Anzeige(1)

  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Wie tief muss ich noch sinken, damit es wieder aufwärts geht?

Nelia

Neues Mitglied
Ich schreibe das jetzt einfach mal runter, damit das ganze Gewirr aus meinem Kopf verschwindet.

Am 12.03. fing wieder alles von vorne an. Nach den Prüfungen kam ich nicht mehr zur Ruhe, war nur noch nervös und angespannt, bis ich irgendwann nicht mehr schlafen konnte und mich regelrecht in eine Panik gesteigert habe. "Ich muss jetzt schlafen. Wenn ich nicht schlafe, werde ich an Erschöpfung sterben.." etc. pp. Mit der Panik kam auch die Traurigkeit. Circa zwei Wochen ging das so und die Traurigkeit wurde immer schlimmer, die Nervosität blieb. Ich wusste, dass etwas mit mir nicht stimmt. Ich bekam einen Notfalltermin bei meiner ehemaligen Psychologin, die mir sagte, ich solle Sport machen und mich auf schöne Dinge konzentrieren. Drei Tage später hatte ich einen Termin bei einer Psychiaterin, die mir nach 5 Min Gespräch ein Rezept in die Hand drückte und mir sagte "Nehmen Sie das, wir haben alle mal schlechte Phasen". Die Tabletten habe ich natürlich nie genommen.

Wenig später kam der Gedanke "Was, wenn ich mir irgendwann etwas antue?" und wieder hatte ich Angst. Dieses Mal vor mir selber. Inzwischen war ich mir ja sicher, dass ich depressiv war und Suizid ist ja nicht selten bei Depressionen, also war ich besessen von der Angst, dass ich mir etwas antun würde. Ich hatte nur die Angst, keine Pläne. Sterben war ja auch nie das, was ich wollte. Irgendwann bekam ich dann von meinem Hausarzt Tabletten verschrieben. Da ich ihm vertraue, nahm ich die auch und ich wurde ruhiger und konnte endlich wieder schlafen. Dennoch blieben meine Ängste und meine Traurigkeit meine treuen Begleiter.

Schlussendlich wusste ich mir nicht mehr anders zu helfen und ließ mich auf eine Psychotherapiestation einweisen. Dort sagte ich "Ich habe Angst, dass ich mich umbringe." und wurde als latent suizidal eingestuft. Das machte mir nur noch mehr Angst. Irgendwie schien dort keiner verstanden zu haben, was mein Problem war. Nach drei Monaten wurde ich entlassen, genauso schlau wie vorher und mit genau den gleichen Gedanken wir vorher. Im Nachhinein betrachtet würde ich sagen, dass man mich falsch behandelt hat. Bei der Entlassung war es Mitte Juli.

Ich wurde freitags entlassen, montags war ich wieder arbeiten. Alles schön und gut. Die Arbeit tat mir anfangs sogar gut. Solange, bis ich dort alles abgearbeitet hatte, was liegengeblieben war und ich zuviel Zeit zum Nachdenken hatte. Auch eine eigene Wohnung nahm ich mir, hatte ich doch in der letzten Zeit wieder bei meinen Eltern gewohnt. Eine ambulante Therapie hatte ich aufgrund der unzumutbaren Wartezeiten leider noch nicht beginnen können.

Eines Tages, es war ein Freitag, ging ich zum Sport. Da ich wenig gegessen hatte, machte mein Kreislauf ein wenig schlapp und schwupps! da war die nächste Panikattacke. Seitdem hatte ich panische Angst vor Unterzuckerung und Kreislaufkollaps. Schrenkte mich aber noch nicht wirklich ein. Jedoch wurde die Panik immer schlimmer, so dass ich mal eine komplette Autofahrt von der Arbeit nach Hause (1h) in kompletter Panik verbrachte, weil ich Hunger hatte und dachte, dass ich jeden Moment ohnmächtig werde. Meine Angstanfälle wurden immer schlimmer. Plötzlich traten sie auf der Autobahn auf. So heftig, dass ich abfahren und über die Landstraße fahren musste. An einem Wochenende war ich krank und hatte folglich am Samstag nicht viel gegessen. Am Sonntagmorgen war ich dann ziemlich unterzuckert und schon kam die nächste heftige Panikattacke. Am darauffolgenden Feiertag das gleiche Spiel.

Seitdem ist alles wieder wie vor 6 bzw 12 Jahren. Mein Leben besteht fast nur noch aus Angst und Panik. Arbeiten kann ich schon seit 6 Wochen nicht mehr. Ich kann meinem Freund keine gute Partnerin mehr sein. Alles fing mit der Angst vor Unterzuckerung an. Dann hatte ich plötzlich Angst zu ersticken, weil ich immer das Gefühl hatte, dass es mir die Kehle zuschnürt. Plötzlich war dann wieder die Angst da, dass ich morgens nicht mehr aufwache. Und jetzt habe ich wieder die Angst, dass ich plötzlich tot umfalle. Ich muss fast lachen, wenn ich das alles so aufschreibe, so absurd liest sich das Ganze.

Nein, ich renne nicht von Arzt zu Arzt. Was soll das bringen? Ich messe auch nicht krampfhaft meinen Blutdruck. Was soll das bringen?

Mein Therapeut, den ich inzwischen habe, sagt, dass ich Angst vor Kontrollverlust habe. Was ja auch stimmt. Ich habe Angst, die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren. Aber wie soll man sich diesen Ängsten stellen? Ich kann mich dem Tod nicht stellen. Ich kann ihn aber auch nicht akzeptieren. Ich will nicht sterben. Ich will nicht einfach weg sein. Eine Lücke hinterlassen. Und schon gar nicht will ich, dass ER es bestimmt und nicht ich. Wie tief kann ich noch sinken? Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich den Verstand (ergo die Kontrolle) verliere. Dass es in meinem Hirn einen Knall gibt und ich einfach wahnsinnig werde und hysterisch schreiend oder lachend durch die Gegend laufe und dann mit Medikamenten vollgedröhnt meinem Ende in irgendeiner geschlossenen Anstalt entgegen sieche.

Ich vermisse mich so sehr. Ich vermisse mein Leben. Ich vermisse das Vertrauen in das Leben und in meinen Körper. Kommt das wieder? Wie kann ich es erreichen? Und wieviel kann ein Mensch ertragen? Ich bin hilflos. Und ich fühle mich ausgeliefert. Hat das auch schon mal jemand (üb)erlebt?
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöscht 32652

Gast
Du scheinst Angst vor fast allem zuhaben was einem Menschen im Leben wiederfahren kann.
Nun ist es aber so das die meisten ebendoch Steinalt werden auch wenn es hier und da mal zwickt und zwackt.
Leider scheint mir deine Angst aber die Kontrolle über dein Leben zu haben du lebst für die Angst.

Wäre ich dich würde ich mit einem Psychologen darüber reden (unverbindlich) sprich ohne Einweisung.
Die meisten Psychiatrien unterhalten eine Institutsambulanz,dort gehst du hin und meldest dich an, in der regel hast du dann einen Zeitnahen Termin.

So würde ich es machen
 

Nelia

Neues Mitglied
Hallo Shorn,

vielen Dank für deine Antwort. Du hast Recht, die Angst hat mich voll im Griff. Nun, ich mache ja schon eine ambulante Therapie. Seit 5 Wochen oder so. Und mein Therapeut und auch meine Psychiaterin sagen beide, dass es zu Beginn erstmal schlimmer wird bevor es besser werden kann. Daher danke ich dir für deinen Rat, aber ein Besuch in der Institutsambulanz ist für mich (noch) nicht das Mittel der Wahl.

Ich fühle mich gerade einfach nur so ausgeliefert, habe meine Gedanken fast nicht mehr im Griff. Denn ich weiß ja, dass alle Symptome ein Resultat meiner Gedanken und Ängste sind.

Ich hoffe, dass es bald besser wird.
 

BC73

Neues Mitglied
Auch wenn ich solch einen Zustand noch nicht hatte kann ich genau nachempfinden wie du dich fühlst. Ein Gedanke, der mir gleich kam ist folgender: Heutzutage sind wir sehr verwöhnt was Kontrolle angeht. Man kann eigentlich alles selbst bestimmen und lenken. Und genau das kann dazu führen, dass dann die Dinge, über die man keine Kontrolle hat und auch nie haben wird einen verängstigen und in Panik geraten lassen. Auch wenn sich das abgedroschen anhört, aber ich glaube du musst es schaffen zu akzeptieren, dass es diese nicht vorhersagbare Variable gibt. Deine Ängste bezüglich tod umfallen und unterzuckerung sind einfach schwachsinn. Aber fühl dich jetzt nicht davon angegriffen doer missverstanden. Ich weiß ganz genau, wie du dich gerade fühlst und darüber denkst, wenn ich so etwas schreibe. Eben wieder missverstanden. Aber das sollte nur zum Ausdruck bringen, dass es so einfach nicht passieren wird. Fertig. Du wirst nicht einfach ersticken oder ohnmächtig werden, solange du kein Diabetis hast und selbst die Leute, die genau davon betroffen sind haben immer einen Zuckerwürfel in ihrer Hosentasche und pfeifen sich den beim Sport rein, wenn sie merken, dass ihr Kreislauf schwächelt und dann stabilisert sich alles wieder. Es ist also kein Zauberwerk.

Ich glaube aber, dass du dir dann das nächste Thema suchen wirst und dich daran aufreiben wirst. Deshalb habe ich das mit dem Schwachsinn auch so deutlich gesagt! Ich denke du musst dich mit dem Gedanken auseinander setzen, dass du nicht über alles im Leben Kontrolle haben kannst. Stell dir mal vor du lebst in Syrien oder warst im Zweiten Weltkrieg... Da hattest du einfach keine Kontrolle und die BEdrohungen waren wesentlich realer! Sieh Leben nicht als Bedrohung an sondern einfach als ein nicht vollständig kontrollierbares Ereignis. Und daran liegt ja auch die Schönheit, aber das wirst du zur zeit nicht sehen können. Genauso wie schlechte Dinge passieren können passierne auch wunderschöne Dinge. Und heutzutage passieren dir wirklich nur sehr sehr sehr selten wirklich schlimme Dinge. Deine Ängste sind hausgemacht und produkt deiner eigenen Phantasie. Und das ist ein Problem, dass du lösen willst und auch musst, weil es zu starke AUswirkungen auf deinen Alltag hat. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass man da in einer Therapie etwas nachhaltiges erreichen kann. Versuch dich mal zu entspannen und deinem Geist und Körper Ruhephasen zu gönnen, damit sich beide regenerieren können. Und wenn es nur folgendes ist: Vertrau mir, dass dir heute ncihts passieren wird und lass dir ein Bad ein und leg dich mal für ne halbe Stunde rein und schließ die Augen und versuch einfach mal los zu lassen und nicht diese krampfhafte Kontrolle halten zu wollen. Meinetwegen leg dir noch nen Zuckerwürfel unter die Zunge ;)

Kopf hoch, bin da echt zuversichtlich, was die aufarbeitung deines Problems angeht!!
 
L

Lenja

Gast
.
... ich weiß ja, dass alle Symptome ein Resultat meiner Gedanken und Ängste sind.
..Oder ein Resultat deinen momentanen Einstellung zu zum Leben und deiner Existenz, liebe Nelia?

Denn so war es in der ähnlichen Situation mal bei mir. Auch ich litt an solchen Ängsten und Depressionen und ich weiß, wie schlimm das ist.

Was mir daraus (außer Therapie) half, war die immer deutlicher werdende, grundlegende Erkenntnis, worum es eigentlich im Leben geht, was es eigentlich bedeutet, zu leben. So habe ich die eigene, einfache, Lebensphilosophie (er)funden, die mir aber weitgehend meine Ängste nahm.

Und das wäre sie ungefähr in Kürze:

"Weil ich es weiß, dass ich irgendwann sterben und all das für mich irgendwan ein Ende finden muss, konzentreire ich mich hauptsächlich auf das Leben. Bis dahin ist das Leben meine wichtigste (oder sogar einzige) Aufgabe und mein Ziel."

In dieser Formulierung/Einstellung berücksichtige ich auch den Tod, verdränge ihn nicht, mache zu einem Argument für mein Leben. Und da er dadurch von mir wahrgenommen und beachtet wird, muss er sich nicht in mein bewusstsein mittels der Ängste drängen. Er "weiß", ich weiß um ihn, dass er mal kommt und ist deshalb damit "einverstanden", dass ich mich bis dahin meinem Leben intensiv widme.

Vielleicht könne dir diese Gedanken auch ein wenig helfen?

Lebe Grüße und alles Gute!
Lenja
 

Anzeige (6)

Autor Ähnliche Themen Forum Antworten Datum
Sina1986 Wie komme ich aus meinem Tief wieder raus ? Ich 15
D Wie schafft man es auf Menschen zu zugehen? Ich 33
L Tagebuch: Wie geht es weiter? Ich 1

Ähnliche Themen

Anzeige (6)

Anzeige(8)

Regeln Hilfe Benutzer

Du bist keinem Raum beigetreten.

    Anzeige (2)

    Oben