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  • Liebe Forenteilnehmer,

    Im Sinne einer respektvollen Forenkultur, werden die Moderatoren künftig noch stärker darauf achten, dass ein freundlicher Umgangston untereinander eingehalten wird. Unpassende Off-Topic Beiträge, Verunglimpfungen oder subtile bzw. direkte Provokationen und Unterstellungen oder abwertende Aussagen gegenüber Nutzern haben hier keinen Platz und werden nicht toleriert.

Wie sinnvoll sind immer mehr Schutzräume? Was stärkt Menschen? Was schwächt sie?

Schwänli

Aktives Mitglied
Dieser Thread ist aus diesem im Feedback-Forum hinterlassenen Beitrag sowie nachfolgenden Beiträgen und Anregungen durch @TomTurbo und vor allem @grisou entstanden.

Dabei soll es hier nicht um die auslösende Forumsmoderation gehen, sondern ganz allgemein um das gleich nachfolgend Beschriebene:



  • Ich beobachte eine Zunahme von Rücksichtnahme auf Befindlichkeiten und mögliche Verletzlichkeiten über eine Grenze hinaus, die eventuell das Gegenteil von dem erreicht, was eigentlich erreicht werden sollte: Zu schützen, um zu helfen, zu schützen, um zu stärken. Ab einem gewissen Punkt "pflegt" und nährt man damit unter Umständen auch vorhandene Befindlichkeiten.

  • Mir geht es aber auch um eine mögliche negative Auswirkung auf diejenigen (Haudegen, Sprücheklopfer, Pauschalisierer) vor denen man Schwächere schützt, denn auch sie werden nach meiner Beobachtung mit beeinträchtigt, wenn man sie über gewisse Punkte hinaus um Rücksichtsnahme und quasi schon stets perfektes Benehmen bittet.
Oder wie ich in meinem ganz oben verlinkten Ursprungsbeitrag schrieb:

"Soetwas schwächt in meinen Augen die Menschen. Es macht die stärkeren Diskutanten ohnmächtig und festigt sie noch mehr in ihren Sichtweisen, und es fordert Schwächere dazu auf, sich noch weniger um ein Erlernen von Konfrontation mit Schwierigkeiten zu beschäftigen."



In die o.g. Diskussion mit integriert war auch eine eigene Erfahrung, wie mich weniger Hilfesuche mehr gestärkt hatte.

Die Frage ist letztendlich auch eine um das Ringen zwischen Freiheit und Grenzziehung.

Eine grenzenlose Freiheit, also eine Zügellosigkeit, würde sog. „Reißwölfen“ Tür und Tor öffnen. Skrupellosere oder auch nur robustere oder angstfreiere Menschen würde sie zu stärkeren bis heftigsten Grenzüberschreitungen einladen. Grenzenlosigkeit ist Murks. Ab welchem Punkt dürften sich aber die positiven Aspekte von Grenzsetzungen eventuell wieder umkehren? Was passiert, wenn zu viel Hilfe, zu viel Schutz angeboten wird? Und wo, an/ab welchem Punkt, ist so ein „zu viel“ erreicht?

Angeregt durch das Interesse von @grisou würde ich mich freuen, wenn diese Thematik auch für alle möglichen Nebenaspekte offen ist. Mir wurde näher gebracht, dass man sich in der sogenannten Selbsthilfe mit der Thematik des Empowerment beschäftigt, damit Menschen wieder in Eigenverantwortung geraten, und dass man sich dort offenbar auch mit der Frage beschäftigt, ab wann Hilfe keine wirkliche Hilfe mehr ist.

Ich werde in der nächsten Zeit selber die eine oder andere Anregung hier reinstellen, da ich zu dem Thema mal ein paar Artikel aufgehoben hatte zum Beispiel....
 
O

--Omom--

Gast
... Ab einem gewissen Punkt "pflegt" und nährt man damit unter Umständen auch vorhandene Befindlichkeiten. ...
Oder vorhandene Abhängigkeit oder vorhandenes verlangen nach Aufmerksamkeit, bspw. nach dem Motto "schaut nur, wie schlecht es mir geht!" ... Das wäre, wenn keine ernsthafte Problematik damit verbunden ist, dann eine gewisse Form von "Energievampirismus", also unter dieser Bezeichnung gibt es einige Bücher.

Ich fürchte dass es hier in schriftlicher Form nicht möglich ist, solche Inhalte von anderen einfach abgrenzen zu können. Das liegt in der Natur der Sache. Und abgesehen davon ist es auch nicht illegal, sich um ggf. auch unnötige bzw. maßlose Aufmerksamkeit zu bemühen, sofern keine anderweitigen Regeln missachtet werden.

Ein höchst interessanter Ansatz, aber ebenso höchst anspruchsvoll. Das wird interessant, was sich dazu ergibt.
 

TomTurbo

Aktives Mitglied
Ich unterstütze das Anliegen prinzipiell.

Das Problem ist aber: Ich glaube nicht, dass man seitens der Forenleitung die geschützten Räume einschränken sollte. Die Leute haben subjektiv das Bedürfnis, beschützt zu werden. Jemanden, der mich um Schutz bittet, kann ich nicht weg schicken. Das ist ein Unding. Auch wenn objektiv keine Gefahr besteht, bzw. derjenige ohne Schutz besser da stehen würde.

Die Erkenntnis muss von der Person selber kommen.

"Ich brauche den Schutz jetzt nicht mehr" / "Es ist für mich besser, wenn ich mich dem Kampf stelle"

So war es bei dir selber ja auch, oder?
 

Schwänli

Aktives Mitglied
Ich fürchte dass es hier in schriftlicher Form nicht möglich ist, solche Inhalte von anderen einfach abgrenzen zu können. Das liegt in der Natur der Sache. Und abgesehen davon ist es auch nicht illegal, sich um ggf. auch unnötige bzw. maßlose Aufmerksamkeit zu bemühen, sofern keine anderweitigen Regeln missachtet werden.
Es soll auch nicht um Ächtung gehen oder darum, Konzepte zu erstellen, wie genau man am besten vorzugehen hat. Das ist ohnehin ganz schwer und "dynamisch".

Aber eine Diskussion darum finde ich inzwischen angebracht, da ich beobachtet habe, wie vor einigen Jahren diese sogenannten Schutzräume plötzlich großes Thema wurden. Ich selber nehme seitdem eher eine Zunahme von Befindlichkeiten wahr (und weniger "nur" eine gewachsene Sensibiliserung dafür).

Aber stärkt das wirklich? Und ist nicht Stärkung eigentlich das Ziel eines jeden?
 

Schwänli

Aktives Mitglied
So war es bei dir selber ja auch, oder?
Ja, war es. Deshalb richtet sich die Thematik ja auch an die Betroffenen (oder an Interessierte, die sich Gedanken dazu machen wollen, wie man effektive Stärkungen, also Empowerment herstellen könnte) und nur ganz am Rande auch ein ganz kleines bißchen, aber auch nur Gedanken anregenderweise, an die Forenleitung.
Wie ich in dem Ursprungsbeitrag auch geschrieben hatte, habe ich im Verlauf meiner unterschiedlichen Forenkarrieren erst in der letzten Zeit eine Ausweitung der Schutzräume wahrgenommen, die vielleicht beginnt, auch kontraproduktive Effekte mit auslösen zu können.
 
G

GrayBear

Gast
Hier im Forum vor einigen Monaten geschehen: ein pauschalisierender Sprücheklopfer wurde von einer Userin gebeten, seine angriffigen Kommentare zu unterlassen. Er hat dies ignoriert. Daraufhin meldete sie ihn den Mods und seine Beiträge wurden gelöscht. Daraufhin schrieb er ihr mehrere PN´s, mit dem Tenor: "Du weist ja garnicht, was ich Dir antun kann!".

@Schwänli: wenn ich Dich recht verstehe, wurde also dieser User durch die Userin "beeinträchtigt", denn er konnte keine Rückmeldung bekommen, durch die er sich für einen rücksichtsvolleren Umgang entscheiden konnte? Sie hat ihm also die "Chance zur Besinnung" verwehrt, in dem sie zu einer Gegenwehr nicht in der Lage war? Ihre Bitte um Rücksicht hätte Sie also besser unterlassen sollen?

Versteckter Text, Trigger-Gefahr:
Ich muss gestehen, dass ich gerade etwas etwas gegen meine Schnapp-Atmung unternehmen muss. Vielleicht sollte ich mir einfach einen Schwachen nehmen und "es ihm geben"? Denn so gebe ich ihm die Chance, an mir zu wachsen und das ist ja was Gutes, denn es stärkt sie/ihn?

Weist Du, wie sich das anfühlt, gedemütigt zu werden? Kennst Du wirkliche Angst? Und wenn dann einer daher kommt und einfach "den Spieß umdreht" und mal eben meint: "Hättest Dich ja wehren können! Selbst schuld!". "Hättest ja nicht so rumlaufen müssen! Selbst schuld!" oder "Du hast mich dazu gebracht, dass ich so wütend wurde! Selbst schuld!"

Ja, man kann in vielen Momenten über sich hinaus wachsen, das ist wahr. Therapie versucht solche Momente zu schaffen, in denen man eben nicht mehr Fersengeld geben muss, sondern eine andere Entscheidung treffen kann. Oder in dem man begreifen und verstehen lernt, wann und wie es Sinn macht, auf einen groben Klotz einen noch gröberen Keil zu setzen, außer beim Holzhacken oder beim Steine aus dem Weg räumen. Aber kann man das dann auch?

Wenn Du gegen einen Profiboxer antrittst, denkst Du, dass Du nach einigen Runden genug gelernt haben wirst, wie Du Dich behaupten kannst? Glaubst Du wirklich, dass sich der oben erwähnte User von sich aus zurückgenommen hat? Er wurde mehrmals ermahnt. Nun ist er vorsichtiger. Und diese "Beschränkung" siehst Du als problematisch an? Ihm wurde die Chance genommen, noch mehr UserInnen zu "stärken" und ihre Persönlichkeit zu entwickeln? Irgendwie fühlt sich das für mich gerade nach einer XXXXX XXXXX XXXXX XXXX (angebrachte, aber nicht hilfreiche Wortwahl) Schuldumkehr an.

Ein Krankenhaus ist ein Schutzraum, Schulen sollten ein geschützter Raum sein, denn im Streß kann man nicht gut lernen, das zuhause sollte geschützt sein, unsere Straßen sollten sicher sein. Wie sagte Batman während einer Schlägerei: "Das ist keine Bedrohung, das ist Training!". Ja, wie romantisch.

Aber wenn ich diese Stärke nicht habe? Wenn ich nie wie Batman werden kann? Bin ich dann evolutionstechnisches Ausschussmaterial? Und wer entscheidet, ob dieser Übergriff nur eine Übungsrunde im sozialen Austausch von ungleichen Sparringspartnern ist, oder eine fiese Gemeinheit, ein Verbrechen, nur weil es der eine kann und der andere zu einer Gegenwehr nicht in der Lage ist?

Ins kalte Wasser geworfen zu werden ist die beste Methode, um Schwimmen zu lernen und wer das nicht durchsteht, der braucht auch keine zweite Chance? Survival of the fittest? Natürlich ist natürliche Selektion natürlich! Bis die Selektion bei Dir anklopft.

99,9% der Bakterien um uns herum zu vernichten, hat sich als schlechte Idee herausgestellt. Wir haben Waffen entwickelt, mit denen wir Löwen töten können. Wir haben gelernt, uns komfortable Schutzhölen zu bauen, die manche garnicht mehr verlassen wollen. Wir sind zu dem geworden, was wir sind, WEIL wir Schutzräume gebaut haben.

Die Natur hat manchen Tieren Gifte zur Verteidigung gegeben, andere haben große Kraft, wieder andere sind schnell. Wir Menschen haben "nur" unseren Verstand und unsere Beharrlichkeit und unser größter Feind scheint unsere eigene Hybris zu sein. Nein @Schwänli, nicht die Schutzräume sind das Problem, sondern mangelnde Einsicht, fehlendes Mitgefühl und die Faulheit, ein bisschen weiter zu denken, als bis zu unserer eigenen Nasenspitze. Denn dann würde auch der grobe Klotz verstehen, dass seine Dummheit und Kurzsichtigkeit kein "fordern und fördern" sind, sondern einfach nur ein Übergriff, der für ihn Folgen haben kann und sollte.
 
Zuletzt bearbeitet:

Schwänli

Aktives Mitglied
Und diese "Beschränkung" siehst Du als problematisch an?
Nein. Ganz im Gegenteil. Ich schrieb im Einganstext unter anderem auch:
Eine grenzenlose Freiheit, also eine Zügellosigkeit, würde sog. „Reißwölfen“ Tür und Tor öffnen. Skrupellosere oder auch nur robustere oder angstfreiere Menschen würde sie zu stärkeren bis heftigsten Grenzüberschreitungen einladen. Grenzenlosigkeit ist Murks.
Um dann anzuhängen:
(aber) Ab welchem Punkt dürften sich (auch) die positiven Aspekte von Grenzsetzungen eventuell wieder umkehren?
Darum geht es.

Deine Intuition deines Beitrags in allen Ehren, aber das ist nicht die Intuition der hier behandelten Thematik.
Soetwas, was du beschrieben hast, will ich in keinster Weise zur Diskussion stellen.
 

TomTurbo

Aktives Mitglied
Ich finde es wichtig, um wen es geht. Geht es um Opfer von Gewalt? Sexueller Misshandlung?

In diesem Fall ist es aus meiner Sicht ganz klar, dass es geschütze Räume braucht und die gibt es ja auch auf Hilferuf. Und so wie ich die Sache verstehe, stellt die auch niemand in Frage.
Wenn jemand bei falscher Wortwahl einen Flashback kriegt, dann soll niemand sagen "denk auch an den Anderen, der muss sich in der Wortwahl einschränken der Arme".


Aus meiner Sicht geht es um das Mann/Frau Thema.
Dass man Frauen nicht pauschal die Opferrolle zuweist bzw. dass die Frauen auch den Mut haben, diese Rolle ganz entschieden von sich zu weisen.
 

Jusehr

Sehr aktives Mitglied
Ich empfinde die Formulierung des Eingangsbeitrags in den Thread unnötig kompliziert. Vermutlich kann man dasselbe klarer in drei vier einfachen Sätzen ausdrücken?!

Ich befürchte aufgrund der mir diffus erscheinenden Einleitung eine ebensolche Fortsetzung des Threads.
 
G

GrayBear

Gast
@Schwänli: mag sein, vielleicht habe ich Dich falsch verstanden.

So etwas lässt sich wohl besser mit Hilfe eines Beispiels besprechen. Ich hatte eingangs von diesem realen Fall hier im Forum geschrieben. Was wäre Deine Empfehlung? Welche Grenzen sollten gesetzt werden oder wie sollte die Moderation in diesem Fall vorgehen? Nichts tun, damit die Userin nicht in eine Opferrolle gedrängt wird? Ihr anraten, sie solle sich in PN´s wehren? Was wäre aus Deiner Sicht für alle Beteiligten sinnvoll?
 

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