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Wie wichtig ist heute überhaupt noch ein Privatleben ?

G

Gast

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Hallo!

wollte hier ein thema ansprechen, was mir in letzter zeit oft begegnet. Es würde mich interessieren, wie ihr über das Thema denkt:

vor ein paar Tagen wurde ich in einen Streit verwickelt, der jetzt diese Frage in mir auslöst. Ich spiele Tischfußball im Verein und nehme es sehr ernst. Ein Kollege/Freund von mir hat mir vorgeworfen, dass es doch nur kinderkacke ist und ich in der Zeit des Trainings auch entweder was für die Uni machen könnte oder auf Partys gehen könnte, um Frauen kennen zu lernen, da beim "Kickern" (für ihn ist es kickern, da er denkt dass es ein albernes Kurbeln an stangen ist, für mich ist es aber sport mit persönlichem ziel in einer liga) ja nur Männer sind.
Aber wie sehr ihr das ? Man hat ja viel zu tun sowieso: Beruf/Uni, Nebenjob, vielleicht eigener Haushalt. Dann muss man ja auch noch Leute des anderen Geschlechts kennen lernen. Dazu gehen viele meiner Kollegen auf Partys. Und danach bleibt dann auch kaum noch Zeit frei. Und auch in dieser Restzeit gibts ja noch beliebig viele andere Verpflichtungen, die bei allen Menschen unterschiedich sind. Auf Partys gehen ist zwar auch ein Hobby, und ich finde es nicht besser oder schlechter als andere Hobbies, aber oft ist es auch kein Hobby sondern eine Verpflichtung (oft heißt nicht immer): man geht doch in den meisten Fällen auf eine Party, um Menschen des anderen Geschlechts kennen zu lernen. Warum macht man das ? Weil es in unserer Gesellschaft verlangt wird, einen guten Job, ein Haus, eine Frau und Kinder zu haben. Und der Druck ist groß: je älter man wird, desto geringer sind die Chancen auf eine Beziehung. Eine eigene Persönlichkeit oder eigene Interessen sieht ja niemand, daher ist das nicht so wichtig. Deshalb legen vielleicht einige Menschen ihre Freizeit auch nur nach diesen gesellschaftlichen Faktoren aus. Manchmal habe ich das Gefühl, mich dafür rechtfertigen zu müssen, bei Kollegen und Familie, dass ich mir diese Zeit nehme für mich, nur für mich, und nicht für irgendein gesellschaftliches Ideal. Klar, mal ins Kino gehen oder mal zwischendurch irgendwohin gehen geht natürlich immer, aber das ist nicht das Gleiche. Mit Hobby meine ich etwas Regelmäßiges, was man mit Ehrgeiz durchzieht, und nicht irgendwas, was man noch macht WENN gerade nichts anderes mehr zu tun ist. Es ist doch ein Teil der Persönlichkeit. Vor 2 Wochen habe ich meine Bachelorarbeit abgegeben und die Bearbeitungszeit war 3 Monate lang. Während dieser Zeit habe ich mein Hobby zurückgestellt, so dass ich nur 1 mal pro Woche statt 3 mal pro Woche zum Training gegangen bin. Das finde ich auch ok, denn die Bacheloarbeit ist wichtiger. Trotzdem hatte ich das Gefühl, mich bei Kollegen dafür noch rechtfertigen zu müssen. Natürlich ist sie insgesamt wichtiger. Für die persönliche Entwicklung halte ich ein hobby für wichtiger. Natürlich sollte man die Bachelorarbeit einem Hobby in der Priorität vorziehen. Aber deswegen auf alles verzichten ? Es gibt doch auch sowas wie eine work-life-balance ? Dass man mit einem Ausgleich besser arbeiten kann ? Und wenn man etwas nur für sich selbst macht, sollte auch diese work-life-balance keine Rolle spielen, so denke ich zumindest. Ich kenne viele Menschen, die ihr Leben einfach nur für die Gesellschaft optimiert haben und eigentlich auch von außen betrachtet zu beneiden sind: immer top gepflegt, studiert, sozial kompetent, also alles Faktoren, die einen auch für spätere Arbeitgeber attraktiv erscheinen lassen. Ein regelmäßiges Hobby haben diese Leute allerdings nicht in 100 Prozent der Fälle. Wenn man auf einer Party gefragt wird "was machst du so im Moment ?", wer antwortet da "ich spiele Fußball" oder "ich trete mit meiner Band auf" oder "ich hab letzte Woche mit meinen Freunden Schach gespielt" ? Das einzige Gesprächsthema ist immer nur: Ausbildung/Studium/Job, Nebenjob, Beziehungen für Unternehmen, Beziehungen bezüglich Ehefrau/Freundin und Äußerlichkeiten à la "schicke Frisur haste da", wobei diese wiederum auch natürlich wichtig sind, wenn man sich irgendwo bewirbt. Früher wars den leuten egal wie sie rumgelaufen sind. Die Neanderthaler haben einfach in den Tag hineingelebt und nicht auf Hygiene geachtet.

Dann kenne ich auch viele Leute, die ein bestimmtes Hobby sich angeeignet haben, um damit auch wieder ein gesellschaftliches Ziel zu erreichen: einige meiner Bekannten besuchen extra Tanzkurse. Nicht weil es sie wirklich interessiert, sondern weil dort viele frauen sind, die man kennen lernen kann. Einige legen sich Hobbies zu, nur um damit bei anderen angeben zu können. Wie bei den Eltern, die ihre Kinder z.B. zum Kunstturnen schicken, damit die Kinder leistungsfähiger werden. Aber mit Hobby meine ich etwas, was man NUR für sich selbst macht, nicht für die Gesellschaft und nicht für jemand Anderen. Und da sieht es, wenn ich meinen Bekannten/Freundeskreis so anschaue, sehr sehr mau aus.
Wenn einem das so gefällt und man völlig zufrieden damit ist, den ganzen Tag erst bei der Arbeit, dann beim Sex und dann faul auf der Couch zu verbringen, der soll das meinetwegen machen. Wer sich morgens 2 Stunden schminkt, um für andere gut auszusehen, dann arbeitet, abends nach hause kommt und danach noch zu Tanzkursen geht um Frauen kennen zu lernen, ohne sich wirklich dafür zu interessieren, der soll das von mir aus machen. Vor ein paar Tagen habe ich in der Bahn bei einer 45-minütigen Fahrt ein Gespräch mitgekriegt, bei dem es die ganze Zeit nur um Arbeit ging. Aber mir Vorwürfe machen, dass ich von meinem Hobby ja auch überaupt nichts habe, da es nicht gut für die Uni, nicht gut für Frauen (beim Kickern sind 90 % männer) und nicht gut bei Bewerbungen ist ? Mir Vorwürfe machen, dass ich mir in der Woche ein paar Stunden nehme für eine regelmäßige, zielorientierte Sache, die ich nur für mich und meine persönlichen Ziele mache und für niemanden anders/nicht für den Arbeitgeber ? Das finde ich eine Unverschämtheit. Für mich sind alle Menschen gleich viel wert. Wenn jemand kein regelmäßiges Hobby hat und in der Freizeit aber immer mal wieder gerne Strickt oder Ähnliches ist das genauso gut wie wenn jemand ein wahnsinniges zeitintensives Hobby hat. Ich finde nur, man sollte ein Hobby für sich selbst machen, ist meine persönliche Meinung. Wer es nicht tut ist natürlich auch nicht weniger wert. Aber mir solche Vorwürfe deswegen machen finde ich geht garnicht.

Wie sehr ihr das ?
 

Lúthien Tinúviel

Aktives Mitglied
Ich finde, das klingt alles so gezwungen und verbissen. Rechtfertigen musst du dich bestimmt nicht dafür, dass du ein Hobby hast, das dir Spaß macht und in das du Zeit investierst, denn genau dafür hat man doch Hobbies. Meine Hobbies sind für mein Privatvergnügen da, und wer damit ein Problem hat, hat halt Pech. Mein Privatleben ist mir sehr wichtig - darunter zähle ich übrigens auch die gelegentliche Party. Da gehe ich wenn dann nicht hin, um gezielt wen kennenzulernen (wenn sich das ergibt, ist es schön), sondern weil ich Lust drauf habe. Und wenn nicht, lasse ich es sein.

Übrigens sind meine Hobbies unter den Kriterien "nützlich für's Ansehen/gesellschaftliche Fortkommen" absolut nutzlos: viel lesen, selbst schreiben, handarbeiten, zeichnen, kochen. So what? Mir macht's Spaß, so wie dir dein Tischfußball-Verein. Das braucht man doch im Leben.

Ich kenne viele Menschen, die ihr Leben einfach nur für die Gesellschaft optimiert haben und eigentlich auch von außen betrachtet zu beneiden sind: immer top gepflegt, studiert, sozial kompetent, also alles Faktoren, die einen auch für spätere Arbeitgeber attraktiv erscheinen lassen. Ein regelmäßiges Hobby haben diese Leute allerdings nicht in 100 Prozent der Fälle. Wenn man auf einer Party gefragt wird "was machst du so im Moment ?", wer antwortet da "ich spiele Fußball" oder "ich trete mit meiner Band auf" oder "ich hab letzte Woche mit meinen Freunden Schach gespielt" ? Das einzige Gesprächsthema ist immer nur: Ausbildung/Studium/Job, Nebenjob, Beziehungen für Unternehmen, Beziehungen bezüglich Ehefrau/Freundin und Äußerlichkeiten [...]
Dann kenne ich auch viele Leute, die ein bestimmtes Hobby sich angeeignet haben, um damit auch wieder ein gesellschaftliches Ziel zu erreichen
Gruselig, oder? Schön findest du das nicht, so leben willst du nicht, das kann man ja aus deinem Beitrag klar erkennen. Deswegen: nicht nachmachen ;) Wenn diese Leute meinen, so leben zu müssen, bittesehr. Aber davon solltest du dich nicht verunsichern lassen. Es gibt unter solchen Menschen einige, die klammheimlich genau die Leute beneiden, die so eben nicht leben, die ihre eigenen Pläne und Hobbies haben und sich nicht in jedem Lebensbereich 100% auf "das gesellschaftliche Fortkommen" konzentrieren. Mich würde sowas ganz schnell sehr unglücklich machen - dich auch, wenn du ehrlich bist, oder?
 

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