„Solange es Schlachthöfe gibt wird es auch Schlachtfelder geben“
Tolstoi
Oder ausführlicher: (Tolstoi „was ich glaube, IV)
„Jedoch man braucht sich nur auf einen Moment von dem Gedanken loszusagen, dass die bestehende, von den Menschen getroffene Einrichtung die allerbeste, die heiligste Einrichtung des Lebens sei, – und sofort kehrt sich der Ausspruch dessen, dass die Lehre Christi der menschlichen Natur nicht entspreche, gegen diejenigen, die solchen Ausspruch thun. Wer wird darüber streiten, dass nicht nur das Quälen und Tödten eines Hundes, eines Huhnes oder Kalbes der menschlichen Natur zuwider und qualvoll ist? (Ich kenne Leute, die von der Landwirthschaft leben und aufgehört haben Fleisch zu essen, weil sie gezwungen waren ihr Vieh selbst zu schlachten.) Und bei alledem ist unsere ganze Lebenseinrichtung eine derartige, dass jedes persönliche Glück eines Menschen durch das Leiden anderer Menschen erkauft wird, was doch der menschlichen Natur entgegen ist. Die ganze Einrichtung unseres Lebens, der ganze komplizirte Mechanismus unserer Einrichtungen, welche die Gewaltthätigkeit zum Zweck haben, zeugt davon, bis zu welchem Grade die Gewaltthätigkeit der menschlichen Natur zuwider ist. Kein Richter wird sich dazu entschliessen denjenigen, den er seinem Rechte nach, zum Tode verurtheilt hat, selbst mit dem Stricke zu erdrosseln. Kein Vorgesetzter wird sich entschliessen den Bauer seiner weinenden Familie zu entreissen und ihn ins Gefängniss zu sperren. Kein General oder Soldat wird ohne Disziplin, ohne Eid und Krieg hunderte von Türken, Franzosen oder Deutschen tödten und ihre Dörfer zerstören, ja sich auch nur entschliessen einen einzigen Menschen zu verwunden. Alles dies geschieht nur dank jener komplizirten Gesellschafts- und Staatsmaschine, deren Aufgabe darin besteht die Verantwortlichkeit der zu vollführenden Missethaten derart zu zersplittern, dass niemand die Widernatürlichkeit dieser Handlungen empfinde. Die einen schreiben die Gesetze, die andern wenden sie an, die dritten richten die Leute ab, indem sie ihnen die Gewohnheiten der Disziplin, d. h. der sinnlosen, stummen Unterwerfung, anerziehen, die vierten – eben diese abgerichteten Leute – begehen allerhand Gewalttaten, tödten sogar Menschen, ohne zu wissen warum und wozu. – Es braucht aber der Mensch nur auf einen Augenblick sich in Gedanken von diesem Netze weltlicher Einrichtungen, in dem er verwickelt, zu befreien, um zu erkennen was gegen seine Natur ist.“