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Mein Vater wird bald sterben.

Lilli 1984

Neues Mitglied
Ich habe schreckliche Angst vor dem was kommt.

Mein Vater (76 Jahre) ist im September auf Grund schlechter Allgemeinzustand, ins Krankenhaus.
Nach ein paar Untersuchungen kam dann die Diagnose Lungenkrebs Stadium 4, leider sind auch beide Nieren betroffen.

Es war ein riesen Schock. Auf einmal wurde mir der Boden unter den Füssen weg gerissen.

Nach zahlreichen Gesprächen mit Ärzten, entschloss sich mein Vater keine Behandlungsmöglichkeit in Betracht zu ziehen. Wir waren uns von vorne rein einig, jede Entscheidung meines Vaters zu akzeptieren und in dabei zu unterstützen.

Nun wird mein Vater Palliativ betreut. Die Ärzte der Palliativ Medizin sprechen Klartext mit uns, und sagen er sollte sich jetzt beeilen wenn er noch einmal wohin möchte (Urlaub im Norden).
Er macht jetzt nicht den Mega schlechten Eindruck auf mich, aber ich weiß dass ich mir die Realität vor Augen halten muss. Ich weiß auch dass es lange dauern kann, aber auch schnell gehen kann. Wir wissen nicht und wir wollten auch nicht wissen wie lange er noch hat.

Jeden Tag denke ich drüber nach. Manchmal fällt es mir schwer vor meinen Vater stark zu bleiben.
Meine Kinder (8Jahre) haben ein sehr enges Verhältnis zu ihren Opa. Mit ihnen spreche ich offen und ehrlich aber kindgerecht über ihren Opa. Bis jetzt verarbeiten die beiden es recht gut. Natürlich habe ich Angst dass sie es schlecht verarbeiten wenn es denn dann soweit ist. Ich versuche sie so gut wie möglich drauf vor zu bereiten.

Manchmal habe ich das Gefühl es zerfrisst mich von innen. Vor allem wenn ich zu meinen Eltern in die Wohnung gehe und es immer mehr nach Krankheit riecht , ich die ganzen Tabletten sehe und dann meinen Vater sehe, der eigentlich gut ausschaut. Es ist alles so unwirklich. Warum müssen wir dieses alles durch machen. warum? natürlich gibt es darauf keine Antwort, das weiß ich. Es gibt tage da könnte ich nur weinen, dann wieder geht’s.

Ich habe ein schlechtes Gewissen, da ich sehr oft und viel über seinen Tod nachdenke, auch wenn er mir gegenüber sitzt. Ich mache mir Gedanken darüber was danach sein wird, wie es meine Mutter verkraften wird.

Weihnachten: wir tun alle so als wäre alles wunderbar, dabei bin ich sehr oft am trauern. Werde ich die Kraft für das alles haben. Werde ich die Kraft haben an Weihnachten fröhlich zu sein. Kann man so eine schlimme, betroffene Sache für ein paar Stunden vergessen? Mir geht so viel durch den Kopf. Darf ich jetzt schon trauern? sollte man nicht eher glücklich über jeden tag sein den man noch mit ihm hat?

Ab und an finden "normale Momente" statt. Wenn wir zusammen BVB schauen, dann ist alles so normal und ich kann es genießen. Ist das Spiel vorbei, kommt auch der Gedanke, dass ich irgendwann ohne ihn die Spiele sehen werde. dann werde ich nicht mehr das Geschimpfe oder Jubel meines Vaters hören.

Wie lange wir die Zeit gemeinsam genießen können?

Naja das geht mir halt alles durch den Kopf und tut gut, es einfach mal Jemanden/Euch schreiben zu können.
Denn innerhalb der Familie ist es schwierig offen darüber zureden.
 

Fe.

Aktives Mitglied
Klingt schrecklich.

Aber früher oder später bleibt es einem wohl kaum erspart, die eigenen Eltern zu Grabe zu tragen.

Wobei das Besondere in deinem Fall ist, dass das nun schon so lang im Voraus absehbar ist.

Nutze die Zeit, die du noch mit ihm hast!


Und wenns geht, ermöglicht ihm seine Reise in den Norden. Noch kann er das wohl, aber lang nicht mehr. Klingt also nach einer Winterreise in den Norden. Sommer mit ewig langen Tagen oder gar Mitternachtssonne hat was und wäre vielleicht schöner, aber auch der Winter hat seinen Reiz.

Mit etwas Glück sieht man im hohen Norden das Nordlicht. Sylvesterfeuerwerk auf der Brücke nach Tromsø ist toll, wenn auf beiden Seiten des Meeres an den Berghängen Raketen bis zum Abwinken gefeuert werden. (Weiß nur nicht, wie das wirkt, wenn man weiß, dass das das letzte Jahr ist, das Jahr, in dem man sterben wird.)

Vielleicht solls auch eine Reise mit den Hurtigrouten sein? Auf dem Meer, weg von den Lichtern der Stadt, hat man ganz gute Chancen auf das Nordlicht.

Aber die Dunkelheit der Polarnacht mit nur wenigen Stunden Dämmerung ist natürlich nicht jedermanns Sache und man sieht halt auch nicht so viel. Tolle Erfahrung, wenn man den Norden im Sommer kennt - wenn nicht, dann ist es vielleicht eher suboptimal. Aber das muss er wissen, was er will.

Island ist auch toll - aber im Winter? Ich weiß es nicht. Hat bestimmt auch was, wenn die Wasserfälle einfrieren oder man inmitten von Schnee in warmen Geothermalwasser baden kann. Die Attraktionen außerhalb des Golden Circle könnten allerdings schwer erreichbar sein.

Wäre statt dessen, also statt des hohen Nordens, vielleicht der tiefe Süden eine Alternative? Patagonien, Feuerland, vielleicht eine Kreuzfahrt zur Antarktis?

Wie du siehst, denke ich mehr an die Zeit, die ihm noch bleibt, und weniger an die Zeit danach. Und das solltest du vielleicht auch tun.

Wobei all das, was ich oben vorgeschlagen habe, alles andere als billig ist. Aber Mensch, es sind seine letzten Monate. Da soll er doch ruhig mal Geld auf den Kopf hauen - wenn ihr es denn irgendwie finanzieren könnt.
 

Lilli 1984

Neues Mitglied
erstmal danke für deine Antwort. Um die Reise mache ich mir keine Sorge, die haben wir ihn schon ermöglicht und es geht bald los. Es wird auch keine andere Reise geben, denn es hat sein Grund warum es in den Norden geht.

viel mehr wollte ich einfach nur meine gedanken und gefühle los werden.
 

Fe.

Aktives Mitglied
Um die Reise mache ich mir keine Sorge, die haben wir ihn schon ermöglicht und es geht bald los.
Gut.

Habt ihr gut gemacht.

(*neugierig*: Wo gehts denn hin? :) )

viel mehr wollte ich einfach nur meine gedanken und gefühle los werden.
Die kannst du hier gut aufschreiben.
Aber ich fürchte, wegnehmen kann ich sie dir auch nicht :-(

Das wird eine schwere Zeit, und da musst du durch, hilft alles nix...

Sei stark!

Aber versuche, das ganz psychisch zu überleben. Denk dabei auch an dich und deine Kinder.
 
S

spantherix

Gast
Hmmm... Schweres Thema. Ich würde mal sagen man sollte versuchen, die Zeit noch möglichst zu genießen. Man wird noch so viel Zeit zum trauern haben, da sollte man die schönen Tage wo er noch da ist in schönerer Erinnerung behalten können. Noch ist er ja da. Also sollte man auch nicht die kostbare Zeit vertrödeln mit Gedanken über seine Abwesenheit in der Zukunft (denke ich mal), sondern diese kostbare Zeit lieber für schöne Dinge mit ihm nutzen. Die Zeit nochmal so richtig genießen und was daraus machen. Mal den Film "Knockin' on Heavens Door" gesehen? Wenn nein, mach es. Thematisiert genau das. Totkrank aber davon unbeeindruckt nochmal so richtig auf die Pauke hauen und es sich gutgehen lassen. Das Leben ist sowieso schon kurz, auch ohne Krankheiten. Man sollte (sofern man kann) soviel wie möglich davon genießen. Noch leidet er ja nicht, also trauere nicht, sondern sei stark (auch für ihn) und erlebe die Zeit mit ihm so intensiv wie nur möglich. Sichere dir Erinnerungen an ihn (du kannst auch Fotos und Videos anfertigen wenn du magst mit schönen Ereignissen und Erlebnissen). Kostet diese Zeit nochmal so richtig aus...
 
G

Gast

Gast
Liebe Lilli,

ich würde dir so gerne etwas tröstliches sagen, aber das ist natürlich sehr schwer.

Was ich probieren würde ist glaube ich, nicht zu versuchen, schon fast mit Gewalt noch so viel schönes wie möglich mit ihm erleben zu wollen. Ich glaube dass man sich keinen Gefallen tut, wenn man versucht möglichst viel in die verbleibende Zeit hinein zu packen.

Vielleicht sollte man eher versuchen, die gemeinsame Zeit zu genießen, auch wenn nichts besonderes oder spektakuläres passiert. Wie z. B. beim gemeinsamen Fußballgucken, wie Du es beschrieben hast. Ich wünsche euch noch ganz viele solcher Momente.

Und mach Dir bitte keine Vorwürfe, wenn es dir passiert, dass du schon an die Zeit danach denken musst, obwohl er noch bei euch ist. Das ist ganz normal, und im Unterbewusstsein versucht man dadurch wahrscheinlich, sich schon darauf vorzubereiten.

In der nächsten Zeit werde ich bestimmt noch ganz oft an Dich denken, und in Gedanken bei Dir, bei Euch sein.
Ich wünsche Euch allen von Herzen ganz viel Kraft und Stärke.
Alles Liebe für Dich und Deine Familie.

Annette
 
P

Phelia

Gast
Ich kann Dich gut verstehen. Meine Mutter ist 2005 nach einer sehr schlechten Prognose (Bauchspeicheldrüsenkrebs) nach Ablauf von drei Wochen verstorben. Die ersten zwei Wochen konnte ich es kaum fassen, weil es ihr noch so ging.
Danach ging es dann sehr schnell bergab.
Mein Rat ist: Viel Zeit miteinander verbringen, alles sagen, was Du sagen möchtest oder mußt und alles fragen, was es zu fragen gibt. So seid Ihr im Reinen. Das wird für die Trauerzeit noch sehr wertvoll. Dann mußt Du Dich nicht auch noch mit "hätte ich mal" belasten.
Wie Du damit fertig wirst? Dafür gibt es keinen Rat und kein Rezept. Ich habe während den letzten Wochen funktioniert. Einfach weiter gemacht. Meine Ma besucht, gewaschen, Wäche gebracht, mich mit ihr unterhalten, sie spazieren gefahren...da blieb für alles andere keine Zeit.
Später kam die Trauer mit großer Wucht, aber auch das habe ich überstanden. Es wird nicht wieder "gut", aber es wird besser, anders. Irgendwann kann man an denjenigen denken mit einem Lächeln wegen den schönen Erinnerungen.
Nutze die Zeit, die Dir mit ihm bleibt. Alles Gute!
 

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