Ich würde gerne das Problem mal in einzelne Unterpunkte entzerren und separat antworten. Es sind ja auch im Verlauf des Threads noch einige interessante Aspekte hinzugekommen:
1. Chemie statt Bio, was kann man übertragen
Prinzipiell macht es Sinn, 1-2 Semester Chemie zu studieren, wenn man später beispielsweise in die Biologie oder die Medizin etc. einsteigen will. Einige chemische, physilalische und mathematische Module sind hier direkt übertragbar. Hier wäre es allerdings wichtig, dass du dich vorab genau informierst, welche das sind. Die Bestimmungen sind hier von Uni zu Uni unterschiedlich und es wäre grundverkehrt, seine Zeit in den falschen Modulen und Praktika zu verschwenden, die man dann eben nicht transferieren kann. Also Augen auf, falls du es so machen möchtest. Dirgend vorher erffragen an deiner Wunschuni für Bio und deiner "Chemie-Uni" was akzeptiert wird und was nicht.
2. Arbeitsmarkt Biologie
Ich selber bin Chemiker, habe aber auch den ein oder anderen Biologen im Bekanntenkreis. Ja, der Arbeitsmarkt für Biologen ist recht angespannt. Passable Chancen hast du mit Spezialisierungen, die in der Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst gefragt sind, allen voran Biochemie, Genetik, Bioinformatik, Bio und Statistik. Nun gehören diese eher "harten" und mathematischen Spezialisierungen eher nicht zum typischen Spektrum der Wünsche von frischgebackenen Studenten. Doch hier gibt es Jobs, sehr gut bezahlte sogar. Die hier bereits genannte Meeresbiologie ist zwar ein Traumberuf, aber der Arbeitsmarkt ist klein und verdammt hart umkämpft. Hier geht meistens nicht viel. Ökologie könnte in Zukunft im Kommen sein, ist aber momentan auch eher im weniger gefragten Segment.
3. Arbeit als Biologe
Man muss keinesfalls in die universitäre oder wirtschaftliche Forschung. Es gibt einige Bereiche im öffentlichen Dienst, als Berater, als Patentanwalt (mit entsprechender Zusatzausbildung), als Lehrer, als Sachverständiger, in der Arbeitssicherheit etc. Man muss sich nur klar darüber sein, dass dies in der Regel Bürojobs sind. Nicht unbedingt das, was der "klassische Biologe" im Sinn hat, wenn er sein Studium beginnt.
4. Promotion in Chemie / Biologie
Die Promotionsrate in der Chemie ist nochmal etwas höher als die in der Biologie. In beiden Fächern MUSS man jedoch NICHT zwangsläufig promovieren. Eine Promotion ist ein MUSS für eine universitäre Karriere (Professur, Akademischer Rat oder Privatdozent) und ein Boster für den Einstieg in die Privatwirtschaft in gutbezahlten Positionen mit Personalverantwortung ("Laborleiter"). Aber gerade in die Privatwirtschaft kommt man auch mit dem Master, allerdings meist auf weniger lukrative Stellen. Selbst der Bachelor ist durchaus akzeptiert (es war schließlich die Wirtschaft, welche den Bologna-Prozess anschob), allerdings sind hier die Einstiegsstellen in etwa auf dem Niveau eines Laboranten oder CTAs / BTAs (= abgeschlossene Ausbildung).
5. Ortswechsel / Flexibilität
Flexibilität beim Studieren und auch bei der späteren Jobsuche solltest du dir unbedingt aneignen. Weder Chemie noch Biologie sind Fächer für Nesthocker um das mal ganz konkret zu sagen. Praktika im Ausland sind sehr gerne gesehen. Ein Wechsel der Uni nach Master hin zu einer neuen Promotionsstelle ebenfalls. Der Arbeitsmarkt ist umkämpft. Bist du örtlich gebunden, verringerst du deine Chancen EXTREM. Du solltest mindestens deutschlandweit flexibel sein. Ich selber habe dreimal das Bundesland gewechselt (nach Diplom, nach Promotion, nach meinem 1. Job).
6. Fortbildungen und Zusatzausbildungen...
... sind nie verkehrt, egal was man studiert. Der Klassiker in Chemie / Biologie sind Projektmanagement, Sprachen (oft mit Auslandsaufenthalt) und Regulatorik GMP und GLP (mach dich schon jetzt mal schlau was das ist). Regulatorik macht vor allem dann Sinn wenn du später mit Arzneimitteln / Lebensmitteln / Fahrzeugen / Landwirtschaft (Pestizide, Genetik etc.) und Bauchemikalien zu tun haben möchtest.
7. Frustrationstoleranz
Eine hohe Resilienz ist in jedem naturwissenschaftlichen Fach extrem wichtig. Du wirst schnell die Erfahrung machen, dass im Labor nicht alles klappt wie im Lehrbuch. Und genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Ich hatte viele (sehr intelligente und auch fleißige) Kommilitonen, die schlicht mit Misserfolg nicht klar kamen. Das waren super Schüler, immer mit guten Noten, doch sobald es im praktischen Umfeld schwierig wurde, war es aus. Wir starteten im Grundstudium Chemie-Diplom mit etwa 85 Studies. Nach dem Vordiplom zwei Jahre später (4. Semester) waren wir noch ca. 30. Die Arbeitsbelastung ist zudem sehr hoch. In Biologie ist es ähnlich. Sei dir dessen bewusst.
Wenn du bereits jetzt schon weißt, dass du gerne in deiner Region bleiben magst und der Arbeitsmarkt in Bio jetzt schon eher schlecht ist, überlege dir, ob eine Ausbildung nicht eher etwas ist.
Warum wurdest du in Bio nicht genommen? NC?