Bird on the wire hat Recht, Gast Doris. Außerdem ist "Abteilungsleiter" in gewissen Bereichen der Verwaltung sogar etwas "Höheres" als in einer Privatfirma. Bei einer Bezirksregierung etwa (die es in einigen Bundesländern noch gibt) werden Abteilungsleiter überwiegend nach B 2 besoldet. In einem Ministerium als Ministerialdirigenten (die nur noch den Staatssekretär und den Minister über sich haben) sogar nach B 6 und B 7 (je nach Bundesland) und in einem Bundesministerium sogar noch höher. Deshalb wird man das in solchen Behörden auch nur in extrem seltenen Ausnahmefällen bereits mit Ende 30; hinzu kommen muss auf jeden Fall das richtige Parteibuch. In einer Kreisverwaltung dagegen steht der Abteilungsleiter unter dem Dezernenten oder Beigeordneten und verdient entsprechend weniger.
Ob die Leiterin der Kosmetikabteilung eines Kaufhauses oder der Abteilungsleiter der Organisationseinheit Controlling oder Immobilien Asset bei einem Privatunternehmen wie einer großen Kaufhauskette oder einem Flughafenunternehmen so ohne Weiteres mit einem Ministerialdirigenten mithalten kann, möchte ich einmal dahingestellt sein lassen. Ich habe solche Fälle von Wirtschaftsjuristen oder -ingenieuren FH auch in meinem Bekanntenkreis. In beiden Fällen handelt es sich um Leute, die zwar ein ganz ordentliches Abitur gemacht haben, aber keine Überflieger sind und daher mit einem Hochschulstudium überfordert waren und dann auf das FH-Studium umgesattelt sind.
Jede Organisation versteht unter dem Begriff der Abteilungsleitung etwas anderes, weil sie andere Bezeichnungen für ihre Organisationseinheiten hat. Aber natürlich hört sich "Abteilungsleiter" erst mal doll an, und deswegen erwähnt deine Bekannte das auch.
Wenn dein Sohn Rechtsanwalt, Richter, Staatsanwalt oder Regierungsrat ist, braucht er sich hinter einem Wirtschaftsjuristen FH nicht zu verstecken. Deshalb sollten dich die Bemerkungen der Bekannten auch nicht irritieren. Ohren auf Durchzug schalten und den Kontakt auf das Notwendigste beschränken, wäre meine Devise, wenn ich den Eindruck hätte, dass es ihr nur darum geht, ihren Sohn im Vergleich zu deinem als den Erfolgreicheren darzustellen. Vielleicht ist sie aber auch nur froh, dass er nach einem abgebrochenen Universitätsstudium die Kurve beruflich doch noch gekriegt hat. Die Erleichterung darüber ist ihr doch zu gönnen, oder etwa nicht? ?