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Emotionaler Missbrauch Grund für Therapie?

Julws98

Neues Mitglied
Hallo,

erstmal allgemein zu mir: ich bin im Alter von etwa 10 (als bekannt wurde, dass meine Eltern sich trennen werden) bis ich 17 war von meinem Vater massiv emotional missbraucht worden. Heute bin ich fast 20 und komme wieder einigermaßen gut mit ihm klar, sprich ich kann ihn ohne Angst ansehen und mich auch mal 15 Minuten mit ihm unterhalten, ohne am liebsten unter den Tisch kriechen zu wollen. (Wobei ich mich selbst dafür verabscheue, dass ich ihm nicht mal für das, was er mir angetan hat, böse sein kann...)
Lautstarke Beschimpfungen, Schuldzuweisungen (wegen dir laufen mir alle Frauen weg etc.), alkoholisierte Wutausbrüche, nächtliche Einbrüche in mein Zimmer (z.B. einfach reinkommen und meine Bettdecke mitnehmen, weil ich es nicht verdient habe, es warm und gemütlich zu haben) und so was alles war an der Tagesordnung. Ich war gezwungenermaßen fast täglich bei ihm, weil meine Tiere (Hund, Pferd) bei ihm auf dem Hof leben und ich wusste, er würde sich nicht kümmern.
Meine Mama hat das teilweise mitbekommen und irgendwann das Jugendamt verständigt, mein Vater hat es aber geschafft ihr das alles in die Schuhe zu schieben (sie hätte mich manipuliert, um mich für sich alein zu haben) und seitdem habe ich alle Demütigungen halt so hingenommen.
Wie sehr mich das eigentlich beeinflusst hat, ist mir erst in letzter Zeit bewusst geworden, als ich angefangen habe, mich damit auseinander zu setzen.

Ich habe mich immer mehr in mich selbst zurückgezogen. Bevor es richtig schlimm wurde, habe ich in der 5. Klasse Freundschaften geschlossen, das ist mir seitdem erst wieder vor ein paar Monaten gelungen. In diesem kleinen Freundeskreis habe ich mich soweit wohl gefühlt, wobei ich auch da nie über intime Themen sprechen konnte, wie andere Mädchen in der Pubertät es wohl tun. Außerdem wollte ich nie auffallen, habe mich nicht geschminkt, fast nur grau getragen, war extrem unsicher. Vor allem, als ich in die Oberstufe gekommen bin, war es richtig schlimm für mich, weil ich in meinem Kursen keine meiner Freundinnen hatte. Und ich habe mich einfach nicht getraut, mit anderen Leuten zu reden, weil ich immer Angst hatte, was falsches zu sagen/machen oder davon ausgegangen bin, dass sie mich eh nicht mögen. Ich habe mich selbst isoliert und wusste nicht, wie ich da rauskomme. Mein ganzes Sozialleben war und ist immer noch sehr eingeschränkt.

Zur Zeit habe ich mir angewöhnt, wenn ich mich schlecht/schuldig wegen etwas fühle, selbst wenn es nur eine Kleinigkeit ist, mich selbst zu bestrafen. Ich schlage mich ins Gesicht, haue meinen Kopf gegen irgendwelche Kanten, kralle mir die Fingernägel ins Gesicht oder reiße mir Haarsträhnen aus. Das vertreibt die schlechten Gefühle ein wenig. Immer öfter reicht das aber nicht, dann habe ich das Bedürfnis, meine Beine aufzuschlitzen, mir kochendes Wasser überzukippen oder ein Fingerglied abzuhacken. Mache ich natürlich nicht, aber allein das Bedürfnis ist belastend.

Tja, ich würde mir wegen diesen und noch viel mehr Problemen würde ich mir gern professionelle Hilfe holen. Ich weiß aber nicht wie. Reicht emotionaler Missbrauch schon aus, um die Therapiekosten von der Krankenkasse erstattet zu bekommen? Ich zweifle immer wieder daran, dass ich überhaupt eine Therapie verdient hätte, es gibt ja viel schlimmere Sachen als emotionalen Missbrauch... und irgendwie fehlt mir auch ein bisschen der Mut.
Und wenn ich einmal den Mut hätte, weiß ich nicht, wie ich es anstellen soll. Mein Umfeld soll (ertsmal) davon nichts erfahren und ich selbst weiß überhaupt nicht, wo ich quasi anfangen soll. Erst einen Antrag an die Kasse oder erst zum Psychotherapeuten? Und was, wenn der Antrag abgelehnt wird? Was, wenn ich zu einem männlichen Therapeuten müsste? Habe ich darauf irgendwie Einfluss? Besonders Männern gegenüber fühle ich mich wertlos und ich könnte niemals mit einem männlichen Therapeuten arbeiten.

Was sind so eure Erfahrungen und wie habt ihr es geschafft, euch Hilfe zu suchen?

Danke für jede Antwort :)
 

Sisandra

Moderator
In meinen Augen ist das was du erlebt hast auf alle Fälle wert in einer Therapie aufgearbeitet zu werden, vor allem, weil du inzwischen selbstverletzende Tendenzen hast, die massiver zu werden scheinen. Du musst auch gar nicht zur Krankenkasse gehen, sondern du kannst dir selbst eine Psychotherapeutin in deiner Umgebung suchen. Du musst halt darauf achten, dass sie Kassenzulassung hat. Ein anderer Weg wäre auch, dass du mit deinem Hausarzt mal darüber sprichst, dass du denkst eine Therapie zu brauchen und ihn fragst, ob er dir jemanden (eine Frau!) vermitteln kann. Manchmal geht es dann schneller, denn du musst dich durchaus auf Wartezeiten von einigen Monaten mindestens einstellen.

Zunächst machst du egal bei welchem Therapeuten 5 probatorische Sitzungen. Wenn ihr dann Beide feststellt, dass ihr miteinander könnt wird ein Antrag an die KK gestellt. Das macht aber dann die Therapeutin.
 

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