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ich schaffe es nicht mehr

bisgestern

Neues Mitglied
Seit knapp 6 Monaten bin ich in einer Werbeagentur tätig. Nach meiner Schulung war ich froh, schnell einen Job bekommen zu haben, der zur Schulung passte. Die ersten Monate waren Einarbeitung, die Probezeit war ein Vierteljahr. Danach ging wurde der „Schonwaschgang“ ausgeschaltet. Andere Kollegen haben mehr Arbeit als ich, kriegen mehr monatliche Seiten zusammen und schaffen auch mehr Kundenbesuche und Termine und Abarbeitungen. Ich habe ein Konzentrationsproblem, wenn ich mehrere Sachen gleichzeitig machen soll. Ich kann mich auch nicht konzentrieren, wenn mehrere Geräusche wie Reden, Knarren, Hämmern, Telefonieren oder sowas um mich herum ist. Das ist dann manchmal richtig schlimm und ich werde regelrecht panisch. Es ist meinen HNO bekannt, aber es heisst, dass sowas nicht mit Hörgerät oder Behandlung änderbar ist.
Die Arbeit selbst, das Schreiben von Artikeln, empfinde ich als angenehm. Die Fahrten zu den Kunden, z. B. 3 bis 4 Stunden Fahrt mit dem Dienstauto nach Berlin oder Hamburg empfinde ich mittlerweile als extrem anstrengend.
Ich bin stark ausgepowert durch diese Autofahrten, so dass ich beim Kunden oftmals gar nicht mehr richtig mitgehen kann, immer in Anspannung dass ich nix vergessen mitzuschreiben usw. Auf der Heimfahrt habe ich bisher immer entweder Stau oder Schneesturm oder sowas gehabt, was mich wiederum sehr stark beansprucht hat. So ein Arbeitstag ist meist 12 Stunden lang, von denen ich 6 bis 8 Stunden nur am Autofahren bin. Es wird aber alles abgetan als „nun, das ist doch gar nichts, andere machen viel mehr …“ Auch das Bearbeiten von mehreren Themen gleichzeitig kriege ich nicht mehr hin. Anfangs war es so, dass ich gut recherchiert habe, gut geschrieben aber nicht SO genau die Thematik getroffen habe. Immer wieder andere Bereiche, anderer Stil, andere Vorberichte. Immer wieder auf etwas neu einstellen.

Ich merke, ich schaffe das irgendwie nicht mehr. Komme nicht mehr klar mit dem ständigen Wechsel. Bin total unausgeglichen, heule plötzlich los, komme zT in einen Heulkrampf. Nehme mittlerweile 2 statt 1 Antidepressiva am Wochentag und komme trotzdem nicht mehr klar. Nur noch das Gefühl zu funktionieren. Möchte nicht mehr ins Auto steigen, weil ich mich kaum auf den Straßenverkehr richtig konzentrieren kann. Möchte keine Kundenfahrten mehr machen weil mich das so fertig macht. Habe schlichtweg Angst, als Fahrerin ins Auto zu steigen. Möchte nicht mit dem Chef reden, weil ich weiß, wie sehr er „unfähige“ abwertet, dass er Psychospielchen spielt, dass Kolleginnen schon lächelnd rein und heulend wieder raus kamen.

Meine direkte Vorgesetzte hat mich vor einigen Tagen auf meine Arbeitsweise und die Fehler angesprochen. Fehler die andere (Grafik) begangen haben, die ich aber bei meiner Kontrolle hätte sehen müssen. Die ich aufgrund der Abarbeitung mehrerer Themen gleichzeitig zu einer bestimmten Zeit und aufgrund meiner deswegen eingeschränkter Konzentration übersehen habe. Die mir leider zum Teil nicht nur einmal passiert sind. Die möglicherweise Auswirkungen auf die Firma haben, weil der Großkunde dann endgültig die Nase voll hat. Wobei meine Fehler nur das eh schon volle Fass dann zum Überlaufen brächten…

Ich bin verzweifelt, völlig übermüdet, ständig am Grübeln und habe Angst. Angst vorm erneuten Versagen, Angst, vorm Autosteuern, Angst wieder Fehler zu machen, Angst diese Fehler ggü Chef erklären zu müssen, Angst ihm überhaupt ggü sitzen zu müssen. Es verfolgt mich, kaum noch schlafen, fast gar nicht mehr durchschlafen. Oft morgens Haut blutig gekratzt. Zusammenzucken wenn ich angesprochen werde… Streit und Missverständnisse zu Hause, weil ich entweder nicht mehr alles richtig mitkriege oder eben vergesse...
 

Faded

Neues Mitglied
Vielleicht solltest du einen neuen Beruf lernen?
Ich weiß ja nicht wie alt du bist aber man könnte die Ausbildung auch noch verkürzen oder vielleicht als Umschüler beginnen.
 

Zitronentorte

Aktives Mitglied
Hallo bisgestern,
in diesem Job wirst du nicht glücklich werden. Schau dich nach einer neuen Stelle um, aus dem Job heraus sind die Chancen vielleicht ganz gut.
Und so lange du noch dort bist, versuchst du, dir das arbeiten so erträglich wie möglich zu machen. Wenn du texten musst, kannst du es vielleicht mit Oropax versuchen? Eine Kollegin von mir textet auch, sie arbeitet immer mit Oropax, weil sie zu viert im Zimmer sind. Kannst du die Dienstreisen auch mit dem Zug erledigen? Oder einen anderen Kollegen fahren lassen? Oder fährst du ganu allein zu den Terminen?
Evtl. kannst du auch offensiv das Gespräch mit deinem Chef suchen. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, von vorherein den Wind aus den Segeln zu nehmen. Hab aber auch einen super Chef, da muss keiner Angst haben, dass das Gespräch mit Tränen endet. Wenn du sagst, dass andere schon weinend rauskamen - konntest du dich mit anderen über das Thema austauschen? Was sagen die Kollegen zum Arbeitspensum?
Ich wünsch' dir trotzdem einen guten Start in die Woche + Alles Gute,
Anne
 

stella nigra

Mitglied
Es gibt auch Kopfhörer, die Außengeräusche quasi "auslöschen". Sind nicht ganz billig, könnten sich bei Dir aber lohnen. Ich würde auch mal fragen, ob nicht manche Reisen mit dem Zug zu machen sind. Mit solchen Kopfhörern könntest Du im Zug arbeiten, z.B. Dich auf den Kunden vorbereiten und würdest sicher eine Menge Zeit sparen.
 

schnattelfeu

Mitglied
Hallo bisgestern,

das klingt wirklich alles andere als gut... aber auch ich würde dir empfehlen das Gespräch mit deinem Chef zu suchen und ihm zu sagen, was dich aktuell alles stört. Vielleicht kannst du dir ja doch das ein oder andere entgegenkommen erhoffen.

Wenn dem nicht so ist, dann schau dich derweil auf dem Arbeitsmarkt um, versuche dich eventuell neu zu orientieren? In eine ganz andere Fachrichtung zu gehen? Es gibt ja viele Möglichkeiten denen man sich bedienen kann.

Ich wünsche dir weiterhin alles gute und viel Kraft für die Zukunft.

LG
 
G

Gast

Gast
Liebe bisgestern,

ich kann sehr gut nachvollziehen, wie es dir geht, da ich häufig in einer ähnlichen situtation bin.

Ich bin zwar in einer ganz anderen Branche tätig (Unternehmensberatung), aber ich finde mich in vielem wider, was du schreibst. Gerade dieses Gefühl, ständig verschiedene Themen gleichzeitig machen zu müssen, geht an die Substanz. Man kann sich auf nichts wirklich konzentrieren, hat keine Zeit sich in komplexe Themen einzuarbeiten und sitzt dann mit gefährlichem Halbwissen in Besprechungen bei Kunden.

Was bei mir ein bisschen was geholfen hat: ich habe die Thematik offen bei meinem Vorgesetzten angesprochen. Seitdem wurde ich zumindest ein bisschen entlastet (dh. mir wurde Arbeit abgenommen). Außerdem hat das Gespräch gezeigt, dass es ihm genauso geht. Ich habe bei den anderen immer das Gefühl, sie fühlen sich absolut sicher und lassen sich von der ganzen Arbeitslast nicht unterkriegen, aber ich habe festgestellt, dass auch mein Vorgesetzter und weitere Kollegen genau die gleiche Unsicherheit empfinden wie ich. Aus den Gesprächen habe ich auch erkannt, dass sie ebenfalls gar nicht merken, wie unsicher und angespannt ich häufig bin, gerade wenn ich zum Mandanten muss und nicht wirklich vorbereitet bin. Das hat mir zumindest gezeigt, dass ich meine Unsicherheit überspielen kann (genauso, wie es offenbar auch meine Kollegen tun) und (worüber ich wirklich überrascht war) als fachlich kompetent und sicher wahrgenommen werde.

Dieses Gefühl hilft zumindest ein bisschen, nicht mehr alles so ernst zu nehmen und gibt ein bisschen Mut.

Ich kann mich also den anderen nur anschließen, das Problem bei deinem Vorgesetzten anzusprechen. Vielleicht gibt es direkt eine Lösung (z.B. Bahn statt Auto, man nimmt dir etwas Arbeit ab etc.), oder zumindest das Gefühl, verstanden zu werden und nicht allein zu sein.

Und noch etwas: ich stelle bei mir fest, dass ich am Wochenende viel über die Arbeit nachdenke, teils auch arbeite, wiel ich befürchte es nicht zu schaffen. Ich habe mir aber fest vorgenommen, das nun einzustellen und halte es bisher auch ein. Die Arbeit geht von Mo bis Fr, aber das Wochenende dient der Erholung. Ansonsten gehst du unter. Und wenn ich zurückblicke, habe ich oft an Wochenenden gearbeitet, weil eine Aufgabe besonders dringend und besonders wichtig erschien - im Nachhinein hat sich beim Großteil aber herausgestellt, dass auch nichts angebrannt wäre, wenn es eben ein paar Tage später fertig geworden wäre.

Ich hoffe, das hilft dir zumindest ein bisschen.

Wolfgang
 

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