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Deine Mama will dich nicht. Teil 1

FrankaT

Neues Mitglied
Deine Mama will dich nicht.
Am 29. Januar diesen Jahres ist der siebenjährige Sohn meine Freundes zu uns gezogen. Es hat unser Leben vollkommen verändert und ich muss mich noch heute, sieben Monate später, daran gewöhnen. Ich bin in einem Alter, wo ich selbst langsam darüber nachdenken muss, ob ich eigene Kinder haben möchte. Diese Entscheidung haben wir auf den Moment vertagt, wo mindestens einer von uns das Hochschulstudium abgeschlossen hat. Obwohl wir studieren, stehen wir auf eigenen Beinen und bestreiten unseren Lebensunterhalt selbst, was uns sehr wichtig ist. Ein Kind in dieses Leben mit einzubinden wollten wir erst, wenn wir nicht mehr der Spannung zwischen Studium und Beruf ausgesetzt sind.
Mein Freund und ich sind seit über sechs Jahren liiert und wohnen eigentlich genauso lang, wie wir uns kennen zusammen. Wir waren beide verliebt und haben, trotz vieler Warnungen und erhobener Zeigefinder unser Ding durchgezogen. So, wie es sich richtig anfühlte.Bereits bei unserem ersten Treffen erzählte er, er sei verheiratet und habe zwei kleine Kinder. Die Beziehung zu seiner Frau sei schon länger beendet und sie würden wegen der kleinen Kinder immer noch gemeinsam in einem Haus wohnen. Er war Soldat und sie Hausfrau, die sich um die Kinder und Haus kümmerte und zeitweise am Wochenende in einem Club an der Garderobe oder im Stadion an der Bierbude jobben würde- um mal raus zu kommen. Bereits an diesem Punkt schrillten meine Alarmglocken einmal laut und bestimmt auf: Könnte ich Stiefmutter werden? Würde ich es ertragen, dass mein Leben mit der Ex verbunden sein würde? Wie sieht so ein Patchwork Leben aus? In einem ruhigen Moment lies ich all diese Fragen wie Güterzüge durch meine Gedanken donnern. Sie zermalmten meine rosarote Brille und ließen meinen Puls hochschnellen. Als ich in mich hineingehörte, spürte ich keine Angst. Aufregung, Unsicherheit, Zuversicht und Freude wechselten sich ab und dann entspannte ich mich. Ja, ich kann das und ich denke, dass er es wert ist. Wir sind alle Erwachsen und wir bekommen das alles hin.
Diese doch existentiellen Gedanken hoben unsere Beziehung sofort auf ein anderes Level. Die Unbeschwertheit, die ich bisher von Beziehungen im Anfang kannte, gab es in dieser Form nicht mehr. Dennoch ließen wir uns noch Zeit uns gegenseitig kennenzulernen, bevor die Kinder und ich uns trafen. Im Herbst sollte es soweit sein und wir verabredeten ein Treffen zwischen seiner Frau, den Kindern und uns bei ihr im Haus. Selbst zu meiner Nachprüfung in Biologie für das Abitur war ich nicht so aufgeregt. Ich hatte mir tausend Gedanken gemacht, wie das Treffen wohl ablaufen würde. Schließlich überlegte ich mir ein paar Dinge, die ich ihr sagen wollte: Ich wollte ihr ein gutes Gefühl geben, dass sie sich keine Sorgen machen müsse, wenn die Kids mal mit uns zusammen seien. Sie sei die Mutter und ich würde versuchen in ihrem Sinn die Kinder zu behandeln. Sollte sie mit etwas unzufrieden sein, sollte sie mich anrufen oder mir schreiben, so dass wir uns abstimmen könnten. Ich gab ihr meine Nummer und versicherte ihr, dass ich zwar selbst noch keine Kinder hätte, aber früher als Jugendleiterin viele Spielgruppen und Freizeiten betreut hatte und ich gerne mit Kindern zusammen sei. Ich hätte eine ganze Schublade voller Bastelsachen und Bügelperlen und viele Ideen, was wir zusammen unternehmen könnten, wenn es ihr recht sei. Natürlich war mir klar, dass ich sie nicht um Erlaubnis fragen musste, entschied doch mein Freund, der Vater der Kinder, was wir unternehmen. Doch ich wollte, dass sie ein gutes Gefühl hat und sich eingebunden fühlt. Ich wollte nicht ihre Freundin werden, sondern ihr zeigen, dass ich als neue Frau an der Seite ihres Expartners keinerlei Konkurrenz ihr gegenüber oder sogar Abscheu den Kindern gegenüber hegen würde. Meine naive Vorstellung von einer Stiefmutter und den Zwist zwischen den Erwachsenen und den Kinder war geprägt von Märchen und Filmen wie „Das doppelte Lottchen“, wo allgemein bekannt die Stiefmutter nie besonders gut weg kommt. Ich wollte das nicht. Ich wollte ihr vermitteln, dass mir bewusst war, dass sie und mein Freund Eltern blieben und auch Raum für diese Rolle brauchten, wo ich mich nicht einmische. Ich erklärte ihr, dass sich meine Eltern ebenfalls trennten und dass das eine schlimme Zeit war. Dennoch hätte ich Verständnis dafür, dass sie ihre Aufgabe als Eltern nur zusammen bewältigen sollten und konnten und ich mich da raus halten müsste. Und ich bat sie inständig mir bescheid zu sagen, wenn es irgendetwas gäbe, das ihr auf der Seele brennt. Oh Mann, war ich dumm.
Ich erinnere mich immer gerne an die Situation, als ich hochpubertär im weltgrößten, existentiellsten Zwist mit meinen Freundinnen war. Es hatte etwas mit Mode und Jungs zu tun- wer kann sich sowas merken- und ich fuhr mit meinem Vater im Auto zum Einkaufen. Natürlich weihte ich ihn nicht in die Tiefen der Auseinandersetzung ein! Viel zu privat und ausserdem können Eltern sowas einfach nicht verstehen. Ich sagte ihm nur, von meiner Adoleszenz überzeugt, dass ich mich auf die Zeit freue, in der meine gleichaltrigen Mitmenschen endlich ebenfalls erwachsen und so vernünftig seien, wie ich. Er brach in schallendes Gelächter aus und schüttelte den Kopf. Erstens sei ich wider meines Eindrucks selbst auch noch nicht diejenige, die die Weisheit mit Löffeln zu sich genommen hatte und zweitens würde dieser Moment tatsächlich niemals eintreffen. Er holte zu einer der wenigen wirklich wichtigen Lektionen aus, die ich in meinem Leben nicht vergessen sollte: suche dir gute Freunde, denen du vertrauen kannst und denen auch du ein ebenso guter Freund sein kannst. Aber verabschiede dich von dem Gedanken, dass alle Menschen dasselbe für das Richtige und Gute halten, wie du. Das tut mir leid, mein Mädchen. Aber Menschen sind in der Masse leider nicht immer gut. Halte dich an deine Freunde. Es müssen auch nicht viele sein. Anschließend machten wir ein Rennen durch den Supermarkt und vergaßen natürlich den Rosenkohl und packten dafür mehr Nussschokolade in den Wagen.
Natürlich wollten weder mein Freund, noch seine Ex einen fiesen Rechtsstreit. Natürlich wollten sie sich auch keine eigenen Anwälte holen. Natürlich wollten sie eine gütliche Einigung, besonders wegen der Kinder. Und etwa vier Tage nach dem Gespräch bekam mein Freund einen Brief von ihrer Anwältin. Oh und wie schmutzig es wurde! Er sei Alkoholiker und könne die Kinder nicht versorgen. Er habe noch einen Nebenjob und würde ihr zu wenig Geld zahlen. Überhaupt sei ich ja voll reich, da ich ein Auto hatte und arbeiten gehen würde und gar nicht richtig studiere und könne doch dann auch etwas zahlen! Nach wirklich turbulenten Wochen des Rechtsstreits, hofften wir endlich zur Ruhe kommen zu können. Die Kinder, obwohl sie noch so jung waren mit ihren zwei und fast vier Jahren, kamen gut bei uns an. Wir richteten ihnen ein Kinderzimmer ein und empfangen sie, wie das im Urteil festgehalten wurde, jedes zweite Wochenende. Und selbstverständlich kippte die gute Beziehung schneller, als man Allwetterzoo sagen kann. Die Ex beschloss ihr Leben nicht nur selbst vegan zu leben, sondern auch die Kinder derart zu erziehen. Darüber hinaus überlegte sie sich den Kindern Horrorgeschichten über uniformierte Krieger zu erzählen und warnte sie jemals Menschen in Uniform zu nahe zu kommen. Besonders Soldaten (der Vater ihrer Kinder und mein Freund war zu dieser Zeit noch im Dienst) seien ultraböse und würden in Kriegen Frauen und Kinder ermorden. Überraschenderweise bekamen die Kinder Angst, als sie von ihrem Vater, der direkt nach dem Dienst losfuhr, um sie abzuholen, vor dem bösen Mann in Uniform. Sie fingen zu weinen an und klammerten sich an ihre Mutter, die dann hämisch grinsend sagte, er könne es ja in zwei Wochen nochmal versuchen. Die Kinder wurden immer unsicherer. Sie weinten im Supermarkt an der Fleischtheke und beschimpfen Menschen als Mörder. Sie weinten vor einer Fahrradgarage, weil die armen Fahrräder eingesperrt seien. Das vierjährige Kind fing an sich einzunässen. Sie verweigerten sich und wurden aggressiv.Der Höhepunkt der Eskalation trug sich im Frühling zu, als die Ex die Kinder am Freitag für das Wochenende zu uns bringen wollte. Bei der Übergabe wollte sie nochmal auf finanzielle Einzelheiten eingehen, was mein Freund abschmetterte. Es sei weder die Zeit, noch der Ort für diese Unterhaltung und sie könnten ein Treffen dafür ausmachen. Sie fing zu schreien an und begann auf meinen Freund einzuschlagen und wurde immer aggressiver. Die Kinder drehten die Musikanlage auf und stimmten in das Geschrei mit ein. Voller Angst und absolut überfordert, wollten sie nach Hause. Die Ex schnappte sich die Kinder, die dann für viele Jahre nicht mehr zu uns kommen sollten.
Ich wage es nicht darüber zu urteilen, welchen Entschluss mein Freund getroffen hat. Ich bin bis heute mit dieser Situation überfordert und weiss nicht, wie ich es versucht hätte die Wogen zu glätten. Er sprach bei diversen Familienhilfe Einrichtungen vor, die zu gemeinsamen Gesprächen einluden, die nicht fruchteten. Das ist leicht einem Menschen die nötige Kompetenz abzusprechen, wenn man einen sehr eigenen Massstab von Qualität hat („als ob ich mir was von den Eierfressern erzählen lassen würde“). Und ich bin davon überzeugt, dass man es nicht schafft eine gütliche Einigung mit einem Menschen zu erarbeiten, der verletzt ist und dem Gegenüber nur Schlechtes wünscht. Ich glaube, dass Beide sich dazu haben hinreißen lassen immer auf der Beziehungsebene zu bleiben und es somit nicht geschafft haben auf die Elternebene zu kommen.Mein Freund, wurde zu einem Wrack. Völlig hilflos und gebrochen weinte er erst alle Tränen, die er hatte und fällte dann einen Entschluss. Ich will nicht, dass meine Kinder Angst vor mir haben. Und ich komme gegen diese Frau nicht an. Ich werde warten. Die tiefe Trauer vergrub er in der letzten Ecke seines Gemüts und er versuchte seinen Alltag neu aufzubauen und sich neu aufzustellen. Wir sprachen nur selten über die Kinder und die Exfrau. Immer wieder kamen Botschaften aus dieser Parallelwelt. Sie zog diverse Male um, sie fand einen neuen Partner, den sie bald heiratete, sie bekam ein weiteres Kind, die Kinder wurden eingeschult… jedes Mal wurde ihm schlecht und sah aus, als würde er gleich Gift spucken. Doch auch an dem Moment, wo er gebeten wurde die Zustimmung für die Namensänderung der Kinder zu unterzeichnen, wurde er ruhig. Wie im Mantra wiederholte er, dass seien seine Kinder und sie würden zurück kommen und sie würden erkennen, was passiert war. So viele Menschen verurteilten ihn, ohne je mit ihm darüber gesprochen zu haben. Er sei kein Vater. Ein Vater würde so etwas niemals tun. Er würde seine Kinder im Stich lassen. Er würde sie verlieren und das sei seine Schuld. Er wusste, so lange, wie seine Exfrau ihn als größtes Feindbild ihres Lebens erachtete und selbst nichts anderes aufgebaut hätte, das sie glücklich macht, würde sie versuchen sein Glück zu zerstören. Sie würde es nicht zulassen, dass die Kinder und er ein gutes Verhältnis haben. Ganz nach dem Motto: „Happy (Ex)wife- happy life“ wartete er ab. Dadurch, dass er der Vater war, musste er in Kenntnis gesetzt werden und Unterschriften leisten und hatte somit immer einen Fuss in der Tür. Und, das darf man nicht ausser Acht lassen, hat er ihr immer vertraut, dass sie ihren Kindern eine gute Mutter ist und sie gut aufzieht.
Ehrlich gesagt habe ich mir immer vorgestellt, dass ein pickliges Kind mit gepacktem Seesack vor der Tür steht und erst nach einer Grillwurst und einem Bier verlangt und dann viele Vorwürfe und Streits ausbrechen. Doch mein Freund behielt Recht. Vier Jahre später im Sommer meldetet sich seine Ex und erklärte ihm, dass die Kinder ihn sehen wollen. Sie machten ein Treffen aus, wo er die Kinder abholen und mit ihnen ein paar Stunden verbringen konnte. Für seinen Gemütszustand habe ich kein Beispiel. Er war völlig aufgeregt und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Wir überlegten uns eine passende Unternehmung für das erste Treffen, das sie nur zu dritt machen sollten. Es musste etwas sein, dass sie die Möglichkeit hatten sich zu unterhalten, allerdings sollte der Ort auch etwas bieten, das man nicht fortwährend hat reden müssen. Wir entschieden uns für einen großen Park, wo eine kleine Legoaustellung war. Während des Treffens saß ich zu Hause und wartete. Ich versuchte mich auf jede Gefühlswelt einzustellen und übte mich in Geduld. Freudestrahlend kam er ein paar Stunden später zurück, zeigte Bilder und wirkte zum ersten Mal seit so langer Zeit wieder unbeschwert. Einige Minuten später bekam er eine WhatsApp Nachricht, in der es hieß die Kinder hätten sehr viel Spass gehabt und den Tag genossen, was uns sehr freute. Ein paar Stunden später kam eine Nachricht, dass die regelmäßigen Besuchswochenenden an folgenden Terminen stattfinden würden. Wir waren vollkommen überrascht und verdutzt und wussten nicht, wie wir mit diesem Glück umgehen sollten. Wir machten uns einfach so schnell es ging an die Renovierung unserer kleinen Wohnung, so dass die Kinder endlich wieder bei uns sein konnten. Ich war beim ersten Wiedersehen sehr glücklich und gespannt darauf, wie sich die kleinen Kinder entwickelt hatten. So saßen zwei Schulkinder vor mir und erzählten und schnatterten völlig unbeschwert und entspannt von ihrem Leben, der Schule, den Freunden, dem Geschwister, ihrer Familie und so weiter. Jedes Mal pikste es in der Magengrube, wenn sie von Papa erzählten, meinten sie ja nicht meinen Freund, sondern den neuen Mann ihrer Mutter. Ihnen ging es gut und wir verbrachten von Anfang an tolle Wochenenden. Nach dem ersten Wochenende, wo sie bei uns übernachtet hatten, kam auch sofort eine weitere Nachricht der Ex an, wo wir in Kenntnis gesetzt wurden, welche Woche der Herbstferien die Kinder bei uns sein würden. Unser Glück konnten wir nicht fassen und entschieden uns das alles lieber nicht zu hinterfragen, sondern nur zu genießen. Doch natürlich zogen bald Wolken auf.
 

silent_warior

Aktives Mitglied
Bitte bearbeite deinen Text. Das kann sonst niemand lesen ohne Absätze
Stimmt, ist echt keine Wohltat für die Augen.

Ich will dir unbedingt vorschlagen selbst Kinder zu bekommen, also eigene Kinder.

Dein Mann (Freund?) und seine Ex-Frau haben zwei Kinder, jetzt geht es darum dass du mit deinem Mann zwei Kinder bekommt.

Später wirst du es hassen dass du keine eigenen Kinder bekommen hast!

Dein Freund/Mann wird zwar meinen dass ER ja schon zwei Kinder hat, aber es sind ja nicht deine Kinder und es wird zwischen diesen Kindern und dir auch NIE so sein wie zwischen echten eigenen Kindern.

Wie alt bist du momentan?
 

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