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Wünsche mir eine Partnerschaft, aber sehe mich nicht in der Lage dazu

Zeph

Mitglied
Hallo zusammen,

mir kreist seit einiger Zeit das Thema Partnerschaft oft im Kopf herum und ist auch oft Teil meiner Gedanken, wenn ich depressiv werde.
Nein, das soll jetzt nicht ein zielloses Rumgejammere werden, dass ich keine Freundin finde. So extrem hoffnungslos bin ich momentan gar nicht, außerdem habe ich es noch nicht wirklich ernsthaft versucht.
Aber ja, ich bin 29 und hatte noch keine Beziehung. In der Zeit, als es in der Schule losging, dass Jungs und Mädels sich angenähert haben, war ich noch Jahre hinterher, in meiner eigenen Welt und konnte mit zwischenmenschlichen Beziehungen überhaupt nichts anfangen und habe es auch nicht vermisst. Damals hatte ich noch ganz andere Probleme, starke Angst vor Menschen usw.
Probleme habe ich immer noch so einige, aber ich kann inzwischen doch gelegentlich auf Menschen zugehen, ein paar wenige freundschaftliche Kontakte pflegen, und habe auch sehr einfühlsame Gespräche mit Frauen erleben dürfen. Seit einiger Zeit wird mein Wunsch immer stärker, eine Partnerin in meinem Leben zu haben, mit der ich sowohl Freude als auch Leid teilen kann.

Momentan ist es, als ob ich an einer Weggabelung stehengeblieben bin und nicht weitergehe, sondern die ganze Zeit nur überlege, welche Richtung die richtige für mich ist.

Ist es überhaupt realistisch, dass jemand Interesse an mir haben könnte? Oder wäre es von vorne herein nur Zeitverschwendung und Quelle für Enttäuschungen?
An meiner Arbeitsstelle gibt es eine Kollegin, die vergeben ist, aber mit der ich mich gut verstehe und die inzwischen ab und zu mal meinen Rat sucht. Also wirke ich wohl nicht mehr ganz so unbeholfen wir früher. Aber man muss auch sehen, dass ich mit Gefühlen nicht besonders gut umgehen kann (auch wenn ich das möchte), vor neuen Situationen zu Ängsten neige und depressive Stimmungsschwankungen habe. Außerdem sind meine Interessen zur Zeit stark eingeschränkt. Früher, in der Schulzeit und während des Studiums, habe ich mich oft stundenlang mit irgendwelchen technischen Basteleien beschäftigen können (das ist wahrscheinlich sowieso etwas, womit die wenigsten Frauen etwas anfangen können), aber auch viel Bücher gelesen, Computerspiele gespielt, mit meinen Eltern Gartenarbeit gemacht. Da gab es wenigstens ein bisschen was. Heute gehe ich neben meiner Arbeit höchstens noch möglichst jedes Wochenende mal ein paar Stunden irgendwo draußen in der Natur spazieren, oder schaue mal eine Serie an, und das wars auch schon. Mehr gibt es gerade nicht mehr, und ich spüre von innen heraus auch keine anderen Interessen mehr, wo es mich hinzieht, außer eben zu mehr Kontakten zum anderen Geschlecht. Das wirkt doch abschreckend, oder? Aber ich weiß auch nicht, was ich machen soll. Jetzt quasi nach dem Würfelprinzip irgendein zufälliges Hobby anfangen? Das fühlt sich schon beim Gedanken daran so unehrlich an, als ob ich mich verstellen würde, und das will ich nicht mehr. Ich will ich sein.

Und das andere große Thema: Ist es realistisch, dass ich mit einer Partnerschaft überhaupt klarkommen würde und nicht hoffnungslos überfordert bin?
Immerhin fühle ich mich auch mit kleinen Hürden im Leben schnell überfordert. Außerdem bin ich energiemäßig nicht besonders gut aufgestellt. Es gibt Zeiten, da fühle ich mich mit meiner 40-Stunden-Arbeitswoche schon ziemlich am Ende, und brauche einen ganzen Tag vom Wochenende wirklich nur zum Erholen, um wieder Kraft zu sammeln. Ich schlafe unter der Woche 8 bis 9 Stunden, am Wochenende oft 10, und das brauche ich auch, sonst wird das Aufstehen die reinste Qual. Ich lebe im Haus meiner Eltern in einer eigenen Wohnung, aber meine Mutter nimmt mir noch einiges ab, vor allem Wäsche waschen und Abendessen kochen. Wenn ich das auch noch selber machen muss, bleibt doch schon so gut wie gar keine Zeit und Energie mehr für mich (oder dann die Partnerin) übrig. So ist es jetzt unter der Woche im Schnitt nicht mal eine Stunde am Tag, wo ich irgendwas machen kann, was ich mir aussuche, wie z.B. gerade das hier schreiben. Ich habe keine Ahnung, wie das funktionieren soll... :(
Oder mache ich mir über all das einfach nur wieder mal viel zu viele Gedanken?

Oh, das ist jetzt ganz schön viel Text geworden. Aber ich weiß nicht, wie ich es kürzer fassen soll, es ist immer alles so kompliziert bei mir...
An alle, die bis hier durchgehalten haben, auf jeden Fall danke fürs Lesen.

Liebe Grüße,
Zeph
 

Nordrheiner

Sehr aktives Mitglied
Hallo, Zeph,

der Wunsch nach einer Partnerin ist ganz natürlich. Der Beziehungswunsch ist das Eine, die Beziehungsfähigkeit ist etwas Anderes. Beziehungsfähigkeit drückt sich auch darin aus, dass man selbstständig sein Leben führen kann und Werte so wie Ziele hat, die einen mit einem möglichen Partner verbinden.

Nehmen wir mal an, Du würdest eine interessante Frau kennenlernen. Wie soll eine Beziehung starten, wenn Dir die Kraft fehlt, ohne Mutter zurecht zu kommen? Soll Deine mögliche Partnerin Deine Mutter ersetzen?

Vielleicht solltest Du Dich bei einem Arzt schlau machen, wie Du an Kraft gewinnen kannst. Liegt es an der Ernährung oder an fehlendem Sport?

Wenn es Dir mit der Partnersuche ernst ist, solltest Du sehen, dass Du alleine Dein Leben meisterst, ohne auf die Hilfe Deiner Mutter angewiesen zu sein.

LG, Nordrheiner
 

juka

Aktives Mitglied
Hi Zeph,

erfolgreiche Beziehungen erfordern, dass man gegenseitig in der Lage ist, die Bedürfnisse des Partners zu befriedigen. Passiert das nicht, knallt es früher oder später. Ich denke du solltest erst deine eigenen Baustellen stärker angehen, bevor du eine Beziehung eingehst. Dazu zählt: Ausziehen von zu Hause, Arbeitsstunden auf 25-30 reduzieren (was dir gesetzlich zusteht), Depression durch Therapie und/oder Medikamente in den Griff bekommen.

Zeph meinte:
Ist es überhaupt realistisch, dass jemand Interesse an mir haben könnte? Oder wäre es von vorne herein nur Zeitverschwendung und Quelle für Enttäuschungen?
Natürlich ist es realistisch. Und je mehr du in dich selbst investierst, desto wahrscheinlicher wird es.

Enttäuschungen sind Teil des Lebens und treten bei Beziehungen natürlich auch auf. Aber das bietet gleichzeitig auch die Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln.
 
C

chronos89

Gast
Dein Text erinnert mich zum teil an mich. Gerade die folgenden fragen: interessiert sich jemals eine für mich? Ist Partnersuche zeitverschwendung?

Mit Sicherheit wird sich eine Frau für dich, andere und mich interessieren. Warum? Ganz einfach: jeder ist einzigartig. Auch wenn jemand in den Augen vieler vielleicht nicht "toll" aussieht gibt es doch einige die denken man ist der süß, Sexy oder weiß ich was. Wenn du denkst du wärst langweilig weil einige das meinen, dann nur in deren augen. Jemand anderes findet deine Interessen interessant :)D) oder hat die gleichen. Zur Frage ob Partnersuche zeitverschwendung ist: nein. Es ist oft schwer und dauert zum teil lange. Das wichtigste ist das du an dir erstmal arbeitest. So hart es auch ist: das leben schenkt einen oft einen sch***dreck. Also tue erstmal was für dich. Bewältige deine Baustellen. Mach das beste aus dir und deiner Situation und taste dich an das Thema Partnerschaft erstmal langsam heran.

LG chronos
 

Zeph

Mitglied
Danke euch für eure Antworten.

der Wunsch nach einer Partnerin ist ganz natürlich.
Ja, bei einem durchschnittlichen Menschen sicher. Bei mir war es lange Zeit nicht so. Hätte mich nicht gewundert, wenn ich in diesem Punkt auch anderes wäre als die anderen.

Ach Mensch, warum muss meinem Gehirn jetzt einfallen, sich doch noch für Frauen zu interessieren?
Am liebsten würde ich gerade irgendwelche Pillen nehmen, die diese Gefühle einfach wieder abstellen, wenn es sowas gäbe. Dann wäre alles wieder wie früher. Ich mache meine Arbeit, und das reicht mir als Lebensinhalt. Ja, das wärs.

Soll Deine mögliche Partnerin Deine Mutter ersetzen?
Nein, auf keinen Fall. Ich will keine Partnerin, damit sie für mich kocht, falls das so rübergekommen sein sollte. Ich will eine Partnerin, um schöne gemeinsame Stunden zu erleben, z.B. bei einem ausgedehnten Spaziergang in der Natur, wie ich es seit einiger Zeit gelegentlich mir einer Bekannten aus der Selbsthilfegruppe erlebe. Um sich über persönliche und emotionale Themen auszutauschen. Natürlich auch um sich gegenseitig zu unterstützen, wenn es nötig ist. Um Zärtlichkeiten auszutauschen. Um in der gemeinsamen Zeit die Welt füreinander ein bisschen besser zu machen. Davon träume ich.

Vielleicht solltest Du Dich bei einem Arzt schlau machen, wie Du an Kraft gewinnen kannst.
Daran haben sich schon mehrere Ärzte und Therapeuten die Zähne ausgebissen.
Im Moment sagt mein aktueller Therapeut, dass es keine physische Erschöpfung sei, sondern Antriebslosigkeit, bedingt durch die Depression. Das würde sich bessern, wenn ich wieder mehr Hoffnung hätte.
Es gab aber auch schon die Theorie, dass ich tatsächlich bei gleicher Belastung viel stärker erschöpft bin als die meisten Menschen, weil durch meine autistischen Züge der Alltag - insbesondere in Bezug auf die Interaktion mit Menschen und die Verarbeitung von Informationen/Eindrücken - für mich einfach schon mal um ein Vielfaches anstrengender ist.
Da weiß ich auch überhaupt nicht mehr, was ich glauben soll.

Ausziehen von zu Hause
Ja, das kommt nicht überraschend.
Damals, als ich noch in der Wohnung meiner Eltern gewohnt habe, hatte ich mal so einen Energieschub. Da hatte ich mir erst vorgenommen, ganz auszuziehen, und mir schon ein paar Wohnungen in der Nähe angeschaut und mich dafür beworben. Nachdem ich keine davon bekommen habe, und meine Eltern mir angeboten haben, das Dachgeschoss zu einer eigenen vollwertigen Wohnung für mich herzurichten, bin ich dann wieder eingeknickt und habe das angenommen. War vielleicht nicht die beste Entscheidung.
Auf jeden Fall kostet es mich unglaublich viel Überwindung, das Thema nochmal anzugehen.

Arbeitsstunden auf 25-30 reduzieren (was dir gesetzlich zusteht)
Interessant, dass du das schreibst. Hast du da Erfahrungen, von dir selbst oder von anderen, wenn ich fragen darf? Darüber habe ich selbst erst vor kurzem nachgedacht (nicht unbedingt gleich so krass, eher erstmal nur um 2 oder 4 Stunden, um mal wieder ein bisschen "Luft zu spüren"). Aber sowohl mein Therapeut als auch meine Bekanntschaft aus der Selbsthilfegruppe haben mir bisher ausdrücklich davon abgeraten, weil die Gefahr besteht, dass ich mit der zusätzlichen Freizeit dann erstmal gar nicht umzugehen weiß, wieder das Gefühl bekomme, immer noch zu wenig Zeit und Kraft zu haben, und dann noch mehr nachzugeben. Das könnte in einen Teufelskreis führen, sagen sie.

Depression durch Therapie und/oder Medikamente in den Griff bekommen.
Da bin ich dran, aber die klassischen Verfahren haben bei mir noch keinen Durchbruch geschafft. Nehme seit ca. zehn Jahren Medikamente, die haben vielleicht die gröbsten Stimmungseinbrüche abgefedert, aber mehr nicht. Damals eine Gesprächstherapie gemacht, die so gut wie gar nichts gebracht hat. Seit ca. einem halben Jahr bin ich jetzt wieder in einer Gesprächstherapie, das bringt mir auf jeden Fall mehr als damals, weil sich der Therapeut auch gut mit Autismus auskennt. Andere Medikamente ausprobieren, da bin ich noch sehr skeptisch, wegen möglicher Nebenwirkungen. Momentan versuche ich noch eine Neurofeedback-Therapie. Da habe ich tatsächlich den Eindruck, dass das mein Energielevel zumindest etwas steigert. Ich fühle mich an den Wochenenden weniger erschöpft und kann ab und zu mal früher aufstehen als sonst. Nur deswegen war ich überhaupt in der Lage, hier mal zu schreiben.

Also insgesamt habe ich zur Zeit schon wieder etwas Hoffnung, nur seit gestern ist meine Stimmung mal wieder ziemlich im Keller.

Danke euch, das hier loswerden zu dürfen.
 

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