Mysteriöserweise dauert meine gute Phase nun schon mehrere Tage an. Das hatte ich bisher noch nie. Die ersten paar Tage habe ich es noch hingenommen, aber jetzt bekomme ich langsam Angst und warte eigentlich nur darauf, dass wieder was schlimmes passiert. Und angesicht der Tatsache, dass es so lange gut lief, muss demnächst was wirklich, wirklich schlimmes geschehen
Hallo.
Du hast nun nicht so geschrieben, als wenn Du vollkommen zerstört wärst sondern nur, dass Dich die Sache nervt.
Dazu passt ganz gut die oben zitierte selbsterfüllende Prophezeiung.
Also dass ein Ding garantiert eintritt, wenn man es befürchtet.
Ich hätte - weil ich insgeheim glaube, dass Du grundsätzlich schon gut drauf sein kannst zwei Ideen.
Die müsstest Du aber mal für Dich durchdenken.
Das erste ist ein Spiegel.
Wenn Du Dich anschaust oder einen passenden Menschen ansiehst, der auf Dich so reagiert, wie Du fühlst oder wie Du meinst zu fühlen, dann kannst Du dieses feedback dahin gehend für Dich bewerten, dass der andere oder der Spiegel es merkt, wie schlecht es Dir geht. Und dass es drum wirklich schlecht um Dich stehen muss. Also geht die Realität nicht von einem Ereignis Deines Lebens aus sondern wird durch die gespiegelte Reaktion Deines gegenüber auf Dich zurück wirksam.
Ein klassisches mögliches Beispiel ist Co-Abhängigkeit. Mutter ist alt, es läuft nicht, sie zieht Gesichter und klagt. Der Sohn betritt den Raum und sieht sie leiden. Das tut ihm so leid, dass er selbst leidet, was sie bemerkt. Hierdurch stellt sie fest, dass es schlimm stehen muss.
Das zweite wäre etwas weiter her geholt aber denkbar.
Angesichts eines erlebten Zustandes hast Du Dich schlecht gefühlt. Der Zustand selber war zu händeln.(1.Ebene)
In der folgenden Zeit denkst Du öfter an den Zustand zurück und hast Angst, dass es erneut geschieht. Du versuchst alles zu tun um es zu vermeiden, dabei steigerst Du Dich derartig in die Angst hinein, dass diese Angst schlimmer zu ertragen ist als der ehemalige Zustand. Während der Angst hast Du wohlgemerkt keine Berührung mit dem Zustand, aber die Angst lähmt Dich. (2.Ebene)
Letztlich erinnerst Du Dich daran, wie schlecht es Dir gegangen ist, als Du Angst hattest und hast - nicht wegen dem Zustand (erste Ebene), den Du beherrschen würdest - Angst. Du hast aber Angst vor der Angst, und dies potenziert sich, da Du an allen Orten Angst vor der Angst haben kannst. Selbst dann, wenn sie mit dem ehemaligen Zustand oder dessen Ort rein gar nichts zu tun haben.
Beispiel: Antropophobie
Kommt einer im Dunkeln am Bahnhof von hinten und du drehst dich um. Er merkt das und geht.
Konsequenz: Vermeiden von Männern oder Männergruppen.
Nachdenken über die Situation: wenn was passiert wäre, würde ich zur Salzsäule erstarren. Konsequenz: keine, denn du bist zu hause.
Nachdenken über die Angst: Wenn ich das Haus verlasse könnte ich anfangen darüber nachzudenken, was passieren würde, wenn ich wieder diese Angst bekomme. Konsequenz: es geht nicht mehr um den Bahnhof ; zu hause bleiben > Angst vor der Angst.
Ok, war etwas schwierig, kann aber so auf depressive Phasen angewendet werden.
Depression selbst kann verniedlicht ausgedrückt " doof " sein, wenn man sich aber hinlegt, dann geschieht sie - auch heftig, es passiert aber de facto nichts. (Anders sieht es aus, wenn man auf Arbeit ist. die Kollegen könnten es sehen, das beunruhigt, da man nichts dagegen tun kann).
Nun steht ein meeting an, man hat zunächst gute Laune. Je näher das meeting kommt, desto mehr Durchfall, Herzrasen und Stress-Symptome bekommt man, da es ja sein könnte - könnte!, dass man mitten im Meeting einen Anfall kriegt den man kaum beherrschen kann. Der Zustand selbst ist schon schwierig und das meeting hat nicht mal angefangen.
Zwei Wochen später dasselbe. Nur dass man keine Ahnung hat, wie und ob das meeting läuft; man weiss aber ganz genau, dass die Angst vor dem meeting kommt und wann sie kommt.
Dann ist man soweit, dass man zwar die Depression nicht planen kann aber die Angst davor tatsächlich planbar ist.
Nun geht man hin und hält sich den Sachverhalt vor Augen, lässt aber die Depression aussen vor.
Da es einen planbaren Fakt gibt der nicht überrascht, lässt sich dieser verschieben oder ausblenden. die Konsequenz ist, das die Angst vor der Angst als irreal erkannt wird und beherrschbar wird. Hat man aber keine Angst mehr, kann man ja auch ins meeting gehen, es wird nichts passieren. Und wenn man daran glaubt, passiert tatsächlich nichts. Selbst erlebt, leider
Schreibst du mal ob Du das nachvollziehen konntest und es etwas gab was Dir helfen konnte?