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Cyberchondrie, Angst und Panikattacken

Blickwinkel

Mitglied
Hallo,

ich melde mich hier, weil ich glaube, dass ich dringend Hilfe brauche.
Ich bin 20 Jahre alt, Studentin und eigentlich recht zufrieden mit meinem Leben. Ich bin sehr behütet aufgewachsen, bin in einer glücklichen Beziehung, hatte nie größere Sorgen, bin eigentlich gesund.
Aber seit einigen Monaten habe ich angefangen schlimme hypochondrische Neigungen zu entwickeln, die mich einfach nur noch fertig machen. Alles hat damit angefangen, dass ich bei Stern TV einen Film gesehen habe über junge Frauen, alle etwa in meinem Alter, die schlimm an Krebs erkrankt waren und die daran gestorben sind oder demnächst daran sterben werden. Das hat mich völlig aus der Bahn geschmissen und so sehr beunruhigt, dass mein Leben wirklich massiv an Qualität verloren hat. Ich wünsche mir so sehr mein altes Leben wieder, ich wünschte ich hätte diesen Beitrag nie gesehen.
Ich hatte nie schlimme Krankheiten, war immer bei bester Gesundheit und komme aus einer Familie, in der keine schlimmen Erkrankungen vorliegen. Trotzdem dominiert die Angst vor Krankheiten, ganz besonderes Krebs, mein Leben. Ich bilde mir ständig Veränderungen an meinem Körper ein, immerzu bin ich auf der Suche auf etwas Abnormalem an mir und sobald ich nur den kleinsten Anhaltspunkt habe, beginne ich sofort nach Symptomen und Krankheitsbildern zu googlen. Ich weiß, dass es schädlich ist das zu machen, aber ich kann nicht anders, es ist eine richtige Sucht geworden. Vor kurzem war ich zb mit meiner Periode etwas überfällig und für mich stand total absurderweise ganz schnell fest, dass ich Eierstockkrebs habe.
Zur Zeit gibt es nur noch ganz wenige Momente in dem diese Ängste nicht in meinem Kopf dominieren, im Semester konnte ich mich durch Unistress noch halbwegs ablenken aber jetzt in den Ferien habe ich den absoluten Tiefpunkt erreicht: Vor ein paar Tagen war die Angst tödlich krank zu sein (aus welchem Grund kann ich gerade gar nicht mal sagen) so schlimm geworden, dass ich total zusammengebrochen bin. Ich leide nun unter Schlafproblemen, Nervosität und Unruhe, die mich einfach nur auffrisst. Es ist schon länger kein Tag mehr vergangen an dem ich keine Krankheitsbilder gegooglet habe. Es ist so furchtbar, jedes mal sage ich mir, dass ist jetzt das letzte Mal, dann nie wieder aber ich kann nicht aufhören. Ich steiger mich da immer mehr hinein.
Sprechen kann ich darüber nur mit meinem Freund, der sich auch wirklich alle Mühe mit mir gibt und so lieb und geduldig zu mir ist aber ich will ihn damit nicht belasten, ich habe so Angst, dass meine Beziehung daran kaputt geht und das könnte ich mir niemals verzeihen. Mit meiner Familie darüber zu reden traue ich mich nicht.
Letzte Woche habe ich mich aufgerafft und bin zu meinem Hausarzt gegangen, habe mir wegen allgemeinen Unwohlseins Blut nehmen lassen, eine Urinprobe abgeben und einen Ultraschall machen lassen - natürlich war alles unauffällig. Getraut meine wahren Probleme anzusprechen habe ich mich natürlich nicht.....

Hat jemand ähnliche Probleme schonmal durchlebt? Wie komme ich aus diesem Loch wieder raus? Ich mir mein Leben nicht mehr länger selber schwer machen, ich will wieder das fröhliche Mädchen sein, was ich bis vor ein paar Monaten war. Wie kann ich mir Hilfe suchen? Kann ich denn einfach so zu einem Psychologen gehen? Ich habe bislang überhaupt keien Erfahrung mit sowas. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
 

Nemo

Aktives Mitglied
Die Angst vor tödlichen Krankheiten...
Überleg dir doch mal, wie oft du bislang schon Angst hattest. Und dann überleg dir, wie oft du tatsächlich auch gestorben bist.
Das klingt jetzt sehr zynisch, aber dieser Gedankengang hilft ungemein.

Es ist in unserer Gesellschaft Konvention davon auszugehen, dass man alt wird. Wenn es nicht die absolute Ausnahme wäre, dass jemand vor dem "alt" sein stirbt, würde aber niemand davon ausgehen, dass er alt wird.

Desweiteren solltest du dich eher mal über die Entstehung von Krebszellen informieren.
Erst muss eine Zelle entstehen, die sich unkontrolliert teilt. Das ist schon höchst selten, kommt aber gelegentlich vor. Sowas bezeichnet man als gutartigen Tumor.
Dann muss in diesem Tumor eine Mutation eintreten, die proteolytische Eigenschaften hat; also Eiweiß auflösen kann. Gutartige Tumoren sind nämlich von einer Bindegewebsschicht umgeben. Um aus dieser Bindegewebsschicht auszubrechen, müssen die Tumorzellen daher die Fähigkeit erlangen, das sie umgebende Eiweiß aufzulösen.
Ist das eingetreten, können die Zellen in die Blutbahn gelangen, und könnten theoretisch Metastasen bilden. Leider werden solche Zellen meistens vom Immunsystem vernichtet, sobald sie in die Blutbahn kommen. Es muss also unter den Zellen eine Mutation eintreten, die es ihnen ermöglicht, sich am Immunsystem vorbeizuschleichen.
Dass diese drei Mutationen (Aufhebung der Teilungsregulation, proteolytische Eigenschaften und Immunresistenz) tatsächlich auftreten, ist extrem unwahrscheinlich. Meistens entsteht Krebs auch nur, wenn das Immunsystem stark geschwächt ist.
In den jüngeren Jahren ist Krebs somit ziemlich ausgeschlossen. Klar gibt es ein paar Ausnahmefälle, und vielleicht hat Stern-TV auch lange suchen müssen, um Leute für ihre Reportage gefunden, oder eben Statisten bezahlt...

Du kannst also guten Gewissens davon ausgehen, dass du die nächste Zeit über nicht sterben wirst.
Falls du wider Erwarten trotzdem bald sterben müsstest (das ist wieder eines von den zynischen Gedanken, die allerdings hilfreich sind): Was hätte es dir dann gebracht, dass du dir die ganze Zeit vorher Sorgen gemacht hast?
 

SchlafesBruder

Aktives Mitglied
Ich hab mir irgendwann gesagt, sollte ich was haben, werd ich es schon merken, bis dahin versau ich mir nicht die Lebenszeit mit Panikschieben. War es irgendwann einfach leid. Und hätte man etwas, wäre das zwar ein Schlag, aber mehr als weitermachen und das Beste hoffen kann man eh nicht. Kann man also auch gleich tun. Also mach ich einfach weiter wie immer und hoffe das Beste.
 

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