Ich habe schon von berufswegen einen etwas differenzierteren Blick auf die Dinge. Eins vorweg: Gott sei Dank erkennen Unternehmen heutzutage zumehmend an, dass es normal ist, auch mal krank zu sein und verabschieden sich von solchen völlig kontraproduktiven Anspornen wie Prämien für Anwesenheit auch bei Krankheit. Das ist aber ein anderes Thema und würde OT führen. Genauso müßig ist die Diskussion, wann ein MA zu krank ist um zu arbeiten. Was dem einen nichts ausmacht, haut den nächsten aus den Latschen. Nicht jeder hat dieselben Ressourcen und dasselbe Empfinden und so manche Erkältung fällt beim einen heftiger aus als beim anderen, bleibt aber unterm Strich für beide eine Erkältung. Und noch etwas: 80% aller Rückenschmerzen sind durch Stress verursacht. Spritzen, Massagen, Rückenschule etc. bringen daher langfristig gar nichts, wenn nicht auch die echte Ursache angegangen wird.
Liebe
@Rainbow92, ja, es ist ärgerlich, wenn man immer wieder für andere Kollegen einspringen muss, weil sie krank sind. Grundsätzlich sollte dich aber der individuelle Grund für die Krankmeldung nicht interessieren, denn tatsächlich geht dich das nichts an, ist vielmehr Sache zwischen Arbeitgeber und dem betreffenden Mitarbeiter. Falls diese Krankheiten aber gehäuft auftreten und so verstehe ich dich, kann es dazu kommen, dass es auch Auswirkungen auf dich hat. Nämlich dann, wenn regelmäßig die liegen bleibenden Aufgaben umverteilt werden und on top auf deinen Job mit draufkommen. Dass das MAL passiert ist normal und muss dann auch hingenommen werden. Häufen sich die Fälle aber, musst oder eher solltest du das nicht klaglos akzeptieren. Eine gute Lösung ist, wie es Kylar handhabt, die sich gegen diese Mehrarbeit abgrenzt. Das geht allerdings nur, wenn der Vorgesetzte mitspielt, da dir das durchaus rechtlich als Arbeitsverweigerung ausgelegt werden kann - es gibt nämlich sicherlich keine Verschriftlichtung, dass du nicht (selbst über längere Zeit hinweg) auch mal Arbeit von Kolleg*innen übernehmen musst. Einen Versuch ist es aber wert.
Wer das Problem in Angriff nehmen muss ist tatsächlich dein Chef. Du kannst es in Worte fassen, aussprechen - vielleicht sogar mit Rückendeckung weiterer Kolleg*innen - und ihn bitten, aktiv zu werden. Er ist Führungskraft und hat eine Fürsorgeverpflichtung, der er aktuell nicht gerecht zu werden scheint. Zum einen gegenüber den vermehrt krank werdenden Mitarbeitern (womögilch gibt es ja Gründe, die beruflicher Natur sind und eigentlich abgestellt werden müssten), dann aber auch gegenüber denen, die die Stellung halten. Selbst wenn die Kolleg*innen ohne echten Grund fehlen, sprich blau machen würden, gibt es dafür einen Ursache - und wenn es das fehlende Verantwortungsbewusstsein ist. Die Kollegen bekommen Geld für ihre Arbeit, also haben sie die Gegenleistung ebenfalls zu erbringen. Auch so etwas kann durch den Chef mal verdeutlicht werden. Dass das Arbeitsklima so gut ist wäre in diesem Fall anzuzweifeln, denn Kollege A trägt seine Unlust dann ja auch dem Rücken von Kollegen B aus - danke auch an den lieben Kollegen!
Ein schlechtes Betriebsklima kann ein Grund sein, muss aber nicht. Es gibt zig andere wie Überlastung (quantitativ oder auch hinsichtlich unzureichender Qualifikation), Unterforderung, Arbeitsumgebung (ergonomische Gründe), ein schlechtes Führungsverhalten, private Probleme etc. etc. Am ehesten ließe sich so etwas durch eine anonymisierte Gesundheitsbefragung herausbekommen. Allerdings müsste die ein Fachmann durchführen, damit ihr auch aussagekräftige und wissenschaftlich fundierte Ergebnisse erhaltet, an denen ihr dann im Nachgang arbeiten und Gegenmaßnahmen erarbeiten könnt. Wichtig wäre eben, dass das Problem ausgesprochen und der Chef aufgefordert wird, für Abhilfe zu sorgen. Sonst passiert nämlich genau das, was hier an anderer Stelle schon erwähnt wurde: Man tut es den Blaumachern gleich oder aber - das wäre das andere Extrem - gerät in eine emotionale Erschöpfung, dann in einen Burnout und wird psychisch krank. Das Problem ist also kein kleines, sondern kann sich auf Dauer richtig übel auswachsen. Deshalb gehört es thematisiert, in Angriff genommen und gelöst.
Krankenkassen unterstützen bei so etwas übrigens auch. Habt ihr womöglich eine Betriebskrankenkasse? Dann könntet ihr die mit einbinden.