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Wie steige ich als Psychologe aus dem Hamsterrad der Wissenschaft aus?

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Gelöscht 118103

Gast
@Juke ich betone noch mal: Man ist nie zu alt von vorne zu beginne - egal wie es mit Verpflichtungen und Möglichkeiten bestellt ist. Es gibt einzelne Menschen genauso wie Familien, die noch mal von vorne beginnen - entweder weil sie es wollen oder weil sie es müssen. Vertrauen ist das Zauberwort! Natürlich ist das nicht einfach, aber es bedeutet zu leben... weiterzugehen und nicht "stillzustehen und zu verzweifeln". Fällt man hin, dann steht man wieder auf und ändert seinen Weg etwas.

Das muß aber jeder für sich entscheiden. Glaubensätze der Gesellschaft und der Erziehung sind für mich schon lange passé!

Wenn ich nur an das finanzielle denken würde, dann würde ich noch im Hamsterrad gefangen sein. Ich musste auch- trotz großer Qualifikation und einem tollen Angebote in der Tasche - wieder von vorne anfangen, mit einem kleinen Azubi-Gehalt alles finanzieren und nebenbei noch arbeiten, damit ich meinem Herzen folgen konnte. Auch Verpflichtungen hatte ich und auch jetzt noch. Das hält mich aber nicht davon ab meinen Weg zu gehen und allein das zählt für mich: Das man das macht, was einen glücklich macht! Davon profitiert dann auch das eigene Umfeld.

Und damit bin ich dann hier raus. Wenn Du @NorwegischerWaldkater mit mir reden möchtest, kannst Du mich gerne per PN oder Chat anschreiben.
 
G

Gelöscht 120878

Gast
Erst einmal vielen Dank für eure Antworten!

Das sind wirklich viele Ideen, von denen natürlich auch ich ein paar selbst schon hatte - aber es ist auch einfach schön, solche Gedanken "von Außen" zu bekommen. Und es freut mich vor allem, das niemand so etwas wie "Arbeit ist halt nicht immer Spaß" oder "Da muss jeder durch" gesagt hat, was halt so die Standardperspektiven meiner Familie sind - und mit Freunden kann ich leider schwer über das Thema reden, da etwa die eine Hälfte glücklich in der Forschung ist, und die andere in komplett anderen Bereichen (ohne Studium, mit Ausbildung etc.) arbeitet, und somit zwar versuchen kann, sich in mich hineinzuversetzen, aber das alles nicht aus eigener Anschauung kennt.

Mir ist jetzt, als ich über die Anregungen, für die ich sehr dankbar bin, nachdachte, etwas aufgefallen, das vermutlich bei mir und bei vielen anderen, die sich umorientieren wollen, ein großes Problem ist: Sobald ich über einen Vorschlag für eine Alternative - z.B. Quereinstieg Lehrer, Unternehmensberatung, andere Staatsstelle, Mittelbaustelle etc. - nachdenke, sage ich in Gedanken sofort "Ja, aber ...", sehe gleich viele Gründe, warum das alles auch nicht gut ist bzw. noch schlechter sein könnte als die jetzige Situation, verwerfe die Option, und bin wieder auf das Hier-und-Jetzt zurückgeworfen.

Ich glaube, das ist das zentrale, was ich ändern muss: Ich sammle jetzt einfach mal alle Optionen, die ihr und die ich selbst sehe, und verwerfere erst einmal gar nichts davon, sondern scanne Job-Portale etc. nach Angeboten in diesen Bereichen. Und dann bewerbe ich mich einfach mal und schaue, was zurückkommt und wie Gespräche laufen - verlieren kann ich ja so nichts.

Und vielleicht probiere ich das, was @cucaracha und @_Alpha_ vorgeschlagen haben, und rede mal mit dem lokalen JobCenter - laut Website machen die ja auch wirklich Job- und Neuorientierungsberatung. Nur wohne ich in einer Kleinstadt, wo trotz riesigem Studentenanteil in der Bevölkerung das Arbeitsamt laut Erzählungen von Bekannten und Kollegen praktisch absolut nicht auf Akademiker ausgerichtet ist - eine Kollegin, die nach ihrer Promotion nicht verlängert wurde und sich deshalb übergangsweise arbeitslos mledete, wurde 2018 sogar aufgefordert, sie solle sich durch einen Word-Kurs weiterqualifizieren ...

Das hat mich jetzt aber auf eine andere Idee gebracht, die ich auch umgesetzt habe, und die vielleicht auch für andere, die sich neuorientieren wollen, geeignet ist: Ich bin gerade Mitglied im BDP, also dem Psychologen-Verband geworden - dieser bietet für Mitglieder auch Berufsberatung, Weiterbildungsberatung oder Unterstützung, wenn man sich selbstständig machen will an. Vermutlich in der zweiten Januar-Woche kann ich dort einen Telefonberatungstermin wahrnehmen - und vielleicht bringt das mehr als die Coaches, bei denen ich früher war, da ich hier hoffentlich von jemand beraten werde, der ähnliche Situationen wie meine sowie mögliche Optionen, die man mit meinem Hintergrund hat, kennt. Und - um daraus nur was zu ziehen, das auch für andere Lesende interessant sein könnte - solche Berufsverbände gibt es sicherlich auch für andere Bereiche - vielleicht ist solche anzusprechen ja generell eine gute Idee.

Also: Nochmal danke für eure Gedanken und Zeit - wie man sieht nehme ich sie auf und arbeite an mir :).

Noch kurz konkret zu ein paar der von euch genannten Ideen:

Das Thema Unternehmensberatung habe ich auch auf dem Schirm. Tatsächlich habe ich Wirtschaftserfahrung, da ich nach dem Master erst ein paar Jahre in einem Fraunhofer-Institut gearbeitet und dort auch Kooperationsprojekte mit mehr oder weniger bekannten Unternehmen gemacht habe. Auch vieles, was ich thematisch vorweisen kann (Konsumentenpsychologie, Produktentwicklung und -testung mit quantitativen und qualitativen Verfahren, "Trendthemen" wie Elektromobilität und Digitalisierung) wäre vermutlich für Unternehmen bzw. Unternehmensberatung relevant. Ich bin halt nur skeptisch, weil ausnahmslos jeder, den ich kenne, und der mal selbst in einer Beratung Praktikum gemacht oder sogar länger dort gearbeitet hat, erzählt, dass es fast immer - sorry für die Formulierung - asoziale Haifischbecken sind, und man sich körperlich und psychisch aufarbeitet, eben in der Hoffnung irgendwann übernommen zu werden. Das möchte ich nicht, da ich jetzt schon meist 50-60h Woche arbeite um irgendwie über die Runden zu kommen, und ich diese Zahl lieber verkleinern will, um mal neben der Arbeit auch irgendwie leben zu können und Energie für mehr soziale Beziehungen etc. zu haben. Aber es ist, wie gesagt, eine Option.

Und, ja, ich bin (leider) ziemlich flexibel, d.h. familiär nicht gebunden. Irgendwie war für mich immer alles ein wenig ein Kampf - das Studium, die direkte Zeit danach, dann die erste Neurorientierung, dann die Promotionszeit, und dann die Post-Doc, d.h. Nach-Promotionszeit, die ziemlich genau mit dem Corona-Anfang zusammenfiel - und irgendwie sind dabei nie stabile Beziehungen/Partnerschaften entstanden. Vielleicht auch, weil ich immer die (sicherlich dumme und unrealistische) Vorstellung habe, dass ich erst "mein Leben im Griff" haben muss, dass ich erst irgendwie genau wissen muss, wer ich bin und was ich mache und was ich weiter im Leben vorhabe, bevor ich dieses Leben dauerhaft mit jemanden teilen kann. Aber mit etwas Abstand betrachtet weiß ich natürlich, dass das illusionär ist, und niemand von uns jemals fertig ist, höchstens wenn wir tot sind, und dann ist es für Dating meist etwas zu spät.

Aber das positive davon ist, dass ich beruflich wirklich so ziemlich für alles offen wäre - am liebsten würde ich auch einmal im Ausland, idealerweise in Skandinavien, wo ich schon oft war und immer sofort heimisch und wohl gefühlt habe, arbeiten und leben - dafür mache ich auch gerade einen Norwegisch-Kurs.

Vielleicht ergibt sich ja auch in diese Richtung was.

Jedenfalls nochmal vielen Dank für euren Input!
 

Daoga

Urgestein
Wie wäre es mit einem Job in Staatsdiensten? Ist zwar altersmäßig etwas spät, wenn Du an Verbeamtung denkst, aber das machst Du mit Deinen Qualifikationen locker wett. Da kannst Du gleich in einer ziemlich hohen Position einsteigen. Die Vorteile sind: sicheres Einkommen, sichere Kursvorgaben bei der zu erbringenden Leistung. Nachteil: ewiger Sklave des Staates. Allerdings gibt es auch beim Staat Stellen für Fachkräfte aus der freien Wirtschaft, die nicht verbeamtet werden. Informier Dich mal, ob Dein Bundesland (oder ein anderes was Dir genehm wäre) gerade Stellen zu besetzen hat, die Dir liegen.
 
G

Gelöscht 120878

Gast
Hallo @cucaracha & @_Alpha_ : Ja, ihr habt Recht, Therapieausbildung wäre auch noch eine Möglichkeit, aber für mich wäre das wirklich ein etwas zu großer Aufwand, und ich vermute auch, dass ich tatsächlich die notwendigen Module nicht alle gesammelt habe, da ich einen medien-/technologiebezogenen Fokus gemacht habe, und im Master praktisch gar keine Klinik mehr hatte.

Ich fürchte auch - und das hat mich schon damals während des Studiums von dem klinischen Schwerpunkt weggetrieben - wenn man wie ich sehr "involviert" ist und sich schwer emotional von der Arbeit distanzieren kann, dann kann eine klinische Tätigkeit, wo man noch mehr mit auch schwierigen, von einem selbst trotz allen Anstrengungen nicht änderbaren Schicksalen zu tun hat, einen ziemlich fertig machen. Zumindest ging es mir damals während eines Pflichtpraktikums in einer Klinik so, wo wir u.a. ziemlich verwahrloste Kinder in einer betreuten Wohngruppe hatten, die einem einerseits total leid taten, weil sie teils sogar explizit froh waren, hier zu sein, weil sich hier endlich mal jemand um sie kümmerte und sie nicht nur den ganzen Tag über nur den Fernseher als Ansprechpartner hatten, die aber andererseits auch plötzlich umschalten und sich gegenseitig oder uns gewalttätig angehen konnten. So was nahm mich ziemlich mit, und immer wieder so etwas zu erleben kann ich mir auf die Dauer irgendwie nicht vorstellen.

Daher finde ich eher außerklinische beratende Tätigkeiten wie z.B. Coaching oder auch Studienberatung, wie es @LW84 als Möglichkeit nannte, attraktiv. - Da müsste ich nur klären, was für Qualifikationen sonst noch gewünscht oder notwendig sind.

@_Alpha_ : Auch nur interessehalber - ich las es so, dass Du auch Psychologe bist - studierst Du derzeit noch oder bist Du auch schon fertig und arbeitest?
 
G

Gelöscht 77808

Gast
Ich wage mich mal dazu.
Einen pro-Tip kann ich nicht geben, nur einen contra-Tip.

Hier wurde der Vorschlag gemacht, in eine Verwaltung zu gehen.

Deine aktuelle Arbeit schätze ich so ein, dass Du zum Beispiel am Oberthema "zukünftige Ernährung der Weltbevölkerung" mit arbeitest, das ganze aber ausschließlich unter (ernährungs?-) psychologischen Gesichtspunkten.
Als Teilaspekt würde seinerzeit angeregt gewesen sein, Insekten zu Nahrung zu verarbeiten.
Da es überflüssig wäre, eine Bevölkerung zum Insekten essen zu animieren, die dies eh schon tut, fallen asiatische Bereiche weg. Vom Rest wählst Du den europäischen Raum, davon einen überprüfbaren Bereich zwecks Erstellung von Studien, hier also Dein Umfeld.
Da sich in Deinem Umfeld überwiegend Asiaten aufhalten, ist das Ergebnis bestenfalls "diskutierbar".
Zudem hat sich die Politik noch nicht festgelegt, wie Insekten endgültig als Lebensmittel herzustellen und zu verarbeiten sind, so dass die Studie zwar ein Ergebnis bringt - aber das publizierte Paper in Fachartikel nicht aufgenommen wird, weil es an anderen Sichtweisen und Voraussetzungen der Umsetzung scheitert.... und so weiter.

Lass mich dies in etwa auf Verwaltungen übertragen.

Ausser Frage dürfte stehen, dass man mit einer entsprechenden Qualifikation der Leitungsebene angehören sollte, vielleicht im Bereich einer Mittelbehörde.
Ausgeschrieben wird daher ein Posten, der darauf abzielt, einen qualifizierten Mitarbeiter einzustellen, der dem Personalmangel wegen des anstehenden Generationenwechsels ( babyboomer) entgegen wirken soll, daher das Interesse an der Behörde bei Bewerbern wecken soll.

Nun ist es aber nicht so dass man sofort selbständig los legen kann, sondern zunächst erfolgt eine Einarbeitungsphase, damit man Verwaltungsverfahren verinnerlicht.

Es gilt also, anhand von Gesetzen, Verordnungen, Durchführungsverordnungen, Erlassen, Verfügungen und fachlichen Weisungen einen derartigen Wust an Vorschriften zu bedenken, dass man - ehe man damit fertig ist - die Zeit verpasst hat- also indessen mehr Personal eingestellt wurde als gebraucht wird, so dass die Empfehlung lautet, Du könntest Statistiken von Statistiken auswerten um eine Wahrscheinlichkeit zu berechnen, was passieren würde, wenn die Situation erneut auftaucht.

Parallel dazu gilt es Personalführungsaufgaben zu übernehmen - denn das gehört dazu.
Hier gibt es nicht viel zu delegieren, also musst Du es selbst tun.
Im Laufe der Zeit hat sich daher Deine Tätigkeit etwa in den Arbeitsumfang des von Dir genannten IT Beraters verschoben, und Deine Fachkenntnisse, wegen derer du eingestellt wurdest, verabschieden sich mangels Nutzung.
Du hast Dich erfolgreich integriert, aber der Job hat mit dem was Du tun solltest und wolltest nichts mehr zu tun.
Der Wechsel wäre vollzogen- falls er denn so gewünscht ist.

Meine Sachgebietsleiterin beispielsweise ist Juristin und könnte Rechtsanwältin sein.
Derzeit ist sie - so ließ sie verlauten - damit ausgelastet, anhand der sich ändernden Corona-Situation Raumbelegungspläne zu entwerfen, die sie laufend an eingehende Krankmeldungen der vorgesehenen Beschäftigten anpasst und ausgibt.
Durch eine Verfügung genießt diese ihre Tätigkeit aus Fürsorgegründen künftig Priorität, was meiner Ansicht nach ( nicht nur hier) eine reine Verschwendung von (delegierbaren) Ressourcen darstellt , die in Verwaltungen nun mal hinzunehmen sind.
 
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