Hallo Edi-lein,
oh weia, du hörst dich sehr beunruhigt an.
Ich glaube, mir wäre es an der Stelle wichtig, erstmal auszuklamüsern, was davon (missglückte und/oder missverständliche) Kommunikation ist und was Tatsache. Das heißt: was wurde von wem wie gesagt, was hat wer vielleicht ganz oder nur halb gehört und eventuell sogar missverstanden, was ist Aussage der Lehrerin, was Aussage anderer Kinder oder Eltern, was Kopfkreisen deines Sohns? Für mich klingt es nämlich so, als würdest du dir viele Sorgen machen, das Umfeld (andere Eltern) teilweise anstrengend sein, aber die Lehrerin eigentlich sagen: "Ruhig Blut, die Schule hat doch gerade erst angefangen!"
Zumindest ist das die Message, die ich rauslese. Kann natürlich ganz anders sein, ich kann hier nur von deiner Beschreibung ausgehen. Aber vielleicht schaffst du es, erstmal durchzuatmen und ganz in Ruhe zu differenzieren, was dir die Lehrerin mitgeteilt hat, was andere Eltern für nen Bullshit labern, was dein Sohn konkret oder auch nur vielleicht gehört hat und wie viel davon tatsächlich so gesagt wurde. Vielleicht hilft das schon weiter. Wenn das nicht hilft, kannst du die die Klassenlehrerin um ein Gespräch bitten und sie nach ihrer Einschätzung fragen.
Wie alt ist dein Sohn denn genau? Ich finde, in dem Alter kann es mitunter noch Riesenunterschiede machen, wenn manche Kinder ein paar Monate älter (bzw. jünger sind). Kann sein, dass die Kinder der neunmalklugen Mütter bereits sieben Jahre alt sind oder bald werden, deines aber erst sechs geworden sind. Das macht schon was aus und ich finde, jedes Kind sollte die Chance und Zeit bekommen, in Ruhe in der Schule anzukommen und sich altersentsprechend zu entwickeln. Dass dein Sohn Hausaufgaben nicht mag, ist sicher normal. Kann sein, dass er noch Zeit braucht, bis er sich daran gewöhnt hat oder aber es bleibt so und er freundet sich nie damit an, dass er jetzt ein Schulkind ist und Hausaufgaben bekommt. Was genau ist denn ein Kampf bei euch? Hat er keine Lust darauf? Will er sie gar nicht machen? Was genau muss er denn üben, so kurz nach der Einschulung? Fällt ihm etwas konkret schwer?
Du klingst wirklich sehr, sehr besorgt und gestresst, vielleicht gelingt es dir wirklich, dich mal ein bisschen zu beruhigen. Das Schuljahr hat gerade erst angefangen. Da lässt sich wirklich nicht sagen, ob dein Sohn das gebacken bekommt oder nicht. Selbst wenn ihm im Moment wirklich irgendetwas schwer fallen sollte, heißt das noch gar nichts. Das kann sich mit der Zeit geben, er steht doch noch ganz am Anfang.
Wichtig ist, dass er sich in der Schule wohl fühlt und Lust hat, hinzugehen.
Wie läuft es bei euch und wie kommt euer Kind zurecht?
Meine Tochter wurde diesen Sommer auch eingeschult, ein paar Wochen vor deinem Sohn. Emotional hat sie sich gut eingewöhnt, sie mag die anderen Kinder, sie mag ihre Lehrerin und sie freut sich jeden Morgen zur Schule zu gehen. Darüber sind wir froh, alles andere braucht einfach Zeit.
Vieles ist auch abhängig von der Persönlichkeit eines Kindes. Sie ist vom Wesen her sehr, sehr fröhlich und sehr, sehr sorglos. Sie wäre die letzte Person, die sich selbst unter Druck setzen würde. Sie wurde auch relativ jung eingeschult (- sie ist erst Ende Juni sechs geworden) und sieht das alles noch ziemlich kindlich und entspannt.
Das finde ich persönlich gut, denn ich kenne auch das Gegenteil. Eine meiner älteren Töchter zerbrach sich schon Wochen vor der Einschulung den Kopf, ob sie klarkommen wird, ob sie die Hausaufgaben schaffen kann, ob sie gute Zensuren bekommt, was passiert, wenn sie mal etwas nicht kann oder weiß, ob die Lehrer*innen sie ausschimpfen werden etc. pp. Zugleich nahm sie die Schule bitterernst, Hausaufgaben dauerten ewig, weil sie alles absolut perfekt machen wollte und gelang ihr das nicht, war das Drama groß. Ich fand das irre anstrengend, in erster Linie für sie selbst, aber auch für ihr Umfeld. Mittlerweile hat sich das glücklicherweise "ausgewachsen", aber die ersten Monate setzte sie sich selbst so sehr unter Druck, dass sie kaum Gelegenheit hatte, Spaß an Schule und Unterricht zu entwickeln. Total schade!
Die Kleine malt grobmotorisch Kringel, Buchstaben und Zahlen in die Hefte, mal hat sie mehr Lust auf Hausaufgaben, mal weniger, je nachdem, sieht es auch besser oder wilder aus. Manchmal finde ich, sie könnte sich mehr Mühe geben und ihre Hausaufgaben weniger schludrig machen. Das sage ich ihr dann auch. Manchmal will sie ihre Zeilen dann auch ausradiert bekommen und es nochmal versuchen, manchmal ist es ihr schnuppe und sie findet ihre Schluderei ausreichend. Auch okay, sie muss dann eben aushalten, wenn ihre Lehrerin ihr sagt, dass ihre Hausaufgaben nicht in Ordnung gehen. Ich mache mir keine Sorgen deswegen und ihr auch keinen Druck. Der Zeitpunkt, an dem sie Schule ernst(er) nimmt, wird bestimmt kommen und ich finde, das muss nicht sofort passieren. Sie wurde doch gerade erst eingeschult. So etwas braucht Zeit. Davon abgesehen wird sie noch viele, viele Jahre mit Schule zu tun haben. Hätte sie jetzt schon negative Gefühle und Stress deswegen, fände ich das weitaus schwieriger, als so ein bisschen kindlichen Schlendrian. Wichtig finde ich, dass sie sich jeden Tag freut hinzugehen und neugierig und motiviert ist, Neues zu lernen.
Ich möchte dass er jeden Abend wenigstens 5-10 Minuten kurz übt, weil ich nicht will, dass er es nicht kann, wenn er abgefragt wird.
Naja, aber was soll denn auch nach der kurzen Zeit abgefragt werden? Und was willst du mit ihm üben?
Tatsächlich gab es bei meiner Tochter letzte Woche (nach etwa einem Monat Schule) erstmals eine Art "Diktat", da wurden den Kindern die paar Buchstaben, Zahlen und Wörter, die sie bereits kennen, diktiert. Meine Tochter war keinen Funken aufgeregt und meinte, ach, was, krieg ich schon hin. Nach der Schule fragte ich sie, wie das Diktat war.
Sie strahlte mich an und meinte: "Es war PHANTASTISCH!" Ich: "Oha! Wow, das klingt toll! Konntest du denn alle Buchstaben und Zahlen aufschreiben?" Sie: "Ne, nicht alle." Ich: "Oh, achso. Aber trotzdem lief es phantastisch? Echt?" Sie: "Ja, wir haben von der Lehrerin danach ein Bonbon bekommen!"
Klar, kein Wunder, dass sie das phantastisch fand. Das Bonbon war ihr wichtig, dagegen rückt so ein olles Diktat schnell in den Hintergrund und das finde ich gut. Im Diktat hatte sie ein paar Fehler. Ja, meine Güte, sie ist doch erst sechs. Da muss man Schule noch nicht so bitterernst nehmen und auch nicht perfekt drin sein.
er versteht auch nicht, wie das mit dem Lesen funktioniert.
Aber lesen ist doch auch tricky, wenn man noch nicht kapiert, wie es funktioniert. Meiner Beobachtung nach kann es echt etwas dauern, bis es Klick macht, aber dann funktioniert es auch.
Edi-lein, hast du eine Idee, warum dir das Schulthema solche Sorgen bereitet? Du schriebst doch schon einmal wegen der Schultüte, richtig? Kann es sein, dass du sehr große Angst hast, irgendetwas falsch zu machen, was deinen Sohn betrifft?
Ich glaube, diese Angst kennt jeder Elternteil. Die blitzt immer wieder mal kurz auf, phasenweise öfter oder seltener. Total normal. Problematisch und vor allem ungesund finde ich, wenn man aber von so ner schlimmen Angst im stinknormalen Alltag überschwemmt wird und den Kopf kaum über Wasser halten kann. Ich weiß nicht, ob das bei dir so ist. Kann ich gar nicht wissen. In deinen Zeilen wirkst du auf mich aber sehr besorgt.
Wann immer es mir so geht, hilft mir ein kleiner Realitätscheck, um selbst wieder einen gesunden Bezug zu den Themen zu bekommen, die mir solche Sorgen bereiten. Oft sorgt man sich zurecht, oft aber auch grundlos. Deswegen wäre mein Rat, erstmal herauszufinden, ob deine vielen Gedanken berechtigt sind und dein Sohn wirklich Schulprobleme hat oder du dir grundlos den Kopf zerbrichst. Das wäre schade für euch beide und erzeugt vielleicht unnötigerweise Druck und Stress, wo derzeit eigentlich gar keiner ist.