Job gekündigt, kein neuer in Sicht !

Hallo liebe Forumgemeinde,

wie es der Titel schon vermuten lässt, habe ich meinen Job als Kaufmann im Einzelhandel gekündigt. Obwohl der Beruf mehr als genug Personal bräuchte, gestaltet sich die Jobsuche unfassbar schwierig aber wie genau und vor allem warum ich gekündigt habe möchte ich euch kurz erklären ...

Ich war bereits seit meinem 16 Lebensjahr (heute bin ich 28 !) in einem Discountermarkt tätig. Nachdem ich meine Abschlussprüfung abgelegt habe und den Titel "Kaufmann im Einzelhandel" bei der IHK erwarb, wurde ich aufgrund meiner Leistungen in der Ausbildung auch direkt übernommen als stellvertretender Marktleiter. Alles schön und alles gut bis dahin ...

Nach 5 Jahren in der Position als Stellvertretung wollte ich einfach mehr Verantwortung aufgrund der Tatsache, dass ich mich viel zu oft beweisen musste und alle meine "Prüfungen" die mir gegeben wurden aufs vollste erledigte. Ich habe unendlich viel Zeit und Schweiß in dieses Unternehmen investiert und wollte endlich den nächsten Schritt wagen. Gerade weil ich viel gearbeitet habe, hatte ich wenig Zeit für soziale Kontakte, meine Beziehung zu meiner Freundin wurde immer schlechter und auch physisch und psychisch ging es mir mit der Zeit immer schlechter.

Nachdem die Gebietsleiter mir ständig versprachen mir eine bessere Position im Unternehmen zu geben, die Geschäftsleitung allerdings fleißig "Reise nach Jerusalem" mit den Gebietsleitern spielte und ich mich bei jedem Wechsel wieder und wieder neu beweisen musste, platzte mir letztes Jahr der Kragen und ich schrieb meine Kündigung OHNE etwas in der Hinterhand zu haben (letztlich eine kurzschluss Reaktion von mir ! ).

Nach meiner Kündigung wollte ich etwas neues anfangen, konnte ja nicht so schwer sein als gelernter Kaufmann einen Job zu finden, wo man nicht Ware ins Regal schubsen musste...ich habe mich ja sowas von getäuscht !!!

Als ich also eine 3 Monatige Sperre von der Arbeitsagentur absaß und fleißig Bewerbungen verschickte merkte ich schnell, dass das was ich getan hatte sich irgendwie falsch anfühlte. Die Monate vergingen, die Absagen auf meinem Schreibtisch sammelten sich zu hauf und ich wurde immer unglücklicher, zu Hause zu sitzen.
Selbst nachdem ich einen Ausbilderschein bei der IHK erwarb blieben die Chancen auf dem Jobmarkt gleich schlecht.

Mittlerweile stehe ich kurz vor dem ALG II (ich schätze jeder weiß was der Begriff bedeutet) und ich habe noch immer keine neue Arbeitsstelle gefunden. Egal ob bei großen Supermarktketten, Discountern o.ä ... ich bekomme permanent Absagen ODER die Unternehmen schreiben einem gar nicht erst zurück und dass obwohl mein Arbeitszeugnis eine 2+ wenn nicht sogar eine 1 ist (wurde mir sogar bestätigt!! ).

Ich bin im Moment unglaublich hilflos denn ich zweifel mittlerweile an mir selbst sowie an meinen Fähigkeiten die ich in meinem Job erlernt habe. Ist der Kaufmann im Einzelhandel SO ein schlechter Beruf, dass man keine Chance hat in ein neues Themengebiet einzutauchen und vielleicht einen Job zu finden der einem Freude bringt ? An meinen Bewerbungen kann es nicht liegen (laut Beraterin der Arbeitsagentur), an meinen Qualifikationen kann es auch nicht liegen ... an was liegt es dann ? Bin ich zu teuer geworden für den Einzelhandel ?


Ich hoffe, dass war nicht zu viel Text für den Anfang ich könnte noch mehr ins Detail gehen ... aber dann wäre ich wohl morgen noch nicht fertig mit schreiben !

Euch allen noch einen schönen Abend.

KnockouT

Hey,

auch wenn man grundsätzlich nicht unbedingt seinen Job kündigen sollte (ohne Aussicht auf was Neues), kann ich deine Frustration durchaus verstehen.
Ich hätte gemäß deiner Schilderung auch nicht gedacht, dass es im Einzelhandel so schwer wird einen neuen Job zu finden.
Wenn es nicht deine Qualifikationen und Bewerbungen ware, vielleicht waren es dann wirklich deine Gehaltsvorstellungen.
Wohnst du denn in einem Ballungsraum oder eher in einer ländlichen Gegend wo die Auswahl der Unternehmen begrenzt ist.
Wie weit (in km) bist du bereit morgens zu pendeln?

Mit 28 bist du ja noch jung und es ist nie zu spät dich ineinem anderen kaufmännischen Bereich weiterzubilden.
Zum Beispiel im Bereich Logisitk oder Industrie werden auch immer Leute gesucht.
Möchtest du unbedingt im Einzelhandel bleiben?

Viel Erfolg noch bei der Suche - gib die Hoffnung nicht auf, du findest bestimmt noch was, vertrau auf deine Fähigkeiten dann wird schon alles gut

KnockouT meinte:

Nach meiner Kündigung wollte ich etwas neues anfangen, konnte ja nicht so schwer sein als gelernter Kaufmann einen Job zu finden, wo man nicht Ware ins Regal schubsen musste...ich habe mich ja sowas von getäuscht !!!

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Wo ist denn das Problem erstmal so nen Job anzunehmen und dich dann hoch zu arbeiten. Führungskräfte werden gerne der Konkurenz abgeworben oder selbst gezüchtet. Aus der Arbeitslosigkeit ist das natürlich eher schwer.
Und besser als Hartz IV sollte die Bezahlung in jedem Fall sein.

Nachtrag: So nen Job hält dich ja auch nicht davon ab dich weiter auf besseres zu bewerben

Abgesehen davon, dass ich dir erstmal raten möchte, einfach am Ball zu bleiben, egal wie sehr es frustriert oder Absagen/Ignorierungen an dir kratzen - ist trotzdem der einzige Weg - bist du vielleicht in einer Art Zwielicht-Zone gefangen. Will sagen, du bist schon sehr gut qualifiziert und kannst einiges....was einige Leute abschreckt, weil du vielleicht zu viel Geld fordern könntest ...andererseits nicht qualifiziert genug für anderes, einfach nur, weil man dir die endgültigte Verantwortung dann nie übertragen hat - ergo ein Opfer deiner Firma. Und natürlich - gerade weil es doch eine verlässliche Position ist, gibt es da inzwischen einen sanften Überschuss an Leuten mit Grundaqualifikationen. Will deinen Schweiß und deine Mühen da in keinster Weise runtermachen aber die betreffenden Stellen können sich einfach am Angebot die Filetstücke rauspicken. Daher - nicht zweifeln, immer weiter voran, das wird schon!

Dein Problem ist die große Lücke, die jetzt immer größer wird. Eine fristlose Kündigung ist ein Geschenk für deinen alten Arbeitgeber und ein Fluch für dich, du kannst dir vorstellen, wie das auf potentielle zukünftige Arbeitgeber wirkt. Man sollte bei solchen Dingen grundsätzlich eine einvernehmliche Kündigung durchziehen, auch wegen deiner Arbeitsamt Sperre aber das weißt du ja mittlerweile.

Als Einzelhandelskaufmann bist du einer von unzählig vielen und kannst mit einer Karriere beim Discounter nicht unbedingt viel Eindruck schinden, dass du mehrere Jahre in Stellvertreterposition gearbeitet hast ist sicherlich ein Vorteil, den du auch in deinen Bewerbungsschreiben schön ausmalen und ausschlachten solltest.

Wenn du dich außerhalb des Lebensmittelhandels bewirbst wirst du es jedenfalls schwer haben, denn wie du schon selbst schreibst, Regale einräumen kann leider jeder aber hast du zB. auch die Fachkompetenz um im Elektrohandel mit Fachwissen Produkte anzubieten?

Habe ich das richtig herausgelesen und du hast kein einziges Vorstellungsgespräch gehabt, seit du arbeitslos wurdest? Falls das der Fall ist, sind deine Bewerbungsunterlagen mangelhaft, vor allem mit dem langen Zeitraum ohne Arbeit musst du diese Lücke in deinem Lebenslauf füllen, Weiterbildung zieht hier natürlich am besten. Wenn du nicht auf den Kopf gefallen bist, kannst du übrigens auch ohne Abitur ein Fernstudium in Wirtschaftswissenschaften, zB. an der Fernuni Hagen absolvieren(kostet zwar etwas aber ist vergleichsweise fast geschenkt), Einschreiben kannst du dich ab Dezember für den Studienbeginn im April. Wenn du einmal ein paar Module abgeschlossen und die Prüfungen bestanden hast, sieht das gleich wesentlich besser aus, natürlich geht das auch nicht von einem Tag auf den anderen und hoffentlich findest du vorher einen passenden Job. Im Zweifelsfall wirst du auch was "unter deiner Würde" annehmen müssen um nicht am Existenzminimum dahinzusiechen, wichtig ist es aber einen Plan für die Zukunft zu schmieden, herumzusitzen und zu schmollen wird dich nicht weiter bringen...