Hallo, mein Leben verlief nicht so ganz einfach. Nach meinem geisteswissenschaftlichen Studium wurde ich krank (für mehrere Jahre) und fand danach keinen Job in dem Bereich, in dem ich studiert habe.
Also versuche ich nun mein Glück als freiberufliche Autorin, mache Übersetzungen und arbeite mal hier und da in Gelegenheitsjobs.
Normalerweise lebe ich 400km von meiner Mutter und ihrem Lebensgefährten entfernt. Beide sind jenseits der 70 (falls das jemanden interessiert).
Da der Lebensgefährte meiner Mutter, den ich jetzt mal Karl-Heinz nenne, krank wurde und mehrere Operationen brauchte, zog ich im November vorübergehend zu meiner Mutter in mein früheres Kinderzimmer, wo ich noch immer bin. Ich kann es mir erlauben, da ich keinen Mann und keine Kinder habe. Doch glücklich bin ich hier trotzdem nicht.
Nach einer Familienfeier war ich drauf und dran, in meine eigene 400km entfernte Wohnung zurück zu kehren, doch Karl-Heinz hatte einen Schlaganfall. Da er nur leichte Symptome hatte (die er nicht als Schlaganfall erkannte), wollte er nicht ins Krankenhaus und wäre zuhause geblieben, wenn ich ihn nicht überredet und in die Klinik gefahren hätte. Es folgte eine OP nach der anderen, weil sich herausstellte, dass sein Gefäßsystem eine einzige Baustelle war.
Zwischendurch wurde er immer wieder aus dem Krankenhaus entlassen und ich war diejenige, die ihre Übersetzungs- und Autorenarbeiten liegen ließ, um Karl-Heinz abzuholen oder zu Untersuchungsterminen ins Krankenhaus zu fahren.
Insgesamt nahm ich mir bestimmt 20 Tage frei, um Karl-Heinz zu Untersuchungen zu fahren oder um es meiner Mutter, die nicht gut Auto fahren kann, zu ermöglichen Karl-Heinz zu besuchen (das Dorf meiner Mutter liegt am Ende der Welt...bis zur Klinik sind es 45 Minuten).
Vor ein paar Tagen holte ich Karl-Heinz aus dem Krankenhaus nach hause ab. Bis zur nächsten Untersuchung werden nun drei Wochen vergehen.
Zwei Tage, nachdem Karl-Heinz wieder bei meiner Mutter war, passierte mir ein "verhängnisvoller Fehler": ich kochte Kaffee für ihn und meine Mutter. Und der Kaffee war kalt!
Im Grunde ärgerte ich mich während des Kaffeekochens darüber, dass sich Karl-Heinz nach dem Tod seiner eigenen Frau meine Mutter überrumpelte um bei ihr einzuziehen (sie kann schlecht Nein sagen), von vorne bis hinten bedienen lässt und Null Verantwortung für seine Handlungen übernimmt. Beispielsweise verlor er durch Trunkenheit am Steuer seinen Führerschein und muss nun entweder von meiner Mutter oder mir hin-und her kutschiert werden.
Als ich, nachdem ich den aus Versehen zu kalten Kaffee gekocht hatte, in meinem alten "Kinderzimmer" saß und damit beschäftigt war, all das, was ich durch Krankenhausfahrten an Arbeit liegen gelassen hatte, nachzuarbeiten, hörte ich wie Karl-Heinz auf dem Flur über den Kaffee und mich fluchte.
Er schimpfte vor sich hin: "die kann keinen Kaffee kochen. Die kann gar nichts!"
Ich konfrontierte ihn mit seiner Aussage, dass ich angeblich zu Nichts in der Lage wäre, doch er leugnete sie und sagte, ich hätte mich verhört. Doch es war so laut und deutlich...ich kann mich nicht verhört haben.
Ich muss zugeben, dass mich diese Aussage sehr verletzt hat, denn immerhin war ich es, die ihn wochenlang im Krankenhaus geholfen hat. Er war mit den Prozessen und Verwaltungsabläufen im Krankenhaus überfordert und brauchte jemanden, der ihn innerhalb der Klinik begleitete, Formulare für ihn ausfüllte...und eben dieses ganze Zeugs machte. Und all das tat ich.
Darüber hinaus, war ich es, die seinen Schlaganfall als solchen erkannt hat. Hätte ich keinen Druck gemacht ins Krankenhaus zu fahren (und ihn dorthin begleitet), wäre Karl-Heinz nun vermutlich nicht mehr am Leben.
Doch all diese Dinge erkennt er nicht.
Er sieht nur, dass ich keinen richtigen Job habe, worunter ich selber total leide. Doch der Arbeitsmarkt ist wie er ist. Wenn man ein paar Jahre lang krank war, ist man weg vom Fenster. Darüber bin ich selber sehr traurig, und wenn dann jemand sagt, ich würde nichts können, tut mir das total weh.
Meine Feiertage sind im Eimer. Ich bin nur noch traurig.
All das, was der Lebensgefährte meiner Mutter zur Kenntnis nimmt, ist der einmalig daneben gegangene Kaffee (ich habe schon so oft guten Kaffee für ihn gekocht) und mein Scheitern auf dem Arbeitsmarkt.
Dass ich ihn ohne zu Murren ständig hin-und her gefahren habe (obwohl er am Verlust seiner Fahrerlaubnis selber schuld ist), er ohne meine Hilfe im Krankenhaus aufgeschmissen gewesen wäre (es ist wirklich so), er es indirekt mir verdankt, dass all das, was in seinem Gefäßsystem nicht mehr in Ordnung war und wohl bald seinen Tod verursacht hätte, erkannt wurde...das zählt für ihn nicht. Oder vielmehr übersieht er es.
Und gestern hatte er weder für meine Mutter noch für mich ein Weihnachtsgeschenk. 🙁
Umgekehrt herum hatte ich für ihn natürlich eines.
Er sagte, er wäre nirgendwo hin gekommen, um ein Weihnachtsgeschenk zu kaufen. Doch so ganz stimmt das nicht. Schließlich gab es mehrere Tage, an denen ich ihn zu Untersuchungen ins Krankenhaus fuhr. Und auf dem Weg vom Krankenhaus nach hause hielt ich jedes Mal auf seinen Wunsch hin am Supermarkt (wo er sich Alkohol kaufte...ich habe es aufgegeben ihn zu bekehren...denn er ist a) kein starker Alkoholiker und b) leugnet er sein Trinken, wenn man ihn darauf anspricht).
Wenn er in den Supermarkt geht um sich Alkohol zu kaufen, dann sollten ein paar Pralinen, ein kleines Buch, ein Parfüm (zb für meine Mutter) auch drin sein, oder?
Und im Krankenhaus gibt es einen Kiosk. Er war ja nicht permanent ans Bett gefesselt. Er hätte dorthin gehen können um ein kleines Geschenk zu kaufen. Was ist ja eigentlich egal. Wie sagt man so schön: die Geste ist das, was zählt.
Aber Nein: es gab zu Weihnachten Nichts.
Nur Kritik. Dass ich nichts kann. 🙁
Mittlerweile bin ich so traurig, dass ich Karl-Heinz am liebsten nicht zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus fahren würde.
Er hat eine gute Rente, so dass es ihm finanziell nicht sonderlich weh tun würde sich ein Taxi zu nehmen.
Und wenn er im Krankenhaus mit den Formularen und der Orientierung nicht klar kommt...dann muss ihm halt meine Mutter helfen oder er hat eben Pech.
Meine Mutter findet sein Verhalten auch nicht gut, doch sein Vorgänger (mein verstorbener Vater) war von seinem Gesamtverhalten her noch schlimmer...so dass meiner Mutter jeder Mensch, der nicht der absolute Choleriker ist, wie das Paradies erscheint.
Doch ich bin verletzt. Wenn er sich für seinen Kommentar wenigstens entschuldigt hätte. Doch er tat nichts als ihn zu leugnen (genauso wie mit dem Trinken).
Würdet Ihr ihn weiterhin ins Krankenhaus fahren und Eure Zeit opfern oder ihn sich ein Taxi nehmen lassen und in Eure eigene, weit entfernte Wohnung zurück kehren?
Liebe Weihnachtsgrüße!
Also versuche ich nun mein Glück als freiberufliche Autorin, mache Übersetzungen und arbeite mal hier und da in Gelegenheitsjobs.
Normalerweise lebe ich 400km von meiner Mutter und ihrem Lebensgefährten entfernt. Beide sind jenseits der 70 (falls das jemanden interessiert).
Da der Lebensgefährte meiner Mutter, den ich jetzt mal Karl-Heinz nenne, krank wurde und mehrere Operationen brauchte, zog ich im November vorübergehend zu meiner Mutter in mein früheres Kinderzimmer, wo ich noch immer bin. Ich kann es mir erlauben, da ich keinen Mann und keine Kinder habe. Doch glücklich bin ich hier trotzdem nicht.
Nach einer Familienfeier war ich drauf und dran, in meine eigene 400km entfernte Wohnung zurück zu kehren, doch Karl-Heinz hatte einen Schlaganfall. Da er nur leichte Symptome hatte (die er nicht als Schlaganfall erkannte), wollte er nicht ins Krankenhaus und wäre zuhause geblieben, wenn ich ihn nicht überredet und in die Klinik gefahren hätte. Es folgte eine OP nach der anderen, weil sich herausstellte, dass sein Gefäßsystem eine einzige Baustelle war.
Zwischendurch wurde er immer wieder aus dem Krankenhaus entlassen und ich war diejenige, die ihre Übersetzungs- und Autorenarbeiten liegen ließ, um Karl-Heinz abzuholen oder zu Untersuchungsterminen ins Krankenhaus zu fahren.
Insgesamt nahm ich mir bestimmt 20 Tage frei, um Karl-Heinz zu Untersuchungen zu fahren oder um es meiner Mutter, die nicht gut Auto fahren kann, zu ermöglichen Karl-Heinz zu besuchen (das Dorf meiner Mutter liegt am Ende der Welt...bis zur Klinik sind es 45 Minuten).
Vor ein paar Tagen holte ich Karl-Heinz aus dem Krankenhaus nach hause ab. Bis zur nächsten Untersuchung werden nun drei Wochen vergehen.
Zwei Tage, nachdem Karl-Heinz wieder bei meiner Mutter war, passierte mir ein "verhängnisvoller Fehler": ich kochte Kaffee für ihn und meine Mutter. Und der Kaffee war kalt!
Im Grunde ärgerte ich mich während des Kaffeekochens darüber, dass sich Karl-Heinz nach dem Tod seiner eigenen Frau meine Mutter überrumpelte um bei ihr einzuziehen (sie kann schlecht Nein sagen), von vorne bis hinten bedienen lässt und Null Verantwortung für seine Handlungen übernimmt. Beispielsweise verlor er durch Trunkenheit am Steuer seinen Führerschein und muss nun entweder von meiner Mutter oder mir hin-und her kutschiert werden.
Als ich, nachdem ich den aus Versehen zu kalten Kaffee gekocht hatte, in meinem alten "Kinderzimmer" saß und damit beschäftigt war, all das, was ich durch Krankenhausfahrten an Arbeit liegen gelassen hatte, nachzuarbeiten, hörte ich wie Karl-Heinz auf dem Flur über den Kaffee und mich fluchte.
Er schimpfte vor sich hin: "die kann keinen Kaffee kochen. Die kann gar nichts!"
Ich konfrontierte ihn mit seiner Aussage, dass ich angeblich zu Nichts in der Lage wäre, doch er leugnete sie und sagte, ich hätte mich verhört. Doch es war so laut und deutlich...ich kann mich nicht verhört haben.
Ich muss zugeben, dass mich diese Aussage sehr verletzt hat, denn immerhin war ich es, die ihn wochenlang im Krankenhaus geholfen hat. Er war mit den Prozessen und Verwaltungsabläufen im Krankenhaus überfordert und brauchte jemanden, der ihn innerhalb der Klinik begleitete, Formulare für ihn ausfüllte...und eben dieses ganze Zeugs machte. Und all das tat ich.
Darüber hinaus, war ich es, die seinen Schlaganfall als solchen erkannt hat. Hätte ich keinen Druck gemacht ins Krankenhaus zu fahren (und ihn dorthin begleitet), wäre Karl-Heinz nun vermutlich nicht mehr am Leben.
Doch all diese Dinge erkennt er nicht.
Er sieht nur, dass ich keinen richtigen Job habe, worunter ich selber total leide. Doch der Arbeitsmarkt ist wie er ist. Wenn man ein paar Jahre lang krank war, ist man weg vom Fenster. Darüber bin ich selber sehr traurig, und wenn dann jemand sagt, ich würde nichts können, tut mir das total weh.
Meine Feiertage sind im Eimer. Ich bin nur noch traurig.
All das, was der Lebensgefährte meiner Mutter zur Kenntnis nimmt, ist der einmalig daneben gegangene Kaffee (ich habe schon so oft guten Kaffee für ihn gekocht) und mein Scheitern auf dem Arbeitsmarkt.
Dass ich ihn ohne zu Murren ständig hin-und her gefahren habe (obwohl er am Verlust seiner Fahrerlaubnis selber schuld ist), er ohne meine Hilfe im Krankenhaus aufgeschmissen gewesen wäre (es ist wirklich so), er es indirekt mir verdankt, dass all das, was in seinem Gefäßsystem nicht mehr in Ordnung war und wohl bald seinen Tod verursacht hätte, erkannt wurde...das zählt für ihn nicht. Oder vielmehr übersieht er es.
Und gestern hatte er weder für meine Mutter noch für mich ein Weihnachtsgeschenk. 🙁
Umgekehrt herum hatte ich für ihn natürlich eines.
Er sagte, er wäre nirgendwo hin gekommen, um ein Weihnachtsgeschenk zu kaufen. Doch so ganz stimmt das nicht. Schließlich gab es mehrere Tage, an denen ich ihn zu Untersuchungen ins Krankenhaus fuhr. Und auf dem Weg vom Krankenhaus nach hause hielt ich jedes Mal auf seinen Wunsch hin am Supermarkt (wo er sich Alkohol kaufte...ich habe es aufgegeben ihn zu bekehren...denn er ist a) kein starker Alkoholiker und b) leugnet er sein Trinken, wenn man ihn darauf anspricht).
Wenn er in den Supermarkt geht um sich Alkohol zu kaufen, dann sollten ein paar Pralinen, ein kleines Buch, ein Parfüm (zb für meine Mutter) auch drin sein, oder?
Und im Krankenhaus gibt es einen Kiosk. Er war ja nicht permanent ans Bett gefesselt. Er hätte dorthin gehen können um ein kleines Geschenk zu kaufen. Was ist ja eigentlich egal. Wie sagt man so schön: die Geste ist das, was zählt.
Aber Nein: es gab zu Weihnachten Nichts.
Nur Kritik. Dass ich nichts kann. 🙁
Mittlerweile bin ich so traurig, dass ich Karl-Heinz am liebsten nicht zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus fahren würde.
Er hat eine gute Rente, so dass es ihm finanziell nicht sonderlich weh tun würde sich ein Taxi zu nehmen.
Und wenn er im Krankenhaus mit den Formularen und der Orientierung nicht klar kommt...dann muss ihm halt meine Mutter helfen oder er hat eben Pech.
Meine Mutter findet sein Verhalten auch nicht gut, doch sein Vorgänger (mein verstorbener Vater) war von seinem Gesamtverhalten her noch schlimmer...so dass meiner Mutter jeder Mensch, der nicht der absolute Choleriker ist, wie das Paradies erscheint.
Doch ich bin verletzt. Wenn er sich für seinen Kommentar wenigstens entschuldigt hätte. Doch er tat nichts als ihn zu leugnen (genauso wie mit dem Trinken).
Würdet Ihr ihn weiterhin ins Krankenhaus fahren und Eure Zeit opfern oder ihn sich ein Taxi nehmen lassen und in Eure eigene, weit entfernte Wohnung zurück kehren?
Liebe Weihnachtsgrüße!
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