Ich war jahrelang(!) in einen meiner besten Freunde verliebt und ja, es war für mich emotional katastrophal, dass er oft mit mir geflirtet hat, einfach weil er es ganz nett fand und auch gerade nichts anderes am Laufen hatte, sodass er sein Flirtbedürfnis oft bei mir gestillt hat. Aber auch wenn er nicht mit mir rumgewitzelt, rumgeflirtet etc. hat, habe ich mir Hoffnungen gemacht, dass er ebenfalls Gefühle für mich haben könnte. Das einzige, das uns geholfen hat, war monatelang keinen (sprich: gar keinen) Kontakt. Nur so habe ich wieder ein wenig zu mir gefunden und konnte auch die Vertrautheit zu ihm einfach ein Stück weit abbauen. Das ist meiner Meinung nach notwendig.
Dieses Verliebtheitsgefühl ist aber ohnehin oft trügerisch. Ich wollte einfach unbedingt einen Partner und Liebe und all den Kram und habe ihn mir manchmal auch schön geredet. Es gab Dinge, die bei uns nie wirklich passten, aber dadurch, dass wir viele Dinge gemacht haben, die beziehungsähnlich waren (gemeinsam auf der Couch Filme schauen, zusammen Musik hören und mitsingen, uns über unser Inneres austauschen) hat mein Herz das einfach automatisch als in Richtung Beziehung gehend gedeutet, denn so etwas habe ich mit keinem anderen Mann gemacht. Klar denkt man dann, dass das mehr sein sollte oder könnte, wenn man sich so gut versteht, und ist total fertig, wenn der andere einem eröffnet, dass es bei ihm/ihr nicht so ist.
Was ich damit sagen will: Manche Dinge sind zu beziehungsartig und können leicht dazu führen, dass der andere automatisch in Richtung Beziehung denkt, einfach, weil er diese Sachen nicht mit anderen teilt. Jeder hat andere Dinge, die er als Zeichen für eine Beziehung wertet. Bei mir reichte es schon, auf der Couch zu sitzen und Körper an Körper Filme zu schauen, Musik zu hören und seine inneren Gefühle zu teilen - für andere ist das vielleicht gar nicht so beziehungsartig. Man muss sich selber sehr genau kennen und merken, ob man das unterbewusst irgendwie in eine Beziehungsrichtung deutet oder nicht. Und damit meine ich nicht nur vom Kopf her, sondern meine Zellen, und mein Körper haben sich so gefühlt, als wäre das eine Beziehung, weil es von diesem Mann eben immer diese Dinge gab, die es von keinem anderen Mann gab.
Ich bin mit besagtem Mann noch befreundet, weil ich nach einer langen Kontaktpause (ca. 7 Monate komplett ohne ein Wort mit ihm zu kommunizieren) ganz strikt die vorherigen Situationen so nicht mehr entstehen lasse. Ich habe alles geändert, was zur Entstehung von beziehungsähnlichen Situationen geführt hat, z.B. übernachte ich nicht mehr bei ihm, wenn ich in seiner Stadt zu Besuch bin (bzw. eigentlich gehe ich gar nicht mehr in seine Wohnung) (ich bin öfter mal in der Stadt, wo er wohnt, da ich auch lange dort gewohnt habe (daher kennen er und ich uns ja) und ich dann viele unterschiedliche Freunde besuchen geh, bei vielen übernachte ich dann auch). Nur, indem ich das wirklich 100%ig konstant einhalte, kann diese Freundschaft funktionieren, aber (und das ist das große Aber): die Freundschaft ist dadurch oberflächlicher geworden, die extreme Vertrautheit ist nicht mehr da. In meinem Fall ist das gut und mittlerweile vermisse ich es auch nicht mehr, aber ich glaube, er vermisst es manchmal, er hat mir auch letztens gesagt, ich könne ja mal wieder bei ihm übernachten. (Das ist noch ein anderes Thema bei ihm, dass er aufgrund von akutem Frauenmangel meine weibliche Präsenz natürlich genießt - ein Grund mehr, dass ich garantiert nie wieder so eng mit ihm sein möchte).
Aber zu deiner Frage: Genauso weitermachen, also mit derselben Vertrautheit und denselben vertrauten Dingen, geht vermutlich nicht... Es braucht eine andere Dynamik, da bin ich wirklich felsenfest von überzeugt. Ich war 7(!) - ich wiederhole: s-i-e-b-e-n Jahre - in diesen Mann "verliebt" (nicht immer so schmetterlinge-im-bauch-artig, und manchmal auch bei mir, da es keine Gelegenheit gab andere Männer kennen- und schätzenzulernen, aber eben doch so, dass ich konstant mehr wollte) und ich glaube wirklich, ich weiß, wo von ich rede.
Heute telefonieren und ich vielleicht alle zwei Monate mal und sehen uns zweimal im Jahr, vielleicht auch nur einmal (das hat aber auch in wenig damit zu tun, dass ich nicht in derselben Stadt wohne). Und in dieser Dosierung kann ich ihn als Freund in meinem Leben genießen ohne Gefahr zu laufen, tiefere Gefühle zu entwickeln. Es ist schön diesen Menschen nicht komplett aus meinem Leben verbannt zu haben (mir tut es immer weh Freundschaften komplett aufzugeben), aber ein wirklich enger Freund ist er nicht mehr.
Ay, das war länger, als es sein sollte. Aber das ist echt mein Thema :-D
Das ist alles erst so 2 Jahre her und war wirklich eine ganz krasse Sache (I could go on and on, weil das für mich echt eine Art lebensveränderndes Gefühl war diese Liebesidee mit ihm loszulassen und es mir seitdem so viel besser geht!).