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Zerfressen von Selbstvorwürfen und Zweifeln - wie Druck von sich nehmen?

H

Haderlein

Gast
Hallo. Ich bin einer der (wenigen?) in Deutschland der nicht studiert hat. Jetzt ist es so, dass ich beruflich sowie privat immer wieder auf studierte Menschen treffe, und mir mittlerweile große Selbstvorwürfe mache. Manchmal habe ich sogar den Eindruck dass man heutzutage schon auffällt wenn man nicht studiert hat bzw. nichts mehr zählt in der Gesellschaft.

Gestern kam in der ARD ein Bericht über Chancengleichheit und Numerus Clausus, darin wurde auch erwähnt wie extrem hoch die Ansprüche mittlerweile sind, und viele wegen 0,1 unter NC ihre Wunschberuf gar nicht studieren können. Gleichzeitig wurde erwähnt wie hart und stressig alles ist weil in immer kürzerer Zeit immer mehr gelernt werden muss. Die Freizeit tendiert fast gegen Null, vor allem wenn man nebenher noch arbeiten muss. Selbst Professoren rieten dazu eben alles "auswendig" zu lernen wie ein Lernroboter , das ruft man dann in klausuren ab und vergisst es schnell wieder. Oft Zusammenhangloses Detailbüffeln. Und dann heißt es am Ende noch zu wenig Berufserfahrung weil viele noch nie einen Betrieb von Innen gesehen haben.

Wenn ich dann das alles höre denke ich manchmal ich habe alles richtig gemacht, ich wäre nicht der Typ fürs ständige Büffeln, und vielleicht sogar überfordert. Selbst ältere Studierte sagen oft sie würden heute nicht noch einmal studieren wollen weil alles viel schwerer geworden ist.

Dann aber kommen mir wieder Minderwertigkeitsgedanken da ich den Eindruck habe ohne Studium zählt man auch in der Gesellschaft überhaupt nichts mehr. Ein Freund von mir ist jetzt mit einer Frisörin zusammengekommen. Ein anständiges nettes Mädel. In den Augen der anderen hätte er sich aber lieber jemand "Besseren" suchen sollen bzw. es ertönt hinter vorgehaltener Hand was er denn mit "der" will. Sie verdient gerade Mal 1100 EUR netto.

Ist das heute wirklich so, muss man sich schon ducken weil man nichts akademisches gemacht hat? Ist denn überhaupt jeder dafür geeignet? Manchmal frage ich mich dann wieder ob es das um jeden Preis wert ist Karriere zu machen, für den Job zu leben?

Das Problem ist ich mache mir totalen Druck und Selbstvorwürfe, vor allem wenn ich auf Akademiker treffe, weil diese die vermeindlich richtigen Entscheidungen im Leben getroffen haben und etwas "Besseres" sind. Die Gedanken "Hätte ich doch... alle Züge sind abgefahren... ich bin nichts... alles falsch gemacht... " bestimmen sehr oft meinen Alltag, was mich auf Dauer zermürbt und zerfrisst.
 
A

annakarina

Gast
Leider hat mein Ältester kürzlich Ähnliches geäußert. Er hat erweiterten RS, eine Superberufsausbildung (die ihm nur heute, da er einen Beruf ohne Chancen hat, kaum mehr etwas nützt, und die ARGE ihm dennoch keine Umschulung bewilligt) - und war doch die meiste Zeit arbeitslos trotz Einserabschlusses.

Hätte er seine Musik und seine Band nicht, er hätte wohl schon aufgegeben, aber auch so fühlt er sich seinen Geschwistern, die entweder Abi haben und/oder studiert, gegenüber minderwertig.
Das tut echt weh, denn er ist eigentlich mein Kind mit den meisten Begabungen - aber inzwischen fehlt ihm jeder Mut, jede Energie, die Möglichkeiten, die sein Daddy und ich ihm anboten, um doch noch sich weiterzubilden, wahrzunehmen...:eek:

Bitte lass dich nicht unterkriegen! Es ist so schlimm geworden, dieses Leistungsdenken, dass es mich graust. Es ist NIEMAND weniger wert, nur weil er kein Abi hat (ich hab übrigens auch keins und halte mich dennoch nicht für dumm, jedenfalls nicht mehr. Und wenns ein anderer tut - shit happens, soll er doch... :p)!!!
Schau, was DU kannst, was DIR Freude macht, worin DU gut bist - und das mache dann. Und orientiere dich nicht an anderen und nicht am Statusdenken der Gesellschaft. Du bist wer - und du bist kostbar!
 

Dingeling

Mitglied
Hi Haderlein,

ich habe grad selber einen neuen Thread hier erstellt, bin eine arbeitslose Akademikerin ;-)

Ich finde, wenn es nicht dein tiefster Herzenswunsch war/ ist was studiert zu haben, dann solltest du dich deswegen auch nicht schlecht fühlen. (Im anderen Fall gibt es sicher Chancen noch zu studieren, da ist es eigentlich nie zu spät!) In Deutschland hat auch nicht (fast) jeder studiert, es fühlt sich nur manchmal so an. Bäcker, Mechaniker, Müllfahrer, Hausmeister, Bürosachbearbeiter, Arzthelfer etc. alles wichtige Berufe, die wir alle brauchen. Wo kämen wir denn da hin, wenn niemand mehr "unstudierte" Berufe ergreifen würde. Wir haben in Deutschland doch so ein tolles duales Ausbildungssystem :) Wenn dein Umfeld andere Menschen aufgrund ihrer beruflichen Qualifikation niedermacht, dann sind das meiner Meinung nach einfach komische, gehässige und unhöfliche Menschen und ohne Friseuse hätten die auch noch nen grässlichen Haarschnitt.

Lass dich nicht von anderen und dir selbst verunsichern, weil du kein Diplom hast, dafür hast du sicher andere Qualitäten, kennst dich gut aus mit dem was du gelernt hast (frag da doch mal einen Studierten nach Spezialwissen aus deinem Beruf ;-)) und machst nen guten Job.

Falls du selbst aber wirklich unzufrieden bist, mit dem was du grad machst, dann erkundige dich nach Weiterbildungsmöglichkeiten in deinem Bereich, vielleicht kann man da den Meister machen oder was anderes nettes :)
 
G

Gast

Gast
Es bringt dich nicht weiter, wenn du dich immer nur an anderen orientierst. Es wird immer Leute geben, die "mehr" erreicht haben. Aber du kannst sicher sein, du bist nicht die ärmste S** die da draußen rumläuft. Viele haben weniger.

Was meinst du denn wie das bei den wirklich Reichen ist? Da hat der eine dann eine Yacht und ärgert sich dann, weil der andere eine noch größere Yacht hat. Das bringt doch alles nichts. Das hilft einem nicht weiter.
 

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