A
Aljona
Gast
Hallo ihr,
hier ein Update, für die, die es überhaupt noch lesen möchten.
Ich habe versucht, während meiner Arbeitsunfähigkeit eine Woche lang ein bisschen zur Ruhe zu kommen. Teilweise habe ich etwas besser schlafen können, doch teilweise war ich doch immer wieder in Gedanken bei der Arbeit. Ich dachte an die Bewohner und hatte ein schlechtes Gewissen. Ich fühlte mich so, als würde ich sie im Stich lassen.
Heute Morgen vor meinem Dienst bekam ich schon einen Anruf von meiner Mutter. Sie sagte aufgeregt, dass sie gerade in der Zeitung gelesen habe, dass inzwischen in der Hälfte der Altenheime in unserer Stadt - und das sind jede Menge - Coronainfektionen aufgetreten sind.
Klar, meine Eltern sind weit über 70 und haben Angst, dass ich sie bei meinen Besuchen bei ihnen infizieren könnte. Außerdem gehöre ich zur Risikogruppe. Ich habe seit meiner Kindheit Bronchialasthma und vor kurzem wurde ein beginnendes Lungenemphysem festgestellt.
Als ich zum Dienst kam, wies uns meine Vorgesetzte auf verschärfte Vorsichtsmaßnahmen hin und erzählte, dass in einem Heim unseres Verbands innerhalb weniger Tage mehrere Bewohner an Covid-19 verstorben sind. Ich erwähnte daraufhin, dass im Moment so viele Heime in unserer Stadt betroffen sind, was man aber nur mit einem Schulterzucken zur Kenntnis nahm. Was mich schon wieder sehr traurig machte, weil es für mich wie Gleichgültigkeit rüberkommt.
Während meiner Arbeitsunfähigkeit ist ganz unerwartet ein Bewohner verstorben, zu dem ich auch einen guten Draht hatte. Das muss ich auch erst mal verdauen. Für mich ist es dann immer erst mal schwer, einfach weiterzumachen wie bisher nach dem Motto "The show must go on".
Der alte Herr freute sich, mich wiederzusehen, auch wenn es ihm gar nicht aufgefallen war, dass ich eine Woche nicht im Dienst war. Ich wollte nicht sofort wieder auffallen, dass ich ihm viel Zeit widme. Daher habe ich den ganzen Morgen andere Bewohner besucht.
Zum Schluss besuchte ich noch den Mitbewohner des alten Herrn, der gerade Mittagsschlaf machte. Dann aber wurde er wach und bat mich, mich noch ein bisschen zu ihm zu setzen. Obwohl ich schon Feierabend hatte, bin ich noch eine halbe Stunde bei ihm geblieben. Ich fühle mich einfach sehr mit ihm verbunden und er tut mir so leid.
Ich merke so richtig, wie er versucht, sich an jemanden zu klammern. Im Gespräch griff er immer wieder nach meiner Hand. Er sagte, er sei sehr glücklich darüber, mich zu haben. Ich war gerührt und antwortete, dass er ja auch ein ganz Lieber sei.
Als ich gehen musste, meinte er, er würde am liebsten den Feierabend mit mir zusammen verbringen. Ich wisse hoffentlich, wie er das meine. Er wirkte wieder traurig und verabschiedete sich mit den Worten: "Aber du ja auch dein eigenes Leben, genau wie meine Tochter". Ich tröstete ihn noch und sagte, vielleicht könne seine Tochter ihn Weihnachten besuchen kommen. Auch versprach ich ihm, ihn nächste Woche wieder zum Friedhof zu begleiten.
Für mich wäre es das schönste Weihnachtsgeschenk, wenn ich ihn an einem der Feiertage zu mir nach Hause einladen könnte! Mir tut der Gedanke daran weh, dass er sein erstes Weihnachten ohne seine Frau allein im Altenheim verbringen wird. Es besteht höchstens die Hoffnung, dass sein Bruder ihn einen Tag zu sich holt.
Irgendwie hat mich das alles wieder runtergezogen und ich bin sehr deprimiert. Zusätzlich noch die Aussicht, diesen Job ab Februar nicht mehr zu haben.
Es fällt immer schwerer, mich zu motivieren und bei allem nie die positiven Gefühle zu verlieren.
Ein Halt jedenfalls ist der Job für mich nicht mehr.
hier ein Update, für die, die es überhaupt noch lesen möchten.
Ich habe versucht, während meiner Arbeitsunfähigkeit eine Woche lang ein bisschen zur Ruhe zu kommen. Teilweise habe ich etwas besser schlafen können, doch teilweise war ich doch immer wieder in Gedanken bei der Arbeit. Ich dachte an die Bewohner und hatte ein schlechtes Gewissen. Ich fühlte mich so, als würde ich sie im Stich lassen.
Heute Morgen vor meinem Dienst bekam ich schon einen Anruf von meiner Mutter. Sie sagte aufgeregt, dass sie gerade in der Zeitung gelesen habe, dass inzwischen in der Hälfte der Altenheime in unserer Stadt - und das sind jede Menge - Coronainfektionen aufgetreten sind.
Klar, meine Eltern sind weit über 70 und haben Angst, dass ich sie bei meinen Besuchen bei ihnen infizieren könnte. Außerdem gehöre ich zur Risikogruppe. Ich habe seit meiner Kindheit Bronchialasthma und vor kurzem wurde ein beginnendes Lungenemphysem festgestellt.
Als ich zum Dienst kam, wies uns meine Vorgesetzte auf verschärfte Vorsichtsmaßnahmen hin und erzählte, dass in einem Heim unseres Verbands innerhalb weniger Tage mehrere Bewohner an Covid-19 verstorben sind. Ich erwähnte daraufhin, dass im Moment so viele Heime in unserer Stadt betroffen sind, was man aber nur mit einem Schulterzucken zur Kenntnis nahm. Was mich schon wieder sehr traurig machte, weil es für mich wie Gleichgültigkeit rüberkommt.
Während meiner Arbeitsunfähigkeit ist ganz unerwartet ein Bewohner verstorben, zu dem ich auch einen guten Draht hatte. Das muss ich auch erst mal verdauen. Für mich ist es dann immer erst mal schwer, einfach weiterzumachen wie bisher nach dem Motto "The show must go on".
Der alte Herr freute sich, mich wiederzusehen, auch wenn es ihm gar nicht aufgefallen war, dass ich eine Woche nicht im Dienst war. Ich wollte nicht sofort wieder auffallen, dass ich ihm viel Zeit widme. Daher habe ich den ganzen Morgen andere Bewohner besucht.
Zum Schluss besuchte ich noch den Mitbewohner des alten Herrn, der gerade Mittagsschlaf machte. Dann aber wurde er wach und bat mich, mich noch ein bisschen zu ihm zu setzen. Obwohl ich schon Feierabend hatte, bin ich noch eine halbe Stunde bei ihm geblieben. Ich fühle mich einfach sehr mit ihm verbunden und er tut mir so leid.
Ich merke so richtig, wie er versucht, sich an jemanden zu klammern. Im Gespräch griff er immer wieder nach meiner Hand. Er sagte, er sei sehr glücklich darüber, mich zu haben. Ich war gerührt und antwortete, dass er ja auch ein ganz Lieber sei.
Als ich gehen musste, meinte er, er würde am liebsten den Feierabend mit mir zusammen verbringen. Ich wisse hoffentlich, wie er das meine. Er wirkte wieder traurig und verabschiedete sich mit den Worten: "Aber du ja auch dein eigenes Leben, genau wie meine Tochter". Ich tröstete ihn noch und sagte, vielleicht könne seine Tochter ihn Weihnachten besuchen kommen. Auch versprach ich ihm, ihn nächste Woche wieder zum Friedhof zu begleiten.
Für mich wäre es das schönste Weihnachtsgeschenk, wenn ich ihn an einem der Feiertage zu mir nach Hause einladen könnte! Mir tut der Gedanke daran weh, dass er sein erstes Weihnachten ohne seine Frau allein im Altenheim verbringen wird. Es besteht höchstens die Hoffnung, dass sein Bruder ihn einen Tag zu sich holt.
Irgendwie hat mich das alles wieder runtergezogen und ich bin sehr deprimiert. Zusätzlich noch die Aussicht, diesen Job ab Februar nicht mehr zu haben.
Es fällt immer schwerer, mich zu motivieren und bei allem nie die positiven Gefühle zu verlieren.
Ein Halt jedenfalls ist der Job für mich nicht mehr.