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Zwischen dem "Wert" des Lebens und dem täglichen Berufswahnsinn

I

Imaguana

Gast
Ich möchte mal ein Thema der etwas anderen Art beginnen. Und zwar bin ich schon öfters in mich gegangen und habe mal mein bisheriges Leben reflektiert. Da habe ich eigentlich die halbe Zeit geschlafen und mehr als 2/3 des Rests gearbeitet.

Jeden Morgen und jeden Abend sehe ich die Autokolonnen zum Job und vom Job. Manchmal frustriert mich das so dass ich denke du bist gesund, aber widme dich mehr den schönen Dingen des Lebens, denn du weißt nie was passiert und wie lange du noch kannst (Stichwort Krankheiten/Unfall usw..). Und ich finde auch in der heutigen Zeit machen sich sicher viele durch ihren Stress oder Druck im Beruf kaputt. Seit ich im Arbeitsleben stehe habe ich auch öfetrs schlechte Laune und sehen mich manchmal nach mehr Unbeschwertheit, weniger Bürokratie usw...

Wie ist den Eure Meinung dazu (das Argument ohne Moos nix los mal außen vorgelassen)? Kann ein "einfacheres" Leben ohne Luxus erfüllender sein? Und wie geht ihr mit dem täglichen Wahnsinn um ?
 

Freigeist

Aktives Mitglied
Hallo Imaguana,

Deine Arbeit gefällt Dir offenbar nicht; zumindest wirkt Dein Beitrag so auf mich. Spontan fallen mir dazu folgende Fragen ein:
- Woran könnte das liegen (z.B. Berufsbild, Abteilung, Arbeitgeber, Arbeitsbedingungen, Bezahlung)?
- Wie könntest Du Abhilfe schaffen?
- Können die Dinge, denen Du in Deiner Freizeit nachgehst, für einen Ausgleich sorgen?
- Falls nein: Warum nicht? Was könntest Du tun, damit sich das ändert?
- Was verstehst Du persönlich unter Luxus?
- Worauf könntest Du Dir vorstellen zu verzichten, und was würdest Du auf keinen Fall missen wollen?

Davon abgesehen:
Daß Du derartige Gedanken hast und Dir Deiner Sehnsucht bewußt bist, halte ich für sehr positiv. Viele Menschen denken nämlich gar nicht (mehr) so weit und sind sich ihrer Sehnsucht nicht (mehr) bewußt. Solche Menschen sind dann irgendwie unzufrieden, ohne zu wissen warum - und damit auch ohne Möglichkeit, dagegen anzugehen. Statt dessen versuchen sie das Gefühl z.B. zu verdrängen, indem sie sich an jedem Wochenende auf irgendeiner Feier bis zur Besinnunglosigkeit betrinken.

Wie gehe ich mit dem "täglichen Wahnsinn" um:
Autokolonnen interessieren mich nicht, da ich mit dem Zug und zu Fuß (mehr als 5 km pro Tag) unterwegs bin. Das dauert zwar länger, aber ich kann nebenher lesen bzw. Musik über Kopfhörer hören. Setzt sich jemand in meine Nähe, der mir unangenehm ist, wechsle ich den Platz oder das Abteil - oder bitte die betreffende Person beispielsweise, ihre Musik leiser zu machen. Erhalte ich als Antwort einen blöden Spruch, sage ich der Person meine Meinung und suche mir einen anderen Platz. In der Adventszeit kam das auf dem Nachhauseweg ziemlich häufig vor; ansonsten geschieht es eher selten.
Auf der Arbeit kann ich mit dem Großteil der Kollegen nicht viel anfangen, weil sich deren Gedanken fast ausschließlich um Dinge wie Sex, Sport, niveaulose Fernsehsendungen, Zeitschriften mit extremen politischen Inhalten, Lotto, Zigaretten, Smartphones, Klamotten usw. drehen. Mit diesen Kollegen spreche ich fast ausschließlich über die Arbeit, und das funktioniert auch ganz gut. In den Pausen halte ich mich an die wenigen Leute, mit denen ich etwas anfangen kann, oder lese in meinem Buch weiter. Meist gefällt mir die Arbeit, zumal ich nicht unter Zeitdruck stehe. Ich weiß aber auch, daß ich dieser Tätigkeit nicht länger als 1-2 Jahre nachgehen werde, weil sie nicht allzuviel Denkarbeit erfordert und mir deshalb irgendwann langweilig werden wird. Dann werde ich entweder eine Aufstiegsweiterbildung machen oder etwas Neues anfangen.
Obwohl ich wegen des langen Weges zur Arbeit nicht viel Freizeit habe, kann ich einiges darin unterbringen, weil meine Tage ziemlich gut durchstrukturiert sind. (Das mußte ich aber auch erst lernen.) Abgesehen von den unvermeidlichen Tätigkeiten im Haushalt widme ich mich nur Dingen, die ich sehr oder zumindest einigermaßen angenehm finde.
Manchmal fällt mir das frühe Aufstehen schwer. Dann mache ich mir klar, daß ich bisher noch jeden Tag 'rumgekriegt habe. Habe ich erst einmal das Bett verlassen, fühlt sich das, was mir bevorsteht, schon nicht mehr so unüberwindbar an. Wenn ich einen schlechten Tag habe, sage ich mir, daß auch wieder bessere kommen werden, und zu einem guten Teil kann ich sogar selber dafür sorgen.

Viele Grüße,
Freigeist
 
I

Imaguana

Gast
Hallo , ich weiß nicht ob es richtig verstanden wurde. Ich meinte damit dass ich mich manchmal irgendwie fehl am Platz in dieser Gesellschaft fühle. Immer wieder Hektik, Arbeit, Stress. Ich frage mich einfach warum nicht einfach alles viel langsamer voranschreiten kann, warum gibt es keine 4-Tage Woche ? Warum leben wir nicht alle etwas mehr Freizeit, so meinte ich das. Dann ginge es auch nicht bei jedem gesellschaftlichen Treffen immer über Statusgehabe, Handys, Politik, etc...

Ich finde einfach man könnte sich sein leben angenehmer gestalten, denn die Hälfte verschläft man schonmal, und die andere Hälfte arbeitet man eigentlich.
 
C

ChrisBW

Gast
Was hindert Dich daran eben das durchzuziehen und weniger zu arbeiten?

Das kannst Du doch tun, Du müsstest Dich dann halt mit weniger Einkommen bescheiden hättest dann aber mehr Freizeit.

Alles eine Frage der Prioritäten.
 
I

Imaguana

Gast
Hallo Chris, das ist richtig, aber aber ich spreche dmit ja auch kritisch die heutige gesellschaft an, Konsumgeilheit, Statusgehabe, ein gewisser Druck, denn macht man dieses oder jenes nicht mit, ist man schnell Außenseiter.

Ich schaue mir sehr oft Videoausschnitte von früher an, und ich finde irgendwie da war alles besser.
 
C

ChrisBW

Gast
Hallo Chris, das ist richtig, aber aber ich spreche dmit ja auch kritisch die heutige gesellschaft an, Konsumgeilheit, Statusgehabe, ein gewisser Druck, denn macht man dieses oder jenes nicht mit, ist man schnell Außenseiter.

Ich schaue mir sehr oft Videoausschnitte von früher an, und ich finde irgendwie da war alles besser.
Dann frag mal meine Schwiegermutter, die sich für ein paar Pfennige nach dem Krieg krumm gebuckelt hat und die dafür jeweils 1 Std. zur Arbeit gelaufen ist und wieder zurück, weil es weder Auto noch Bus gab oder es sich niemand leisten konnte damit zu fahren und die Lebensmittel haben im Verhältnis unsummen gekostet.

Ich denke nicht , dass da alles besser war. Man bildet es sich nur ein.

Frag mal ein paar ältere Leute, wie es denen ging , in der guten, alten Zeit.

Wie sich überlegt haben, ob sie sich eine Tafel Schokolade kaufen konnten , weil dann nämlich der halbe Wochenlohn beim Teufel war, oder sowas tolles wie Strümpfe, da brauchte man eine Woche Arbeit dafür.

Ich denke nicht , dass es soviel schlimmer geworden ist, im Gegenteil, früher war eine 45- oder 50-Wochenstd. ganz normal und das ohne Überstd.

Nur sind wir alle anspruchsvoller und auch wehleidiger geworden.

Wir wollen alles und viel Geld mit wenig Aufwand, was ja auch legitim ist , aber nicht immer möglich.

Manchmal muss man sich halt entscheiden , ob einem Geld oder Freizeit wichtiger ist.

Und alleine schon diese entscheiden zu können ist purer Luxus.
 

LenaA

Mitglied
Hallo,
ich denke auch nicht das früher alles besser war. Wenn du noch weiter zurück blickst zu der Zeit als sich die meisten Menschen noch von ihren selbst angebauten Lebensmitteln ernährten siehts heute doch echt toll aus. Damals gabs keine freien Tage ausser es hat so doll geschneit dass man nichts machen konnte. Viel freizeit gabs da auch nicht und sie konnte bestimmt nicht so vielseitig verbracht werden wie heute. Ausserdem haben die meisten den Beruf ihrer Eltern gewählt egal ob die den mochten oder nicht.

Klar, ich denke mir auch dass immer verdammt wenig Zeit übrig ist. Man steht morgen auf, geht zur Arbeit und kommt so um 6 wieder nach Hause. Da ist man so müde dass man nur noch was essen kann, dannw as lesen oder TV gucken und dann gehts auch schon wieder ins Bett. Dafür kann man sich aber auch wieder aufs Wochenende freunen. Ausserdem würde ich mich ohne meine Arbeit einfach langweilen weil ich etwas brauche um morgens aufzustehen. Ansonsten würde ich noch mehr schlafen pbwohl ich nicht mehr Schlaf brauche. Die zeit wäre dann also auch nicht sinnvoll genutzt. beid er Arbeit habe ich dann wenigstens Erfolgserlebnisse.
 
I

Imaguana

Gast
Naja man kann natürlich wieder ins Extreme gehen und gleich soweit zurückblicken, ich meine eher die 80iger. Da war alles noch nicht so überladen wie heute, ich fand es zumindest angenehmer zu leben. Heute ist alles nur noch hektisch und auf Bürokratie getrimmt.
 
C

ChrisBW

Gast
Wie bereits erwähnt hat man ja die Möglichkeit weniger zu arbeiten, dafür muss man halt auf etwas Konsum verzichten.

Auch Du könntest die Arbeitszeit reduzieren, warum nicht?
 
P

Peter bartholomäus

Gast
Hallo Imaguana und die anderen Gedanken(Bedenken-)träger,

ich erkenne einen legitim Gedankengang eines Gleichgesinnten: Dem langjährig Berufstätigen (d.h. auch demjenigen, dem ein Großteil des Tages fremdbestimmt ist) stellt sich irgendwann die Sinnfrage.

Da aber unsere Gesellschaft und Politik sich auschließlich nach Gewinnstreben Einzelner ausrichtet und zu diesem Zweck offenbar die Meisten sich mit harrsträubenden Fernsehformaten oder anderen, auch für meinem Geschmack wenig erfüllenden und konstruierten Themen (Fussball, etc.) ködern lassen,

ich natürlich auch erheblich in diese Prozesse verwoben bin und andererseits auch den Verlust lieb gewonnener Gewohnheiten scheue,

bin ich für mich zu der Erkenntnis gekommen, mir möglichst viele erbauliche Momente zu schaffen, die mir den gewissen Ausgleich für diesen ganzen wahnsinn bieten.

Ich kann es jetzt z. B. geniessen, an einem exponierten Ort ( z. B. Seeufer) zu sitzen und einen Sonnenuntergang zu betrachten,

ohne Hintergrundgedanken, wie kann ich noch mehr Geld für ein noch größeres Auto erwirtschaften….
 

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