Ich gebe zu bedenken, dass ein Mann nicht vorhaben muss, mit seinen Bettgeschichten angeben zu wollen, jedoch stellt sich doch die Frage: was sieht der Mann in einer Frau, wenn er "nur" mit ihr ins Bett möchte? (das Gleiche gilt natürlich auch für Frauen)
Liebe drückt sich in einem umfassenden Interesse am anderen Menschen aus. Wenn sich aber das Interesse am anderen Menschen auf die Sexualität begrenzt, bleibt dann nicht nur noch die Betrachtung als Objekt der momentanen Begierde? Und das ganz ohne den Hintergedanken, damit angeben zu wollen.
Wenn ich mir nichts Festes mit einem Mädchen vorstellen kann, dann liegt das daran, dass wir charakterlich nicht zusammenpassen. Nicht mehr und nicht weniger. Sympathisch kann man sich aber trotzdem sein. Wenn wir beide single sind und uns trotz der charakterlichen Gegensätze sympathisch und anziehend finden, spricht meiner Meinung nach absolut nichts gegen "nur" Sex.
Was ich in eben jener Frau, mit der ich "nur" ins Bett möchte, sehe? Da ich nichts von One-Night-Stands halte, was daran liegt, dass ich Zeit brauche, um anderen Leuten zu vertrauen, und ich einer Frau auf jeden Fall vertrauen müsste, sehe ich in ihr Sympathien, die man sich vorher in der gemeinsam verbrachten Zeit gegenseitig aufgebaut hat. Wie lange diese Zeit ist, kommt immer drauf an, beim TE hat es eine Woche gedauert bis zum Sex mit der Polin, ich bräuchte wohl viel mehr Zeit, da ich anderen Menschen wie gesagt nicht so schnell vertraue.
Sympathie allein führt aber nicht zum Verlieben. Zumindest nicht bei mir. Ich sehe in so einer Frau also keine potenzielle Partnerin, dafür aber einen Menschen, mit dem ich trotzdem gerne meine Zeit verbringe, weil ich sie mag, und mit dem ich im Bett
gemeinsamen Spaß haben kann, zu dem sich keiner genötigt oder "auf die eine Sache reduziert" fühlen muss, da wir uns vertrauen und auch sonst über tiefgründigere Themen reden (vorher kann ich eine Frau sowieso nicht sexuell anziehend finden. Je mehr ich über sie weiß, desto anziehender finde ich sie). Oft wird sowas auch als "Freundschaft mit Vorzügen" bezeichnet. Bei sowas muss sich die Frau sicher nicht "auf das Eine reduziert" fühlen.
Letztendlich verliebt man sich ja in den Charakter seines Gegenübers. Gutes Aussehen und gegenseitige Sympathie reichen bei mir nicht zum Verlieben, wenn es charakterlich nicht zusammenpasst. Sympathisch kann man sich wie gesagt trotz gegensätzlicher Charaktereigenschaften trotzdem finden. Und wenn beide in der Hinsicht das Selbe fühlen, spricht für mich nichts gegen "nur Sex".
Sicher gibt es genügend Kerle, die eine Frau nur als Objekt sehen. Wenn man diese Typen aber mal beobachtet, dann fallen einem zwei Dinge auf. Erstens, die Beziehungen (und wenn es nur Affären sind) halten nicht lange, weil der Kerl von der Frau irgendwann durchschaut wird ("Der Typ sieht mich nur als Objekt"). Zweitens prahlen sie wo es geht mit ihren Bettgeschichten herum. Diesen Leuten geht es also nicht um die Frau an sich, sondern nur um sich selbst, und benutzen Frauen dann als Mittel zum Zweck, um ihr eigenes Ego zu befriedigen. DAS ist für mich "objektorientiertes" Denken. Ich dagegen würde niemals irgendwelche Spielchen mit Frauen spielen, lehne Sex ohne Liebe aber trotzdem nicht ab. Da ich ihnen ehrlich etwas geben will, anstatt dass ich mir etwas von ihnen nehme, um mein Ego aufzupolieren.
Mit nettem Nebeneffekt: Hinterher fühle ich mich wahrscheinlich auch viel besser als die Kerle, die Frauen nur als Objekt sehen, weil ich im Gefühl habe, Frauen ehrlich etwas geboten, anstatt sie für etwas benutzt zu haben. Das ist sicher ein viel schöneres Gefühl als das Gefühl eines aufpolierten Egos. Weil es was mit Ehrlichkeit zu tun hat. Wenn ich außerhalb einer Beziehung mit einer Frau schlafe, dann soll sie auch wissen, dass ich wirklich finde, sie ist schön, und deswegen gerne meine Abende mit ihr verbringe, und nicht, weil ich mir selber etwas beweisen will. Und auch wenn es charakterlich nicht passt, finde ich sympathische Frauen schön, und gebe mich ihnen gerne hin. Auch wenn ich mich nicht in sie verlieben könnte.