil er damals (mit 9!!) schon wusste, dass es die Eltern sowieso nicht interessiert. Er ist dann ohne das kaputte Rad über 3 Kilometer nach Hause gegangen, weil er damals schon das Gefühl hatte dass er auf sich allein gestellt ist. Das ganze ging so weit, dass er mit 10 (die Famlie wohnte in einem Plattenbau) auf dem Dach des 9-stöckigen Gebäudes stand und springen wollte. Weil er sich ganz sicher war dass niemand ihn liebt. Er hat sich seit seinem 6. Lebensjahr immer gefragt, warum er überhaupt auf der Welt ist. Der einzige Grund, sagt er, warum er damals nicht gesprungen ist, ist dass er sich nicht getraut hat.
^^ Dies ist wohl aber nur ein Bruchteil von dem was wirklich passiert ist. Er hat heute nach wie vor Kontakt zu seiner Familie (außer zum Vater - Eltern sind getrennt) - aber nur sehr selten. Die Mutter scheint all diese Sachen zu verdrängen - wenn das Thema Kindheit aufkommt heißt es immer "ihr hattet doch immer was zu essen, ich hab mich doch um euch gekümmert" - ich schätze sie hatte es zu dieser Zeit mit einem alkoholabhängigen Schläger-Ehemann ebenfalls nicht leicht und verdrängt vllt selbst einiges.
Dass mein Freund das alles überhaupt so "überstanden" hat ist für mich fast unbegreiflich. Ich komme zum Glück aus einer sehr heilen Familie und bin sehr wohlbehütet aufgewachsen. Allerdings merkt man in seinem Verhalten sehr wohl dass er das Ganze noch lange nicht verarbeitet hat. Wenn man mit ihm streitet (das kommt ja nunmal auch in den besten Beziehungen vor) dann habe ich immer wieder das Gefühl dass ich ab und zu gegen eine „unsichtbare Wand“ laufe die er um sich herum aufgebaut hat. Auf einmal habe ich das Gefühl ich komme überhaupt nicht mehr an ihn heran. Er scheint eine unglaublich dicke Schutzwand um sich herum aufgebaut zu haben damit ihn niemand mehr wie damals verletzen kann. Dazu kommt eine unglaubliche Gefühlskälte. Die Worte „Bitte“ und „Danke“ kommen ihm nur sehr schwer über die Lippen – vermutlich weil er sich nicht gerne von anderen Menschen abhängig macht (er hat ja als Kind „gelernt“ dass er sich nur auf sich selbst verlassen kann und deshalb zeigt er ungerne dankbarkeit anderen gegenüber und ein „bitte“ zu sagen, d.h. jemand anderen um etwas zu fragen das er will/braucht das fällt ihm noch schwerer da er sich scheinbar – meine Vermutung – nicht von anderen abhängig machen will).
Vllt. kennt jemand von euch die Situation wenn man sich mit dem Partner streitet, und dann der eine sagt „ja dann geh doch!! Wenn es dir nicht passt wie ich bin dann mach doch Schluss!!“ (auch wenn man es natürlich nicht so meint und eher hören will „Geh zu – wir streiten doch nur. Wegen so etwas verlasse ich dich doch nicht!!“) – genau so einen Satz habe ich vor kurzem noch gesagt. Und wisst ihr, was er getan hätte? Er wäre gegangen. Das hat er mir nach unserem Streit offen und ehrlich gesagt. Er meinte, er liebt mich zwar über alles (und das glaube ich ihm auch), aber wenn ich ihm sage er soll gehen, dann wird er gehen. Immer wenn ihn jemand zurück weist dann reagiert er mit einer eisigen Gefühlskälte, die ihn wohl auch – meine Vermutung – selbst schützen soll. Wenn man selbst keine Gefühle zeigt, dann lässt man selbst vllt auch diese Gefühle an sich nicht so heran. D.h. bevor er riskiert um mich zu kämpfen und zu sagen „ich gehe nicht, auch wenn du es sagst“ geht er lieber – weil er sich denke ich insgeheim davor schützen will wieder von jemandem zurückgewiesen zu werden. (hätte ich gewusst dass er so denkt dann hätte ich diesen Satz „geh doch“ niemals gesagt – werde ich jetzt auch nicht mehr)
Wir haben jetzt vereinbart dass wir in kleinen Schritten versuchen darüber zu reden. Über seine Vergangenheit. Damit ich mehr von ihm kennen lerne. Immerhin liebe ich diese Person und ich habe ihm auch gesagt dass das durch nichts was er mir erzählen wird geändert werden kann. Er hat immer wieder Phasen (so wie momentan) wo diese furchtbaren Kindheitssachen (an einige kann er sich nicht erinnern sagt er – er verdrängt wohl auch noch einiges) wieder nach oben drängen, dann hat er Schlafstörungen, ist wie ferngesteuert, lustlos, und zeigt auch mir gegenüber (auch wenn ich mir Mühe gebe, versuche ihm eine Freunde zu machen oder ihm etwas gutes zu tun) eine unglaubliche Gefühlskälte. Das macht es mir wiederrum schwierig... diese Gefühlskälte auch mir gegenüber zu spüren tut sehr weh (auch wenn ich weiß dass er eigentlich nicht wegen mir so ist fällt es mir oftmals schwer diese Gefühlskälte nicht persönlich zu nehmen) – es verletzt mich dass ich mir Mühe gebe, ihm essen koche, ein warmes Bad mache, ihm seine Sachen herrichte, lieb und zärtlich zu ihm bin, und er es in solchen Phasen gar nicht zu bemerken scheint, noch sich darüber zu freuen scheint oder irgendwie sagt oder zeigt „danke dass du das für mich tust und dass du da bist“. Versteht mich irgendjemand?
Wir beide haben jetzt gesagt dass wir versuchen wollen das alles langsam aufzuarbeiten. Weil ihn die Vergangenheit (gerade durch diese Gefühlskälte) ja immernoch in seinem Verhalten einschränkt und beeinflusst (er sagt ja auch selbst dass er gerne mal mit mir darüber geredet hätte, aber jedes mal wenn er es versucht hat hatte er wie eine Art „Redeblockade“ und er konnte es einfach nicht). Nun komme ich deshalb auch endlich zu meinen Fragen an euch... WIE KANN ICH IHM HELFEN? Hilft es einfach wenn ich ihm nur zuhöre?? Wenn er mir wieder eine Geschichte aus seiner schlimmen Kindheit erzählt tut es mir weh, ich bin traurig, ich fühle seinen Schmerz und seine Leere – aber ich weiß nie, was ich ihm antworten soll... ich finde nicht die richtigen worte!! Gibt es überhaupt bei solchen furchtbaren Geschichten „Richtige Worte“ die wirklich helfen können?? Auf keine Fälle will ich so etwas sagen wie „das wird schon wieder, alles wird gut“ – weil ich ihm nicht das Gefühl geben will dass ich das einfach auf die leichte Schulter nehme was er da erzählt und mir denke „aja so schlimm ist das nicht, das ist ja vorbei, zeit heilt alle wunden, das passt schon“. Wie kann ich ihm helfen das alles zu verarbeiten?? Und was genau bedeutet überhaupt „Verarbeiten“? Wie verarbeitet man so etwas? Ist das schon damit getan dass man einfach darüber redet?? Ich habe ihm auch gesagt dass ich ihm gerne zuhöre und mit ihm fühle, aber dass ich Angst habe dass ich ihm nicht helfen kann sich besser zu fühlen... ich habe ihn gefragt ob er vielleicht in Erwägung ziehen könnte mal mit einer Therapeutin darüber zu reden. Aber er meinte „und was tue ich dann bei der? Die kann auch nichts tun als dass ich ihr darüber erzähle und sie zuhört – und dann erzähle ich es lieber gleich dir, weil ich dir vertraue und dich kenne“. – und irgendwo verstehe ich diesen Gedankengang, weil ich mich nun selbst frage: Was macht denn eine Therapeutin in so einem Fall außer zuhören?? Wo liegen die Vorteile eine Therapeutin zu besuchen? Kann die wirklich helfen so etwas zu verarbeiten? Was kann sie denn tun um ihn dabei zu unterstützen außer zuzuhören? (weil „nur zuhören“ kann ich ja auch??) Ich habe mit sowas (wohl zum Glück) keine Erfahrung, weil ich bisher noch nie bei einem Therapeuten war. Ich würde mich wirklich unglaublich freuen wenn mir jemand helfen könnte oder von seinen Erfahrungen berichten könnte!!! Ich liebe meinen Freund wirklich und mir geht es selbst nicht gut wenn ich weiß dass es ihm nicht gut geht. Dazu tut es mir aber auch weh und es erschreckt mich immer wieder mit dieser eisigen Gefühlskälte in kontakt zu kommen, deshalb will ich ihn zwar nicht drängen, aber es ist mir wichtig dass wir deshalb irgendwie vorwärts kommen und er solche Verhaltensmuster vllt. Schritt für Schritt durch eine Verarbeitung der Vergangenheit ablegen kann!
Wie soll ich mich verhalten? Was kann ich ihm gutes tun? Ich bin über jeden Ratschlag wirklich SEHR SEHR dankbar.
Viele Grüße & schonmal Danke,
eure Sonnenblume
das ist mein erster Beitrag und ich hoffe ihr könnt mir helfen. Deshalb falle ich auch gleich mal mit der Türe ins Haus, und versuche euch meine aktuelle Situation zu schildern:
Ich bin seit 3 Jahren mit meinem Freund zusammen. Er hat mir immer mal wieder erzählt dass er eine sehr schlimme Kindheit hatte - ein paar Geschichten kenne ich, weil er sie mir erzählt hat, und die sind wirklich heftig. Nun habe ich in letzter Zeit bemerkt dass es zwischen uns irgendwie "anders" war - als ob wir zwischen uns eine Art "Wand" aufgebaut hätten. Irgendwann hat sich in einem Streitgespräch dann ergeben, dass er mir gesagt hat dass ich so vieles von ihm noch nicht weiß (er meinte ich kenne wenns hoch kommt 20% von im selbst - was mich natürlich schon schockiert hat). Er meinte dass es gerade ganz schlimm ist weil vieles aus seiner Kindheit wieder hoch kommt, dass er mir das alles aber nie erzählt hat weil er Angst hatte dass ich ihn dann mit anderen Augen sehe (im negativen Sinn).
Ich möchte nur kurz auf einige der Dinge eingehen die ich bereits weiß. Ich weiß dass es an der Tagesordnung war dass er, seine Geschwister und seine Mutter vom Vater geschlagen wurden. Die leichten Streifen auf seinem Rücken, die er als "Dehnungsstreifen" dargestellt hat, sind - das weiß ich erst seit ein paar Tagen - Narben, die von einem Stock stammen mit dem ihn der Vater immer geschlagen hat, als er noch nichtmal 8 Jahre alt war. Die Mutter war wohl damals mit der Situation so überfordert dass sie teilweise nichtmal gemerkt hat wenn er krank war - so kam es mal vor dass das Kind 2 Tage mit hohem Fieber im Bett lag, auch nicht in die Schule gegangen ist - und die Mutter es erst am 2. Tag bemerkt hat. Er durfte in seiner Freizeit auch nicht rausgehen - die Kinder mussten in ihren Zimmern bleiben, hatten nur wenige bis gar kein Spielzeug (die Famlie war sehr sehr arm) - das Spielzeug dass er selbst hatte, hat er aus einem Spielzeugladen geklaut (kleine Plastikfiguren) - und auch Fernsehen bzw. das aufhalten der Kinder im Wohnzimmer war verboten weil dort der Vater mit seinen Freunden getrunken und gespielt hat. Mein Freund sagte zu mir er hat nie erfahren was es bedeutet wenn man geliebt wird. Als er mit 9 einmal einen schlimmen Fahrradunfall hatte, bei dem er sich wirklich schlimm verletzt hat (mehrere Prellungen) hat er seinen Eltern von sich aus nicht Bescheid gegeben. Weil er damals (mit 9!!) schon wusste, dass es die Eltern sowieso nicht interessiert. Er ist dann ohne das kaputte Rad über 3 Kilometer nach Hause gegangen, weil er damals schon das Gefühl hatte dass er auf sich allein gestellt ist. Das ganze ging so weit, dass er mit 10 (die Famlie wohnte in einem Plattenbau) auf dem Dach des 9-stöckigen Gebäudes stand und springen wollte. Weil er sich ganz sicher war dass niemand ihn liebt. Er hat sich seit seinem 6. Lebensjahr immer gefragt, warum er überhaupt auf der Welt ist. Der einzige Grund, sagt er, warum er damals nicht gesprungen ist, ist dass er sich nicht getraut hat.
^^ Dies ist wohl aber nur ein Bruchteil von dem was wirklich passiert ist. Er hat heute nach wie vor Kontakt zu seiner Familie (außer zum Vater - Eltern sind getrennt) - aber nur sehr selten. Die Mutter scheint all diese Sachen zu verdrängen - wenn das Thema Kindheit aufkommt heißt es immer "ihr hattet doch immer was zu essen, ich hab mich doch um euch gekümmert" - ich schätze sie hatte es zu dieser Zeit mit einem alkoholabhängigen Schläger-Ehemann ebenfalls nicht leicht und verdrängt vllt selbst einiges.
Dass mein Freund das alles überhaupt so "überstanden" hat ist für mich fast unbegreiflich. Ich komme zum Glück aus einer sehr heilen Familie und bin sehr wohlbehütet aufgewachsen. Allerdings merkt man in seinem Verhalten sehr wohl dass er das Ganze noch lange nicht verarbeitet hat. Wenn man mit ihm streitet (das kommt ja nunmal auch in den besten Beziehungen vor) dann habe ich immer wieder das Gefühl dass ich ab und zu gegen eine „unsichtbare Wand“ laufe die er um sich herum aufgebaut hat. Auf einmal habe ich das Gefühl ich komme überhaupt nicht mehr an ihn heran. Er scheint eine unglaublich dicke Schutzwand um sich herum aufgebaut zu haben damit ihn niemand mehr wie damals verletzen kann. Dazu kommt eine unglaubliche Gefühlskälte. Die Worte „Bitte“ und „Danke“ kommen ihm nur sehr schwer über die Lippen – vermutlich weil er sich nicht gerne von anderen Menschen abhängig macht (er hat ja als Kind „gelernt“ dass er sich nur auf sich selbst verlassen kann und deshalb zeigt er ungerne dankbarkeit anderen gegenüber und ein „bitte“ zu sagen, d.h. jemand anderen um etwas zu fragen das er will/braucht das fällt ihm noch schwerer da er sich scheinbar – meine Vermutung – nicht von anderen abhängig machen will).
Vllt. kennt jemand von euch die Situation wenn man sich mit dem Partner streitet, und dann der eine sagt „ja dann geh doch!! Wenn es dir nicht passt wie ich bin dann mach doch Schluss!!“ (auch wenn man es natürlich nicht so meint und eher hören will „Geh zu – wir streiten doch nur. Wegen so etwas verlasse ich dich doch nicht!!“) – genau so einen Satz habe ich vor kurzem noch gesagt. Und wisst ihr, was er getan hätte? Er wäre gegangen. Das hat er mir nach unserem Streit offen und ehrlich gesagt. Er meinte, er liebt mich zwar über alles (und das glaube ich ihm auch), aber wenn ich ihm sage er soll gehen, dann wird er gehen. Immer wenn ihn jemand zurück weist dann reagiert er mit einer eisigen Gefühlskälte, die ihn wohl auch – meine Vermutung – selbst schützen soll. Wenn man selbst keine Gefühle zeigt, dann lässt man selbst vllt auch diese Gefühle an sich nicht so heran. D.h. bevor er riskiert um mich zu kämpfen und zu sagen „ich gehe nicht, auch wenn du es sagst“ geht er lieber – weil er sich denke ich insgeheim davor schützen will wieder von jemandem zurückgewiesen zu werden. (hätte ich gewusst dass er so denkt dann hätte ich diesen Satz „geh doch“ niemals gesagt – werde ich jetzt auch nicht mehr)
Wir haben jetzt vereinbart dass wir in kleinen Schritten versuchen darüber zu reden. Über seine Vergangenheit. Damit ich mehr von ihm kennen lerne. Immerhin liebe ich diese Person und ich habe ihm auch gesagt dass das durch nichts was er mir erzählen wird geändert werden kann. Er hat immer wieder Phasen (so wie momentan) wo diese furchtbaren Kindheitssachen (an einige kann er sich nicht erinnern sagt er – er verdrängt wohl auch noch einiges) wieder nach oben drängen, dann hat er Schlafstörungen, ist wie ferngesteuert, lustlos, und zeigt auch mir gegenüber (auch wenn ich mir Mühe gebe, versuche ihm eine Freunde zu machen oder ihm etwas gutes zu tun) eine unglaubliche Gefühlskälte. Das macht es mir wiederrum schwierig... diese Gefühlskälte auch mir gegenüber zu spüren tut sehr weh (auch wenn ich weiß dass er eigentlich nicht wegen mir so ist fällt es mir oftmals schwer diese Gefühlskälte nicht persönlich zu nehmen) – es verletzt mich dass ich mir Mühe gebe, ihm essen koche, ein warmes Bad mache, ihm seine Sachen herrichte, lieb und zärtlich zu ihm bin, und er es in solchen Phasen gar nicht zu bemerken scheint, noch sich darüber zu freuen scheint oder irgendwie sagt oder zeigt „danke dass du das für mich tust und dass du da bist“. Versteht mich irgendjemand?
Wir beide haben jetzt gesagt dass wir versuchen wollen das alles langsam aufzuarbeiten. Weil ihn die Vergangenheit (gerade durch diese Gefühlskälte) ja immernoch in seinem Verhalten einschränkt und beeinflusst (er sagt ja auch selbst dass er gerne mal mit mir darüber geredet hätte, aber jedes mal wenn er es versucht hat hatte er wie eine Art „Redeblockade“ und er konnte es einfach nicht). Nun komme ich deshalb auch endlich zu meinen Fragen an euch... WIE KANN ICH IHM HELFEN? Hilft es einfach wenn ich ihm nur zuhöre?? Wenn er mir wieder eine Geschichte aus seiner schlimmen Kindheit erzählt tut es mir weh, ich bin traurig, ich fühle seinen Schmerz und seine Leere – aber ich weiß nie, was ich ihm antworten soll... ich finde nicht die richtigen worte!! Gibt es überhaupt bei solchen furchtbaren Geschichten „Richtige Worte“ die wirklich helfen können?? Auf keine Fälle will ich so etwas sagen wie „das wird schon wieder, alles wird gut“ – weil ich ihm nicht das Gefühl geben will dass ich das einfach auf die leichte Schulter nehme was er da erzählt und mir denke „aja so schlimm ist das nicht, das ist ja vorbei, zeit heilt alle wunden, das passt schon“. Wie kann ich ihm helfen das alles zu verarbeiten?? Und was genau bedeutet überhaupt „Verarbeiten“? Wie verarbeitet man so etwas? Ist das schon damit getan dass man einfach darüber redet?? Ich habe ihm auch gesagt dass ich ihm gerne zuhöre und mit ihm fühle, aber dass ich Angst habe dass ich ihm nicht helfen kann sich besser zu fühlen... ich habe ihn gefragt ob er vielleicht in Erwägung ziehen könnte mal mit einer Therapeutin darüber zu reden. Aber er meinte „und was tue ich dann bei der? Die kann auch nichts tun als dass ich ihr darüber erzähle und sie zuhört – und dann erzähle ich es lieber gleich dir, weil ich dir vertraue und dich kenne“. – und irgendwo verstehe ich diesen Gedankengang, weil ich mich nun selbst frage: Was macht denn eine Therapeutin in so einem Fall außer zuhören?? Wo liegen die Vorteile eine Therapeutin zu besuchen? Kann die wirklich helfen so etwas zu verarbeiten? Was kann sie denn tun um ihn dabei zu unterstützen außer zuzuhören? (weil „nur zuhören“ kann ich ja auch??) Ich habe mit sowas (wohl zum Glück) keine Erfahrung, weil ich bisher noch nie bei einem Therapeuten war. Ich würde mich wirklich unglaublich freuen wenn mir jemand helfen könnte oder von seinen Erfahrungen berichten könnte!!! Ich liebe meinen Freund wirklich und mir geht es selbst nicht gut wenn ich weiß dass es ihm nicht gut geht. Dazu tut es mir aber auch weh und es erschreckt mich immer wieder mit dieser eisigen Gefühlskälte in kontakt zu kommen, deshalb will ich ihn zwar nicht drängen, aber es ist mir wichtig dass wir deshalb irgendwie vorwärts kommen und er solche Verhaltensmuster vllt. Schritt für Schritt durch eine Verarbeitung der Vergangenheit ablegen kann!
Wie soll ich mich verhalten? Was kann ich ihm gutes tun? Ich bin über jeden Ratschlag wirklich SEHR SEHR dankbar.
Viele Grüße & schonmal Danke,
eure Sonnenblume