LonelyStudent
Mitglied
Hallo zusammen,
vielleicht könnt Ihr mir ja einen Rat geben, wie mein Leben endlich besser wird, oder wie ich zufrieden sein kann mit dem, was ich habe...
Über die Jahre habe ich schon einige Hilferufe verfasst. Kurz zusammengefasst, wie ich mich heute sehe:
vielleicht könnt Ihr mir ja einen Rat geben, wie mein Leben endlich besser wird, oder wie ich zufrieden sein kann mit dem, was ich habe...
Über die Jahre habe ich schon einige Hilferufe verfasst. Kurz zusammengefasst, wie ich mich heute sehe:
- nicht in Harmonie aufgewachsen: Vater war Alkoholiker, halbwegs intelligent, hatte aber im Leben nichts erreicht, weil selbst depressiv etc., konnte deshalb nur seine Familie beherrschen/tyrannisieren. Mutter war dann der Typ Dickschädel, der nicht vermitteln oder entschärfen kann, ist immer auf Konfrontation gegangen und hat ihm permanent unter die Nase gerieben, dass er ein Versager ist. Ich kann mich nur an wenige glückliche Momente erinnern, die aber auch nie lange angehalten haben. Irgendwie haben die das gebraucht, sich zu zoffen... Ich weiß aber noch, dass ich fast jeden Abend bzw. jede Nacht Angst hatte, dass sich die beiden streiten, wenn er besoffen aus seinem Kämmerchen Richtung Bett stolpert. Oder noch schlimmer: zu mir ins Zimmer kommt, um mir gute Nacht zuzulallen, was dann meine Mutter regelmäßig dazu gebracht hat, ihn anzufahren, dass er mich schlafen lassen soll. - Dann war die halbe Nacht erstmal dahin. Ich hab das lange ausgeblendet, aber mittlerweile so viele "normale" Leute und deren Eltern kennengelernt, bei denen das halt alles ganz anders abgelaufen ist in der Kindheit. Ich schätze, davon habe ich auch eine Angststörung davongetragen. Vielleicht liegt darin die Ursache für all meine "Probleme", vielleicht ist es aber auch nur eine Ausrede.
- Im Kindergarten war ich immer so still, dass sich mal eine Kindergärtnerin besorgt bei meinen Eltern gemeldet hat. Aber mehr ist da auch nicht passiert, außer Beschwichtigungen. Im Alter von 5 hab ich dann selbst reflektiert, dass ich "anders" bzw. ruhiger bin als andere Kinder und fand das richtig doof. Bin immer noch recht introvertiert, rede ungern und dann wenig.
- Schulische Leistungen waren durchwachsen - ich habe sehr früh mit dem Prokrastinieren angefangen. Mein Abischnitt war ok, aber vermutlich nur, weil ich auch halbwegs intelligent bin und mir das Wissen aus dem Unterricht gereicht hat. Zuhause habe ich fast nie gelernt, außer sehr kurz vor Prüfungen (am Tag davor, häufig auch nur morgens vor der Schule).
- Trotzdem habe ich mir immer mehr erhofft. Ich hatte den Wunsch, im Studium ein besserer Mensch zu werden und zeigen zu können, was in mir steckt. Daraus wurde aber leider nichts. Mit Ende 33 hatte ich, nach mehreren Wechseln, endlich einen Abschluss in der Tasche. Informatik-Bachelor nach viel zu vielen Semestern - hab halt auch da ständig aufgeschoben und Prüfungen aufs nächste, übernächste, fünftnächste Semester verschoben; auf die Thesis gabs eine "verdiente" Mitleids-4, weil Prof meine Probleme ernstgenommen/geglaubt hat und mir keine Steine in den Weg legen wollte.
- Jetzt bin ich 37, noch Vollzeit im Unternehmen beschäftigt, in dem ich meine Thesis geschrieben habe. Nebenbei bin ich noch im Master eingeschrieben, weil ich nicht wirklich loslassen/aufgeben will, aber das zieht sich auch wie Kaugummi. Mit den Jahren habe ich immer weniger Kraft, überhaupt etwas zu machen... Der Job dient dem finanziellen Überleben. Spaß macht er mir nicht. Motiviert nicht. Bietet mir keine Zukunftsperspektive. Auf meinem Konto landen am Monatsende 1800 Euro netto. Selbst als B.Sc. Informatik eine Lachnummer. Aber ich will nicht auf "hohem" Niveau jammern, denn ich bin der Meinung, dass ich momentan vielleicht sogar "berufsunfähig" bin (oder gar lebensunfähig?) und deshalb trotzdem froh, einen Job zu haben, bei dem das bisher gedulded wird. Ich schiebe einfachste Aufgaben vor mir her, teilweise monatelang, bis in die Nacht vor Ablieferung beim Kunden. Die typischen Nachtschichten der Hardcore-Prokrastinierer begleiten mich schon seit Jahren und gehen mir gewaltig auf die Nerven. Dabei kommt dann nie etwas wirklich Gutes raus, aber bisher gings irgendwie. Viel zu tun habe ich zum Glück nicht und ich glaube auch nicht, dass ich meine Arbeitgeber mein Gehalt irgendwie erwirtschafte. Schlimm ist auch, dass es immer schlimmer wird. In diesen Nachtschichten oder allgemein schaffe ich immer weniger. Es fühlt sich wirklich so an, als sei mein Akku leer und so kaputt, dass ich ihn nicht mehr aufladen kann.
- Gesundheitlich siehts auch nicht so rosig aus. Die vermutete Angststörung wurde sogar irgendwann mal beiläufig von einem Psychiater diagnostiziert, den ich mal wegen des Studiums um Hilfe gebeten habe. Ein paar Antidepressiva habe ich auch durch. Vielleicht bin ich davon dick geworden, jedenfalls bin ich adipös und habe nun auch Diabetes Typ 2. Oder ich wurde dick, weil die Insulinresistenz schleichend immer stärker wurde, wer weiß das schon. Wenn ich Stress habe, esse ich einfach viel mehr, ohne darauf zu achten, was es ist. Und das permanente Aufschieben, aus welchen Gründen auch immer, erzeugt verdammt viel Stress, damit verbunden der hohe Cortisolspiegel, was ja auch Gift für Diabetiker ist. Dazu noch Bluthochdruck (die übliche Kombination bzw. ein metabolisches Syndrom) und fiesen Tinnitus nach einem Knalltrauma als Jugendlicher.
- Eigentlich hatte ich nach dem Knalltrauma schon mit meinem bescheidenen Leben abgeschlossen, weils für mich einfach unfassbar schlimm war. Aber was will man machen? Irgendwie gehts weiter. Und so langsam wünschte ich mir, es ginge besser weiter. Aber wie? Ich hab einfach keine Kraft mehr, gegen mich selbst (Aufschieberitis, Versagensängste, Faulheit, Bequemlichkeit und so vieles mehr) anzukämpfen. Ich bin unfähig, Lebensziele für mich zu finden, mir macht einfach nichts Freude. Ich jammer seit Jahren oder gar Jahrzehnten über mehr oder weniger die selben Themen, aber komm einfach nicht aus diesem Loch heraus.
- Vielleicht würde ein anderer Job helfen. Mehr Geld, interessantere Aufgaben, höhere Motivation etc. - Aber schaffe ichs da überhaupt durch die Probezeit? Ich weiß nicht, wie kaputt ich wirklich bin. Den sicheren Hafen verlassen, in dem ich leider unzufrieden bin?
- Mich macht es fertig, dass ich meine Probleme auch heute noch nicht in den Griff bekommen habe, dass ich ewig studiert habe. Mir war meine Zukunft eigentlich immer egal, da sowieso alles doof war. Außerdem interessiert sich ein Depressiver wohl einfach nicht für die Zukunft. Ich frag mich permanent, ob das nicht alles Ausreden sind und ob ich einfach nur faul bin. Angeblich ist es ja nicht so, aber die Auswirkungen wären wohl die selben und vielleicht will mir der Gedanke deshalb nicht aus dem Kopf gehen.
- Was ist meine Zukunftsperspektive? Irgendwann werde ich nach zig Semestern den Masterstudiengang abbrechen, weil ich auch da keine Leistung erbringen kann. Wozu eigentlich weitermachen? Nur fürs Ego? Ohne Leistung verdiene ich damit wohl auch nicht mehr Geld. Ob ich den Job noch sehr viel länger behalten werde, weiß ich auch nicht. Ich habe während des Studiums zwar gejobbt und da ging auch immer was an die Rentenvesicherung, aber das waren Kleckerbeträge. Ich wüsste nicht, wie ich heute so leistungsfähig werden könnte, dass ich von meiner Rente später mal leben kann, weil ich so spät angefangen habe mit meinem richtigen Beruf. Also winkt die Altersarmut und ich hab heute schon kaum was übrig am Monatsende, was ich zurücklegen könnte. Eine Partnerschaft oder gar eine Familie zu gründen, kann ich mir wohl auch erstmal abschminken.
- Ich spiele mit dem Gedanken, mir eine Auszeit zu nehmen. Eine Kur/Reha zu machen; sowas wird ja auch mit Hinblick auf Stärkung der Psyche (Resilienz?) für Tinnitusgeplagte angeboten. Nach der Diabetes-Diagnose hat mir mein Hausarzt auch sowas in der Art angeboten. Also "fit" werden und dann als neuer Mensch einen anderen Job suchen? Oder steig ich komplett aus und vegetier mit meiner 1500 Euro Berufsunfähigkeitsrente bis zur Altersarmut vor mich hin?
- Ich weiß einfach nicht, wie ich "es" ändern kann. Viel zu viele Baustellen, viel zu viel Zeit vergangen, viel zu wenig Kraft/Energie/Zuversicht.
Zuletzt bearbeitet: